"Und keinem wird es schlechter gehen...!"
HELMUT "BIRNE" KOHL
VERRÄTER DER DDR-BÜRGER

[Weihnachten 1989: Kohl pflückt die DDR]

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite
REISEN  ZUM  ANDEREN  UFER

Verrat und Verräter im 20. Jahrhundert

Wenn Dikigoros an die "deutsche Wiedervereinigung", d.h. den Zusammenschluß von BRD und DDR im Jahre 1990 denkt, dann fällt ihm zuerst der Satz ein: "Verraten und verkauft". Über Wert verkauft, was die Ossis, pardon, die DDR-Bürger anbelangt, aber verkauft gleichwohl. Andere würden vielleicht an "vergenschert und verkohlt" denken und daran erinnern, daß auch die Wessis, pardon die Bürger der Alt-BRD, verraten - im Sinne von falsch beraten - wurden, weshalb sie diesen Kauf viel zu teuer bezahlt haben.

Als Dikigoros studierte (auf der Schule erfuhr man so etwas damals noch nicht), hatte die Bundesrepublik Deutschland keine Verfassung, sondern nur ein "Grundgesetz", und in dessen Präambel stand auch, warum. Nein, nicht weil die künftigen Berufs-Politiker das Staatsschiff damit auf den Grund setzen sollten, sondern: "... um dem staatlichen Leben für eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben (...) Das gesamte Deutsche (jawohl, groß geschrieben! :-) Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden." Dieser Satz stand da seit Mai 1949, und vier Jahrzehnte später stand er da noch immer herum wie bestellt und nicht abgeholt. Längst war er zum Lippenbekenntnis verkommen, auch bei denjenigen, die sich zum Schein noch auf ihn beriefen, wie dem Kanzler, der anno 1982 mittels einer Intrige, pardon eines "konstruktiven Mißtrauensvotums" - so nennt man das auf Verfassungs-Chinesisch - die Bundesregierung gestürzt und seinen Amtseid auf dieses Grundgesetz abgelegt hatte - so wahr ihm Gott helfe.

Natürlich meinten die "Väter des Grundgesetzes" (die meist schon Großväter waren, denn die Väter waren noch in Kriegsgefangenschaft oder schon darin umgekommen, aber das ist eine andere Geschichte) damals etwas ganz anderes mit "Einheit und Freiheit Deutschlands" als spätere Generationen, denn die "DDR" war noch nicht gegründet in "Mitteldeutschland", und niemand hätte auch nur im Traum daran gedacht, die Saarländer (die sich Frankreich einstweilen unter den Nagel gerissen hatte) oder die Ostdeutschen, also die Ostpreußen, die (Hinter-)Pommern und Schlesier vom wieder zu vereinigenden Deutschland auszunehmen. (Über die Westpreußen und die Ostmärker einschließlich der Sudeten-Deutschen und der Süd-Tiroler konnte man streiten, aber ganz vergessen waren auch die noch nicht.) Das mindeste waren die Grenzen von 1937 - so stand es jedenfalls noch zu Dikigoros' Schulzeiten in den Lehrbüchern. Daß das in Wirklichkeit Leerbücher waren, und die "Väter" der Verfassung in Wirklichkeit Verräter, erfuhren die Deutschen erstmals 1970, als die neue Bundesregierung auf die Gebiete östlich der Oder-Neisse-Linie (und auf Stettin, das westlich der Oder liegt) verzichtete. Aber diesen Verrat meint Dikigoros nicht. (An einem Territorium kann man eigentlich gar keinen "Verrat" begehen, sondern nur an Menschen; und die Menschen aus Ostdeutschland - so sie denn überlebt hatten - waren ja meistenteils als Flüchtlinge nach Westdeutschland gekommen, hatten also mitgewählt und folglich die Regierung, die sie verdienten. Dikigoros hat sie nicht gewählt - aber er stammt auch nicht aus Ostdeutschland, deshalb kann er an dieser Stelle ganz herzlos schreiben, daß das kein großer Verlust war: Ostpreußen war schon seit Jahrzehnten ein Zuschußgebiet gewesen, das nur von Subventionen lebte, Hinterpommern dto., und Schlesien... nun, darüber konnte man damals streiten, heute, da die Polen - oder Polaken, wie sie sich selber nennen - das alte Industriegebiet völlig herunter gewirtschaftet haben, auch nicht mehr. Viel schlimmer war der Verlust von Böhmen und Mähren an die Tschechen - aber das ist eine andere Geschichte. Wie dem auch sei, deshalb hat Dikigoros hier auf ein Kapitel - oder einen Exkurs - "Willy Brandt, Verräter der Ostdeutschen" verzichtet.)

Aber es gab ja noch die anderen Deutschen, die "Mitteldeutschen", wie man sie im Westen nannte, oder die "DDR-Bürger", wie sie ihre Regierung nannte. Nein - sie sich selber nicht; sie sprachen von ihrem "Staat" nur als "Tätärä" (das spricht sich auf Sächsisch, der Umgangs- und inoffiziellen Amtssprache der DDR, "Dädärä", ist also korrekt abgekürzt :-), weil es da keine Westmärker und keine Westautos gab, und nie genügend Bananen. (Es gab auch vieles andere nicht, aber das meiste konnten sie verknusen: Den West-Kaffee schickten die Verwandten aus der BRD - Bananen ging nicht, die hätten beim Transport schlecht werden können und waren deshalb verboten -, und "freie" Wahlen gab es im Westen auch nicht - Liste bleibt Liste -, und wenn, dann hätte man sie nicht essen können.) Außer für die Nomenklatura, versteht sich. A propos verstehen: Die Regierung der "DDR" verstand sich mit der Regierung der "BRD" überwiegend sehr gut - nur ihren blöden Völkern (oder kann/darf/soll/muß Dikigoros hier schreiben: "ihrem blöden Volk"? Oder wollen wir uns auf "ihren blöden Untertanen" einigen?) erzählten sie etwas anderes, denn ein schönes Feindbild hält zusammen, das lehrt die Massenpsychologie, und nichts hat den Patriotismus der "DDR-Bürger" so gefördert wie der Sieg ihrer Fußball-Auswahl gegen die DFB-Auswahl bei der Weltmeisterschaft 1974, der ganze Tonnen von Bananen spar[wasser]te. Daraus zog die DDR-Führung die richtigen Schlüsse, päppelte ihre Sportler auch in anderen Disziplinen auf - zumeist mit Hilfe so genannter "unterstützender Mittel" - und verschaffte der DDR und ihren Medaillen-Gewinnern dadurch Anerkennung in der ganzen [nicht nur Sport-]Welt. Als der Vorsitzende des Staatsrats der Deutschen Demokratischen Republik auf Staatsbesuch in die BRD kam (wozu weiß kein Mensch, denn die West-Pornos, die er und seine Frau so sehr liebten, ließ er sich regelmäßig von einem Mitarbeiter der Stasi aus West-Berlin besorgen, und die Milliarden-Kredite schickte ihm der Ministerpräsident von Bayern frei Haus - nach Abzug einer kleinen Provision für sich selber, versteht sich :-), wurde ihm in Bonn ein roter Teppich ausgerollt, und der "schwarze Riese" (wie ihn seine Anhänger nannten - seine Gegner nannten ihn nur "Birne" und hofften, daß er bald Fallobst würde) drückte ihm zur Begrüßung persönlich die Pfote.

[Honi und Birne]

Aber wie lange hält so etwas vor? Auch andere begannen zu dopen, und die Erfolge der DDR-Athleten auf den Fußballfeldern und anderen Sportplätzen wurden seltener. Das war übel; aber auch von Bananen bleibt man ja nicht ewig gesättigt, sondern man muß beizeiten für Nachschub sorgen. Als dieser Nachschub allzu lange ausgeblieben war - es war im Jahre 1989 - fiel die Mauer, sehr zum Entsetzen vor allem der westdeutschen Politiker. Der fette, korrupte Oberbürgermeister von West-Berlin band sich seinen roten Schal um, eilte den Mauerstürmern entgegen und rief ihnen die beschwörenden Worte zu: "Liebe DDR-Bürger...!" Dikigoros hat den genauen Wortlaut nicht mehr im Ohr, aber die Quintessenz war: "Geht mal schön brav wieder nach Hause, wo Ihr hin gehört." Das war klug gedacht; aber er gehörte halt einer Partei an, die damals in der Opposition saß, da ist es leicht, kluge Sprüche zu klopfen. Die Regierenden dagegen hatten jetzt ein echtes Problem: Die Ossis gingen plötzlich in Leipzig und anderswo auf die Straßen und schwenkten vor den Fernsehkameras Spruchbänder mit Aufschriften wie "Wir sind ein Volk" oder "Kommt die DM bleiben wir, kommt sie nicht gehn wir zu ihr".

[Wir sind ein Volk - wir auch!]

Das war nichts geringeres als die Androhung einer Invasion von 17 Millionen Kostgängern - dagegen waren die 6 Millionen Türken und Kurden (von denen immerhin einige noch arbeiteten) "peanuts"! Die Ossis wählten denn auch einen neuen Staatsratsvorsitzenden, pardon Ministerpräsidenten (wozu weiß kein Mensch, denn da es sich um einen Inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi handelte... aber lassen wir das); und als er nach Bonn kam, wurde auch ihm dort ein roter Teppich ausgerollt, und der "schwarze Riese" drückte auch ihm zur Begrüßung persönlich die Pfote.

[Kohl und die Misere]

Was sollte man nun dem dummen Wahlvieh, pardon Wahlvolk in Ost und West - vor allem aber den Ossis, die ja noch an Wahlversprechen glaubten - beim anstehenden Wahlkampf erzählen? Nun, Ihr habt ja schon die Titelzeile gelesen, obwohl die eigentlich zur Beschwichtigung derjenigen Wessis gedacht war, die das Verhängnis kommen sahen, für die die DDR ein Faß ohne Boden war, die früher oder später auch die Alt-BRD mit in den Abgrund reißen mußte. Mußte sie wirklich? Ach was, liebe Leser, die Vereinigung von BRD und DDR hätte, zumindest wirtschaftlich gesehen (und alles andere wäre dann schon nachgekommen), eine Erfolgs-story sonder gleichen werden können, wenn nicht die Regierungsbonzen gewesen wären, wie sie waren. (Wohlgemerkt: die Bonzen der anderen Parteien hätten es auch nicht besser gemacht, eher noch schlimmer; aber es gab genug warnende Stimmen, die sagten, wie es besser gegangen wäre - es wollte bloß niemand auf sie hören.) Gewiß, die DDR-Wirtschaft war marode, ihre Anlagen veraltet, ihre Mitarbeiter schlecht motiviert, und ihre Absatzmärkte im Osten "brachen weg", wie man bald allenthalben lesen konnte. Pardon, was taten die? Hier muß Dikigoros an eine alte Persiflage auf dumme Redewendungen im "Aktuellen Sportstudio" zurück denken: "Da hängt schon wieder ein Tor in der Luft!" - dazu wurde ein in der Luft schwebendes Fußballtor gezeigt. "Und nun bricht der Stürmer in der Mitte durch!" - dazu wurde eine Puppe gezeigt, die in der Mitte durchbrach usw. "Fehlt nur noch," kommentierte Dieter Kürten, der damalige Moderator, "daß jetzt die Rothosen hinten dicht machen und vorne langsam laufen lassen." Eben, so war es auch nach der "Wieder"-Vereinigung: Die ehemals "roten" Betriebe im Osten wurden dicht gemacht, so daß dort bald tote Hose war, und die Pissnelken im Westen ließen alles langsam weiter laufen wie bisher. Dabei war kein einziger Markt im Osten "weg gebrochen" - im Gegenteil: Die Käufer standen Schlange und warteten nach wie vor begierig auf Wertarbeit "made in GDR", aber die deutschen Toren ließen sie in der Luft hängen, denn über Nacht hatten sie die Preise auf das fünffache (!) erhöht - und das konnte und wollte niemand mehr zahlen. Wie konnte es dazu kommen? Nun, von nichts kommt nichts, also müssen wir fragen: Was haben die Politiker da angerichtet und warum?

Machen wir erstmal eine Bestandsaufnahme: Zu Beginn der 90er Jahre stand die Weltwirtschaft am Beginn der so genannten "Globalisierung". Das bedeutete, daß immer mehr Unternehmen der Industriestaaten versuchten, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, indem sie ihre Produkte nicht mehr zu hohen (vor allem Lohn-)Kosten im Inland herstellen ließen (die alte Methode, billige ausländische "Gastarbeiter" einzuführen und zu Hungerlöhnen auszubeuten, hatten die Gewerkschaften - die sich gegen "Lohndumping" wehrten - mittels der Durchsetzung des gleichen Lohns für alle konterkariert), sondern sie zunehmend in die "Billiglohnländer" der Dritten Welt verlagerte,die Produkte dann von dort importierte und - billig und dennoch mit gutem Gewinn - im Inland verkaufte. Das wirkte auf den ersten Blick bestechend, ja genial, barg aber auf die Dauer ungeheure Risiken: Jene Länder der "Dritten Welt" waren meist politisch instabil und unberechenbar; dort zu investieren konnte bedeuten, daß man über Nacht enteignet wurde oder daß ein Bürgerkrieg alles zerstörte - nicht mal der mächtige Arm der USA konnte das immer verhindern, wie zahlreiche Ereignisse, z.B. in Lateinamerika, in Afrika und im Iran, gezeigt hatten. Und im gerade auseinander brechenden Ostblock oder gar in Rotchina zu investieren, erschien fast noch riskanter. Es gab 1990 nur einen Staat auf der Welt, der die Möglichkeit hatte, alle Vorzüge der Billiglohnproduktion auszunutzen, ohne dabei eines der vorgenannten Risiken einzugehen, und das war - die Groß-BRD: Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR hätten ihre Betriebe 100% sicher produzieren können, zu Preisen wie im Ostblock, aber in besserer Qualität, und dazu noch ohne Transportkosten! Binnen 10-15 Jahren hätten sich die neuen Bundesländer zum Exportweltmeister gemausert und langsam, aber sicher einen fundierten Wohlstand aufgebaut, der selbst tragend gewesen wäre, d.h. ohne das westdeutsche Budget ernsthaft zu belasten. Die einzige Bedingung dafür wäre gewesen, die Währungsunion auf der Basis 1:5 durchzuführen, einschließlich der Löhne und Gehälter. Wäre das schlimm gewesen für die Ossis, für nur 20% des West-Lohns zu arbeiten, wie es dem realen Wert des Alu-chips entsprochen hätte? Ach was, die Ossis waren doch zuletzt sogar bereit, auf dem Schwarzmarkt 10:1 zu zahlen - sie wären für 5:1 dankbar gewesen, und das mit Recht: Ihre Ost-Mieten wären ja weiter niedrig geblieben - im Schnitt weniger als 10% der Westmieten -, und die übrigen Lebenshaltungskosten dto. Deutschlands FeindeFreunde in aller Welt machten sich schon große Sorgen - in den USA wurde Dikigoros wiederholt gefragt, ob nun das "4. Reich" käme (darunter verstanden die Angelsachsen wohlgemerkt nichts Politisches - das war ihnen wie immer sch...egal -, sondern eine gefährliche wirtschaftliche Konkurrenz). England und Frankreich wollten - wie schon 1914 und 1939 - einen neuen Weltkrieg gegen Deutschland entfesseln; Mitterrand und Thatcher scheiterten nur an der Kriegsunwilligkeit der USA und der UdSSR. Ersatzweise handelten sie den Vertrag von Maastricht aus, den der französische Präsident - mit Recht - als "Versailles ohne Krieg" bezeichnete, da er die politische Unterdrückung und wirtschaftliche Ausbeutung Deutschlands durch seine FeindeEU-Partner dauerhaft festschrieb. Daß es da bald nichts mehr auszubeuten geben würde, ahnte damals noch niemand - und konnte es auch nicht; denn all die Neunmalklugen, die "schon immer gewußt" hatten, daß das mit der "Wiedervereinigung" nichts werden konnte, irrten - es hätte, und wie! Warum kam es dann nicht zu jenem Wirtschaftswunder, das die einen erhofften, die anderen fürchteten?

Nun, die Ossis ließen sich einreden, daß sie alles sofort haben mußten: Die Farbfernseher und Videorecorder, die Westautos und Westreisen usw., und das ging eben nur über eine Währungsunion auf der Basis 1:1, verbunden mit ungeheuren Finanztransfers der Wessis ohne konkrete Gegenleistungen der Ossis. Nun, da mehr als 15 Jahre seit jener unseligen "Wirtschafts- und Währungsunion" vergangen sind, können wir feststellen, was aus jenen Transfer-finanzierten Sofort-Errungenschaften geworden ist: Schrott. Und was haben sie gekostet? Ganz einfach: die Ex-DDR ihre gesamte produktive Wirtschaft, und die Alt-BRD die gesamten Reserven, die sich ihre Bevölkerung in vier Jahrzehnten nach dem Krieg mühsam erarbeitet hatte. Alles futsch - für nichts und wieder nichts. Aber warum hatte man - warum hatten die Wessis - den Ossis das eingeredet? Wer hatte ein Interesse an dieser verfehlten Politik? Ja, liebe Anti-Semiten, Dikigoros kennt Eure These, daß Helmut Kohl nicht besonders doof, sondern besonders hinterhältig war, ein Jude, der richtig Kohn hieß und angetreten war, um Deutschland zu ruinieren - wofür er sogar einen israelischen Orden bekam -, und daß Angela Merkel richtig "Sarah Israel Merkel" heißt usw. usw. Aber vergeßt es - was hätte der Staat Israel, was hätte die weltweite Judenlobby davon, wenn ihr Hauptgeldgeber ruiniert würde? Wer würde sich, wenn der BRD-Geldstrom versiegte, sonst so schön schröpfen lassen? Eben, niemand. Nein, es waren ganz andere Lobbyisten, die hinter Kohls Politik standen, und deren Auftraggeber hatten durchaus Vorteile davon. Sie saßen, um es vorweg zu nehmen, in der deutschen Exportwirtschaft. Warum denn sich auf den Globalisierungs-Wettkampf oder auch nur auf den mit der Ost-Industrie einlassen, wenn es soviel einfacher ging? Durch die 1:1-Umstellung der Löhne und Gehälter wurden erstmal alle Ost-Betriebe ruiniert. Das war klar (auch jeder West-Betrieb, der seinen Mitarbeitern auf einen Schlag 400% mehr Lohn hätte zahlen müssen, wäre ruiniert gewesen), und das war so gewollt. Die Konkursmasse konnten sich die West-Unternehmen dann billig unter den Nagel reißen, und die Absatzmärkte dazu. Nein, nicht die alten Exportmärkte im Ostblock - die gedachten sie vielmehr selber zu beliefern, auf Pump zu Hochpreisen, die von Bundesbürgschaften, also dem Steuerzahler, gedeckt wurden -, sondern in der Ex-DDR selber! Das mit der Kaufkraft war kein Problem - die wurde einfach künstlich "nach drüben" geschaufelt: Wer im Staatsdienst "arbeitete" bekam gleich genügend Gehalt, und die Renten wurden noch stärker als 1:1 erhöht (bis sie im Schnitt über denen der blöden Westrentner lagen, die das alles durch ihre Beiträge finanziert hatten), und selbst ein Arbeitsloser, Umschüler oder ABM-ler hatte noch mehr als er bei einer 1:5-Umstellung in einem ordentlich arbeitenden Betrieb verdient hätte. Die Westfirmen machten Milliarden-Umsätze (und -Gewinne) in Mittel-, pardon "Ost-"Deutschland - und alles auf Kosten der Steuerzahler West. Diese Unternehmen verkörperten all das Schlechte am Kapitalismus, das man den DDR-Bürgern immer erzählt hatte - und was sie erst nicht glauben wollten. Waren sie wirklich so dumm? Pardon, liebe Leser, die Wessis haben es doch in ihrer Mehrheit auch nicht gemerkt - bis es zu spät war und das Kind in den Brunnen gefallen. Heute macht das Schlagwort die Runde, die deutsche Einheit sei ein "Super-GAU" gewesen - als ob die etwas dafür konnte! Sie war vielmehr eine Chance zu einem neuen Wirtschaftswunder, die nicht genutzt wurde, und was das schlimmste ist: es war eine einmalige Chance, denn solche Konstellationen kehren nicht wieder, und die verpfuschte Währungsunion läßt sich ja auch nicht mehr korrigieren, geschweige denn rückgängig machen. (Deshalb sind all die klugen Ratschläge, was man im Nachhinein noch retten könnte, müßig: Lohnkürzungen im Osten lassen sich politisch nicht mehr durchsetzen - zumal ja auch die Lebenshaltungskosten auf Westniveau gestiegen sind, anders als noch 1990 -, und faktisch wohl auch nicht, denn die Ossis würden dann in noch größerem Umfang als bisher der Ex-DDR den Rücken kehren und nach Westen auswandern - schon jetzt entvölkern sich ganze Landstriche in Mitteldeutschland, danau das, was Adenauer und Ulbricht durch den Bau der Berliner Mauer verhindern wollten. Im übrigen haben auch die westdeutschen Unternehmen Mitteldeutschland längst den Rücken gekehrt und sind in die "Dritte Welt" ausgewandert; die "Globalisierung" - vor deren Folgen uns die "Wiedervereinigung" im Falle einer vernünftigen Finanz- und Währungspolitik hätte retten können - ist über den "Standort Deutschland" hinweg gezogen wie ein Heuschreckenschwarm und hat nichts als Ruinen hinterlassen. Ruinen, geschaffen ohne Waffen, und Ruinen, aus denen unsere Generation nicht mehr auferstehen wird.)

War es denn nur die verfehlte Währungsunion, Lohn- und Rentenangleichung 1:1? Nein, es kamen noch viele weitere Fehler hinzu, die aus einer völlig falschen Einschätzung der außenpolitischen und außenwirtschaftlichen Lage resultierten. Den Maastricht-Vertrag hatte Dikigoros schon erwähnt - die BRD-Regierung hätte sich darauf nicht einlassen müssen und nicht einlassen dürfen, denn die EU-Länder alleine hätten wie gesagt keinen Krieg gegen Deutschland riskiert. Und den Sowjet-Russen hätte man keine Milliarden und Abermilliarden für ihre "Transfer-Rubel" in den Rachen zu stecken brauchen - die waren so froh, die DDR los zu sein, daß sie sogar noch etwas drauf gelegt hätten. (Z.B. die deutschen Ostgebiete in den Grenzen von 1937, wie wir inzwischen wissen - aus den Memoiren des Dolmetschers von Gorbatschow, der bereit war, die Polen in einer letzten Kraftanstrengung des "Warschauer Paktes" zu deren Abtretung zu zwingen; aber was hätte die BRD mit jenen völlig ruinierten Gebieten anfangen sollen, und dazu womöglich noch mit Millionen polnischer Kostgänger, die man ja nicht so einfach hätte vertreiben können wie die das umgekehrt getan hatten, als sie 1945 blühende - vom alliierten Bombenterror nicht erreichte - Landschaften und Industrien übernahmen?) Und die staatlichen Investitionen vor allem in den öffentlichen Sektor hätte man sich auch verkneifen können; es hätte genügend private Investoren gegeben - wenn man sie nur gelassen hätte! Die meisten einst Enteigneten - oder ihre Nachkommen - wären bereit gewesen, die herunter gewirtschafteten Klitschen wieder zu übernehmen und wirtschaftlich auf eigene Kosten zu sanieren, wenn man sie nur ge-, d.h. ihnen die Konkursmasse über-lassen hätte! Aber da war der "Einigungsvertrag" vor, der die Enteignungen als endgültig festschrieb - jetzt liegen die meisten Immobilien ungenutzt herum... Auch den heute so notleidenden Norden der Ex-DDR hätte man im Handumdrehen sanieren können: Bei einer Währungsunion auf der Basis 1:5 und entsprechenden Preisen wären die ebenso urlaubswütigen wie geizigen Wessis in den nächsten Jahr[zehnt]en in den Ferien nicht mehr nach Spanien oder in die Türkei gereist, geschweige denn in die "Dritte Welt" (erstens kannte man die ja schon, und zweitens wurde dort auch alles teurer - und immer gefährlicher), sondern an die Ostsee (oder ins Erzgebirge, auch gut)! Nein, es hätte wirklich niemandem schlechter gehen müssen - wenn nur die richtige Politik gemacht worden wäre. Ihr meint, Hitler sei der Totengräber Deutschlands gewesen? Ach was, als der abtrat, war der vermeintliche Leichnam nur scheintot. Erst Kohl hat den Deckel zugemacht und Deutschland so lebendig begraben. Noch einmal die Frage: Warum? Haben ihn die westdeutschen Exportunternehmen bestochen? Aber hätte das gereicht? Und wäre das nicht früher oder später heraus gekommen? Und hätten dann nicht noch viel mehr Entscheidungsträger bestochen werden müssen? Nein, liebe Leser, es gab nur einen Grund: Kohl & Co. verkauften die Zukunft Deutschlands für das Linsengericht einer gewonnenen Wahl, und um die zu gewinnen wurden die Wähler (vor allem die Wähler Ost) halt systematisch belogen und betrogen - um nicht zu sagen bestochen, mit Blech und Elektronik. Die Wahl brachte ihnen 2x4 Jahre Regierungsmacht, Blech und Elektronik hielten nicht viel länger; aber ganz Deutschland war auf Jahrzehnte hinaus ruiniert. Ihr mögt das "korrupt" nennen oder "machtgierig" oder sonstwas, liebe Leser; aber im Grunde genommen liegt der Fehler im System. Es ist nichts weiter als der Preis der Parteien-Demokratie (in deren Genuß zu gelangen die Ossis ja angeblich ihre "friedliche Revolution" gemacht hatten), die darin besteht, die Untertanen von allen politischen Entscheidungen auszuschließen und sie lediglich alle paar Jahre ein Kreuzchen auf einer vorgegebenen Wahlliste machen zu lassen (ohne selbst die Möglichkeit, einzelne Kandidaten zu streichen, wie das in der DDR der Fall gewesen war) und dann am Fernseher zuschauen zu lassen, was die solcherart "Gewählten" daraus für eine Regierung zusammen kungelnkoalieren. Viele Ossis - und nicht nur die - fragen sich inzwischen, ob dieser Preis nicht zu hoch warist.

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In der neuen Präambel zum Grundgesetz der, nein für die Bundesrepublik Deutschland steht seit 1990 - unter dem Datum "23. Mai 1949", also ohne daß die Veränderung kenntlich gemacht worden wäre: "... hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben. (...) Die Deutschen (...) haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk." Fünfzehn Jahre später verkündete die Nachrichtensprecherin eines staatlichen Fernsehsenders anläßlich der Diskussion um irgendeine Filmpreis-Verleihung mit unbewegter Miene: "Deutschland ist für den Untergang nominiert." Dem wagt Dikigoros nicht zu widersprechen.

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