Manstein - Der Geist von Saporoshje

(DER SPIEGEL 14/1952 vom 01. April 1952)

Bilder, Anmerkungen u. Links: Nikolas Dikigoros

"Ich habe versucht, das Beweismaterial aus Ost und West objektiv zu studieren und ich glaube, daß die deutsche Wehrmacht sich mindestens ebenso gut benommen hat, wie nur irgendeine Armee, die ihr gegenüberstand - ausgenommen vielleicht unsere eigene -, und weit besser als die Armeen von einigen unserer Alliierten." (Anm.: Das "vielleicht" würde Dikigoros durch "ganz bestimmt nicht" ersetzen.)

So Reginald Theodor Paget, Labour-Abgeordneter im Londoner Unterhaus aus dem Wahlbezirk Northhampton. Der hagere, ausgediente Oberleutnant der Royal Navy, im Zivilberuf angesehener Rechtsanwalt, macht sich nichts daraus, daß ihn seine Parteigänger wegen solcher Erklärungen shocking finden.
Er trägt mit Stolz den Titel »The Queen's Counsel", aber ebenso mit Anstand, daß man ihn wie manchen seiner Vorfahren, die kauzige Ärzte, absonderliche Advokaten und verschmitzte Kaufleute waren, »the mad Paget« (den verrückten Paget) nennt.
Eine Verrücktheit vom Standpunkt der Barrister - der Advokaten, die als einzige in England vor den hohen Gerichten plädieren dürfen - war es schon, daß Paget 1949 unentgeltlich die Verteidigung des letzten Deutschen übernahm, der wegen »Kriegsverbrechen« vor ein britisches Sondertribunal gestellt wurde.

Dieser letzte Deutsche - nach Ansicht des britischen Militärkritikers Liddel Hart »der fähigste aller deutschen Generale« - war der Festungsknacker von Sewastopol, Generalfeldmarschall a.D. Fritz Erich von Lewinski, genannt von Manstein. Er wurde, trotz Paget, zu 18 Jahren K.V.-Haft verurteilt. Später ist dann das Strafmaß auf 12 Jahre herabgesetzt worden.
Während der Feldmarschall, vom grauen Star halb geblendet, eine 5x4 Meter große Zelle im Kriegsverbrecher-Sonderbau des Zuchthauses von Werl bei Soest bezog, führte sein britischer Anwalt weiter einen mutigen Feldzug für seinen Kriegsverbrecher.
Als neue Waffe benutzt er jetzt sein hochbrisantes Buch »Manstein - his Campaigns and his trial« ("Manstein - seine Feldzüge und sein Prozeß"), das vor einigen Monaten in London erschien und im April nun auch in deutscher Übersetzung beim Limes-Verlag in Wiesbaden herauskommt.

Für die kühlen englischen Kritiker von rechts und links hat sich Paget mit seinem Buch im Hechtsprung in einen Siedekessel heißer Empörung und wilder Übertreibung gestürzt. Für ihn wird Manstein ein Held, ein Idol, ein Mann, der nichts Falsches oder Ehrloses getan haben kann. Sein rhetorischer Stil ruiniert seine Argumente.

Manstein selbst durfte Pagets Buch offiziell nicht lesen. Als es ihm ein Freund nach Werl schickte, wies es die Postkontrolle zurück. »Daß er es dennoch vor dem Druck Seite für Seite gelesen hat, ist eine andere Sache«, lächeln seine Vertrauten.
Der hagere Aristokrat mit den stets geröteten kranken Augen ist für die britischen Wächter in Werl, wo noch 145 »Kriegsverbrecher« sitzen, der schwierigste Kunde. Alles muß seine Ordnung haben, oder es gibt Krach.
Mit Frühgymnastik, Seilspringen und Steinstoßen während des erlaubten Aufenthaltes im »Generalsgarten« hielt er sich so elastisch, daß U.S. Major Novrocky von der »History of War«-Division in Karlsruhe bis jetzt regelmäßig bei ihm abblitzte.

Major Novrocky steigt alle vier Wochen in den Kerker, um das »Arbeitsergebnis« der »Kriegsverbrecher« Kesselring, Simon und von Mackensen abzuholen und neue Generals-Themen anzuregen.
Gefragt sind Erfahrungsberichte der eingekastelten deutschen Generale, z.B. über Taktik bei Nachtgefechten, über Winterkrieg, verlustlose Rückzugsbewegungen, Nachschub und Versorgung. Leiter des »historischen Teams« ist Feldmarschall a.D. Kesselring.
Rußland-Spezialist und verhinderter Generalstabschef von Manstein könnte manche Expertise liefern, aber er tut es aus Prinzip nicht - ebensowenig wie Mithäftling Generaloberst a.D. von Falkenhorst, letzter deutscher Oberbefehlshaber in Norwegen. Er tut es nicht, obwohl Frau Jutta Sybille von Manstein, geborene von Loesch, die sich in Allmendingen bei Ulm mit der Bemalung von Lampenschirmen ernährt, die Honorare der US-History-of-War-Division sehr gut gebrauchen könnte.
Der alte Querkopf beugt sein markantes Aristokraten-Gesicht über seine eigene Geschichtsschreibung. Er kann seine Memoiren erst dann veröffentlichen, wenn Pagets Trommelfeuer, im Zusammenwirken mit dem Kanzler-Vorstoß für eine Generalamnestie der KV-Häftlinge, Erfolg hat. (Mister Paget schlug vor, in die interalliierte Kommission, die für die Überprüfung der KV-Urteile gebildet werden soll, UNO-Offiziere mit Korea-Erfahrung zu delegieren.)
Inzwischen kultiviert Erich von Mansteins schriftstellernde Adoptivschwester, Baronin Martha von Freyberg-Eisenberg-Allmendingen, auf Schloß Allmendingen den Familienmythos des enterbten Offiziersadels mit einem Essay »Eli und ich« - gemeinsame Kindheitserinnerungen.

Über der Jugend des 1887 geborenen Generalssohnes (Anm. Dikigoros: Sein Vater war damals erst Oberst) Fritz Erich von Lewinski (Koseform Eli) liegt Kasernenhofstaub, Platzpatronenrauch und der Zauber der Montur. Mutter Helene von Lewinski, geb. von Sperling (Anm. Dikigoros: eine "Schickse", daher ist ihr Sohn nach mosaïschem Recht kein Angehöriger des "auserwählten Volkes") überließ ihren zehnten Sprößling sehr bald ihrer Schwester, deren Ehe mit General von Manstein kinderlos geblieben war.
Der Generalsonkel (Anm. Dikigoros: Auch v. Manstein war damals erst Oberst) adoptierte ihn. Schon im Spielalter kommt Eli als Kadett nach Plön und nach sechsjährigem Elementarschliff als Fähnrich zum 3. Garderegiment zu Fuß nach Berlin, wo sein anderer Generalsonkel, Paul von Hindenburg (Anm. Dikigoros: Ehemann einer Cousine seiner Mutter und Adoptivmutter), seine Karriere begonnen hatte.

16 unmittelbare Vorfahren waren ausnahmslos Generale im Dienste des Kaisers, des preußischen Königs oder des russischen Zaren. Die Ahnenreihe reicht bis zu den Ordensrittern Winrichs von Kniprode. Große Güter in Wiltischen (Kreis Gumbinnen) und Kaukern (Kreis Insterburg) waren einst Grundbesitz der alten Offiziersfamilie. Den preußischen Schwertadel lockte der Osten wie den Cäsar das Bett der Kleopatra.
Die Generale haben Schlachten geschlagen, aber Politik war nicht ihre Sache. Bekennt Erich von Manstein in seinem Lebenslauf: »Aus persönlicher Neigung und aus der Tradition meiner Familie war ich konservativ eingestellt. Die Demokratie der Weimarer Republik konnte mir keinen großen Eindruck machen [...] Als der Reichspräsident im Jahre 1933 Hitler zum Reichskanzler gemacht hatte, bin ich zunächst von den Leistungen der Partei beeindruckt gewesen. Ich gebe ehrlich zu, daß Hitler mich zuerst stark beeindruckt hat.«

Mansteins Herz und sein mathematisch geschulter Verstand gehört dem Generalstab. Schon im ersten Weltkrieg trägt er karmoisinrote (Anm. Dikigoros: Dieses Wort gibt es weder im Deutschen noch im Französischen: Auf Deutsch heißt es "karmesinrot", auf Französisch "cramoisin") Streifen an den Hosen. (Anm. Dikigoros: Er war Hauptmann i.G.) 1936 sitzt er als stellvertretender Generalstabschef unter Generaloberst Beck beim Oberbefehlshaber des Heeres, Generaloberst von Fritsch.
»Vorher war ich Chef der Operationsabteilung im Generalstab des Heeres, also der Abteilung, die im Kriege die Führung der Operationen und im Frieden die Aufmärsche zu bearbeiten hatte.«
Als der hagestolze Sonderling von Fritsch wegen einer Intrige aus dem Oberkommando stolpert, gehen alle Repräsentanten des alten Seecktschen Kurses - auch Beck und sein Stellvertreter Manstein, der als Kommandeur der 18. Infanteriedivision in Liegnitz kaltgestellt wird.
Die von Hitler befürchtete Generalsrevolte aber bleibt aus. Der Gefreite triumphiert vor seinen SA-Rabauken: »Nun weiß ich, daß jeder General entweder feige oder dumm ist.«

Er muß sich revidieren, als 1939 Polen offen steht, revidieren zumindest in der Bewertung von Manstein. Der liefert als Generalleutnant und Stabschef der Heeresgruppe Süd (von Rundstedt) das erste Beispiel für sein Operationstalent: 170.000 Polen werden durch seinen Umklammerungsplan zwischen Kutno und Sandomir im großen Weichselbogen eingekesselt.
Dann assistiert er Generaloberst von Rundstedt im Westen und macht sich hier bei Halder und OB. von Brauchitsch mit einem neuen Plan unbeliebt.
Während der zwischen Kriegs- und Umsturzplänen hin- und hergerissene Generalstabschef Halder die Westoffensive nach alter Schlieffen-Art - den rechten Flügel stark - vorbereitet, opponiert Manstein, eckig wie immer: man müsse den Franzosen einmal anders kommen.
Die Tour des alten Herrn von Schlieffen sei keine Überraschung mehr für sie. Sein Plan: Panzerdurchstoß durchs Ardennenloch in Richtung Sedan und den gepanzerten Stoßkeil so tief gliedern, daß man keine Sorgen um die Flanken zu haben braucht.
Schließlich schickt Halder, der erste Bayer und Katholik, der Generalstabschef des Heeres war, den unbequemen Mahner Manstein nach Stettin. Er soll dort ein neues Armeekorps aufstellen und sich nicht um höhere Kriegführung kümmern.

Inzwischen hatte aber Führer-Adjutant Schmundt bei einem Besuch in Rundstedts Hauptquartier schon den Manstein-Plan entdeckt und ihn Hitler unterbreitet, der wegen der Vorfeldgeplänkel argwöhnisch schimpft: »Diese Generale wurzeln in überholten Begriffen. Ihnen fallen keine Listen mehr ein. Sie hätten mehr Karl May lesen sollen.«
Bei der nächsten Lagebesprechung mit Brauchitsch und Halder zieht Hitler plötzlich, wie von einer Inspiration erleuchtet, mit einem Grünstift auf der Karte Straßenzüge nach, die in der von Manstein vorgeschlagenen Stoßrichtung auf den Kanal bei Boulogne und Abbéville zuführen. Das sei doch ein sehr verlockender Ansatz für den Hauptstoß.
Der Oberbefehlshaber des Heeres und sein Generalstabschef tun erstaunt über den »operativen Blick des Führers« und akzeptieren jetzt ohne Widerrede den Ardennen-Plan, innerlich kochend vor Zorn auf Manstein, den Hitler bald darauf zum General der Infanterie befördert.
Im Führerhauptquartier erzählt Hitler: »Von allen Generalen, mit denen ich über den neuen Plan im Westen sprach, war Manstein der einzige, der mich verstand.« (Nach einer Schilderung von General a. D. Warlimont, dem ehemaligen stellvertretenden Chef des Wehrmacht-Führungsstabes, in Liddel Harts Buch: »Jetzt können sie reden.")
Der Manstein-Plan erwies sich als ein Meisterstück.

Manstein steht hoch in Ansehen, als andere Generalstabsoffiziere im ersten Rußland-Winter ahnungsvoll in den Erinnerungen von Caulaincourt, dem Großstallmeister Napoleon Bonapartes, blättern und mit den Rückzugsverlusten auch das erste große Generalssterben beginnt:
Generaloberst Guderian und Feldmarschall von Bock abgelöst, Panzergeneral Hoeppner wegen Feigheit aus der Armee ausgestoßen (nach dem 20. Juli 1944 als Verschwörer aufgehängt), Halder als Generalstabschef abgesägt. Heeres-OB von Brauchitsch tritt wegen Herzattacken ab.

Niemand kann nun Hitler hindern, sich selbst zum Oberbefehlshaber des Heeres zu machen. (Anm. Dikigoros: Was von der heutigen Geschichtsschreibung gerne verschwiegen wird: Hitler wollte im Herbst 1941 bei Einsetzen der Schlammperiode den Vormarsch einstellen und die Truppen in sichere Winterquartiere zurück ziehen, um die Offensive erst im nächsten Frühsommer fortzusetzen. Seine tapferen Generäle redeten ihm das aus und versprachen ihm, noch im selben Jahr "rechtzeitig" bis Moskau vorzustoßen und den Krieg siegreich zu beenden. (Hitler hörte auf sie, weil im Vorjahr auch General Dietl sich in Norwegen seinem Rückzugsbefehl widersetzt und dabei Erfolg gehabt hatte.) Das Resultat ist bekannt. Hitler schäumte vor Wut ob der furchtbaren Verluste an Menschen und Material und hatte fortan jegliches Vertrauen in "die Generäle" verloren. Darum schaßte er sie und machte sich selber zum OB.) »Das bißchen Operationsführung kann jeder. Die Aufgabe des OBdH ist es, das Heer nationalsozialistisch zu erziehen. Ich kenne keinen General des Heeres, der diese Aufgabe in meinem Sinne erfüllen könnte.«

Nur die Admirale haben gute Zeiten, denn Hitler versteht nichts vom Seekrieg (Anm. Dikigoros Raeder und Dönitz leider auch nicht viel mehr - aber das steht auf einem anderen Blatt), während er vom Land-Krieg alles zu verstehen glaubt.

»Wenn wir ihm Manstein als Chef eines großen Generalstabes für alle drei Wehrmachtsteile unterschieben könnten«, konspirieren die jungen Stabsoffiziere im Wehrmacht-Führungsstab. Aber Jodl sieht es realistisch: Eine Zusammenarbeit Hitlers mit Manstein sei bei dessen eckigem Wesen völlig ausgeschlossen. Die beiden würden sich schon nach 24 Stunden in die Haare geraten.

Inzwischen hat Hitler dem zum General der Infanterie avancierten Manstein das Kommando verordnet, dessentwegen er heute in Werl sitzt. Er soll nach dem Juden-Massaker, das Antonescus Rumänen in Odessa anrichten, mit der 11. Armee die Krim erobern.
Um die Stützpunkte der sowjetischen Schwarzmeer-Flotte entbrennt ein grausamer Kampf. In Feodosia werfen die Russen bei einem Gegenstoß im Dezember 1941 nach geglückter Truppenlandung die in einem Lazarett zurückgelassenen deutschen Verwundeten an den Strand, wo sie bei 30 Grad Kälte im Salzwasser erfrieren. (Anm. Dikigoros: Wie meinen? Bei -30° - die es auf der Krim noch nie gegeben hat, nichtmal im tiefsten Winter - würde sogar Salzwasser gefrieren, und zwar so fest, daß man niemanden durch das Eis hineinwerfen könnte!)
In Eupatoria zetteln bewaffnete Kommunisten einen Aufstand an. Manstein-Verteidiger Paget: »In diesen Kämpfen sind die in der Anklage erwähnten 1.200 mit der Waffe in der Hand ergriffenen Partisanen erschossen worden« (siehe Auszug aus Pagets Buch auf Seite 13).

Am 1. Juli 1942 fällt endlich die natürliche Seefestung Sewastopol. Super-Ari auf Eisenbahnlafetten, mit der vorher eigentlich Gibraltar beschossen werden sollte (schwerstes Geschütz »Thor« 82 cm Kaliber), und Stukas hatten die Felsenforts sturmreif gemacht.
Im Süden beherrschte das große Fort Maxim Gorki II die feindlichen Stellungen auf den Inkerman- und Sapun-Bergen. Die Deutschen hatten schwere Verluste. Schließlich entschied man sich zu einem Angriff mit Sturmbooten über die Sewernaja-Bucht.
Von diesem Unternehmen sagte Manstein: »Theoretisch hatte dieser Angriff nicht die geringste Chance, doch er kam für den Gegner völlig überraschend, und so konnten wir die Inkerman-Stellung aus den Angeln heben.«
Die Russen hatten in den riesigen Gewölben des Inkerman-Felsens große Munitionslager und gleichzeitig Tausende ihrer Verwundeten. Mit einer gewaltigen Explosion sprengten die Kommissare den Felsen mitsamt den Verwundeten.
Nur die Million Flaschen Sekt in den Katakomben blieb zunächst unversehrt. Erst beim Sturm auf die Beute stürzten die Flaschenstapel ein. Der Sektgeruch vermischte sich mit dem süßlichen Verwesungsbrodem der Leichen, die von den Stiefeln der Dürstenden zertreten wurden.

»Wojna kaputt, Stalin kaputt«, jubelten die Tataren in den Bergdörfern, um den Khan-Palast in Bachtschissaraij bis hinunter zur südküste, wo das Jaila-Gebirge krumm wie ein trinkender Bär ins Schwarze Meer tritt. Sie räumten die Minen aus dem Park des hohen Genossen Molotow, dem die Sowjet-Regierung das prunkvolle Schloß des Fürsten Jussopow als Sommersitz vermacht hat.
Die mohammedanischen Tataren waren noch nie Freunde der Russen. Sie wurden nach 1945 durch Zwangsumsiedlung hart bestraft. (Anm. Dikigoros: Was ist an dieser Bestrafung hart? Sie wurden in ihre ursprüngliche Heimat zurück gebracht, wo sie hingehören - das wäre auch eine probate, humane Lösung für so viele Probleme, die es heute auf der Welt gibt!) Himmlers SD-Einsatzgruppenchef Ohlendorf findet unter ihnen willfährige Genickschützen, die nun zusammen mit den SD-Briganten die »Judensäuberung« auf der Krim durchführen. 90.000 Juden sollen erschossen worden sein. Ohlendorf wurde deswegen im vergangenen Jahr gehängt.

Auch Manstein wurde ein Strick daraus gedreht, obwohl er während seines Prozesses 1949 in Hamburg nachweisen konnte, daß Ohlendorf ihm nicht unterstellt war, sondern, wie alle SD-Einsatzgruppenführer, selbständig operierte.

Während die Schatzgräber des Amtes Rosenberg nach fossilen Resten der gotischen Kultur auf der Krim buddeln, graben sich Mansteins Grenadiere, Panzerjäger und Kanoniere kurzfristig vor Leningrad ein; dann - als die Super-Ari und die Stukas zur Unterstützung der eingeschlossenen 6. Armee in Stalingrad gebraucht werden - ostwärts des Don.

Manstein, inzwischen Feldmarschall geworden, führt jetzt die Heeresgruppe Don im Süden, die Stalingrad aus der Umklammerung befreien soll. Als die Panzer General Hoths 48 km vor dem Einschließungsring abgewiesen werden, befiehlt Manstein eigenmächtig dem ihm unterstellten General Paulus den Ausbruch.
Der meldet, schwankend zwischen dem Führer-Aushaltebefehl und dem eigenen Gewissen, daß er nur noch Treibstoff für 30 km habe und deshalb nicht ausbrechen könne. (Anm. Dikigoros: Noch so ein Fall: Hitler hatte sich von Göring u.a. Quacksalbern den Floh ins Ohr setzen lassen, unbedingt den Kaukasus erobern zu müssen. An sich keine schlechte Idee, denn dort gab es das dringend benötigte Erdöl, und die Bevölkerungsmehrheit dort war in etwa so russenfreundlich wie die Krimtataren. Allerdings wurden die Ölfelder von den Sowjets nachhaltig zerstört, und die 2 Millionen Mann, die man dort hinein gepumpt hatte, wären abgeschnitten und verloren gewesen, wenn man nicht die 200.000 Mann in Stalingrad geopfert hätte, die als "Fels in der Brandung" ausharren mußten, bis die Truppen vom Kaukasus in den Kuban-Brückenkopf evakuiert waren.

Am 6. Februar 1943, nachdem Stalingrad gefallen war, prallen Manstein und Hitler wegen des von Manstein für notwendig gehaltenen Rückzuges auch aus dem östlichen Donezbecken in sechsstündiger Unterredung zum ersten Male hart aufeinander.
Hart auf hart geht es ein ganzes Jahr lang. Dreimal schlägt Manstein dem »Führer« kaltblütig vor, doch endlich das Oberkommando niederzulegen und die operative Leitung einem voll verantwortlichen Generalstabschef zu übertragen.
Zeitzler, der Nachfolger Halders, war auch nur Befehlsempfänger. Hitler nannte ihn einen Hohlkopf, seinen Vorgänger Halder einen Besserwisser und seinen Nachfolger Guderian einen Dickkopf.

Manstein schwebt die Funktion eines Reichs-Generalstabschefs für alle drei Wehrmachtteile vor. Will er es selber werden? Generaloberst a.D. Beck, der seit seinem Abgang in Lichterfelde innerhalb der Goerdeler-Fronde konspiriert, schreibt seinem früheren Operationsexperten, er müsse zielstrebig in dieser Richtung weiterbohren, sonst werde auch das »Remis«, das Manstein noch mit den Russen für möglich hält, bald ein »Perdu« sein.

Zuletzt unternimmt sogar Generalfeldmarschall Milch den vergeblichen Versuch, Manstein wenigstens als OB-Ost anzubieten. Aber Mansteins letzte Sternstunden sind längst abgelaufen. Hitler will nicht.

Stalin - selbstherrlicher Generalissimus auf der anderen Seite - ist weitaus klüger. Er läßt sich zwar auch als größten Feldherrn aller Zeiten feiern, die zentrale Generalstabsarbeit aber besorgt General Schaposchnikow, ein kluger Kopf aus der alten zaristischen Generalstabsschule. Er stellt dem OB der deutschen Heeresgruppe Süd. von Manstein, die gewiegtesten russischen Feldherrn-Kanonen gegenüber: die Marschälle Watutin und Grigori Shukow.

Shukow hat in der Reichswehrzeit die Ausbildungskurse des Truppenamtes der deutschen Heeresleitung für russische Generalstabsoffiziere absolviert. Beide Führer der sowjetischen ukrainischen Front sind Experten der elastischen Kriegführung, kühl, rechnend und eigenwillig wie Manstein.
In ihm finden sie ihren Meister. Als die achtmal stärkeren russischen Angriffsarmeen bis auf die Dnjepr-Übergänge bei Dnjepropetrowsk und Saporoshje vordrängen, geht er aus der Rückzugsbewegung unter geschickter Kehrtwendung zum Gegenangriff gegen die ungeschützte Flanke des sowjetischen Angriffskeils vor und erobert Poltawa und Charkow zurück.

Trotz dieses Erfolges kommt Hitler der »Geist von Saporoshje« unheimlich vor. (In Saporoshje lag Mansteins Hauptquartier.) Er will nicht hören, daß man den russischen Druck rechtzeitig durch einen langen Rückzug aus dem ganzen Südabschnitt abschütteln sollte, um dann aus dem Raum von Charkow zum Gegenschlag auszuholen mit dem Ziel, den russischen Südflügel einzukesseln.

Generale, die für diesen neuen Mansterin-Plan plädieren und dem Führer erklären, daß allein diese elastische, hinhaltende Kriegsführung Erfolgschancen für seinen »guerre d'usure« (Hitlers Lieblingswort für Abnutzungskrieg) biete, werden angeschrien: »Die Generale reden immer von Operationen, in Wirklichkeit meinen sie Rückzug.«
Aus ihnen spreche der »Sender Saporoshje«, den Himmler sehr bald als »gefährlichen defaitischen Burschen« bezeichnet. Wenn Himmler gewußt hätte, welche Unterhaltung Ende 1943 in Mansteins Hauptquartier geführt wurde! Darüber Dietrich von Choltitz, ehemaliger Divisionskommandeur unter Manstein auf der Krim:

»Ich habe den Feldmarschall von Manstein gefragt, ob er an der Aktion gegen Hitler teilnehmen würde. Manstein sitzt in einem Sessel und liest in der Bibel. Schnell, fast verlegen, legt er sie zur Seite und deckt sie mit Papieren zu.
»Dann wendet er sich mir zu: "Die feindliche Übermacht, gegen die ich seit Jahren zu kämpfen habe, hat sich von 1:3 auf 1:20 gesteigert. Angesichts dessen ist der Gedanke lächerlich, einfach ins Führerhauptquartier fahren zu wollen, um Hitler umzubringen, während vor mir Millionen von Russen zum Sprunge bereitstehen, in Deutschland einzubrechen [...]
An der Spitze einer Heeresgruppe bin ich dem deutschen Volke verantwortlich und kann als Armeeführer keine Minute daran denken, gewaltsam eine Änderung in der Führung vorzunehmen.«
Auch Generalverschwörer Beck bekommt eine Absage, als er seinen ehemaligen Stellvertreter für seinen Staatsstreich gewinnen will, der Beck nach dem 20. Juli 1944 den Kopf kostet.

Manstein bleibt auch nach dem bitteren Ende der verkorksten deutschen Kursk-Offensive (Unternehmen Zitadelle), die im Juli 1943 an Stelle des Manstein-Planes gestartet wird, loyal.
Er berichtet darüber selbst: »Die Kursk-Offensive mußte abgebrochen werden, wiederum deshalb, weil Hitler sich weder entschließen konnte, in Italien etwas preiszugeben, noch auch nur im Bereich der Heeresgruppe Mitte vorspringende Frontteile aufzugeben, um Kräfte zu gewinnen. Was nun folgte, war kein Rückzug mehr, sondern eine ununterbrochene Schlacht.«

Hitler warf Manstein nach der abgebrochenen »Zitadelle«, der letzten deutschen Offensive im Osten, vor, daß die Hälfte seiner Divisionen jeweils nicht am Feind, sondern immer auf der Achse gelegen habe. Er habe nun genug von elastischer Kriegführung. Am 1. April 1944 schickt Hitler Manstein, dem zum Abgang noch rasch das Eichenlaub zu den Schwertern des Ritterkreuzes angehängt wird, nach Liegnitz in den April.

Liddel Hart: »So ging die militärische Laufbahn des gefährlichsten militärischen Gegners der Alliierten zu Ende - eines Mannes, der die moderne Auffassung der Beweglichkeit mit einem klassischen Verständnis für die Kunst des Manövrierens, die Meisterung der technischen Details mit großer Führungskraft vereinte.«

Hitler erinnert sich seines verhinderten Moltke während der Agonie des Dritten Reiches, als nichts mehr zu retten war und Manstein, jetzt mit Familie auf der Flucht vor den Russen, von Liegnitz nach Munsterlager retiriert - ausgerechnet in das Offiziershaus, wo General von Fritsch nach seiner Absetzung Quartier bezogen hatte.
Bei den letzten Lagebesprechungen im Führerhauptquartier im März 1945 meditiert Hitler im Nervenfieber vor Jodl, Keitel, Guderian und Eva Brauns Schwager Fegelein über die »Untreue« und das »Versagen« der Generale, trotz dieser traurigen Inventur:

Dann hat Hitler noch einmal einen Lichtblick: »Manstein war auch kein "Steher", aber in meinen Augen hat Manstein ein vorzügliches Talent für Operationen. Wenn ich heute eine Armee von - sagen wir 20 Divisionen, in voller Stärke und friedensmäßiger Ausrüstung hätte, könnte ich mir keinen besseren Kommandeur für sie denken [...] Manstein wüßte sie einzusetzen. Er würde sie in einen Blitz verwandeln, aber immer nur unter der Bedingung, daß es erstklassige Einheiten wären, mit viel Munition. Und es dürfte an Ausrüstung nichts ausfallen, dann wäre es wieder vorbei.« (Es war nicht die unobjektivste Kritik. Viele deutsche Generale konnten, im Gegensatz zu den Russen, tatsächlich nicht improvisieren.)
Diese letzte Kritik über Manstein steht in den stenographischen Protokollen der Lagebesprechungen im Führerhauptquartier, die das amerikanische Counter-Intelligence-Corps im Mai 1945 aufstöberte.

Laune oder Sonderinteresse: ausgerechnet der Leiter des amerikanischen strategischen Geheimdienstes, Generalmajor Donovan, macht seinen ehemaligen deutschen Abwehrkollegen in der Türkei, den Hamburger Rechtsanwalt Dr. Leverkühn, 1949 mobil, für Manstein die Verteidigung zu übernehmen, als auf Betreiben der Polen und Russen im Hamburger Curio-Haus dessen Kriegsverbrecher-Prozeß steigt. Unter den 17 Anklagepunkten:

Es gibt eine Sensation, als neben Leverkühn und dem Londoner Rechtsanwalt Paget auch dessen Junior, Samuel Charles Silkin, Sohn des Labour-Ministers für Stadt- und Landplanung, Lord Silkin, als Verteidiger auftritt.
Sam Silkin ist Jude. Er verteidigt den »Judenschlächter« Manstein mit wahrer Bravour. (Anm. Dikigoros: Was ist daran sensationell, wenn ein Jude einen anderen Juden verteidigt?)

Die zweite Sensation ist der englische »Manstein-Fonds« für weitere Rechtshilfe zugunsten des »Kriegsverbrechers«. Bilanz: 2000 Pfund Sterling (24 000 DM).
Zwei konservative Mitglieder des Oberhauses, Lord de L'Isle and Dudley, Schatzmeister der konservativen Partei (heute Luftfahrt-Minister), und Generalmajor Viscount Robert Bridgeman, im Krieg Oberkommandierender der britischen Heimwehr, begründeten ihn. Demonstrativ zahlte Winston Churchill bei der Barclays Bank Ltd. 1, Pall Mall East, die ersten 25 Pfund für Manstein ein. (Anm. Dikigoros: Das ist ein frei erfundenes Märchen, für das es nicht den geringsten Beleg gibt.)

Die dritte Sensation ist nun das Manstein-Buch, das sein Autor Rechtsanwalt Reginald Thomas Paget grimmig verteidigt: »Ich glaube nicht, daß ein anständiger Engländer in einer Armee als Waffenkamerad von Männern dienen würde, die die Feldmarschälle Alexander und Montgomery gefangen halten.
»Die ehemaligen deutschen Soldaten haben es wissen lassen, daß sie nicht wieder dienen werden, solange wir Männer wie Kesselring und Manstein gefangen halten.« (Anm. Dikigoros: Das spielt auf die Pläne der Westalliierten an, die ehemalige Wehrmachtssoldaten "wiederzubewaffnen", um sie in einem eventuellen Krieg gegen die Sowjetunion zu verheizen.)

Der 64jährige Feldmarschall a.D. hofft und schweigt und hüllte sich auch während seines achttägigen »Urlaubs auf Ehrenwort«, als seine gallenkranke Frau im Krankenhaus Freudenstadt operiert wurde, in undurchdringlichen Zigarrenrauch, wenn ihn lästige Frager überfielen.
Manstein: »Ich kann und darf Ihnen nichts sagen. Ich habe mich ehrenwörtlich verpflichten müssen, mit niemandem außer meinen engsten Familienangehörigen während dieser acht Tage zu sprechen.«
Auch Kameraleute blitzten gleich an seinem strengen Rektorengesicht ab. »Fotografieren? Ganz ausgeschlossen. Das hätte zur Folge, daß dann keiner mehr auch nur einen Tag Urlaub aus Werl bekäme.«

Den Schwarzwald-Urlaub verbrachte von Manstein im Freudenstädter Hotel »Waldeck«. Hotelier Major a.D. Wilhelm Bässler, der schon vor dem ersten Weltkrieg Fähnrichsvater für die späteren Generale Rommel und Heusinger war, hatte sich erboten, den »Kriegsverbrecher« als Freigast in seinem Hotel aufzunehmen.
Der Urlaubsort sollte streng geheim bleiben. Alte Mansteiner blieben zu Hause, als sie hörten, daß Begrüßungsstoßtrupps in Richtung Freudenstadt böses englisches Blut machen würden.

Aus Reginald T. Paget: »Manstein - seine Feldzüge und sein Prozeß«

Bei der Prozeßeröffnung kamen die Mitglieder des Gerichts einzeln hintereinander herein und nahmen gemeinsam ihre Sitze ein. Ein jeder von ihnen trug eine rote Mütze und rote Spiegel.
Gleichzeitig setzten sie ihre Mützen ab und legten sie neben sich auf den Tisch. Wie sie da hinter ihrer mit dem Union Jack drapierten Balustrade saßen, ähnelten sie alle einander wie Exemplare der gleichen Gattung, und ich hatte das respektlose Gefühl, Alec Guinness in sieben Rollen vor mir zu sehen.
Es waren ein Generalleutnant, ein Generalmajor, zwei Brigadiere und drei Obersten. Keiner kam im Range dem Feldmarschall auch nur im entferntesten nahe. Sie waren alle Stabsoffiziere, und keiner von ihnen hatte wirkliche Fronterfahrung - zumindest nicht seit 1918.
Ich halte das für einen sehr unglücklichen Umstand, denn sie mußten über die Handlungen eines Mannes urteilen, der ständig in Schlachten geführt hatte [...]

Die Alliierten haben allen Grund, den furchtlosen Partisanenkämpfern dankbar zu sein, doch wir müssen dennoch anerkennen, daß die Deutschen, von allen Seiten bedrängt und mit schwachen Bodenkräften, besondere Maßnahmen ergreifen mußten.
Kein Mensch konnte von den Deutschen erwarten, daß sie sich gegenüber diesen nach dem Motto catch-as-catch-can kämpfenden Ringern an die internationalen Regeln hielten.
Allein auf der Krim hatten die Partisanen mehr als 30 Vernichtungsbataillone außer der Widerstandsbewegung in den Städten. Nach veröffentlichten russischen Angaben, die wir als Beweismaterial einreichten, töteten sie 18.910 Offiziere und Mannschaften, sprengten 64 Truppentransportzüge in die Luft, vernichteten 1.621 Lastwagen, beseitigten mehr als 300 Verräter und erbeuteten einen Panzer, 52 Maschinengewehre und 500 Pferde - nur auf der Krim.
In vielen Gebieten machten sie es den Deutschen unmöglich, sich überhaupt bei Nacht im Freien zu bewegen. Manstein mußte wiederholt lange Zeit hindurch ein ganzes Korps gegen die Partisanen einsetzen.

In Korea trafen die Truppen der Vereinten Nationen auf kommunistische Partisanen. Die Zeitungen brachten amerikanische Befehle, die in ihrem Wortlaut fast genau die gleichen waren wie die seinerzeit von den Deutschen erlassenen, die man kurz zuvor als verbrecherisch verdammt hatte.
Außerdem erschienen Fotos amerikanischer Truppen, die genau die gleichen Dinge taten, für die Manstein und andere im Gefängnis sitzen. Diese Befehle und Fotos waren überschrieben: »Was tat Manstein anderes?«

Kurz nach dem Kriege wurde es üblich, die besiegten Generale für alles und jedes verantwortlich zu machen. General Yamashita wurde verurteilt, weil er seine Truppen nicht daran gehindert hatte, Grausamkeiten zu begehen. Man konnte nicht nachweisen, daß er Kenntnis von diesen Greueln hatte - und tatsächlich waren viele in Gebieten vorgekommen, beispielsweise in Manila, die durch den amerikanischen Angriff bereits abgeschnitten waren.
(Anm. Dikigoros: Das war doch ein ebenso durchsichtiges Manöver wie die Verurteilung von Deutschen für die Ermordung von Polen in Katyn, die in Wahrheit von Alliierten verübt wurde. Manila wurde nicht durch die Japaner zerstört, sondern durch die US-Amerikaner: Die Millionenstadt wurde durch Terror-Bombardements dem Erdboden gleichgemacht; die Überlebenden - ca. 100.000 Zivilisten, die sich wohlgemerkt nicht als Partisanen betätigt hatten - wurden nach Ende der Kampfhandlungen von den US-Besatzern ermordet mit der pauschalen Begründung, sie seien allesamt "Kollaborateure" der Japaner gewesen. Dieses "Manila massacre" war Jahrzehnte lang spurlos verschwunden, bis es als japanisches Massaker in einem US-Propaganda-Spielfilm wieder auftauchte. Dto die Auslöschung Manilas. Daß die Hauptstadt für rund drei Jahrzehnte - bis 1976! - nach Quezon City verlegt wurde, bis der Wiederaufbau Manilas abgeschlossen war, darf kann ebenfalls nicht sein, denn wenn man z.B. eine bekannte Verblödungsplattform im Internet zu Rate zieht, dann gibt es Quezon City gar nicht - und hat es auch nie gegeben.)

[Manila 1945]

General MacArthur, der das Todesurteil bestätigte, vertrat den Standpunkt, daß die Unfähigkeit zur Kontrolle über die seinem Befehl unterstellte Truppe keine Veranlassung zur Milderung des Urteils gebe.
Im Licht dieser seiner eigenen Erklärung ist es angebracht, danach zu fragen, wie General MacArthur zu den Grausamkeiten steht, die von südkoreanischen Truppen, die unter seinem Befehl standen, begangen wurden - von Truppen, zu deren Kontrolle er weit mehr Gelegenheit hatte als seinerzeit Yamashita auf den Philippinen.

Der Artikel 25 der Haager Konvention sieht vor: Der Angriff auf, oder die Bombardierung (ganz gleich mit welchen Mitteln) von unbefestigten Städten, Dörfern, Wohnhäusern oder Gebäuden ist verboten. Nun, Hohes Gericht, wir haben uns über diese Vorschrift hinweggesetzt; angesichts der Notwendigkeiten des modernen Krieges konnte man sie nicht einhalten.
Ich kann eine Stelle aus einem Buch von Air Marshal Harris zitieren, die sich auf die Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 bezieht. Dresden war zu jener Zeit vollgestopft mit Flüchtlingen; die Todesopfer waren erschreckend hoch, wahrscheinlich eine Viertelmillion.
Wenn die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 eine militärische Notwendigkeit war, dann ist der Begriff der militärischen Notwendigkeiten dehnbar genug, um auch das zu erfassen, was Manstein tat, um seine Armee auf dem großen Rückzug vor unmittelbarer Gefahr zu schützen.