ROTER DRECK
Roxanne Dunbar-Ortiz
Roxie Amanda née Dunbar, div. Ortiz
(1938 - 20??)

[Roxanne Dunbar-Ortiz] [Roxanne Dunbar-Ortiz] [Roxanne Dunbar-Ortiz]
"Feminists never wanted equality. Rather, they want the rights of a man,
the privileges of a woman, and the responsibility of neither!"

Ein Kapitel aus Dikigoros' Webseite:
LÜGEN HABEN SCHÖNE BEINE
Wenn Frauen eine Reise tun . . .

Aber nein, Dikigoros würde sich doch nicht so eine schmutzige Überschrift ausdenken - diesen Titel hat Roxanne Dunbar-Ortiz höchstpersönlich erfunden! Dagegen stammt der Untertitel nicht von ihr, sondern von einem gewissen "Talclipse"; aber Dikigoros fand ihn so passend, daß er sich einfach nicht verkneifen konnte, ihn hier mit aufzuführen: "Feministinnen wollen keine Gleichheit; sie wollen die Rechte des Mannes, die Vorrechte der Frau und die Pflichten weder des einen noch der anderen." Treffender kann man es nicht formulieren; denn es impliziert zugleich, daß Feministinnen keine echten Frauen sind. (Ebenso wenig wie Schwuchteln echte Männer sind. Aber das ist hier nicht der) Punkt. Aber zurück zur Überschrift. So betitelte die häßliche Roxanne (ist Euch schon mal aufgefallen, daß schöne Frauen nie Feministinnen werden? Sie haben es nicht nötig! :-) den ersten Band ihrer Memoiren, und sie meinte natürlich nicht sich selber (obwohl Dikigoros da kein besseres Epitef einfallen würde :-), sondern die angeblich so unfruchtbare Erde Oklahomas, die ihre Bewohner in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts zum großen Marsch nach Westen zwang. Und da beginnt schon die erste Ungenauigkeit: Sie wurde nämlich gar nicht dort, sondern vielmehr im schönen Texas geboren, dazu noch in dessen schönster und traditionsreichster Stadt, San Antonio, und zu einer Zeit, als die große Wanderbewegung gen Westen längst vorbei war. Aber wenn Ihr, liebe Leser, Dikigoros durch die anderen Kapitel dieser "Reise durch die Vergangenheit" gefolgt seid - insbesondere den beiden vorauf gegangenen Lebenswegen von Han Su-yin und Annemarie Schimmel -, dann dürfte Euch doch nichts mehr schockieren können - oder? Sie hat vieles mit den anderen (unechten) Frauen gemein, über die Dikigoros hier geschrieben hat, und eigentlich von (fast) allen etwas: Wie Ruth Benedict begann sie mit ethnologischen Studien an amerikanischen Indianern, um sich dann auf ein Land zu konzentrieren, gegen das die USA Krieg führten und schwang sich zu dessen Verteidigerin auf; wie Margaret Mead und Gisela Bonn wurde sie Professorin, wie Anna Seghers war sie Kommunistin, wie Ketut Tantri mischte sie in blutigen Bürgerkriegen mit; wie Han Su-yin legte sie sich eine falsche Abstammung zu (nur daß sie sich statt zur halben Chinesin zur viertel Indianerin machte - wie ihre BlutsbrüderinBlutsschwester im [un-]Geist, Elizabeth "Pocahontas" Mann, née Herring, div. Warren :-); und wie Annemarie Schimmel türkte sie sich - vor allem über ihre Jugend - einen Lebenslauf zurecht, wie er im Buche steht: eben dem, dessen Titel Dikigoros oben zitiert hat.

Aber anders als die schimmelige Annemarie schönte die rote Roxanne ihren Lebenslauf nicht etwa in Richtung "frühreifes Genie und akademische Überfliegerin", sondern sie stapelte ganz im Gegenteil tief - mit einem ganz bestimmten Ziel, das sie ihren Verleger auch noch ins Vorwort schreiben ließ: "Das Leben von Roxanne Dunbar straft den Mythos Lügen, daß die linken Aktivisten der 1960er und 1970er Jahre allesamt verwöhnte Kinder der spießbürgerlichen Mittelklasse waren." Also mußte sie ihr Licht unter den Scheffel stellen: Sie war eine "Oakie" (das sind die Ostfriesen der USA, Anm. Dikigoros), ihr Vater und Großvater waren arme Landarbeiter - aber schon brave Vorkämpfer des Sozialismus -, ihre Mutter eine halbe Indianerin, und mit vier Kindern (bereits sie als viertes war eigentlich ungewollt, aber es gab ja leider noch keine Pille, und Abtreibung war noch nicht erlaubt) waren sie schon beinahe asozial. (Man merkt, daß sie das Ende des 20. Jahrhunderts geschrieben hat; anno 1938 waren in solchen Kreisen zehn und mehr Kinder ganz normal, und eine Familie hätte zwar nicht als asozial, aber doch als zwielichtig gegolten, wenn sie weniger als vier Kinder gehabt hätte.) Sie wuchs in bitterer Armut auf, konnte aber dennoch offenbar eine gute Schulbildung genießen (was damals - mehr noch als heute - vor allem eine Geldfrage war), heiratete mit 18 eine gute Partie und folgte ihr ins sonnige Kalifornien, in die Nähe von San Francisco, wo sie ein gutes College besuchte (wie vor), ließ sich scheiden (nicht ohne vorher eine Tochter bekommen zu haben, damit Mr. Ortiz ihr ordentlich Unterhalt zahlen mußte) studierte Geschichte in San Francisco und Los Angeles (an der UCLA, die damals noch einen guten Ruf hatte - den erst Roxanne Dunbar-Ortiz und andere "68er" ruinieren sollten), promovierte und habilitierte sich (der amerikanische Ph.D. steht dem deutschen Dr. habil. gleich) und bekam schließlich den neu eingerichten Lehrstuhl für "Native American Studies [Eingeborenen-Studien]" an der staatlichen Universität Hayward. Bis dahin tat sie sich vor allem mit historischen Werken hervor: einer Geschichte der Sioux und ihres Kampfes um einen eigenen Staat, einer Geschichte der Landarbeiter-Bewegung in Neu-Mexiko und einer Geschichte des Kampfes der amerikanischen Indios und Indianer um Menschenrechte. So weit, so gut - wer würde ihr verdenken, daß sie, um Kontakte für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zu knüpfen, dem AIM (American Indian Movement) und dem IITC (International Indian Treaty Council) beitrat und zu diesem Zweck das Märchen erfand, selber teilweise indianischer Abstammung zu sein? Nicht mal Dikigoros.

So ganz nebenbei hatte Roxanne Dunbar-Ortiz begonnen zu reisen: erst durch die USA, dann durch Mittelamerika (wobei sie auch Kuba nicht ausließ, wo inzwischen Castro an die Macht gekommen war) und Europa. Sie bezeichnete diese Jahre später als "Kriegsjahre einer Geächteten", und wenn man der Definition von "Krieg" und "Reisen" folgt, die Dikigoros an anderer Stelle gibt, dann kann man das durchaus so sehen, denn sie war immer und überall bemüht, die Leute zum Kampf gegen das "Establishment" aufzuhetzen: Sie war nicht nur eine der Mütter der "68er", sondern auch der "Women's lib. [Frauen-Emanzipation]" und des "Make love not war movement [Friedensbewegung]", wobei sie sich souverän über den Spruch "Fighting for peace is like fucking for virginity" hinweg setzte. Anfang der 1980er Jahre, auf dem Höhepunkt jener "Friedensbewegung" (von der wir heute dank der Stasi-Akten auch offiziell wissen, was böse Zungen - nicht nur Dikigoros - schon immer vermutet hatten, nämlich daß sie vom Krjeml ferngesteuert wurde, um die innere Moral der NATO-Staaten zu untergraben), fand sie ihr gelobtes Land: Nicaragua.

Exkurs. Dikigoros hat an anderer Stelle geschrieben, daß es Reisende immer wieder an den Ort ihrer wichtigsten Reise zurück zieht - das gilt natürlich auch für die "Reisendinnen", denen es weniger um Land und Leute geht als um die Politik: Was Gertrude Bell Arabien war, Tanja Blixen Kenya, Margaret Mead die Südsee, Ketut Tantri Indonesien, Leni Riefenstahl der Sudan, Gisela Bonn Indien, Han Su-yin China und Annemarie Schimmel Pakistan, das war Roxanne Dunbar-Ortiz Nicaragua.
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(Fortsetzung folgt)

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