Doktor Seltsam, oder wie ich lernte, AstraZeneca zu lieben

von Jesko Matthes (Die Achse des Guten, 15. Mai 2021)

Bilder und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

Einer meiner Lieblingsfilme ist "Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben" von Stanley Kubrick. Noch bezeichnender ist der englischsprachige Titel, der ergänzt how I learned to stop worrying  - wie ich lernte, mir keine Sorgen mehr zu machen. Im Film geht es um die Auslösung eines atomaren Weltkriegs durch eine verzettelte, rein an politischen Vorgaben, Einsatzplänen und Algorithmen orientierte Automatik; und als die Verantwortlichen gerade beginnen, sich darüber Sorgen zu machen, ist es bereits zu spät. Immerhin, es handelt sich um eine Komödie. Ihr Titel ist natürlich rein sarkastisch. Und genau diese Mechanismen lerne ich jetzt auch lieben.

Da schickt mir doch am 13.04.2021 das Paul-Ehrlich-Institut, immerhin die oberste deutsche Aufsichts- und Sicherheitsbehörde für Impfstoffe, schriftlich einen so genannten "Rote-Hand-Brief" zum Impfstoff von AstraZeneca, folgenden Inhalts: Ich solle als Impfarzt darauf achten, dass in seltenen Fällen tödliche Hirnvenen-Thrombosen aufgetreten seien; eine eindeutige Risikogruppe dafür habe bislang nicht definiert werden können. Auffällig sei das Auftreten bei Personen unterhalb des 60. Lebensjahrs, und daher laute die Empfehlung, den Impfstoff nur oberhalb dieser Altersgrenze einzusetzen.

Wenige Tage später setzt Großbritannien, Entwicklerland des genannten Impfstoffs, die Impfung für Personen unterhalb des 40. Lebensjahres aus, und zuletzt verbietet Norwegen sie ganz. Dänemark hatte bereits auf sie verzichtet. Währenddessen übernimmt Schleswig-Holstein 55.000 AstraZeneca-Impfdosen aus Dänemark.

Am Ende einer seltsamen Meldekette

Eine geradezu niederschmetternde Übersicht über den verzettelten, widersprüchlichen, von offensichtlich politisch motivierten Automatismen begleiteten und damit letztlich verantwortungslosen Umgang der Verantwortlichen mit der Vektorvakzine von AstraZeneca liefert die Pharmazeutische Zeitung, deren auch journalistisch ausgezeichnete, frei zugängliche Lektüre ich allen Interessierten nur dringend empfehlen kann. Eine kleine Auswahl zum Impfstoff von AstraZeneca mag an dieser Stelle genügen: Thrombosen sind auch erst nach der zweiten Dosis möglich, auch bei älteren Frauen, aber der Nutzen überwiegt in allen Altersklassen laut EMA, nur wurden die Lieferungen an Arztpraxen gekürzt, eigentlich sollte es seit 26. April gar keine mehr an Hausarztpraxen geben, während andererseits Hausärzte die Annahme von AstraZeneca nicht verweigern dürfen - und natürlich gilt dabei der oben erwähnte Rote-Hand-Brief. Alles klar? Ja, genau so: Am Ende dieser famosen Melde- und Lieferkette hängt, Sie ahnten es, Ihre Hausarztpraxis.

Im selben Zeitraum erteilt der deutsche Bundesgesundheitsminister, seines Zeichens Bankkaufmann und Politologe, dem AstraZeneca-Impfstoff die Freigabe „für alle“. Ich wundere mich über gar nichts mehr, denn fünf Wochen zuvor klang auch er noch etwas anders. Das muss dann wohl der medizinische Fortschritt sein, der binnen fünf Wochen möglich ist, auf gesicherter Grundlage von Studien natürlich, die laut Paul-Ehrlich-Institut nicht existieren.

Die Europäische Arzneimittelbehörde gibt derweil weiterhin die Auffrischimpfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff bereits nach vier Wochen frei, während Experten in ausgewiesenen medizinischen Fachzeitschriften wie Nature mit gutem Grund davon abraten, den Impfstoff vor Ablauf von drei Monaten erneut zu verabreichen: Bildet doch das Immunsystem auch Antikörper gegen den "Vektor", das als "harmlos" bezeichnete Hüllvirus des eigentlichen Impfstoffes, was bei zu früher Zweitimpfung den Impfstoff zerstören und den gesamten Erfolg der zweiten Impfung gefährden könne.

Aber "auf Wunsch" geht jetzt dennoch alles, verspricht die Politik, jedenfalls die deutsche, und dieser Wunsch brandet nun tagtäglich auch an die Türen meiner Praxis. Sie, die Politik, hat nur leider die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Erstens - und das ist noch das harmlosere Problem - wird noch gar nicht genügend Impfstoff geliefert, als dass ich "auf Wunsch" tätig werden könnte. Zweitens ist völlig ungeklärt, wer denn das Risiko für mangelnde Wirksamkeit und für Komplikationen bei dieser widersprüchlichen bis verworrenen Lage trägt. Nach dieser Vorrede dürfte klar sein, dass ich es jedenfalls nicht sein kann. Drittens: Welche Motive hat ein Impfling überhaupt für die Impfung mit AstraZeneca? Hausärzte werden zurückhaltend, berichtet die WELT.

Handeln im Nichtwissen soll ich so weit wie möglich vermeiden

Denn um eines kann es sich bei der politischen Ankündigung aus dem Ministerium ebenfalls nicht handeln: um eine Weisung an mich. Ich erfülle zwar einen Auftrag zur kassenärztlichen Versorgung der Bevölkerung, stehe dabei aber unter Therapiefreiheit und Sorgfaltspflicht und bin an keinerlei Weisungen gebunden - nur an meine Pflicht, meine Kenntnisse über die Sachlage in jedem Einzelfall umfassend und angemessen einzusetzen. Handeln im Nichtwissen soll ich so weit wie möglich vermeiden, für mich und für Sie.

Beispielsweise muss ich mich auch über Ihre Motive orientieren, erst danach Sie über alle mir bekannten Komplikationen aufklären, umfassend und in verständlicher Form, nötigenfalls schriftlich. Ich kann also "auf Wunsch" keineswegs tun und lassen, was Sie als der oder die Betroffene wollen oder gar ich allein will, ohne mich selbst aktuell zu informieren, Sie umfassend aufzuklären und zu beraten - und mich dabei abzusichern. Und auf welcher Grundlage soll ich das jetzt tun? Auf jener der Empfehlung eines Bankkaufmanns und Politologen oder auf der einer Expertengruppe von Immunologen, Virologen und Epidemiologen beim Paul-Ehrlich-Institut? Aufgrund der offiziellen Vorgehensweise der Europäischen Arzneimittelbehörde oder der Meldungen über das Aussetzen oder Einschränken der Impfungen anderswo in Europa? Wenn ich mich daran orientiere, was zum Beispiel die exzellent recherchierte Pharmazeutische Zeitung meldet, dann ist das alle paar Tage etwas anderes, und eins garantiere ich: Fortsetzung folgt.

Machen Sie sich also auf eine geharnischte Impfberatung gefasst, wenn Sie von mir AstraZeneca "auf Wunsch" haben wollen, und werfen besser auch Sie einen Blick in die Pharmazeutische Zeitung. Es ist ja eigentlich gar keine Impfberatung, die Sie von mir zu erwarten haben, denn was soll ich zu Ihrem Vorteil aus völlig widersprüchlichen Empfehlungen von Seiten der Politik, einer maßgeblichen deutschen Expertengruppe, der Europäischen Arzneimittelbehörde und der Vorgehensweise anderer namhafter Industrie- und Wissenschaftsnationen machen?

Dann bin ich als Hausarzt fein raus

Ich kommuniziere exakt das in der Praxis völlig offen, nämlich dass deutsche Hausärztinnen und Hausärzte permanent solchem Widersinn ausgesetzt werden, bevor Studien zum Thema auch nur ansatzweise abgeschlossen sind. Und gleich danach sichere ich mich ab, nicht Sie, indem Sie mir genau das unterschreiben, nämlich dass ich es Ihnen gesagt habe. Und nun geschieht alles Weitere auf Ihr Risiko.

Noch einmal: Es ist völlig unklar, ob eine nun wieder vorgezogene Zweitimpfung mit einem Vektorimpfstoff gegen Covid-19 dieselbe Wirkung entfaltet wie die von Experten zwischenzeitig definierte zeitgerechte Zweitimpfung nach drei Monaten. Es ist völlig unklar, wie hoch das Risiko einer potenziell tödlichen Nebenwirkung durch Anwendung des Vektorimpfstoffs in Ihrem Fall ist, zumindest unterhalb des 60. Lebensjahrs. "Auf Wunsch", heißt ferner, dass Sie von mir darüber aufgeklärt werden, und dass Sie die Vorgehensweise dennoch ausdrücklich wünschen, und Sie bestätigen mir das mit Ihrer Unterschrift. Pieks. Nicht mehr rückgängig zu machen. Das ist die Vorgehensweise, die mein Gesundheitsminister propagiert. Dann bin ich als Hausarzt fein raus. Es war doch Ihr Wunsch! Nicht meiner, noch nicht einmal der des Bundesgesundheitsministers; er hat nur gesagt: Sie können. Und ich darf.

Inwiefern das, wozu die Politik Sie und mich drängt, in seiner Konsequenz noch sauberes ärztliches Handeln ist, nein, gutes gemeinsames Handeln von Arzt und Patient, weil Sie es wünschen, und nachdem die Kommunikation von meiner Seite ehrlich, umfassend und - in meinem Fall - drastisch erfolgt ist und Sie das unterschreiben, oder ob auch ich in die Rolle des Doktor Seltsam gerate, der am Ende das propagiert, was er bei seiner Regierung gelernt hat - das möchte ich hier ausdrücklich zur Diskussion stellen.


LESERPOST
(ausgewählt von Dikigoros)

Lilith Diess / 15.05.2021
Die Deutschen müssten endlich verstehen, dass sie als Laborratten für das größte Pharma-Experiment aller Zeiten dienen, dann wäre der Spuk schnell vorbei. Stellt euch vor, es gibt ein Corona-Impfzentrum, und keiner geht hin...

Claudius Pappe / 15.05.2021
Der Experte der Union ist gelernter Rechtsanwalt, die Expertin von den Grünen hat mal kurz Krankenschwester gelernt und studierte dann Politikwissenschaften. So stelle ich mir Experten vor...

Steffen Lindner / 15.05.2021
Die bisher veröffentlichten Daten der Impf-Nebenwirkungen zeigen für Astra-Zeneca zwar allgemein eine höhere NW-Rate pro 1 Mio Impfungen; dafür aber für den Biontech-Impfstoff eine 3x so hohe Sterberate im Zusammenhang mit der Impfung. Letzterer Fakt wird aber medial kaum publiziert. Könnte es sein, dass man sich das schöne Narrativ:“ Erfolgreiche Wissenschaftler mit Migrationshintergrund retten die Welt vor dem Killervirus“ nicht kaputt machen will, zumal das Paar schon mit dem Bundesverdienstkreuz dekoriert wurde...?

DIE müssen sterben, wenn wir leben wollen

Dr. med. Robin Schürmann / 15.05.2021
Sehr geehrter Herr Kollege M., mit Verlaub, es ist naiv anzunehmen, mit der beschriebenen Aufklärung nebst Patienten-Unterschrift wären Sie im Schadenfall vor Gericht aus dem Schneider. Aufgrund meiner mehr als 30-jährigen Berufserfahrung kann ich vor solchen süßen Träumen nur eindringlich warnen; jeder Medizinrechtler wird Sie in Windeseile zerlegen. Merke: Der Letzte, den die Hunde beißen, ist IMMER der niedergelassene Arzt. (Tatsächlich komme ich angesichts des Impffurors vieler - erstaunlich vieler - Kollegen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus).

Sabine Lotus / 15.05.2021
Sehr geehrter Herr Dr. Matthes, was hier vorliegt ist kein medizinisches Problem, sonder ein (gut getarnt zwar, doch mittlerweile überdeutlich) psychologisches. Mit der medizinischen Argumentation werden Sie niemals weiter kommen, da bewusst jeden Tag die Maßstäbe neu gesetzt werden, um die Verunsicherung aufrecht zu erhalten. Bitte suchen Sie zu diesem Thema nach folgenden Begriffen <Fragezeiten Biderman Coercion Corona>. Auch weitere Aspekte in diesem Coronatanz werden anschaulicher, nach der Suche nach folgenden Begriffen <a>. Sehen Sie sich die Ergebnisse dieser Tierstudien an und übersetzen Sie sich das in "Maske und CO2-Rückatmung rund um die Uhr." Das ist kein medizinisches Problem, mit dem wir hier rangeln.

DIE müssen sterben, wenn wir leben wollen
Das sind die Vir*innen und Bazis Bazillen, die es zu besiegen gilt!


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