Leopoldo  Batres

(1852 - 1926)

[Leopoldo Batres]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1821
Nach 11 Jahren Krieg erlangt México seine Unabhängigkeit von Spanien - von da an geht's bergab.
In den nächsten drei Jahrzehnten verliert México rund die Hälfte seines ursprünglichen Staatsgebiets an die USA.

[Mexiko 1921]

Die Gegenwart - und erst recht die Zukunft - Méxicos ist düster; ein Grund mehr, sich auf seine (vermeintlich) glorreiche Vergangenheit zu besinnen.

1852
Leopoldo Batres wird als Sohn des Diplomaten Salvador Batres und dessen Ehefrau Francisca, geb. Huerta, in México Stadt geboren.

1854
März: Mit der "Revolution von Ayutla" gegen Präsident Santa Anna beginnt ein Jahre langer Bürgerkrieg, der

1861
mit dem Sieg des Indios Benito Juárez endet. Dieser errichtet ein bis dahin in México noch nicht erlebtes Terror-Regime: Die Kirchen - einschließlich der Friedhöfe - werden enteignet, christliche Gottesdienste und Eheschließungen verboten. Überdies streicht er die Auslandsschulden, so daß eine Koalition europäischer México-Gläubiger unter Führung Frankreichs beschließt, die Ablenkung der USA - die México seit der "Monro-Doktrin" als ihren Hinterhof betrachten - durch den Sezessionskrieg auszunutzen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. Bis

1863
erobern sie fast ganz México und installieren

1864
auf Betreiben von "Kaiser" Napoléon III den österreichischen Erzherzog Maximilian als neuen "Kaiser". Der Haß auf die Ausländer wächst. Die Mexikaner beginnen, sich nicht mehr als Nachfahren der Europäer, sondern der prä-kolumbianischen Indios zu fühlen.

1867
Zwei Jahre nach Beendigung des Sezessionskriegs zwingen die USA Frankreich, seine Truppen abzuziehen; daraufhin bricht das "Kaiserreich" zusammen; Maximilian wird

1868
erschossen.

[Manet, Erschießung Maximilians]

1873
Batres meldet sich zur Armee und wird Kavallerie-Offizier. (Letzter Rang: Capitán [Rittmeister].)

1876/77
General Porfirio Díaz ergreift die Macht und bringt México nach 67 Jahren endlich eine längere Periode des Friedens, in der man sich wieder nicht-militärischen Dingen widmen kann.

1880
Batres geht nach Frankreich, das zwar seit der Abdankung Napoléons (1870) und der Niederlage im Krieg gegen Preußen (1871) an Prestige eingebüßt hat, aber kulturell noch immer als "grande nation" gilt. In Paris studiert er nach eigenen Angaben Archäologie und Anthropologie.*

1884
Díaz wird erneut Präsident. Er korrigiert die meisten der unter Juárez begangenen Fehler, d.h. er saniert die Wirtschaft, begleicht die Auslandsschulden, macht die Enteignung der Kirchengüter und das Verbot der religiösen Orden rückgängig, reformiert das Bildungswesen, lockert die Pressezensur und versöhnt die politischen Gruppen. Im übrigen stützt er sich bevorzugt auf parteilose Fachleute.
Zu letzteren zählt auch Batres, den er zum "Inspekteur der archäologischen Bauwerke Méxicos" macht.

1890er Jahre
México erlebt eine Epoche materiellen Wohlstands und kultureller Blüte.

1893
Batres veröffentlicht

1900
Die erste "nationale" Universität Méxicos wird gegründet. (De facto handelt es sich um eine Verstaatlichung der bisher bestehenden Hochschulen.)

1902
Batres veröffentlicht "Die Erforschung von Monte Albán".

1904
Bei der Weltausstellung von St. Louis steht México wirtschaftlich auf dem Höhepunkt seines internationalen Ansehens.

1906
Batres veröffentlicht "Teotihuacán".

1907
Die von den USA ausgehende Weltwirtschaftskrise trifft México hart. Mißernten führen zu Lebensmittelknappheit. Díaz versucht den Kurssturz des Peso und die durch verteuerte Importe bewirkte Inflation durch Einführung der Gold- anstelle der Silber-Währung zu bekämpfen - ohne Erfolg. Wieder beginnen Bauernunruhen; erstmals gibt es auch größere Streiks der Arbeiter. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst.

1908
Díaz verschiebt die anstehenden Präsidentschaftswahlen auf 1910 und kündet an, politische Parteien zuzulassen, was große Teile des blöden Wahlviehsdes Volkes für ein Allheilmittel zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes halten. Das Millionärssöhnchen Francisco Madero schwingt sich mit dem Buch "Die Präsidentschafts-Nachfolge 1910" zum Führer der Opposition gegen Díaz auf. Er fordert die Wiedereinführung der Juárez-Verfassung von 1857.


1909
April: Díaz empfängt Madero zu einer Aussprache, ohne eine Einigung zu erzielen.
Díaz verstaatlicht die Eisenbahnen - die bis dahin Privateigentum amerikanischer Unternehmer waren - und verärgert damit die USA.

1910
Madero steckt sein gesamtes Vermögen in einen mehrmonatigen Wahlkampf, in dem er das ganze Land bereist, nach US-amerikanischem Muster, dem ersten dieser Art in México, wie er bis heute für die "Parteien-Demokratie" kennzeichnend ist: Demagogie, schamlose Lügen und Verdummung der Wähler mit falschen Wahlversprechungen.


Díaz läßt Madero verhaften und verhindert so dessen Kandidatur.
Juli: Díaz setzt sich bei der Präsidentschaftswahl gegen Maderos Vertreter Vázquez Gómez durch.
September: Díaz läßt die 100-Jahr-Feier der Unabhängigkeitserklärung Méxicos von Spanien vom 16. auf den 15.9. vorverlegen, um vor 100.000 Menschen in der Hauptstadt seinen 80. Geburtstag öffentlich zu feiern und die - der Berliner "Siegessäule" nachempfundene - "Freiheitsstatue" (die dort schon seit 1902 steht) offiziell "einzuweihen".


5. Oktober: Madero gelingt die Flucht in die USA - deren politische Führung wie so oft im 20. Jahrhundert (und danach :-) nicht erkennt, welcher Art und Güte die Individuen sind, die sie in ihrem vorgeblichen Kampf gegen "böse Diktatoren" unterstützt.
16. Oktober: Díaz trifft in Ciudad Juárez mit US-Präsident Taft zusammen, der bessere Garantien für amerikanische Investitionen in México verlangt.
Díaz läßt einen gewaltsamen Streik der Zuckerrohr-Landarbeiter niederschlagen. Ihr Anführer - ein gewisser Emiliano Zapata - entkommt jedoch.
20. November: Madero ruft von seinem US-Exil aus zum Sturz Díaz' auf. Die Anführer einiger kleiner Räuberbanden (González, Orozco, Villa) wittern Morgenluft und beginnen, Anhänger zu sammeln.

1911
März-April: Dem unter Arbeitern und Bauern gleichermaßen populären Zapata gelingt es, mit einer Streitmacht gut ausgebildeter desertierter Soldaten die Regierungstruppen zu schlagen; daraufhin schließen sich weite Teile des Landes der Revolution an.
25. Mai: Nachdem alle seine Minister - außer Limantour - zurück getreten sind, erklärt auch Díaz seinen Rücktritt und geht ins Exil nach Frankreich.
6. November: Madero wird neuer Präsident von México.


25. November: Zapata ruft zum Sturz Maderos auf; der Bürgerkrieg beginnt nun erst richtig; die Revolution frißt binnen weniger Jahre fast alle ihre KinderVäter.

1915
2. Juli: Díaz stirbt in seinem Pariser Exil.

1926
Leopoldo Batres stirbt in México Stadt.

* * * * *

2017-2020
Archäologen der Universität von Arizona unter Takeshi Inomata entdecken mit Hilfe neuer Technologien ("Lidar"-Verfahren) bei Aguada Fénix unterirdische Ruinen, die alle bisherigen Erkenntnisse und Vermutungen über die prä-kolumbianischen Kulturen in México - insbesondere die der Maya - über den Haufen werfen.****


*Darunter muß man wohl kein reguläres Universitätsstudium verstehen, sondern vielmehr häufige Besuche im Pariser Museum für Naturgeschichte und Beschäftigung mit dessen Exponaten. (Dikigoros hat selber viele Stunden dort verbracht und glaubt gerne, daß man dabei mehr lernen kann als in mancher Universitätsvorlesung :-)

**.

***.

****Es ist schon erschreckend, mit welcher Chuzpe Unverfrorenheit die Mainstream-Medien diese wissenschaftliche Entdeckung - selbst in einem eigentlich ganz unpolitischen Fach wie der Archäologie - mißbrauchen, um politischer Propaganda Vorschub zu leisten. So wird u.a. folgendes (was überhaupt nicht mit dem Fund im Zusammenhang steht) kolportiert:


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