Geplanter Giftgaseinsatz der Allierten
und die Tragödie von Bari

"Verschwiegene Geschichte" (12. Februar 2017)

Von der allgemeinen, speziell deutschen Presse und den Polit-Büros wird dieser Tatbestand nicht erwähnt, sogar verheimlicht. Dabei ist dieser extrem grausame Vorfall leicht im englischsprachigen Bereich im Internet, z.B. im englischen Wikipedia zu finden.

Der Hafen war unter der Gerichtsbarkeit der Briten. Zum einen, weil Bari die wichtigste Basis für die Versorgung der 8. Armee von General Bernard Law Montgomery war und zum anderen weil die Stadt auch das neue Hauptquartier der amerikanischen 15. Luftwaffe, die im November des Jahres 1943 aktiviert wurde, war.

Die primäre Aufgabe war es, Ziele auf dem Balkan, Italien und vor allem in Deutschland zu bombardieren.

Der Commander der 15. Air Force, Generalmajor James H. ‘Jimmy’ Doolittle wurde am 1.12.1943 nach Bari versetzt.

Elwin F. Knowles war der Kapitän der „John Harvey“; es war ein sogenanntes typisches Liberty-Schiff, kaum anders aussehend, als die anderen Schiffe, die im Hafen vertäut waren. Die überwiegende Ladung der Schiffe war konventionell, so unter anderem Munition, Lebensmittel und Ausrüstung für die stationierten Truppenverbände.

Aber dieses Schiff hatte eine sehr tödliche Ladung, welche ein großes Geheimnis verbarg. Etwa 540 Tonnen Senfgas-Bomben waren an Bord . Die Bomben sollten verwendet werden, um das Rheinland, explizit Köln und Düsseldorf durch dieses hochgradig wirksame Gas zu entvölkern, damit die alliierten Truppen später ohne Gegenwehr in das Rheinland einmarschieren konnten. Damit stand endültig fest, daß der Krieg nicht nur gegen die deutsche Armee geführt wurde, sondern auch und vor allem gegen die Zivilbevölkerung.

Die Senfgas-Bomben an Bord der „John Harvey“ sahen absichtlich täuschend konventionell aus. Jede Bombe war 4 Meter lang, 8 cm im Durchmesser und enthielten 60 bis 70 Kilo der Chemikalie.

Am 2. Dezember 1943 kam es dann im italienischen Hafen Bari im Zuge der anglo-amerikanischen Invasion zu einem ungeplanten Giftgasausbruch. Bari als wichtiger Nachschubhafen und das Hauptquartier der 15. US-Luftarmee, dort stationiert, von wo aus die Flächenbombardements in Süddeutschland und auf dem Balkan gelenkt werden sollten. Auch der VS-amerikanische Frachter „John Harvey“ lag im Hafen zum Löschen seiner brisanten Ladung: unter anderem tausende Fliegerbomben, gefüllt mit schwerem Senfgas, auch Schwefel-Lost, Gelbkreuz oder Yperit genannt. (Senfgas ist ein Trivialname für die Chemikalie Bis(2-chlorethyl)sulfid, einen hautschädigenden chemischen Kampfstoff aus der Gruppe der Loste, das die Atemwege reizt und produziert Verbrennungen und Geschwüre auf der Haut. Die Opfer, die dem Gas ausgesetzt werden, erleiden einen qualvollen Tod.)

VS-Präsident Roosevelt hatte Giftgas nach Europa beordert, um dieses gegen die deutsche Zivilbevölkerung einzusetzen. Wolfram Freiherr von Richthofen als Befehlshaber der 2. Luftflotte befahl jedoch einen Luftangriff auf die Hafenanlagen von Bari. Die „John Harvey“ explodierte mit den 540 Tonnen schweren Senfgases und sank sofort. Für die im Wasser treibenden Matrosen war dies tödlich. 800 englische und VS-amerikanische Soldaten wurden teils schwer verletzt mit Verbrennungen und Verätzungen, knapp 100 starben. Niemand konnte sich die Verletzungen erklären, denn nur die beiden Begleitoffiziere und der Sicherheitsoffizier des Schiffes waren eingeweiht in die streng geheime Aktion; diese waren jedoch mit dem Schiff untergegangen. Durch Zufall wurde im Hafenbecken eine unbeschädigte Bombe gefunden. An die 10.000 - 100.000 Italiener kamen ums Leben. (ca. 200.000 Einwohner 1943) Genaue Zahlen der einheimischen Opfer gibt es nicht, auch nicht die der Verletzten, da die ganze Katastrophe seitens der Alliierten streng geheimgehalten wurde. Berichte und Krankenakten verschwanden in den Archiven. Erst 2006 wurde in Washington die „Tragedy of Bari“ der Öffentlichkeit bekanntgegeben. Der Spiegel hatte bereits 1988 dazu geschrieben:

„Ein geheimer Plan enthüllt, daß die Amerikaner gegen Kriegsende bereit waren, einen großen Teil der deutschen Bevölkerung mit Giftgas zu vernichten.“

Danach sollten von Italien und England aus Tausende Flugzeuge in einer 15-Tage-Operation über 30 deutschen Großstädten Giftgasbomben abwerfen. Je nach den klimatischen Bedingungen wären das leicht flüchtige Phosgen oder das schwerere Senfgas „Lost“ zum Einsatz gekommen. Unter Punkt 4 des Plans („Mögliche Ergebnisse des Angriffs“) errechneten US-Spezialisten der Abteilung für Chemiekriegführung, wie viele Menschen direkt beeinträchtigt, also getötet würden – 5.600.000. Weitere zwölf Millionen würden dem vorgeschlagenen Angriff indirekt ausgesetzt sein. Deutschland war – entgegen der Einschätzung der Londoner Generalität – fast schutzlos. Weder gab es Sirenen für Gasalarm noch genügend gasdichte Luftschutzräume. Etwa 65% aller Zivilisten im Reichsgebiet besaßen keine Gasmasken. Am schlimmsten stellte sich die Lage bei kleinen Mädchen und Jungen bis zu drei Jahren dar. Sie sollten eigentlich mit speziellen, rundum abgedichteten Gasbettchen und Gasjäckchen aus Gummi ausgerüstet werden. Doch weil es weder genug Kautschuk noch den Ersatzstoff Buna gab, waren fast 90% der deutschen Kinder ungeschützt.

Glücklicherweise erfuhr der deutsche Geheimdienst (damals war er der beste der Welt) noch rechtzeitig von den Plänen der VS-Amerikaner und Engländer. Aufgrund der Tatsache, daß es um das Leben Millionen Deutscher ging, die vergast werden sollten, mußte mit aller Macht verhindert werden, daß dieses Gas eingesetzt wird. Die Wehrmacht verfügte nur über etwas mehr als 100 einsatzbereite Ju-88-Bomber und einige Jäger sowie Fallschirmtrupps an der Italienfront. Der Ernst der Lage für ihre Heimat war jedem der einsatzfähigen deutschen Piloten bewußt. Sie griffen an mit dem Auftrag, sämtliche Schiffe zu versenken, da nicht bekannt war, in wievielen und welchen der Schiffe das Giftgas gelagert war. Die komplette feindliche Flotte wurde dabei versenkt, insgesamt 28 Schiffe. Den VS-Amerikanern wurde – trotz der zu diesem Zeitpunkt bereits drückenden materiellen Unterlegenheit auf deutscher Seite – ein zweites Pearl Harbor geliefert, mit dem Unterschied, daß sie um ein Vielfaches mehr Schiffe verloren als durch den japanischen Luftschlag zwei Jahre zuvor.

Hier noch ein originaler Einsatzbericht der 2. Luftflotte:

"Am späten Nachmittag des 2. Dezember 1943 starten 96 Bomber JU 88 der I. und II. Gruppe des KG 54 sowie die I. und II. Gruppe des KG 76 auf den Flugplätzen Vilaorba und Aviano im Raum von Mailand zum Angriff auf Bari, eine wichtige Hafenstadt mit 250000 Einwohnern, an der Adriaküste östlich von Neapel.

Leutnant M. Ziegler: "Am späten Nachmittag flogen wir mit 2 anderen Maschinen als Pfadfinder. Unsere JU88 war vollbeladen mit Düppel- Störstreifen und Leuchtbomben für die Zielmarkierungen. Es war schon dunkel als wir die Küste südlich Ravenna kreuzten. Wir sollten von der Adria her unser Ziel anfliegen. In Höhe von Kap Rossa gingen wir auf 7000 Meter und stellten dann fest, dass der Hafen von Bari wie im tiefsten Frieden hell erleuchtet war. Wir begannen mit dem Abwerfen von Stanniol-Störstreifen, und weil der Hafen in hellem Licht lag, hätten wir uns den Abwurf von Leuchtbomben sparen können."
Am Abend des 2. Dezember sind im Hafen von Bari mehr als 30 allierte Schiffe, deren Ladungen - Kriegsmaterial und Nachschub - gerade gelöscht werden. Um die arbeiten im Hafen zu beschleunigen, wird unbedachterweise bei Anbruch der Dunkelheit die gesamte Beleuchtung eingeschaltet. Nachdem Pfadfinder-Maschinen Stanniol-Streifen abgeworfen und so die Radargeräte der Allierten lahmgelegt haben, erscheinen deutsche Kampfverbände fast unbemerkt über Bari.
Erst als um 19.30 die Bomben im Hafen explodieren, eröffnet die Flak das Feuer. Kein Scheinwerfer versucht sie abzufangen, kein Sperrballon schützt den zurzei wichtigsten Versorgungshafen der Allierten auf dem europäischen Kontinent, und kein einziger allierter Jäger erscheint über Bari. So problemlos und ohne Verluste ist noch nie eine Aktion verlaufen. Durch Volltreffer explodiern 2 Munitionsschiffe mit solcher Gewalt, dass die Fensterscheiben in einem Umkreis von 12 Kilometern zerspringen. Eine Ölleitung am Kai wird getroffen, und das ausströmende Öl entzündet sich an dem Benzin des brennenden Tankers und breitet sich zu einem riesigen Flammenteppich aus. Auch die bisher verschonten Schiffe brennen lichterloh.
Dieser nur 20 Minuten dauernde Angriff ist einer der erfolgreichsten des Krieges: Niemals wurden, mit Ausnahme von Pearl Harbor, so viele Schiffe mit einem Schlag versenkt: Insgesamt sind 19 Transporter mit 73.343 BRT vernichtet und 7 schwer beschädigt. Die Verluste unter den Wachmannschaften und Seeleuten betragen über 1000 Mann. Es vergehen Wochen, bevor der Hafen seine Arbeit wieder voll aufnehmen kann.

DAS IST DER ÖFFENTLICHE TEIL DES DESASTERS
DER ZWEITE TEIL DER TRAGÖDIE WIRD NOCH JAHRZEHNTELANG NACH DEM KRIEGE GEHEIMGEHALTEN:

Als der Angriff beginnt, ist der Frachter SS John Harvey am Pier, 17 andere Schiffe haben daneben festgemacht oder liegen vor Anker. Seine Ladung besteht neben der hochbrisanten Munition aus etwa 540T schweren Gelbkreuzgas (schweres Senfgas) in Bomben, jede etwa 45,5 kg schwer, ein äußerst gefährlicher völkerrechtswidriger Kampffstoff, den die allierte Führung "für alle Fälle" in ihrem Arsenal auf dem italienischen Kriegsschauplatz haben will.
Gleich zu Beginn des Angriffes bekommt die SS John Harvey einen Volltreffer und geht mit der ganzen Besetzung unter. Obwohl die Gasbomben ohne Zünder sind, bersten viele von ihnen; der gefährliche Kampfstoff breitet sich im Hafenbecken aus.

Das an der Wasseroberfläche schwimmende Gift - zum Glück treibt wenigstens der größte Teil aufs Meer heraus - wird zur tödlichen Bedrohung für die Überlebenden des Angriffs. Viele der Seeleute und Soldaten können aus dem verseuchte Wasser wieder an Land gezogen werden. Doch weder die Rettungsmannschaften noch die Geretten ahnen etwas von dem Senfgas. Den militärischen Diensstellen im Hafen ist zwar bekannt, welche gefährliche Ladung die SS John Harvey an Bord hat, jedoch denkt in dem herrschenden Chaos keiner daran. Einige der Überlebenden erinnern sich später daran, dass sie eine Art "Knoblauchgeruch" wahrgenommen haben, doch misst dem niemand eine Bedeutung bei. Und in den überfüllten Krankenhäusern kümmert sich keiner um die Menschen, die zwar mit Öl verschmiert, aber nicht verletzt sind. Sie werden einfach in ihrer durchnässten, mit Senfgas getränkten Kleidung in allen möglichen Quartieren untergebracht. Bereits 2 Stunden danach klagen die ersten von ihnen über furchtbare Schmerzen, als hätten sie Sand in den Augen. Erst etwa 12 Stunden nach dem Angriff entdecken die Hafenbehörden einige Senfgasbomben, und man besinnt sich nun auf die Ladung der SS John Harvey. Die Spitäler werden sofort informiert, dass möglicherweise ein Teil der geretteten mit Senfgas in Berührung gekommen ist. Bereits 18 Stunden nach dem Angriff wird der erste Todesfall durch Einwirkung des gefährlichen Gifstoffes gemeldet. Insgesamt gibt es 617 Vergiftete, von denen 83 sterben, der letzte einen Monat nach dem Unglück. Wäre den Rettungsmannschaften und Ärzten bei der Behandlung bekannt gewesen, dass Kampfstoffe im Spiel sind, und hätte man sogleich die entsprechenden Maßnahmen getroffen, wäre es nicht zu so vielen Todesfällen gekommen.

Auch der Fall Bistera wird streng geheimgehalten: Das Schiff Bistera, das beim Angriff unbeschädigt bleibt, fischt 30 Überlebende aus dem Hafenbecken und dampft - den Weisungen der Hafenbehörde entsprechend - nach Tarent. Vier Stunden später auf hoher See wird die gesamte Mannschaft von unerträglichen Augeschmerzen befallen. Als die Bistera; 18 Stunden nach dem Angriff Tarent endlich erreicht, gelingt es der fast völlig erblindeten Mannschaft nur mit Mühe, das Schiff festzumachen.

Der Ausfall des Hafens von Bari für den Nachschub, einige Wochen vor der Landung der Allierten bei Anzio und Nettuno, die ihnen den Weg nach Rom öffnen soll, hat noch ein schwerwiegendes Nachspiel: Er trägt erheblich dazu bei, dass es den Deutschen gelingt, die Allierten dort länger als bei jedem anderen Feldzug dieses Krieges aufzuhalten.