Alfred Ernst Johann Wollschläger, der sich A. E. Johann nannte, wurde am 03. September
1901 in Bromberg geboren. Als seine eigentliche Heimatstadt betrachtete er jedoch
Preußisch-Friedland in Westpreußen, wo er aufwuchs. Sein Vater war preußischer Postbeamter
der mittleren Laufbahn und kam aus einer Familie altpreußischer Bauern und Handwerker;
seine Mutter stammte von Bauern und Schäfern ab.
Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Bromberg studierte A.E. Johann in Berlin Theologie,
Soziologie und Geographie. [Er selber sprach von "Wirtschaftsgeographie", andere von
"Geopolitik".] Anschließend absolvierte er eine Banklehre und arbeitete als Buch- und
Wirtschaftsprüfer.
Schon früh überfiel ihn die Reiselust, und er gab plötzlich seinen Beruf auf.
Durch Vermittlung des Journalisten Hans Zehrer lernte A.E. Johann Georg Bernhard,
den Chefredakteur der zum Ullstein-Verlag gehörenden "Vossischen Zeitung" (die auch liebenvoll
"Tante Voss" genannt wurde), kennen. Der von Komplexen offenbar nicht beschwerte
Jüngling erklärte dem berühmten Mann kurz und bündig, er gedenke nach Kanada zu reisen.
A.E. Johann hatte erfahren, dass es den vielen Deutschen, hauptsächlich Landwirten aus
Pommern, Posen, West- und Ostpreußen, die nach dem 1. Weltkrieg ausgewandert waren,
reichlich schlecht ging. Die Preußische Staatsregierung hatte sogar ihren Minister
Koch-Weser nach Übersee geschickt, um sich über die Verhältnisse berichten zu lassen.
Georg Bernhard ließ den jungen Mann reisen und vereinbarte:
Sie kriegen 200 Reichsmark für jeden Artikel, den sie uns schicken und den wir drucken.
Überdies wurde vereinbart, dass der noch völlig unerprobte Reporter keinen Pfennig Honorar
nachgeschickt bekam. Er sollte unter den gleichen kargen Bedingungen sich in Kanada
durchzusetzen versuchen, wie die vielen anderen mittellosen Auswanderer der damaligen Zeit.
Im Frühjahr 1927 kam A. E. Johann im Westen Kanadas an und mußte feststellen, dass er genau
noch siebzehn und einen halben Dollar hatte.
Viele Wochen verbrachte A. E. Johann in einem Holzfällerlager an der Südgrenze von Alaska, von
wo er regelmäßig seine Berichte nach Berlin schickte. Bereits im ersten Jahr erschienen über
50 Reiseberichte.
Als er nach Berlin zurück gekehrt war, schlug ihm der Ullstein Verlag vor, aus seinen
anschaulichen Berichten ein Buch zu machen. 1928 erschien das Buch "Mit 20 Dollar in den
Wilden Westen" und hatte bereits im ersten Jahr eine Auflage von über 150.000 Exemplaren.
Seine nächste Weltreise führt A. E. Johann in den Jahren 1928/29 u.a. nach Sibirien, Japan,
China und Singapore. Als er in Deutschland zurück war, stellte er fest, dass er 40.000
Kilometer gereist war und so heißt sein nächstes Buch "40.000 Kilometer! Eine Jagd auf Menschen
und Dinge rund um Asien".
Von seiner eignen Biographie verrät A. E. Johann in der "Radmacher-Trilogie" (später "Die
Schaukel der sieben Jahrzehnte" genannt) mit den Bänden "Im Strom", "Das Ahornblatt" und
"Aus dem Dornbusch".
Zu den Büchern mit den größten Auflagen gehören die Romane "Schneesturm", "Weiße Sonne" und
"Steppenwind". Diese Triologie ist auch unter dem Titel "Der Wind der Freiheit" bekannt. Die
Bücher erschienen 1950/51 im Bertelsmann Verlag. Seit Frühjahr 2000 ist eine Zusammenfassung
der Trilogie, zu einem Band, mit dem Titel "Wind der Freiheit" im Weltbild Verlag neu aufgelegt.
Anfang der siebziger Jahre machte sich A.E. Johann an ein monumentales Werk, für das er schon
Jahrzehnte Material gesammelt hatte. Es geht um einen großen historischen Roman aus dem 18.
Jahrhundert - um nichts Geringeres als um das Epos von der Erschließung Kanadas durch europäische,
besonders französische, englische und deutsche Einwanderer. Um sich dieser Aufgabe gewachsen zu
zeigen, mußte A.E. Johann ein umfangreiches Quellenstudium betreiben.
Diese Trilogie "Aus der Frühe Kanadas", wie sich die drei Bände ("Ans dunkle Ufer", "Wälder
jenseits der Wälder" und "Hinter den Bergen das Meer") im Untertitel nennen, hat über 1.500
Druckseiten. Nur ein Autor wie A.E. Johann, der in vielen Jahren die Landschaften Kanadas,
seine Seen und Ströme, die Rocky Mountains, wie die Küsten des stillen Ozeans, durchforscht
hat, konnte das herrliche Land so eindringlich schildern. Mit der Gewissenhaftigkeit eines
Historikers und der Phantasie des geborenen Erzählers entwirft er das Gemälde einer erstaunlichen
Epoche, über deren fast übermenschlich anmutende Pionierleistungen sogar in Kanada selbst noch
immer viel zu wenig bekannt ist.
A.E. Johann hat über 80 Buchmanuskripte verfasst, unzählige Artikel in Zeitungen und
Zeitschriften veröffentlicht (u.a. in der Wochenzeitung DIE ZEIT, Westermanns Monatsheften,
Merian Heften, BERTELSMANN drei etc).
Es finden sich in den Büchern A.E. Johann's aus früher Zeit viele Betrachtungen, die, wie
heute zu erkennen ist, einen erstaunlichen Sinn für politische und wirtschaftliche
Entwicklungstendenzen verraten. [Das kann wohl nur ein Witz sein - aber darüber hat Dikigoros
auf seiner unten verlinkten Seite etwas mehr geschrieben.]
Am 08. Oktober 1996 starb A.E. Johann in Oerrel/Lünebuerger Heide. In seinem Nachlaß sind drei
nicht veröffentlichte Manuskripte mit den Arbeitstiteln "Wir im Spiegel", "Frauen" und "Wohin
Verena".
Quellen:
Wolfgang Lohmeyer, München
Auszüge aus div. Schriftverkehr
Div. Verlagsangaben
Rudi Zülch, Knüllwald
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