Der Tod der Dido

Dido aber, zitternd und verstört [wörtl. wild] von ihrem schrecklichen Vorhaben, läßt ihre geröteten Augen rollen – ihre zuckenden Wangen sind von Flecken übergossen, sie ist bleich wegen des bevorstehenden Todes –, stürzt in den inneren Hof des Palastes, besteigt in höchster Erregung den hohen Scheiterhaufen und zieht das dardanische Schwert aus der Scheide, ein Geschenk, das sie nicht zu diesem Zweck erbeten hatte. Da, als sie die ilischen Gewänder und das (wohl)bekannte Lager erblickte, verweilte sie ein wenig in Tränen und Gedanken, sank auf das Bett und sprach die letzten Worte: "Ihr Kleider, (mir) lieb, solange es das Schicksal und der Gott zuließen, nehmt dieses Leben auf und erlöst mich von diesen Sorgen. Ich habe ausgelebt und die Bahn vollendet, die (mir) das Schicksal gegeben hatte, und nun wird ein großes (Schatten)Bild von mir in die Unterwelt gehen. Eine berühmte Stadt habe ich errichtet, meine (eigenen) Mauern habe ich gesehen, meinen Gatten habe ich gerächt und Strafe an meinem (mir) feindlich gesinnten Bruder vollzogen, ich Glückliche, ach, allzu Glückliche, wenn nur niemals dardanische Kiele unsere Küsten berührt hätten." Sie sprach’s und drückte ihr Gesicht in den Polster und sagte: "Wie werden ungerächt sterben, aber wir wollen sterben! – So, so macht es Freude, hinab zu den Schatten zu gehen. Trinken möge mit seinen Augen dieses Feuer der grausame Dardaner vom Meer aus und die Anzeichen unseres Todes mit sich Tragen." Sie hatte (es) gesprochen, und ihre Begleiterinnen sehen sie mitten unter solchen (Worten) ins Schwert zusammengesunken, das vom Blut schäumende Schwert und die bespritzten Hände. Es dringt ein Schreien zu den hohen Hallen: es rast die Fama durch die erschütterte Stadt.

keine Angaben

 

 

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