Merkur mahnt Aeneas zur Abfahrt

Sofort fährt er ihn an: "Du legst nun die Grundmauern des hohen Karthago und errichtest als Sklave deiner Frau die schöne Stadt? Ach, hast du (dein) Königreich und deine Aufgaben vergessen? Selber sendet mich zu dir vom lichten Olymp herab der Herrscher der Götter, der mit deiner Macht den Himmel und die Länder lenkt, er selbst heißt (mich) diese Aufträge durch die schnellen Lüfte tragen: Was führst du im Schilde? Oder worauf hoffst du und vertust deine Zeit in den lybischen Landen? Wenn dich keine Ehre so großer Aufgaben bewegt [und selbst auch nicht für deinen eigenen Ruhm das mühevolle Werk bestehst,] so beachte doch den heranwachsenden Ascanius und die Hoffnungen, die im Erben Iulus liegen, dem die Königsherrschaft über Italien und die römische Erde geschuldet wird." Nachdem der Kyllenier solche Worte gesprochen hatte, entzog er sich mitten in seiner Rede den Blicken des Sterblichen und entschwand in die zarte Luft fern aus den Augen.

Aeneas aber verstummte in der Tat, durch den Augenblick außer sich, vor Schrecken standen die Harre zu Berge, und die Stimme blieb in der Kehle stecken. Heiß begehrt er, fluchtartig wegzufahren und das süße Land zu verlassen, er ist wie vom Donner gerührt durch eine so bedeutende Mahnung und den Befehl der Götter. Ach, was sollte er tun? Mit welcher Anrede sollte er sich jetzt an die vor Zorn rasende Königin zu wenden wagen? Welchen Anfang sollte er zuerst auswählen? Und bald faßt er diesen, bald jenen schnellen Entschluß und denkt rasch nach verschiedenen Richtungen und überlegt hin und her [wörtl. nun teilt er seinen schnellen Geist hierher, nun dorthin; entführt (seinen Geist) nach verschiednen Richtungen und dreht und wendet ihn durch alles]. Als er nun schwankte ]wörtl. dem Schwankenden], erschien ihm dieser Gedanke besser zu sein: Mnestheus und Sergestes ruft er und den tapferen Serestus, sie sollten die Flotte in aller Stille rüsten und Gefährten an de Küste sammeln, sie sollten die Schiffsgeräte herrichten und verheimlichen, was der Grund für die Veränderung der Lage sei; er werde inzwischen versuchen, da ja die beste Dido nichts wisse und hoffe, eine so große Liebesleidenschaft würde nicht zerbrechen, zu ihr zu gehen, welche Zeit, (mit ihr) zu reden, am günstigsten und welche Art und Weise für seine Absicht die beste wäre. Gar schnell gehorchen alle freudig seinem Befehl und führen seine Aufträge aus.

keine Angaben

 

 

 

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