Die Flucht aus dem brennenden Troja
" Also denn, lieber Vater, setze dich auf unseren Nacken; ich selbst werde dich auf die Schultern nehmen, und nicht wird diese Last mich bedrücken; was auch immer passiert, wir beide werden die eine gemeinsame Gefahr, eine einzige Rettung haben. Mich begleite der kleine Iulus und in einige Entfernung folge meine Frau den Schritten. Ihr, Diener, lenkt eure Aufmerksamkeit auf das, was ich sage. Wenn man aus der Stadt herauskommt, (liegen dort) ein Hügel und ein alter Tempel der verlassenen Ceres, und daneben eine alte Zypresse, die in der frommen Verehrung der Väter viele Jahre hindurch erhalten geblieben ist; zu diesem einem Platz werden wir aus verschiedenen Richtungen kommen. Du, Vater, nimm die heiligen Geräte in (deine) die Hand und die heimatlichen Penaten; daß ich, der ich aus dem so gewaltigen Krieg und aus frischem Gemetzel entkommen bin, (sie) berühre, ist Sünde, bis ich mich in einem rasch strömenden Fluß wasche. Dies sprach ich und werfe über meine breiten Schultern und den gesenkten Nacken einen Mantel aus dem eines gelbbraunen Löwen und lade mir die Last auf; an meine Rechte hat sich der kleine Iulus geschmiegt und folgt dem Vater nicht mit gleichen Schritten; hinten folgt gleich die Gattin. Wir eilen durch schattige Gegenden, und mich, den früher keine geschleuderten Lanzen bewegten und auch nicht die Griechen, die in feindlicher Schar zusammengeballt waren, erschrecken nun alle Luftzüge, jedes Geräusch regt mich auf, der ich unruhig bin und zugleich um Begleiter und Last fürchte. Und schon näherte ich mich den Toren und meinte, den ganzen Weg zurückgelegt zu haben, als plötzlich ein zahlreiches Geräusch von Tritten an (meine) Ohren zu dringen schien und mein Vater blickt durch das Dunkel nach vor und "Mein Sohn," ruft er, "Flieh, mein Sohn; sie kommen herbei. Funkelnde Schilde und blitzendes Erz erkenne ich." Hier entriß mir in meiner Aufregung eine feindliche Gottheit ich weiß nicht, welche, meinen Sinn, so daß ich verwirrt wurde. Denn während ich im Lauf auf Seitenwege gelangte und aus der bekannten Richtung der Straßen herauskam, ach ob mir Armen die Gattin Creusa durch das Schicksal entrissen wurde und stehen blieb, ob sie sich in der Straße irrte ober ob sie fiel und sich (dann) niedersetzte, ist ungewiß; und später wurde sie nicht unseren Augen wiedergegeben." |
cervix/icix: Nacken, Hals imponere: hier: setze dich famulus/i: Knecht, Diener vetustus3: alt, bejahrt, altertümlich, altehrwürdig, lang bestehend desero3/serui/sertus: verlassen, im Stich lassen, vernachlässigen cupressus/us: Zypresse digredior3M/gressus sum: sich trennen, sich entfernen, fortgehen attrecto = attracto1: anfassen, an-, betasten, berühren abluo3/lui/lutus: abwaschen, reinigen, beseitigen, tilgen veste (fulvi)que pelle: Mantel aus Fell super insternor: umhüllen succedo(que oneri): sich aufladen se implicuit: sich anschmiegen pone: = post opacus3: beschattet, schattig, finster, dunkel, schattenspendend dudum: seit längerer Zeit, lange, längst, vorher, früher, einst glomero1: zum Knäuel ballen, kugelförmig gestalten, zusammendrängen, -scharen suspensus3: besorgt, unruhig, hängend, schwebend, gespannt ardens/ntis: glühend, brennend, feurig, funkeln, leidenschaftlich clipeus/i: Erzschild, Rundschild trepidus3: unruhig, verwirrt, aufgeregt avius3: abgelegen, unbetreten, einsam; hier: Seitenwege heu: ach!, wehe! |