Die Erscheinung der Creusa

"Als ich (sie) suchte und durch die Häuser der Stadt ohne Ende (wie ein Rasender) dahineilte, da erschienen das unglückselige Bild und der Schatten der Creusa selbst vor meinen Augen und ein Schemen, größer, als ich sie gekannt hatte. Ich erstarrte, die Haare standen (mir) zu Berge, und die Stimme blieb im Hals stecken. Dann sprach sie mich so an und nahm mir die Sorgen mit folgenden Worten: "Was freut dich so sehr, dem unsinnigen Schmerz nachzuhängen, oh lieber Gemahl? Nicht ohne den Willen der Götter geschieht dies; es ist auch nicht Recht, dass du Creusa als (deine) Begleiterin von hier (mit)nimmst, noch gestattet es jener Herrscher des höchsten Olymps. Eine lange Verbannung (musst du auf dich nehmen,) und die weite Meeresfläche musst du durchpflügen, und ins Land Hesperien wirst du kommen, wo der lydische Tiber zwischen furchtbaren Fluren der Helfen in sanfter Strömung (dahin)fließt. Dort (stehen) dir ein glückverheißender Staat, ein Königreich und eine königliche Gattin bereit; wisch weg die Tränen um (deine) geliebte Creusa. Nicht werde ich die stolzen Wohnsitze der Myrmidonen oder Doloper schauen oder hingehen, um griechischen Müttern als Sklavin zu dienen, ich, eine Nachkommin des Dardanus und Schwiegertochter der göttlichen Venus, sondern mich hält die große Mutter der Götter an diesen Gestaden fest. So lebe jetzt wohl und bewahre deine Liebe zu unserem gemeinsamen Sohn." Sobald sie diese Worte gesagt [wörtl. getan] hatte, weinte ich und wollte noch vieles sagen, doch sie verließ mich [wörtl. verließ sie mich, den Weinenden und vieles sagen Wollenden] und verschwand in die dünnen Lüfte. Dreimal versuchte ich dort die Arme um ihren Hals zu legen, dreimal entfloh, vergeblich erhascht, das Schattenbild (meinen) Händen, gleich den leichten Winden und sehr ähnlich dem flüchtigen Schlaf. So sehe ich erst am Ende der Nacht meine Gefährten wieder.

Und hier entdecke ich voll Verwunderung, dass eine ungeheure Zahl von neuen Begleitern herbeigeströmt ist, Mütter und Männer, eine Schar, gesammelt für die Verbannung, ein bedauernswertes Volk. Von überallher kamen sie zusammen, mit Mut und Habe bereit zu gehen, in welche Länder auch immer ich sie übers Meer fortführen wollte. Und schon erhob sich der Morgenstern über den Gipfelkämmen des Ida und führte den Tag herauf, und die Danaer hielten die Schwellen der Tore besetzt, und keine Hoffnung auf Hilfe ergab sich: Ich nahm davon Abstand, hob meinen Vater (auf die Schultern) und eilte zum Gebirge."

keine Angaben

 

 

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