Tacitus, Germania 45,2 - 45,8

Von der östlichen (rechten) Küste des suebischen Meeres werden Völker der Aestioren bespült. Sie verehren die Mutter der Götter. Als Abzeichen des Aberglaubens tragen sie Figuren von Ebern: das gewährleistet die Sicherheit des Verehrers der Göttin sogar unter Feinden an der Stelle von Waffen. Der Gebrauch von eisernen Waffen ist selten, häufig der Gebrauch von Knüppel. Das Getreide und die übrigen Früchte verarbeiten sie geduldiger als entsprechend der gewohnten Faulheit der Germanen. Sie untersuchen aber das Meer und als einzige aller sammeln sie den Bernstein, zwischen den Untiefen und an der Küste selbst, den sie selbst glesum nennen. Und es ist von ihnen als Barbaren weder untersucht noch in Erfahrung gebracht worden, welche Naturkraft oder welcher Grund (den Bernstein) hervorbringt; lange lag er sogar unter den übrigen Auswürfen des Meeres, bis unser Prunk einen Name gegeben hat. Sie selbst machen keinen Gebrauch davon: roh wird er gesammelt, formlos wird er gebracht und sie nehmen den Kaufpreis staunend entgegen. Dennoch könntest du erkennen, dass das der Saft der Bäume ist, weil meistens gewisse auf der Erde lebende und beflügelte Lebewesen dazwischen durchscheinen, die, nachdem sie von der Flüssigkeit eingewickelt wurden, dann in das hart werdende Material eingeschlossen werden. Ich möchte also glauben, dass genauso, wie in den entlegenen Gegenden des Ostens, sich (auch) auf den Inseln und in den Ländern des Westens fruchtbare Wälder und Haine befinden, deren Harze durch die Strahlen der nahen Sonne herausgepreßt werden und in flüssigem Zustand ins nahe gelegen Meer fließen und durch die Gewalt der Unwetter zu den gegenüberliegenden Gestaden geschwemmt werden. Wenn man die Natur des Bernsteins mit herangebrachtem Feuer erproben sollte, entflammt er auf die Art eines Kienspanes und nährt eine rußende uns stinkende Flamme; bald wird er klebrig und verwandelt sich gleichsam zu Pech oder Harz.

keine Angaben

 

 

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