Der Tod des Britannicus im Jahre 55

Es galt als Sitte, dass die fürstlichen Kinder mit den übrigen Altersgenossen aus dem Adel, unter dem Augen ihrer Verwandten an einer besonderen, sparsameren Tafel sitzend, speisten. Da auch Britannicus hier tafelte und ein (dazu) auserwählter Diener seine Speisen und Getränke vorkostete, ersann man, um nicht den Brauch zu unterlassen und durch den Tod von beiden ein Verbrechen zu verraten, folgende List. Ein noch unschändliches, sehr heißes und vorgekostetes Getränk wurde Britannicus gereicht; nachdem er es hierauf da es zu heiß war, zurückgewiesen hatte, wurde das Gift in kaltem Wasser dazugegossen, das so alle seine Glieder durchdrang, dass (ihm) Stimme und Atem gleichzeitig genommen wurden.

Eine Panik Entstand unter den Herumsitzenden, die nicht Eingeweihten liefen auseinander: doch die einen tieferen Einblick hatten, blieben wie gebannt stehen und blickten zu Nero. Wie er zurückgelehnt war und tat, als ob er nichts wisse, sagte er, es sei bei dessen Epilepsie nichts Außergewöhnliches [wörtl. (Britannicus) sei es gewohnt], worunter Britannicus seit seiner frühesten Jugend zu leiden habe. Allmählich werden Sehkraft und Besinnung zurückkehren. Doch bei Agrippa brach plötzlich ein solches Entsetzen, eine solche Fassungslosigkeit hervor, dass es, obwohl sie sich Mühe gab, eine gleichgültige Meine zu zeigen, sicher war, sie sei ebenso unwissend gewesen wie Octavia, die Schwester des Britannicus; sie erkannte, dass ihre letzte Stütze entrissen und (dies) die Probe für den Muttermord sei. Auch Octavia hatte schon in jungen Jahren Schmerz, Liebe und jede Gefühlsbewegung zu verbergen gelernt. So nahm nach kurzem Schweigen das Gastmahl seinen fröhlichen Fortgang [wörtl. wurde die Fröhlichkeit wieder aufgenommen].

keine Angaben

 

 

 

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