Catilinas Rede vor der Schlacht

Als sich aber Catilina von Bergen und Truppen der Feinde eingeschlossen sah, dass die Lage in Rom ungünstig war und dass es keine Hoffnung auf Flucht oder Verstärkung gab, hielt er es für das beste, in einer solchen Situation das Kriegsglück zu versuchen, und beschloß, möglichst bald mit Antonius in einem Kampf aufeinanderzutreffen. Er berief also eine Heeresversammlung ein und hielt ungefähr folgende Rede:

(58) "Ich weiß aus Erfahrung, Soldaten dass Worte nicht Tapferkeit einflößen und dass weder aus einem energielosen ein schlagkräftiges, noch ein tapferes aus einem furchtsamen Heer nur durch die Rede eines Feldherrn wird. Wieviel Kühnheit von Natur aus oder durch Gewöhnung dem Herzen eines jeden innewohnt, soviel zeigt sich gewöhnlich im Krieg. Wen weder Ruhm noch Gefahren antreiben, den wird man wohl vergebens ermahnen: die innere Angst macht die Ohren taub. Ich habe euch aber rufen lassen, um euch damit an wenige Dinge zu erinnern und zugleich um euch den Grund meines Entschlusses darzulegen. Ihr wißt doch wohl, Soldaten, welch großen Schaden die Sorglosigkeit und müde Feigheit des Lentulus ihm selbst und uns zugefügt hat und wie ich, während ich Verstärkung aus der Stadt erwartete, nicht nach Gallien aufbrechen konnte. In welch schwieriger Lage nun aber unsere Dinge stehen, erkennt ihr alle genauso wie ich. Zwei feindliche Heere stehen uns gegenüber, das eine aus Richtung von Rom, das andere von Gallien her. Länger in dieser Gegend zu bleiben, daran hindert uns, auch wenn es noch so sehr der Mut aushielte, der Mangel an Verpflegung und anderen Dingen. Wohin zu gehen wir uns auch entschließen, mit dem Schwert müssen wir (uns) einen Weg bahnen. Deshalb ermahne ich euch, tapferen und entschlossenen Sinnes zu sein und, wenn ihr in den Kampf geht, daran zu denken, dass ihr Reichtum, Ehre, Ruhm, außerdem Freiheit und damit ein Vaterland in euren Händen trägt. Wenn wir siegen, wird uns alles sicher sein: Verpflegung in Überfluß, Landstädte und Kolonien werden (für uns) offenstehen. Wenn wir aber aus Furcht nachgeben, wird uns all das verschlossen werden. Weder ein Ort noch irgendein Freund wird den schützen, den die Waffen nicht schützen. Außerdem, Soldaten, droht uns nicht die gleiche Zwangslage wie jenen: wir kämpfen fürs Vaterland, für die Freiheit, für das Leben, für jene (hingegen) ist es unnötig, für die Macht einiger weniger zu kämpfen. Umso kühner greift an, eingedenk der früheren Tapferkeit! Es wäre euch möglich gewesen, in höchster Schande in der Verbannung euer Leben zu verbringen, ihr hättet – nur einige (von euch) – in Rom nach Verlust eurer Güter auf fremde Hilfe warten können; weil aber die dortigen Verhältnisse scheußlich und für echte Männer unerträglich schienen, habt ihr euch entschlossen, mir bis in diese bedrängt Lage [wörtl. diesen (unseren) Dingen] zu folgen. Wenn ihr sie hinter euch bringen wollt, ist Kühnheit nötig: denn nur der Sieger hat je Krieg in Frieden verwandelt. Denn in der Furcht sein Heil zu erhoffen, wenn man die Waffen, mit denen der Körper geschützt wird, von den Feinden abwendet, das aber ist Wahnsinn. Immer sind in einem Kampf diejenigen in größter Gefahr, die sich am meisten fürchten: Tollkühnheit gilt wie eine Mauer.

Wenn ich euch betrachte, Soldaten, und wenn ich eure Taten erwäge, erfüllt mich große Hoffnung auf Sieg. Euer Mut, eure Jugend und eure Tapferkeit ermuntern mich, außerdem die Notsituation, die auch aus Ängstlichen Tapfere macht. Denn dass die Übermacht [wörtl. große Menge] der Feinde (uns) umzingeln könnte, das verhindert das enge Gelände [wörtl. die Enge des Platzes]. Und sollte das Glück auf eure Tapferkeit neidisch sein, dann hütet euch, ungerächt euer Leben zu verlieren oder, wenn ihr gefangen werdet, eher wie das Vieh abgeschlachtet zu werden, statt nach Männerart zu kämpfen und den Feinden einen blutigen und trauervollen Sieg zu überlassen."

keine Angaben

 

 

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