Eine Schule für Novum Comum

Kürzlich als ich in meiner Heimat(stadt) war, kam der mit der Toga praetexta bekleidete Sohn eines meiner Mitbürgers um mich zu begrüßen. Ich sagte: "Studiert du?" Er antwortete: "Ja." – "Wo?" – "In Mediolani." – "Warum nicht hier?" Und sein Vater (denn er war dabei und er hatte sogar selbst den Buben zu mir geführt) sagte: "Weil wir hier keine Lehrer haben." – "Warum habt ihr keine? Denn es wäre sehr in eurem Interesse, die ihr Väter seid," (und günstiger Weise hörten mehrere Väter zu), "dass eure Kinder vorallem hier lernen. Denn wo würden sie angenehmer sich aufhalten, als in ihrer Heimat, wo könnten sie leichter in Zaum gehalten werden, als unter den Augen der Eltern oder mit weniger Ausgaben als zu Hause? Welche Kleinigkeit wäre es, mit gesammelten Geld Lehrer anzustellen und dass, was ihr jetzt für die Unterkunft, für die Reise und für das, was auswärts gekauft wird (auswärts muss aber alles gekauft werden), aufwendet, dem Gehalt hinzuzufügen?

Und ich bin sogar bereit, der ich keine Kinder habe, für unsere Stadt, gleichsam wie für eine Tochter oder eine Mutter, ein Drittel dessen zu geben, was euch beliebt zusammenzutragen. Ich würde sogar alles (die ganze Summe) versprechen, wenn ich nicht befürchtete, dass dieses mein Geschenk irgendwann einmal durch Intrigen mißbraucht würde, wie ich sehe, dass es an vielen Orten geschieht, an denen die Lehrer von der Gemeinde/von Staatswegen angestellt werden. Diesen Fehler kann man nur durch ein Mittel entgegenarbeiten, wenn nämlich den Eltern allein das Recht der Anstellung überlassen wird und wenn denselben auch die Verpflichtung richtig zu urteilen gegeben wird durch die Notwendigkeit zu vergleichen. Denn diejenigen, die vielleicht mit fremden Gut nachlässig umgehen, werden sicherlich sorgsam mit den ihren umgehen und sie werden sich Mühe geben, dass keiner wenn nicht ein Würdiger von mir Geld bekommt, wenn er es auch von ihnen selbst bekommt. Daher stimmt überein, tut euch zusammen und fasst eine größere Zuversicht aus meiner, der ich wünsche, dass es möglichst viel ist, was ich dazu legen muss.

Ihr könnt euren Kindern nichts besseres bieten und eurer Heimatstadt nichts willkommeneres. Diejenigen, die hier geboren werden, werden sollen hier ausgebildet werden und sofort von ihrer frühen Kindheit weg sollen sie sich daran gewöhnen die Heimaterde zu lieben und sich oft hier aufzuhalten. Und möget ihr so berühmte Lehrer herbringen/finden, dass aus den benachbarten Städten die Studien hier aufgesucht werden und so wie jetzt eure Kinder an fremde Ort gehen, bald die Fremden hierher an diesen Ort zusammenströmen.

praetextatus3: mit der Toga praetexta bekleidet (unter 16 J.)
pudicus3: schamhaft, züchtig, keusch, ehrbar
sumptus/us: Kosten, Aufwand
viaticum/i: Reisegeld, Wegzehrung, Sparpfennig, Beutegeld
quantulum est: welche Kleinigkeit wäre es…
conduco3: hier: anwerben
peregrinus3
: ausländisch, fremd
merces/edis: Lohn, Sold, Preis, Gehalt, Honorar, Schaden, Miete
ambitus/us: Umlauf, Kreislauf, Umweg, Streben; hier: intrigantes Vorgehen
religio/onis: Verpflichtung
remedium/i: Arznei, Hilfsmittel, Gegenmaßnahme, Abhilfe
collatio/onis: Vergleich, Zusammentragen, Beitrag, Spende
consentio4/sensi/sensum: übereinstimmen, einig sein, sich einigen, beschließen, zustimmen, übereinstimmen
conspiro1: einig sein
solum/i: Boden, Erde, Sohle, Grund, Land, Unterlage

 

 

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