Plinius, epistulae I 12,1-8

Ich habe sehr schwerwiegende Verluste gemacht, wenn der Verlust eines so großen Mannes Verlust genannt werden darf. Corellius Rufus starb und zwar freiwillig, was meinen Schmerz verschlimmert. Denn es ist die am meisten Trauer bringende Art des Todes, wenn er nicht natürlich und nicht verhängnisvoll erscheint. Denn wie auch immer bei jenen, die durch Krankheit sterben, ein großer Trost auf Grund der Notwendigkeit selbst besteht, bei jenen aber, die ein herbeigerufener Tod hinwegrafft, dieser Schmerz ist unheilbar, weil man von ihnen glaubt, sie hätten länger leben können. Den Corellius trieb freilich höchste Vernunft, welche den Weisen an Stelle der Notwendigkeit steht, zu diesem Entschluss, allerdings hatte er viele Gründe zum Leben, ein sehr gutes Wissen, einen sehr guten Ruf, sehr großen Einfluss, ferner eine Tochter, eine Frau, einen Enkel, Schwestern und zwischen so vielen Unterpfänden (der Liebe) auch wahre Freunde. Aber er wurde von einer so langen, so bösen Krankheit heimgesucht, dass diese so großen Belohnungen des Lebens durch die Überlegungen des Todes besiegt wurden. Im 33. (Lebens)Jahr, wie ich ihn selbst gehört habe, wurde er von einem Schmerz der Füße ergriffen. Dieser (Schmerz war) jenem vom Vater vererbt; denn meistens werden auch die Krankheiten durch gewisse Abfolgen, wie anderes, weitergegeben. Diesen Schmerz besiegte und zerbrach er durch Enthaltsamkeit und Frömmigkeit soweit das Alter frisch war; zuletzt ertrug er den Schmerz, der zugleich mit dem Greisenalter sich verschlimmert hatte durch die Kräfte des Geistes, während er freilich unglaubliche Qualen und unwürdigste Martern erlitt. Denn der Schmerz saß nicht nur in den Füßen allein, wie früher, sondern streifte durch die ganzen Glieder. Ich kam zu ihm zu den Zeiten des Domitinanus, da er in seinem Landgut vor der Stadt darniederlag. Die Sklaven wichen aus dem Schlafgemach zurück; er hatte diese Gewohnheit, sooft ein treuerer Freund eingetreten war; ja sogar seine Frau, obwohl sie fähig war, jedes Geheimnis für sich zu behalten, ging weg. Er ließ die Augen umherschweifen und sagte: "Warum glaubst du, ertrage ich diese so großen Schmerzen so lange? Natürlich, damit ich diese Räuber wenigsten um einen Tag überlebe.

keine Angaben

 

 

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