Cicero, de officiis I 23-24

Aber es gibt zwei Arten von Ungerechtigkeit: die eine (Art ist die Ungerechtigkeit) derer, die sie zufügen, die andere (Art ist die Ungerechtigkeit) derer, die die Ungerechtigkeit von denen, denen sie zugefügt wird, nicht abwehren, wenn sie können. Denn wer durch Unrecht einen Angriff auf irgendjemand macht, entweder durch Zorn oder irgendeine Störung aufgebracht wurde, der scheint gleichsam die Hand am Kameraden anzulegen; wer aber nicht verteidigt und sich nicht dem Unrecht in den Weg stellt, wenn er kann, verdient so sehr Tadel, also ob er Eltern, Freunde oder die Heimat im Stich ließe. Und freilich jene Ungerechtigkeiten, die des Schadens Willens absichtlich zugefügt werden, gehen oft von Angst aus, indem derjenige, der einem anderen zu schaden plant, fürchtet, dass er, wenn er das nicht mache, selbst von irgendeiner Unbequemlichkeit betroffen wird. Größtenteils schicken sie sich aber an eine Ungerechtigkeit zuzufügen, damit sie das erreichen, wonach in ihnen ein Verlangen entstanden ist; bei diesem Laster hat Habsucht eine sehr große Bedeutung.

propulso1: zurückschlagen, abwehren, abhalten, abwenden
quispiam/quidpiam|quis-, quae-, quodpiam: irgendeiner (jemand, etwas), der eine oder der andere, wohl einer (etwas)
perturbatio/onis: Verwirrung, Unordnung, Störung, Aufregung
quae concupiverunt: wonach in ihnen ein Verlagen entstanden ist
latissime patet: hat eine sehr große Bedeutung

 

 

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