Cicero, de officiis I 18-19

Jener erste Punkt berührt die menschliche Natur sehr, der in der Erkenntnis der Wahrheit, besteht. Denn wir werden alle hingezogen und hingeführt zur Begierde nach Erkenntnis und Wissen, in welcher wir uns auszuzeichnen (für) schön halten; aber zu straucheln, zu irren, nicht zu wissen und getäuscht zu werden, sagen wir ist sowohl schlecht als auch schimpflich. In dieser Hinsicht müssen zwei Fehler gemieden werden, einer, dass wir unbekannte nicht für bekannte halten und diesen blindlings zustimmen; wer diesem Fehler wird entgehen wollen – es sind aber alle verpflichtet zu wollen –, wird zur Betrachtung der Dinge sowohl Zeit als auch Umsicht anwenden. Der andere Fehler ist, dass gewisse allzu großen Eifer und viel Mühe auf dunkle und schwierige und zugleich unwichtige Dinge aufwenden. Nach Abwendung dieser Fehler wird das, was in ehrenvollen und der Erkenntnis würdigen Dingen an Mühe und Sorge aufgewendet werden wird, mit Recht gelobt werden, wie wir in der Sternkunde von C. Sulpicius hören, in der Feldmeßkunst von Sex. Pompeius selbst erfahren haben, von vielen in der Dialektik, von mehreren im Zivilrecht, welche Wissenschaften sich alle mit der Erforschung der Wahrheit beschäftigen.

attingo3/attigi/attactus: be-, anrühren, angreifen, stoßen, betreten, befassen, erwähnen
cognitio/onis: das Kennenlernen, Bekanntschaft, Vorstellung, Begriff, Untersuchung
excello/ere2: hervorragen, sich hervortun, sich auszeichnen
labo1: wanken, schwanken, straucheln, schaukeln
incognitus3: unbekannt, ununtersucht, nicht anerkannt, unbemerkt
assentior4/sensus sum: beistimmen, beipflichten, zustimmen
adhibeo2/bui/bitus: verwenden, anlegen, anwenden, zuziehen
nimis: (zu/allzu) sehr, überaus
declinatio/onis: Abbiegen
vitium/i: Fehler, Mangel, Schaden, Gebrechen, Laster
astrologia/ae: Sternkunde
geometria/ae: Feldmeßkunst
dialecticus3: dialektisch, logisch

 

 

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