Entscheidungsschlacht gegen Ariovist

(50,4) Als Caesar Gefangene fragte, warum Ariovist nicht in einer Schlacht um die Entscheidung kämpfe, erfuhr er folgenden Grund: Es herrsche [wörtl.: dass…herrsche] bei den Germanen dieser Brauch, dass die Familienmütter durch Losorakel und Weissagungen (öffentlich) verkünden, ob es von Nutzen sei, eine Schlacht zu beginnen oder nicht; (5) diese sprächen folgendermaßen: Es sei nicht Recht, dass die Germanen siegten, wenn sie vor Neumond in einer Schlacht kämpften.

(51,1) Tags darauf ließ Caesar zum Schutz beider Lager zurück, was ihm genug zu sein schien: alle Flügeltruppen stellte er im Blickfeld der Feinde vor dem kleineren Lager auf, weil er im Verhältnis zur Zahl der Feinde an Menge der Legionssoldaten schwächer war, so dass er die Flügeltruppen zum Schein einsetzte; er selbst rückte in dreifach geordneter Schlachtreihe bis zum Lager der Feinde vor. (2) Dann erst führten die Germanen notgedrungen ihre Truppen aus dem Lager und stellten sie nach Stämmen (geordnet) in gleichen Abständen auf – die Haruden, Markomanen, Triboker, Vangionen, Nemeter, Sedusier und Sueben – und umstellten ihre ganze Schlachtreihe mit Wagen und Karren, damit (ihnen) keine Hoffnung bei (dem Gedanken an) Flucht übrig bleibe. (3) Darauf/Dorthin stellten sie ihre Frauen, welche die in die Schlacht ziehenden (Männer) mit ausgebreiteten Händen unter Tränen anflehten, sie nicht in die Sklaverei der Römer geraten zu lassen [wörtl.: den Römern auszuliefern].

(52,1) Caesar übergab das Kommando über je eine Legion den einzelnen Legaten und dem Quästor, damit ein jeder diese als Zeugen seiner Tapferkeit habe; (2) er selbst eröffnete am rechten Flügel den Kampf, weil er bemerkt hatte, dass die Feinde auf dieser Seite [wörtl.: dieser Teil der Feinde] am wenigsten stark waren. (3) So heftig machten die Unseren auf das (gegebene) Zeichen hin den Angriff auf die Feinde, und so plötzlich und schnell stürmten die Feinde vor, dass sich keine Gelegenheit ergab, die Wurfspeere auf die Feinde zu werfen. Man ließ die Wurfspeere beiseite und kämpfte Mann gegen Mann mit den Schwertern. (4) Aber die Germanen bildeten nach ihrer Gewohnheit rasch eine Phalanx und fingen den Angriff der Schwerter auf. (5) Es fanden sich mehrere Unsrige, die in die Phalanx hineinsprangen, die Schilde mit den Händen wegrissen und (die Feinde) von oben herab verwundeten. (6) Obwohl die Schlachtreihe der Feinde am linken Flügel geschlagen und in die Flucht gejagt worden war, bedrängten sie am rechten Flügel infolge der Überzahl der Ihren heftig unsere Schlachtreihe. (7) Als dies der junge Publius Crassus bemerkte, der die Reiterei befehligte, schickte er, da er weniger behindert war als die, welche sich innerhalb der Schlachtreihe befanden, die dritte Schlachtreihe den Unseren, die in Bedrängnis waren, zu Hilfe.

(53.1) So wurde die Schlacht wieder aufgenommen, alle Feinde ergriffen die Flucht und hörten nicht eher auf zu fliehen, als bis sie zum Rhein – (er war) ungefähr fünf Meilen von diesem Ort (entfernt) – gelangten. (2) Dort versuchten (nur) sehr wenige im Vertrauen auf ihre Kräfte (den Fluss) zu durchschwimmen oder retteten sich auf Kähne, die sie vorfanden. (3) Unter diesen befand sich Ariovist, der einen am Ufer festge­bundenen Kahn fand und in diesem flüchtete; die Unseren verfolgten mit der Reiterei alle übrigen und töteten sie. (4) Es gab zwei Frauen des Ariovist, eine Suebin, welche er von daheim mitgeführt hatte, und eine Norikerin, die Schwester des Königs Voccio, die ihm ihr Bruder geschickt hatte und die er in Gallien geheiratet hatte: beide kamen auf dieser Flucht um; (es gab auch) zwei Töchter: von diesen wurde die eine getötet, die andere gefangen. Als Gaius Valerius Procillus mit dreifachen Ketten gefesselt von Wächtern auf der Flucht fortgeschleppt wurde, fiel er gerade Caesar in die Hände, der mit der Reiterei die Feinde verfolgte. Dieser Zufall allerdings bereitete Caesar nicht geringere Freude als der Sieg selbst, weil er den ehrenhaftesten Mann (35) der Provinz Gallien, seinen vertrauten Gastfreund, aus den Händen der Feinde entrissen und sich wiedergegeben sah und das Schicksal durch dessen Unglück nichts von seiner so großen Freude und seinem Jubel genommen hatte. Er berichtete, dass man in seiner Gegenwart dreimal die Losorakel befragte, ob er sofort verbrannt [wörtl.: durch Feuer getötet] oder für eine spätere Zeit aufgespart werden sollte: durch die Gunst der Losorakel sei er unversehrt. Ebenso wurde Marcus Metius aufgefunden und zu ihm zurückgebracht.

(54,1) Nachdem diese Schlacht jenseits des Rheins gemeldet worden war, begannen (weitere) Sueben, die zu den Rheinufern gekommen waren, nach Hause zurückzukehren. Sobald die, welche direkt am Rhein wohnten, merkten, dass (die Sueben) in Panik waren, setzten sie ihnen nach und hieben eine große Anzahl von ihnen nieder. (2) Caesar hatte in einem Sommer zwei sehr große Kriege beendet und führte sein Heer etwas früher als es die Jahreszeit erforderte, in die Winterlager in das Gebiet der Sequaner. (3) Das Kommando über die Winterlager übergab er Labienus, er selbst brach ins diesseitige Gallien auf, um Gerichtstage abzuhalten.

keine Angaben

 

 

 

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