Die Kapitulation der Helvetier

[27] Die Helvetier schickten Aufgrund des Mangels an allem Gesandte zum Zeichen ihrer Unterwerfung zu ihm. Nachdem diese ihn unterwegs getroffen hatten und sich ihm zu Füßen geworfen hatten und mit demütigen Worten, weinend um Frieden gebeten hatten und er ihnen befohlen hatte, seine Ankunft an dem Ort zu erwarten, wo sie damals waren, da gehorchten sie. Nachdem Caesar dorthin gekommen war verlangte er Geiseln, Waffen und die zu ihm übergelaufenen Sklaven. Während dies zusammengesucht und zusammengetragen wurde verließen nach Einbruch der Nacht ca 6000 Mann dieses Gaues, der Verbigenus genannt wurde, das Lager der Helvetier und eilten zum Rhein und zum Gebiet der Germanen, sei es aus Angst, dass sie nach Übergabe der Waffen hingerichtet würden, sei es auf Hoffnung auf Rettung, weil sie glaubten, in einer so großen Menge von Kapitulierenden, könne ihre Flucht entweder verborgen werden oder sie wäre gar nicht bemerkt.

[28] Als Caesar das bemerkte, befahl er denen, durch deren Gebiet sie gegangen waren, sie aufzuspüren und zurückzuführen, wenn sie in seinen Augen gerechtfertigt sein wollten; die Zurückgeführten behandelte er als Feinde; er nahm die Unterwerfung aller Übriggebliebener an, nachdem Geißeln, Waffen und Überläufer abgeliefert worden waren. Er befahl den Helvetiern, Latobikern, Tulingern und Raurakern in ihre Gebiete zurückzukehren und weil nach dem Verlust aller Feldfrüchte nichts mehr zu Hause war, womit sie ihren Hunger hätten stillen können, befahl er den Allobrogern ihnen Getreide zur Verfügung zu stellen. Ihnen selbst befahl er die Städte und die Dörfer, die sie angezündet hatten, wieder aufzubauen. Das machte er aus diesem Grund, weil er nicht wollte, dass das Gebiet aus dem die Helvetier ausgewandert waren, frei sei,. damit nicht die Germanen, die jenseits des Rheins wohnen, wegen der Fruchtbarkeit des Ackerlandes von ihrem Gebiet in das Gebiet der Helvetier hinüberwanderten und Nachbarn der Provinz Gallien und der Allobroger seien. Auf Bitten der Haeduer hin, gestattete er ihnen die Boier in ihr Gebiet anzusiedeln, weil sie für ihre hervorragende Tapferkeit bekannt waren. Jene gaben ihnen Ackerboden und später gaben sie ihnen dasselbe Recht und dieselbe Freiheit, die sie selbst hatten.

[29] Im Lager der Helvetier wurden Verzeichnisse, die in griechischer Schrift abgefaßt waren, aufgefunden und Caesar überbracht, in denen eine namentliche Aufstellung abgefaßt war, wie viele von den Waffenfähigen von zu Hause ausgewandert waren, und ebenso getrennt (wieviele) Kinder, Greise und Frauen. Die Gesamtsumme aller dieser betrug bei den Helvetiern 263.000 Personen, bei den Tulingern 36.000, bei den Latobikern 14.000, bei den Raurakern 23.000, bei den Boiern 32.000; von diesen waren an die 92.000 Waffenfähige. Die Gesamtsumme war 368.000. Nach einer (abgehaltenen) Zählung – wie Caesar befohlen hatte – ergab sich als Zahl derer, die nach Hause zurückkehrten, 110.000.

deditio/onis: Kapitulation, Übergabe, Unterwerfung
convenio: zusammenkommen
proiacioM: (vor-), werfen
perfugio: überlaufen
conquero3: zusammensuchen
nocte intermissa: nach Einbruch der Dunkelheit
afficio3M: antun, einwirken
contendo3: eilen
occulo1: verbergen
resisco3: bemerken
purgatus3: rein, gereinigt
obsidio/onis: Geiselschaft, Belagerung
unde: von, woher
ea ratione: aus diesem Grund
propter: wegen
concendere: erlauben
atque + Vergleich: wie

 

 

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