Dumnorix sabotiert Caesars Pläne

[16] Inzwischen forderte Caesar Tag für Tag von den Haeduern Getreide, das sie im Namen des Volkes versprochen hätten. Denn wegen des kalten Klimas war nicht nur das Getreide auf den Feldern noch nicht reif, sondern es stand nicht einmal eine genügend große Menge (an) Grünfutter zur Verfügung, Dieses Getreide aber, das er auf der Saône zu Schiff (wörtl.: mit Schiffen) hinaufbringen hatte lassen, konnte er deshalb kaum mehr verwenden, weil die Helvetier, von denen er sich nicht trennen wollte, von der Saône abgebogen waren (wörtl.: den Marsch von…abgewandt hatten). Die Haeduer hielten ihn einen Tag um den anderen hin: Es werde zusammengebracht, angeliefert, es sei (schon) da, sagten sie. Als er merkte, dass er allzu lange hingehalten werde und der Tag bevorstünde, an dem das Getreide den Soldaten zugeteilt werden müsse, reif er die vornehmsten Adeligen (der Haeduer) zusammen, von denen er eine große Menge im Lager hatte – unter ihnen Diviciacus und Liscus, der das höchste Amt bekleidete, den die Haeduer Vergobret nennen, der für ein Jahr gewählt wird und Macht über leben und Tod der Seinen hat –, und macht ihnen heftige Vorwürfe, dass er jetzt, wo (das Getreide) doch weder gekauft noch von den Feldern geholt werden könne, in einer solchen Zwangslage und in solch unmittelbarer Nähe der Feinde von ihnen nicht unterstützt werde, zumal da er zum großen Teil auf ihre Bitten hin [adductus bleibt unübersetzt] den Krieg unternommen habe. Aber noch viel heftiger beklagt er sich, dass er im Stich gelassen worden sei.

[17] Dann erst bringt Liscus, durch die Rede Caesars bewogen, vor, was er bisher verschwiegen hatte: Es gebe einige (Männer), deren Ansehen beim Volk sehr viel vermöge, die als Privatpersonen mehr gelten als die Beamten selbst. Sie schreckten mit aufrührerischen und böswilligen Reden die Menge (davon) ab, das Getreide, das sie schuldeten, zusammenzubringen: Es sei besser, wenn sie schon nicht mehr die erste Stelle in Gallien einnehmen könnten, (eher) die Herrschaft (anderer) Gallier zu ertragen als die der Römer; und sie dürften auch nicht zweifeln, dass die Römer, wenn sie die Helvetier besiegt hätten, den Haeduern zugleich mit dem übrigen Gallien die Freiheit rauben (wörtl. entreißen) würden. Auch würden von ihnen unsere Pläne und die Vorgänge (wörtl.: was…geschehe) im Lager den Feinden verraten; sie könnten von ihm nicht gezügelt werden; ja er (müsse) sogar erkennen, unter welch großer Gefahr er gehandelt habe, wenn (wörtl.: dass) er gezwungenermaßen (wörtl.: gezwungen) diese dringende Angelegenheit Caesars verraten habe, und aus diesem Grund habe er, solange er konnte, geschwiegen.

[18] Caesar merkte, dass mit dieser Rede des Liscus auf Dumnorix, den Bruder des Diviciacus, angespielt werde; da er aber nicht wollte, dass diese Angelegenheiten in Anwesenheit von mehreren Leuten besprochen werden, entläßt er schnell die Versammelten (wörtl.: Versammlung), hält aber Liscus zurück und fragt ihn allein nach dem, was er bei der Zusammenkunft gesprochen hatte. (Liscus) sprach freier und mutiger. Um dasselbe fragt er (= Caesar) im geheimen (auch) andere; er findet, dass es wahr sei; eben dieser Dumnorix, (ein Mann) von höchster Verwegenheit und wegen seiner Freigebigkeit von großem Ansehen beim Volke, streben nach Umsturz. Seit mehreren Jahren habe er die Zölle und alle übrigen Abgaben der Haeduer um geringen Preis in Pacht, weil, wenn er biete, niemand dagegen zu bieten wage. Dadurch habe er sein Vermögen vergrößert und (sich) große Mittel zur Bestechung geschaffen; er unterhalte ständig eine große Zahl von Reitern (wörtl.: an Reiterei) auf seine eigene Kosten und habe sie um sich; aber nicht nur zu Hase, sondern auch bei den Nachbarstämmen gelte er viel; und wegen dieses Einflusses habe er seine Mutter bei den Biturigen an einen dort sehr vornehmen, einflußreichen Mann verheiratet, er selbst habe seine Frau von den Helvetiern, seine Stiefschwester mütterlicherseits und seine weiblichen Verwandten habe er in andere Stämme verheiratet. Er protegiere eifrig (wörtl.: begünstige und wünsche) die Helvetier wegen dieser Verwandtschaft, hasse (aber) auch aus persönlichen Gründen Caesar und die Römer, weil infolge ihres Auftretens sein Einfluß gemindert und sein Bruder Diviciacus in die frühere angesehene und ehrenvolle Stellung wieder eingesetzt worden sei. Falls den Römern etwas zustoßen sollte, mache er sich die größte Hoffnung, mit Hilfe der Helvetier die Regierung zu erlangen; unter der Herrschaft der Römer verliere er nicht nur die Hoffnung auf die Regierung, sondern auch auf das Ansehen, das er besitze. Auch ermittelte Caesar bei seiner Untersuchung, dass, was das vor wenigen Tagen unglücklich ausgegangene Reitergefecht betreffe, die Flucht von Dumnorix und seinen Reitern ihren Ausgang genommen habe – denn die Reiterei, die die Haeduer Caesar zu Hilfe geschickt hatten, befehligte Dumnorix –; durch ihre Flucht sei die übrige Reiterei in Panik geraten.

keine Angaben

 

 

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