Bitte der gallischen Stämme um Hilfe

[9] Es blieb ihnen nur ein Weg, durch das Gebiet der Sequaner, auf dem sie gegen den Willen der Sequaner wegen der Engstelle nicht gehen konnten. Weil sie diese aus eigener Kraft nicht überzeugen konnten, schickten sie Gesandte zum Haeduer Dumnorix, um dies, durch seine Fürsprache, zu erlangen. Dumnorix hatte bei den Sequanern sehr großen Einfluß, weil er sehr beliebt war und sehr fleißig war, und er war den Helvetiern freundlich gesinnt, weil er aus dieser Bürgerschaft die Tochter des Orgetorix geheiratet hatte; aus Herrschaftsmacht getrieben, plante er einen Umsturz und wollte so viele Stämme wie möglich, durch eine Gefälligkeit, sich verpflichtet haben. Daher nahm er den Auftrag/die Sache auf sich und er erreichte von Sequanern, dass sie die Helvetier durch ihr Gebiet ziehen ließen und er setzte durch, dass sie untereinander Geiseln stellen: Die Sequaner, damit sie den Helvetiern die Reise gewähren, die Helvetier, damit sie kein Unrecht tun. [10] Caesar wurde berichtet, dass die Helvetier im Sinn hatten, durch die Gebiete der Sequaner und Haeduer ihren Weg ins Gebiet der Santonen zu machen; die sind nicht weit vom Gebiet der Tolosaten entfernt, dessen Bürgerschaft sich schon in de Provinz befindet. Wenn dies geschehen sollte, meinte er, gäbe es große Gefahr für die Provinz, wenn ein kriegerischer, den Römern feindlich gesinnter Stamm, dem unbeschützten und äußerst fruchtbaren Gebiet nahe käme. Aus diesen Gründen stellte er den Unterfeldherr Titus Labienus an die Spitze der Befestigungsanlage, die er hatte bauen lassen. Er selbst eilte in großen Etappen nach Italien und hob dort zwei Legionen aus und führte die drei Legionen, die rund um Aquilaea überwinterten aus dem Winterlager hinaus und er eilte mit diesen fünf Legionen auf dem kürzesten Weg über die Alpen ins jenseitige Gallien. Dort versuchten die Centronen, Graioceler und Caturigen, nachdem sie die Anhöhen besetzt hatten, das Heer am Marsch zu hindern. Nachdem diese in mehreren Kämpfen geschlagen worden waren, kam er von Ocelum, der äußersten/letzten Stadt de diesseitigen Provinz, in das Gebiet der Vocontier in der jenseitigen Provinz am siebenten Tag an; von dort führte er das Heer in das Gebiet der Allobroger, von den Allobrogern zu den Segusiaviern. Diese sind die ersten außerhalb der Provinz jenseits der Rhone.

[11] Die Helvetier hatten schon ihre Truppen durch die Engstelle und das Gebiet der Sequaner geführt und waren in das Gebiet der Haeduer gelangt und waren gerade dabei ihre Felder zu verwüsten.

Als die Haeduer sich und ihren Besitz vor ihnen nicht verteidigen konnten, schickten sie Gesandte zu Caesar um ihn um Hilfe zu bitten: Sie hätten sich zu aller Zeit um das römische Volk verdient gemacht, dass nicht beinahe vor den Augen unseren Heeres ihre Felder verwüstet, ihre Kinder in die Sklaverei geschleppt und ihre Städte erobert hätten werden dürfen. Zur selben Zeit benachrichtigten die Ambarrer, Freunde und Verwandte der Haeduer, Caesar, dass sie nach der Verwüstung ihrer Felder nicht leicht die Gewalt der Feinde von ihren Städten abwehren könnten. Zur selben Zeit flüchteten die Allobroger, die jenseits der Rhone Dörfer und Besitztümer hatten, zu Caesar und erklärten, dass ihnen außer dem Ackerboden nicht mehr übrig blieb. Dadurch veranlaßt meine Caesar nicht warten zu dürfen bis alle Besitztümer der Bundesgenossen von den Helvetiern zerstört würden und ihnen gelingen würde, ins Gebiet der Sanatonen zu kommen.

[12] Es gibt den Fluß Arar (= Saône), der durch Gebiete der Haeduer und Sequaner in die Rhone mündet, der so unglaublich langsam fließt, sodass nicht mit (freiem) Auge geurteilt werden kann in welche Richtung er fließt. Die Helvetier versuchten ihn mit Flossen und zusammengebundenen Schiffen zu überqueren. Sobald Caesar durch Kundschafter erfahren hatte, dass die Helvetier schon drei vierter der Truppen über diesen Fluß hinübergeführt hatten, dass aber der vierte Teil diesseits der Saône war, brach er, unmittelbar nacht der dritten Nachtwache, mit drei Legionen vom Lager auf und gelangte zu dem Teil, der den Fluß noch nicht überquert hatte. Nachdem er diese angegriffen hatte, als die behindert und ahnungslos waren, schlug er einen großen Teil von ihnen nieder; die übrigen ergriffen die Flucht und versteckten sich in den nächsten Wäldern. Dieser Gau wurde der tigurinische genannt; denn der ganze Stamm der Helvetier ist in vier Teile oder Gaue eingeteilt. Diese eine Gau hatte zur Zeit unserer Väter, als er von zu Hause ausgewandert war, den Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer unters Joch geschickt. So ist entweder durch Zufall oder durch den Entschluss der unsterblichen Götter, der Teil des helvetischen Stammes, der dem römischen Volk eine außergewöhnliche Niederlage zugeführt hatte, als erster bestraft worden. Dabei rächte Caesar nicht nur den Staat, sondern auch ihm persönlich zugeführte Ungerechtigkeiten, weil die Tiguriner den Großvater seines Schwiegervaters Lucius Piso, den Legaten Lucius Piso, in der gleichen Schlacht wie Cassius getötet hatten.

eo deprecatore: Abl. Abs.: mir seiner Fürsprache
largitio/onis: Freigebigkeit
novis rebus studere: einen Umsturz planen
obstringo3/strinxi/strictus: verpflichten
uti = ut
praeficere + Dat.
: an die Spitze stellen
legiones conscribere: Legionen ausheben
magnum iter/magni itineris: Eilmarsch
ibi: dort
citerior: diesseitig
inde: von dort
populor1: verwüsten
angustia: Engstelle
sese = se: dass sie
item: ebenso
fuga se recipere: zu jemanden flüchten
consumere: verbrauchen
lenites/tatis: Langsamkeit
linter/tris: Kahn
ubi: sobald
citra: diesseits
inopinans: nichts ahnend
concido3: niederschalgen
pagus: Gau (= großer Bezirk)
poenas solvere: bestraft werden

 

 

Hosted by www.Geocities.ws

1