Tarda fluit pigris, velox operantibus hora. 
Langsam verstreicht die Zeit für die Faulen, schnell für die Beschäftigten.
zur
Uhr

HOME

Lebenslauf

Publikationen

Kontakt


Wissen:


einige wiss, Beiträge 
V. Sorge's /
научни публикации 
на В. Зорге


Chemnitzer Imagologie-Forschung



Schule:


5eg-Schülerseiten


DSD_Lehrer



Web:


Google


yahoo
-Deutschland

Wikipedia
- deutsch

>

Fernweh/Reise:


NEU
Fotos: 
festliches Varna


Fotos weltweit


Restaurant/Pension Buschmühle bei Dresden


Borneo Eco Tours


Rotel Tours


Amazon Rainforest Tours Manaus - Brazil


El Dorado Travel - Individualreisen nach Südamerika

Zu den Anfängen des deutschen Konsulats in Varna:

Der erste Konsul - Emil Reiser

Uwe Veit Sorge

 

Aufschlüsse zur frühen Geschichte des deutschen Konsulats in Varna geben, wenn bislang auch lückenhaft, mehrere dieses Konsulat betreffende Dokumente, die sich im Bundesarchiv (BA) in Berlin befinden. Die Sammlung des Bundesarchivs konzentriert sich dabei auf Schriftstücke, die seit der Gründung des Norddeutschen Bundes (siehe Karte am Ende), also nach 1866 verfasst worden sind. Daher konnten bisher keine präzisen Angaben zur Gründung eines preußischen oder anderen deutschen Konsulats zu einem früheren Zeitpunkt gesichert werden; die Dokumente aus dem BA, besonders die Angaben zur Biografie des ersten bekannten Konsuls, Emil Reiser, lassen jedoch in begrenztem Maße auch Schlüsse zur Geschichte des Konsulats vor 1869 zu.

Was das Konsulat in Varna angeht, so liegt ein vom 1. Mai 1869 datiertes, von Otto von Bismarck unterzeichnetes Schreiben vor, das die Bestallung eines Bundeskonsuls in Varna dokumentiert. In das Amt eingesetzt wird Emil Reiser, dem Schreiben nach der bisherige königlich preußische Vizekonsul (vgl. BA R/901/51528, Blatt 3). Zu den Hauptaufgaben des Konsuls gehören die Förderung des Handels sowie die Betreuung von Verkehr und Schifffahrt (ebda.).

Ein vom 14. Mai 1869 datiertes Dokument verweist auf die Arbeitsgrundlagen des neu eingesetzten Konsuls: das (Bundes-) Konsulatsgesetz vom 08.11.1867 und die direkte Unterstellung unter die deutsche Gesandtschaft in Konstantinopel. Weiter wird Reiser aufgefordert instruktionsgemäß zu berichten, wobei die Erwähnung deutscher Schiffe hervorzuheben sei (vgl. Bl. 4). Aus einem Matrikelauszug vom 09.06.1870 geht hervor, dass dem Varnaer Konsulat wiederum eine Konsularagentur in Küstendje (heute Constanta in Rumänien) unterstellt ist, die in diesem Auszug immer noch den Namen „königlich preußische Consularagentur“ trägt (vgl. Bl. 33-35).

Am 17. August 1869 bestätigt Emil Reiser den Erhalt seines Ernennungsschreibens (Bl. 6) und leistet seinen Diensteid (Bl. 9).

In einem Gesuch um Erhöhung seines Budgets wegen steigender Ausgaben vom 18.10.1869 beschreibt Emil Reiser auch die Situation in Varna: Der Personenverkehr nehme infolge einer vier Jahre zuvor eröffneten Eisenbahnlinie zu, Varna sei ein wichtiger Punkt der großen Verkehrsstraßen von London, Paris und Wien nach dem Orient, der Verkehr von vier Postzügen und vier Postschiffen pro Woche verlange ein ständiges Offenhalten der Konsulatskanzlei (vgl. Bl. 10).

Im gleichen Schreiben (Bl. 11) gibt er an, dass in Varna neben dem kgl. englischen noch drei weitere Honorar-Vizekonsuln und noch vier bezahlte und sehr gut dotierte Vizekonsulate existierten, zwei weitere (Frankreich/Österreich) sollten entsprechend umgewandelt werden.

Für sein Verhalten während des türkisch-griechischen Konflikts soll Emil Reiser vom Sultan der Medjidie-Orden vierter Klasse verliehen werden, er ersucht das Auswärtige Amt mit Schreiben vom 06.01.1870 um die Genehmigung der Entgegennahme des Ordens (Bl. 18), die ihm am 07.02.1870 erteilt wird (Bl. 19).

Aufschluss über biografische Daten Emil Reisers und seiner Familie gibt der Matrikelauszug des Konsulats Varna für das Jahr 1869 (Bl. 36), genannt werden hier u. a.:

-         Reiser, Emil, Konsul, geboren 1828 in Lahr, Staatsangehörigkeit Baden,

-         Reiser, Marie, geboren 1838 in Freiburg,

-         3 Kinder: geboren 1858 in Varna, 1859 in Freiburg und 1861 in Varna.

Der Matrikelauszug für das Jahr 1870 verweist auf einen „Zugang“ in der Familie Reiser, ein Kind, das 1870 geboren wurde (Bl. 50).

Die Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 führt auch zu einer Neuordnung der Konsulatsgeschäfte: Mit zwei Schreiben, einem Schreiben des Kaisers vom 21.10.1871 und einem weiteren vom 09.11.1871, wird Emil Reiser zum Konsul des Deutschen Reiches ernannt (Bl. 60 - 63); der Konsularagent in Küstendje erhält den Status eines Vizekonsuls des Deutschen Reiches und wird der kaiserlichen Gesandtschaft in Konstantinopel direkt unterstellt (Bl. 62/63). Den Empfang dieses erneuten Ernennungsschreibens bestätigt Emil Reiser am 21.12.1871 (Bl. 67), für den 17.12.1871 ist sein Diensteid als Konsul des Deutschen Reiches nachgewiesen (vgl. Bl. 69).

Ein Schriftstück an das Auswärtige Amt (Absender nicht lesbar, vermutlich der kaiserliche Gesandte in Konstantinopel), datiert vom 17.10.1873 in Bujukdere, kommentiert Reisers Gesuch um Enthebung von seinem Posten und seinen Wunsch, in Privatangelegenheit (zugunsten einer Anstellung im Bankgeschäft) nach Konstantinopel zu ziehen und seinen Wohnsitz in Varna aufzugeben, gleichzeitig wird ans Auswärtige Amt ein Antrag gerichtet, der die Verleihung eines Ordens an Reiser vorschlägt.

Das oben erwähnte Gesuch Emil Reisers auf Entlassung von seinem Posten in Gnaden hatte derselbe am 01.10.1873 (Bl. 93f.) an den Gesandten in Konstantinopel gerichtet und dabei angeführt, er tue dies mit „Rücksicht auf die Zukunft [seiner] 5 Kinder“ (ebda.). Gleichzeitig erwähnt er in diesem Schreiben, dass er 19 Jahre in der Stadt [Varna] gelebt und 17 Jahre seiner Majestät dem Kaiser und dem Vaterlande gedient habe. Im gleichen Schriftstück berichtet er, dass seine Bemühungen um die Konzession für den Hafenbau gescheitert seien; erwähnt wird in diesem Brief auch ein Handelshaus „Duroni & Reiser“ (Bl. 93). Die Blätter 95 bis 108 enthalten interne Schriftstücke des Auswärtigen Amtes, die die Entlassung Reisers sowie die Verleihung des Kronenordens vierter Klasse durch den Kaiser Wilhelm an Emil Reiser zum Gegenstand haben, darunter befindet sich die Abschrift eines Anschreibens Kaiser Wilhelms an Emil Reiser zur Verleihung des Ordens, die am 26.11.1873 an den Reichskanzler gerichtet wird (Bl. 99). Am 19.12.1873 bestätigt der Gesandte aus Konstantinopel dem Auswärtigen Amt die Weiterleitung des Ordens, er berichtet hier gleichzeitig von Problemen bei der Wiederbesetzung des Konsulats in Varna (Bl. 110). Die Frage der Einrichtung eines Berufskonsulats wird aufgeworfen, auf das Ersuchen des spanischen Vizekonsuls in Varna (Duroni), den Posten des deutschen Konsuls zu besetzen, wird ausweichend geantwortet (Bl. 111), ein Schriftstück des kaiserlichen Gesandten ans Auswärtige Amt, datiert vom 24.01.1874 in Pera, erwähnt Duroni bereits als kaiserlichen Konsul (Bl. 114). Hier verliert sich vorerst die Spur von Emil Reiser, dem vermutlich ersten Konsul des Königreiches Preußen (1856  - 1869), des Norddeutschen Bundes (1869 - 1871) und des Deutschen Reiches (1871 - 1873) in der damals noch türkischen Hafenstadt Varna. 


Quellen:
Bundesarchiv in D-12205 Berlin. R/901/51528, Bd. I: Auswärtiges Amt des Norddeutschen Bundes: Acta betreffend: das Bundeskonsulat in Varna. Vol. I vom April 1869 bis Juli 1876. Europa. Konsulate. Türkei. Recherchiert durch Dr. Sorge,Uwe Veit, Benutzungsnummer BA 23486, verfasst im  November 2004.

Karte: aus Brockhaus Multimedial. BI & F. A. Brockhaus, 2004.

 

© V. Sorge, Varna, 2004       dr_sorge@yahoo.com

 
Hosted by www.Geocities.ws

1