Rostock Ritz in der Wüste

Im tiefsten Süden Afrikas heißen riesige Farmen »Bergquell«, »Münsterland« oder »Hasenhof«. Junge Familien fühlen sich hier zu Hause. Die Zeit der Kolonialmacht kennen sie nur aus Büchern. Dennoch sind sie unsicher, was aus ihnen wird. Sonja Zekri besuchte Deutsche in Namibia.

Es ist Sonntag auf Ghaub. Und es ist heiß. Nur die Akazien und der blaue Jacaranda-Baum spenden Schatten auf der ehemaligen Station der Rheinischen Missionsgesellschaft im Norden Namibias. Für Gisela und Volker Steinsträter, die die Ruinen vor vier Jahren in eine zauberhafte Gästefarm mit Swimming-Pool im Garten und Harmonium im Wohnzimmer verwandelt haben, ist es ein ruhiger Tag. Noch ruhiger als die übrigen. »Wir fahren einmal in der Woche zum Squash. Die Fahrt dauert bei diesen Entfernungen und Schotterpisten eineinhalb Stunden, aber sonst versauern wir hier völlig«, sagt Volker Steinsträter. Heute hat er einen kürzeren Weg. Er bringt Willem, einen der schwarzen Angestellten von Ghaub, zum Fußballspielen auf die Nachbarfarm. Unter Willems verschmitztem Buschmann-Gesicht leuchtet das rote Trikot. Unterwegs nimmt Steinsträter zwei Mitspieler mit. Solange der Nahverkehr eine ferne Utopie ist, muß derjenige für den Transport sorgen, der ein Auto hat. Auf einer Ebene zwischen den mächtigen Bergzügen haben die Arbeiter der umliegenden Farmen ein Fußballfeld mit Kalkstaub aufgezeichnet. Sogar die Ecken sind sauber abgezirkelt. »Einmal habe ich auch mitgespielt«, erinnert sich Steinsträter kichernd, »und bin in der Hitze fast tot umgefallen.« Willem läuft, Schuß! Tor für die Gegenseite. Steinsträter ärgert sich, als ginge es um die Bundesliga. »Manche von den älteren Deutschen sind in ihrer Haltung zu den Schwarzen ein bißchen extrem, die betrachten sie immer noch nicht als gleichberechtigt«, sagt er vorsichtig, »aber die meisten jüngeren sind anders. Wir müssen zusammen arbeiten, da muß man sich verstehen.« Steinsträter, der im westfälischen Warendorf aufwuchs, kam vor gut zehn Jahren nach Namibia. »Man hat mehr Freiheit hier, mehr Lebensqualität. Ich kann morgen mein Zelt nehmen und irgendwo campen. Wo geht das noch in Deutschland? Dieses Unkomplizierte hat mir in Namibia sofort gefallen«, erinnert er sich. »Es war eine spannende Zeit, weil Namibia im Mai 1990 unabhängig wurde - fast zur selben Zeit, als in Deutschland die Mauer fiel. Für uns war das ein riesiges Glück. Die Swapo, die Partei, die damals und heute regiert, hatte marxistische Ursprünge und wollte sich in der DDR vieles abgucken. Ohne den Mauerfall wäre einiges anders gelaufen«, erzählt er auf der Rückfahrt nach Ghaub. Auf der Farm, wo der Strom noch aus dem Generator kommt und das Wasser aus der Tiefe gepumpt wird, empfangen Gisela und Volker Steinsträter seit drei Wochen immerhin das Fernsehprogramm aus Deutschland. Und seit drei Wochen regt sich Gisela Steinsträter deshalb auf: »Schrecklich, was die mit der deutschen Sprache machen! Wir haben uns die Werbung angesehen: Da reden alle nur noch Englisch.« Gisi Steinsträter ist als Kind deutscher Eltern in Namibia geboren, stolz darauf, daß die Deutschen in Namibia ihre Sprache bewahrt haben, und sie kriegt beim Fernsehen Zustände: »Wenn ich diese Sendungen schon höre: Alle reden nur von ›kids‹ und ›ketchup‹«. Aber was sagt man denn in Namibia? »Natürlich ›Kinder‹ und ›Tomatensoße‹«, verkündet sie triumphierend. Als wäre ›Sauce‹ eine deutsche Wortschöpfung. Doch die Sprache ist der ganze Stolz der Deutschen in Namibia. Daß sie sie über Jahrzehnte erhalten haben, beweist in ihren Augen Beharrungsvermögen, Standhaftigkeit und Heimatliebe. Für Marianne Zappen-Thomsen aber, ebenfalls gebürtige Namibierin und Leiterin der deutschen Sektion an der University of Namibia, ist das namibische Deutsch schlicht antiquiert: »Die Sprache entwickelt sich nicht weiter, anders als das Afrikaans. Wir trauen uns nicht, Wörter in unsere Sprache aufzunehmen, die es nur hier gibt, ›Backie‹ zum Beispiel für einen Pickup-Wagen. Dieses verbissene Beharren auf deutschem Volkstum und diese ganze Brauchtumpflege ist doch nur Ausdruck von Unsicherheit.« Auf der lauschigen Veranda von Ghaub kitzelt Gisela Steinsträter ihre Tochter am Kinn. Die Kleine ist fünf Monate alt und heißt Iita. Der Name kommt aus der Damara-Sprache und heißt »Krieg«, grinst Volker Steinsträter, und seine Frau ergänzt: »Ich habe die Angestellten gebeten, mit Iita nur Damara-Sprache zu reden, damit sie die komplizierten Klick-Laute gleich richtig lernt. Als Erwachsener bricht man sich da die Zunge ab!« Exaktes Deutsch ist wichtig in Namibia, aber die Sprache der Schwarzen zu sprechen ebenfalls. In diesem eigentümlichen Land, wo trockene Flüsse ganze Städte mit Wasser versorgen, wo man die älteste Wüste der Welt - die rote Namib - und die seltsamste Pflanze Afrikas - die Weltwitschia Mirabilis - findet, wo die Farmen riesig sind, aber Namen wie Kleingartenkolonien tragen - Deutsche Erde, Bergquell oder Hasenhof -, in diesem Reich spröder Herrlichkeit paßt für den Besucher aus der Bundesrepublik manches nicht zusammen. In der deutschen Konditorei Probst treffen sich schwarze Arbeiter und burische Geschäftsleute zum Mittagessen unter Fototapeten mit deutschem Herbstwald. In Swakopmund, der deutschesten Stadt Afrikas, hütet ein schwarzer Bürgermeister den blitzblanken Kurort-Charme von vorgestern. »Viele Schwarze mögen die Deutschen: das Bier, die Brötchen«, sagt der Student Martin Shikwambi. »Ihr Einfluß auf Namibia war immer groß, im Guten wie im Schlechten, deshalb gehören sie hierher.«

Zwanzigtausend Deutsche leben heute in Namibia. Das ist viel, wenn man bedenkt, daß sich im ganzen Land nur 1,7 Millionen Einwohner auf einer Fläche verteilen, die doppelt so groß ist wie Deutschland. Mehr Menschen würde das Land kaum verkraften. Namibia fehlt Wasser - nur der Kunene im Norden und der Oranje im Süden fließen das ganze Jahr, alle anderen Flüsse sind trockene Riviere. Namibia fehlen deshalb auch Weideland und Felder. Dagegen gibt es Sand, Felsen, Busch und Kameldornbäume im Übermaß. Und noch eines: Leere. Wer vor der endlosen Weite der Savanne, vor der Stille der Namib-Wüste nicht schreiend die Flucht ergreift, der verfällt ihr. Und wer hier geboren ist, wird im Getümmel einer Großstadt immer nach Luft ringen. Begonnen hat die deutsche Geschichte in Namibia im April 1884. Damals rang der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz Reichskanzler Bismarck eine Schutzerklärung für seine Handelsniederlassung in der Bucht von Angra Pequena, der heutigen Lüderitzbucht, ab. Fünf Jahre später landete die Schutztruppe mit 21 Mann an der rauhen Küste von Walvis Bay. Namibia war der ungastlichste Flecken südlich der Sahara, ein dürres Stück Land voller Busch und Sand und Kameldornbäumen. Für Wilhelm Zwo aber bedeutete Deutsch-Südwest nichts weniger als das ersehnte Entree in den Kreis der Kolonialmächte. Mit den Händlern kamen die Missionare, die auch auf Ghaub eine Schule errichteten, einen Brunnen bohrten und die Eingeborenen mit ihrem Alphabet, westlicher Kleidung und deutscher Disziplin beglückten. Es kamen die Siedler, die im Kaiserreich einen Morgen namibisches Land für eine Mark gekauft hatten, und irgendwann kam auch die Familie von Gisela Steinsträter, die nun schon in der dritten Generation in Namibia lebt. Die deutsche Kolonial-Herrlichkeit dauerte nur etwas über dreißig Jahre, doch diese Zeit reichte aus, um der kargen Gegend den Stempel aufzudrücken - trotz der darauf folgenden fast fünfzigjährigen Herrschaft Südafrikas, und obwohl Englisch nach der Unabhängigkeit von Südafrika vor zehn Jahren Amtssprache wurde. Nirgendwo in Afrika ist der deutsche Einfluß größer als hier. Manchmal muten die deutschen Spuren in Namibia wie ein bizarrer Beitrag zur Leitkultur an. Daß ein Brauhaus Weißwürste und Bier anbietet, ist inzwischen auch auf Mallorca nichts Ungewöhnliches. Doch wenn auf dem Gebäude des Bezirksgerichtes in der afrikanischen Stadt noch immer Altes Amtsgericht steht, wenn Bahnhof, Hohenzollern- und Woermann-Haus im wilhelminischen Schnörkelstil glänzen, wenn Klempner Werner und Foto Peters ihre Dienste anbieten, wenn in Erichs Restaurant die schwarze Kellnerin Ingrid heißt und der Barmixer Reinhard, dann stutzt man doch. Und als auf der Fahrt durch die Wüste ein Schild den Weg ins Rostock-Ritz weist, denkt man nicht mehr im Traum an eine Fata-Morgana. Namibia hat deutsche Zeitungen und Buchhandlungen, deutsche Theater und Orchester, deutsche Radio- und Fernsehsendungen, deutsche Privatschulen, Apotheken und Brauereien. Die Wissenschaftlerin Marianne Zappen-Thomson hält diese Selbstisolation für bedenklich: »Die Heimat liegt für viele Alte nicht in Namibia, sondern weit weg. Sie denken, in der Heimat war alles gut, es gab nie Probleme. Sie tun so, als hätten Deutsche nie etwas Schlechtes getan, nicht in Namibia und nicht in Europa.« Dabei haben vor allem die älteren Südwester den Kontakt zu den politischen und historischen Debatten in Deutschland längst verloren. Daß der Holocaust übertrieben wird und Hitler auch seine guten Seiten hatte, solche abstrusen Ansichten erklärt Zappen-Thomson allein aus der Unkenntnis Deutschlands, seiner Debatten und Tabus: »Das lernen wir hier seit der Unabhängigkeit erst langsam.« Eine Bäckerei in Otavi, ganz in der Nähe von Ghaub, so heißt es, habe noch vor kurzem Brötchen mit Hakenkreuzmuster verkauft. Selbst diese Ungeheuerlichkeit hält man nicht mehr für ausgeschlossen. Auch Gisela Steinsträter findet es noch ganz erstaunlich, daß mancher Nicht-Namibier am Angebot der Antiquitätengeschäfte Anstoß nimmt: »Und wenn da mal ein Hakenkreuz drauf ist, na und? Das sind doch Antiquitäten!« Daß sich in Deutschland ins gesellschaftliche Abseits stellt, wer mit Nazi-Reliquien handelt, diese Erkenntnis hat sich am Wendekreis des Steinbocks noch nicht überall herum gesprochen.

Über ihre Heimat macht sich die junge Herrin von Ghaub allerdings keine Illusionen. Nur ein einziges Mal reiste sie für längere Zeit nach Deutschland. Die drei Jahre Ausbildung zur Hotelfachfrau bei Göttingen Anfang der 1990er Jahre wurden für sie zur Leidenszeit. »Am liebsten wäre ich gleich zurück geflogen. Diese Ellenbogen-Gesellschaft hat mich abgeschreckt. Wer da nicht ganz vorn dabei ist, säuft ab. In unserem Betrieb habe ich mich nur mit den Ossis verstanden. Die waren mir viel näher als die ehrgeizigen Wessis«, erinnert sie sich. Vor Heimweh ist sie fast umgekommen: »Ich habe jedem schwarzen Gesicht auf der Straße nachgesehen, ob es nicht jemand aus Namibia ist. Und dann traf ich tatsächlich eine Schulkollegin, die im selben Betrieb arbeitete. Wir haben den ganzen Tag nur Ovambo und Herero geredet. Dabei mochten wir uns vorher gar nicht.« Viele Weiße verließen Namibia nach der Unabhängigkeit und kehrten nicht zurück, aus Angst vor Vergeltung für die Jahre der Unterdrückung. Doch Präsident Sam Nujoma rief zur Versöhnung auf. Heute gehört Namibia zu den friedlichsten Staaten Afrikas. Sogar die Denkmäler der deutschen Unrechts-Herrschaft - die Reiter-Statue in Windhuk, die Schilder am einstigen Fort Namutoni - künden bemerkenswert unwidersprochen von deutschem Heldenmut und deutschen Opfern. Daß die Deutschen die Herero nach der Schlacht auf dem Waterberg-Plateau, gar nicht weit von Ghaub, einfach in die Wüste trieben und nur ein Drittel überlebte, für diesen Völkermord hat sich kein deutscher Staatsmann entschuldigt, auch nicht Roman Herzog bei seinem Besuch vor zwei Jahren. Und Reparationen hat man bis heute nicht gezahlt. Seit ein paar Monaten geht unter den Deutschen wieder die Angst um. Sie kommt aus dem nahen Simbabwe, kriecht den Caprivi-Streifen entlang, jenes schmale Band mit dem Namen des deutschen Ministers Leo von Caprivi, das der Kaiser von den Engländern im Tausch gegen Helgoland erhielt, und breitet sich aus. Die Angst hat einen Namen: Enteignung. Seit Simbabwes Präsident Robert Mugabe im April zur gewaltsamen Farmbesetzung aufrief, herrscht Chaos. Weiße Farmer wurden ermordet, schwarze Landarbeiter verletzt. Seitdem gehört Simbabwe zu den Parias in Afrika. Die Produktivität fiel rapide, die Touristen blieben aus. In Harare gab es im Herbst erste Hungerunruhen. Droht dieser Terror nun dem friedlichen Namibia? [Ja! Anm. Dikigoros] Auch zwischen Kunene und Oranje brennt die Landfrage wie eine offene Wunde. Viertausend Großfarmer bewirtschaften in Namibia 40% des Landes, meist in Zentral-Namibia, jeder dritte ist deutscher Abstammung. »In Namibia ist der Boden so trocken, daß die Farmen viel größer sein müssen, als man sich das in Deutschland vorstellen kann. Ein Rind braucht hier zehn Hektar Land«, sagt Volker Steinsträter. Viele Farmen sind verschuldet. Wie auf Ghaub, wo etwas Mais und Weizen wächst und ein paar Rinder grasen, versuchen die Farmer mit der zusätzlichen Vermietung von Touristenzimmern über die Runden zu kommen. Und doch sind sie reich im Vergleich zu den meisten Schwarzen. Eine Million schwarzer Kleinbauern leben mit Ziegen und Rindern auf nur 40% des Landes vor allem im Norden, auf dem Gebiet der ehemaligen Homelands, der Ansiedlungsgebiete aus Apartheid-Zeiten. Sie besitzen oft keine eigenen Farmen, sondern bewirtschaften gemeinschaftliches Land. Sie leben in Wellblechhütten ohne Wasser, Strom, Telefon. Manchmal besitzen sie ein Radio. Sam Nujoma, der sich gern als gütiger Großvater gibt, verehrt Mugabe. Doch als der Präsident Simbabwes zum Krieg gegen die Weißen aufrief, mahnte er zur Mäßigung. Namibias Verfassung verbietet die entschädigungslose Enteignung. Und so entschieden sich Nujoma und seine Regierung, das Land von den Weißen zurück zu kaufen. Namibische Politiker warben jüngst in Berlin und Brüssel für europäische Unterstützung für den Landkauf. Doch von den 759 Höfen, die die Weißen angeboten haben, gingen bislang nur 92 in Regierungshände. Der Rest sei zu teuer, zu abgelegen oder zu klein, heißt es.

Je länger sich aber die Landfrage hinzieht, desto wütender werden die Rufe nach einer radikalen Lösung.Anfangs drohte nur der ehemalige Gewerkschaftsführer und Swapo-Mann Ponhele ya France: »Der Rückkauf von gestohlenem Land ist im namibianischen Kontext moralisch falsch und historisch unannehmbar.« Bereits im vergangenen Sommer fanden fünf weiße Farmer Zettel an ihren Hoftoren: »Verschwindet bis zum Monatsende, sonst kommen wir!« Die schwarzen Kleinbauern forderten, abwesende Landwirte hoch zu besteuern, um sie zur Bewirtschaftung oder zum Verkauf des Landes zu zwingen. Die etwa 400 Deutschen, die in den 1980er Jahren aus der Bundesrepublik nach Namibia fuhren, um günstig eine Jagdfarm oder ein Gästehaus zu erstehen, sind auch den namibianischen Deutschen ein Dorn im Auge. Inzwischen zweifeln selbst besonnene Beobachter, ob Staatschef Nujoma den rechtsstaatlichen Weg beibehalten wird. Wenn er im Norden auftritt, wo das Volk der Ovambo lebt, dem er wie die meisten der Regierungspartei Swapo angehört, schimpft er unverhohlen über die Weißen. Auf Ghaub verfolgt man die Entwicklung mit großer Spannung. »Mein Vater hat vor drei Jahren alle Rinder verkauft, bevor die große Dürre kam. Der hat eine Nase für Katastrophen. Jetzt überlegt er wieder, ob er nicht sein Land verkaufen soll. Immerhin kann er jetzt noch über den Preis reden«, erzählt Gisela Steinsträter. Ihr Mann sieht die Sache gelassener. »Die Sorgen nach der Unabhängigkeit haben sich doch auch nicht bewahrheitet«, sagt er. »Die meisten Farmer sehen ja ein, daß sie Land abgeben müssen. Der Boden ist ungerecht verteilt, die Spannungen sind zu groß. Aber die Landbesitzer sind völlig verunsichert. Wenn sie dreitausend Hektar abgeben, wissen sie nicht, ob man ihnen nicht alles wegnimmt.« In einem aber sind sich beide hundertprozentig einig. Sie wollen in Namibia bleiben, solange es geht. [Die meisten jener Narren haben ihr Bleiben mit dem Leben bezahlt, Anm. Dikigoros.] Zwar haben sie, wie fast alle Deutschen, einen deutschen Paß, aber ein Leben am Rhein können sie sich nicht vorstellen. Und die Eltern der jungen Farmherrin noch weniger. »Manchmal ist meine Mutter ganz verzweifelt, wenn sie daran denkt, daß sie vielleicht nach Deutschland umziehen muß. Da war sie zuletzt vor dreißig Jahren. Wie soll sie sich da zurechtfinden?« Und wer wartet in Deutschland schon auf arbeitslose Farmer kurz vor der Rente? »Hart wie Kameldornholz ist unser Land«, so lautet das bittere Lied der Südwester. Nach Generationen, in denen sie sich an diesen kargen Boden geklammert haben, dem Land und seinen Menschen vieles angetan, aber auch manches genützt haben, bestehen die Deutschen auf ihrem Recht auf Heimat - in Namibia. »Wenn man mich läßt«, sagt Gisela Steinsträter, »bleibe ich auf Ghaub, bis ich alt werde.« Doch alles muß sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist.


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