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Auch die letzten drei in Bonn verbliebene Botschaften zieht es nach Berlin

von Ebba Hagenberg-Miliu (Generalanzeiger Bonn, 11.12.2008)

Bad Godesberg. "Die drei letzten Bonner Botschaften bereiten ihren Umzug vor", raschelte es kürzlich im deutschen Blätterwald. Die Macht des Faktischen habe endlich die noch am Rhein verbliebenen Botschafter erfasst.

Eine Nachrichtenagentur hatte den Wunsch der letzten drei Botschaften (ohne Außenstellen und Konsulate) vermeldet, der Karawane ihrer Kollegen in die Bundeshauptstadt rasch zu folgen, was wiederum das Auswärtige Amt sehr begrüße.

Wenngleich das Ministerium dafür keine materielle Hilfe gewähren könne. "Die letzten Bonner Diplomaten erliegen dem Berlin-Reiz", titelte süffisant ein Berliner Blatt. Was, bei den betroffenen Botschaften, die allesamt in Bad Godesberg ihren Sitz haben, direkt nachgefragt, dann doch ein gewisses Erstaunen hervorruft.

Nein, er habe in keinem Interview behauptet, man sitze sozusagen auf gepackten Koffern, um noch im Februar als erste der verbliebenen drei Botschaften an die Spree zu wechseln, erklärt etwa Theo Wabinga, erster Konsul der Demokratischen Republik Kongo. Sie unterhält ihre Botschaft in einem bescheidenen Gebäude Im Meisengarten 133.

Nicht weit entfernt, An der Nesselburg 38, gehört noch eine Residenz dazu. "Wir tun unser Bestes, um wohl Ende nächsten Jahres nach Berlin zu gehen", sagt Wabinga, um sogleich einzuschränken, dass das auch davon abhänge, wie sich das Kriegsgeschehen in der Heimat weiterentwickle.

In der Botschaft seien derzeit vier Mitarbeiter und zwei lokale Übersetzungskräfte beschäftigt. Natürlich sei es teuer, die für den diplomatischen Dienst nötigen regelmäßigen Besuche in Berlin zu tätigen. "Wir brauchen halt den direkten Kontakt zu den anderen Botschaften." Deshalb stehe der Umzug auch irgendwann an. Aber alles sei natürlich auch eine Frage der Finanzen, so der Konsul.

Das sieht ein "Bürger Sierra Leones" in der Bonner Botschaft der westafrikanischen Republik, der ungenannt bleiben möchte, ähnlich. "Ja, das Geld könnte schon ein Faktor sein, erst mal zu bleiben", meint er. Botschaftsrätin Crispina Florence Similola Wright vertrete in der Villa Rheinallee 20 den Botschafter. Eine Residenz bestehe noch in der Johanniterstraße.

Wright und ihre 14-köpfige Mitarbeiterschar wisse nicht, wann es nach Berlin geht, meint der Mann. "Vielleicht Ende nächsten Jahres." Dabei hat der nebenan in der Rheinallee 18 beheimatete Deutsche Hochschulverband im August eine Bauanfrage bei der Stadt eingereicht.

Er will die Villa erwerben und mittels eines Verbindungstrakts zum erweiterten Bürogebäude umfunktionieren. Fachleute hatten die Pläne zur Standortsicherung des Verbands positiv bewertet. Was aber angesichts des Zögerns der Hausherren allzu schnell vorgedacht sein könnte.

Allein bei der Botschaft der Republik Kamerun könnten die Zeichen schon eher in Richtung Berlin-Umzug weisen, meint zumindest deren Honorarkonsul Hans Walter in Essen. Der im diplomatischen Bonn bekannte Botschafter Jean Melaga, der lange Jahre in der Rheinallee 76 und in der Residenz an der Plittersdorfer Straße zu Hause war, sei im Oktober aus Altersgründen in die Heimat zurückgekehrt, berichtet der Konsul.

Melagas Nachfolger, der noch nicht akkreditiert sei, halte sich aber schon in Berlin auf. Die entsprechenden Vertreter des zwölfköpfigen Bonner Personals reisten seither oft dorthin. "Daraus könnte man also schließen, dass die Würfel für Berlin gefallen sind", so Walter. Zumal den Konsul derzeit häufig Berliner Immobilienangebote für Kamerun erreichten.

"Oder ob der Botschafter nach seiner Akkreditierung dann doch nach Bonn runterkommt?" Das Gebäude in der Rheinallee sei jedenfalls, so sagt der Konsul, in gutem Zustand. "Sie haben es vor zwei, drei Jahren renoviert."


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