Gewalt auf den Molukken aufhalten

(Gesellschaft für bedrohte Völker, 04.12.2000)

(Links und Anmerkungen: N. Dikigoros)

Mehr als 50 christliche Molukker wurden allein seit Ende November 2000 bei Überfällen islamischer Extremisten getötet. Die schwer bewaffneten Kommandos kamen meist im Morgengrauen. Mit Schnellbooten landeten sie auf den im Osten Indonesiens gelegenen Gewürzinseln und umzingelten die Dörfer. Viele Bewohner wurden im Schlaf niedergemetzelt. Bei einem Angriff islamischer Extremisten auf das Dorf Duma am 19. Juni wurden mindestens 152 Christen getötet und 234 verletzt. Kinder mussten mit ansehen, wie ihre Eltern ermordet wurden. Die Angreifer schreckten nicht davor zurück, Brandsätze in eine Kirche zu werfen, in der 200 Menschen Zuflucht gesucht hatten. Rund 300 Häuser wurden bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Erst drei Wochen zuvor waren in dem gleichen Dorf 50 Christen einem Massaker zum Opfer gefallen.

Die Lage auf den Molukken hat sich im Mai dramatisch zugespitzt: 2.000 Anhänger der extremistischen islamischen Organisation "Laskar Jihad" aus anderen Teilen Indonesiens trafen dort ein, um einen "Heiligen Krieg" gegen die christliche Bevölkerung zu führen. Die Führer der Bewegung kündigten an, bis zu 10.000 Mudschaheddin ("heilige Krieger") auf die Inseln zu schicken. Kam es zuvor schon zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen, so predigen islamische Extremisten nun offen die Vertreibung und Vernichtung der Christen. Die Regierung reagiert mit der Entsendung von noch mehr Militär und der Ausrufung des Notstandes. Doch die Christen vertrauen den zumeist muslimischen Soldaten nicht, da sie immer wieder für Muslime Partei ergriffen haben.

Seit Ausbruch der Kämpfe zwischen Christen und Muslimen im Januar 1999 sind auf den Molukken mindestens 4.000 Menschen getötet worden. Ambon City, die wichtigste Stadt im Süden der Inselgruppe, gleicht Sarajevo oder Beirut im Krieg: Demarkationslinien trennen die Wohnviertel der Religionsgemeinschaften, Schulbetrieb und öffentliche Verwaltung sind zum Erliegen gekommen. Am 23. Juni wurde die christliche Universität von islamischen Extremisten niedergebrannt. Fast täglich töten Heckenschützen Zivilisten. Jugendliche beider Bevölkerungsgruppen stehen sich in aufgestautem Hass und Gewaltbereitschaft in nichts nach. Selbst sieben Jahre alte Kinder tragen Schnellfeuerwaffen. "Mein Cousin wurde enthauptet, aber wir konnten nur seinen Kopf beerdigen. Den restlichen Körper fanden wir nicht," berichtet ein muslimischer Flüchtling. Oft entzünden sich die Zusammenstöße an Nichtigkeiten. Mehr als 480.000 Molukker flohen bereits aus ihren Dörfern.

Lange galten die Gewürzinseln als Paradebeispiel für das friedliche Zusammenleben der Religionsgemeinschaften in einem Staat mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. [In welch grauer Vorzeit mag das gewesen sein? Sicher lange vor Dikigoros' Geburt, denn solange er zurück denken kann, herrscht dort Bürgerkrieg.] Doch die Konflikte schwelen bereits seit Jahren. Die zwei Millionen molukkischen Christen werden aufgrund der staatlich geförderten Zuwanderung ("Transmigrasi") von Muslimen aus anderen Teilen Indonesiens zu einer Minderheit im eigenen Land gemacht. Während sie mit den muslimischen Molukkern noch einen Ausgleich finden konnten, fühlen sie sich heute gegenüber den Neuankömmlingen wirtschaftlich benachteiligt und an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Die Gewaltausbrüche sind keinesfalls nur den Molukkern anzulasten. Sowohl Indonesiens Regierung als auch indonesische Menschenrechtler machen die Machtelite um den ehemaligen Diktator Suharto dafür verantwortlich. Tatsächlich werden Massaker häufig dann verübt, wenn in der indonesischen Öffentlichkeit intensiv über eine Strafverfolgung Suhartos diskutiert wird. Provokateure stacheln extremistische Muslime oder Christen immer wieder an, um die noch junge Demokratie in Indonesien zu destabilisieren. [Welche Demokratie? Demokratie hat es in Indonesien nie gegeben und wird es dort nie geben, das bemerkte schon der weise Richard Katz, Anm. Dikigoros.] Viele Offiziere wollen beweisen, dass Indonesien ohne ein hartes Durchgreifen der Armee auseinander brechen würde. Die radikalen Islamisten versuchen sich zu profilieren. Hilflos schaut Staatspräsident Abdurahman Wahid zu, wie seine Macht immer mehr schwindet und der Konflikt eskaliert.

Das unternimmt die GfbV für Frieden auf den Molukken

Seit mehr als 20 Jahren hat die GfbV vor den katastrophalen Folgen der staatlich gesteuerten Zuwanderung von Muslimen auf den Gewürzinseln gewarnt. [Davon hat Dikigoros nie etwas gehört, obwohl er gerade in diesem Punkt sehr genau gelauscht hat. Er hörte überall nur staatlich verordnete Lobhudelei, vor allem vom deutschen Entwicklungshilfe-Ministerium, das dieses schwachsinnige Projekt mit finanzierte - das auch bei den meisten muslimischen Javanern, die z.T. zwangsumgesidelt wurden, wenn sie trotz finanzieller Vergünstigungen nicht freiwillig gehen wollten, wenig populär war.] Mit Memoranden, Mahnwachen und der Organisation von Delegationen nach Europa setzten wir uns für die Anliegen der molukkischen Ureinwohner ein. Seit dem Ausbruch der Gewalt vor anderthalb Jahren haben wir in Presseerklärungen und Appellen über die Hintergründe der Massaker informiert und die deutsche Bundesregierung sowie die Europäische Union aufgefordert, sich für einen besseren Schutz der molukkischen Christen sowie für einen Ausgleich zwischen den Religionsgemeinschaften einzusetzen. [Unterdessen flog Bruder Johannes, die Schnapsnase, nach Indonesien und lallte dort etwas von der hervorragenden Behandlung der christlichen Minderheit durch die muslimische Regierung, von der die Deutschen noch viel lernen könnten - wahrscheinlich dachte er bereits an die Zeit, da die Christen auch in der BRD zur Minderheit geworden sein werden, Anm. Dikigoros]

Vor dem Deutschland-Besuch Präsident Wahids im Januar 2000 luden wir einen Vertreter des Indonesischen Kirchenrates und der muslimisch-christlichen Hilfsorganisation "Allianz für die Versöhnung und den Frieden auf den Molukken" nach Berlin ein. In Gesprächen mit führenden Politikern und dem Auswärtigen Amt baten wir um Unterstützung für den Versöhnungsprozess. Bei Hilfswerken setzten wir uns für verstärkte humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge aller Konfessionen ein. Tausende Deutsche und Niederländer schlossen sich einer Postkartenaktion der GfbV an und forderten UN-Generalsekretär Kofi Annan auf, sich für die Entsendung von Menschenrechtsbeobachtern auf die Molukken einzusetzen. [Donnerwetter... mit welchem Ergebnis? Soviel Dikigoros weiß, ohne - wie auch? An-An kann weder Deutsch noch Niederländisch, und die anderen UN-Neger wohl auch nicht!]

Das fordern wir:

Und das können Sie tun:

Die politischen Forderungen der GfbV müssen immer wieder an die Öffentlichkeit getragen werden, um Politiker zum Handeln zu bewegen. Eile ist geboten:

Text: Ulrich Delius, Asienreferent, E-Mail: [email protected] / Redaktion: Inse Geismar


EINE PUBLIKATION DER GESELLSCHAFT FÜR BEDROHTE VÖLKER * WEITERVERBREITUNG BEI NENNUNG DER QUELLE ERWÜNSCHT!


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