Außer Spesen nichts gewesen

Die Blamage der Dominikanischen Republik

Eine Expo-Kritik von Alexander Stirn (Spiegel Online, 5. Juni 2000)

Außer Spesen nichts gewesen: Vielleicht hätte die Dominikanische Republik doch besser zu Hause bleiben sollen. Der Expo-Auftritt des Karibikstaates jedenfalls kann niemanden beeindrucken.

Lange Sandstrände, eine neue touristische Ausrichtung und das höchste Wirtschaftswachstum Lateinamerikas: Die Dominikanische Republik, einer der Lieblingsplätze deutscher Urlauber, braucht sich - was Gegenwart und Zukunft angeht - wirklich nicht zu verstecken. Warum sie das auf der Expo dennoch tut, bleibt wohl das Geheimnis des Inselstaates.

Miteinem 300 Quadratmeter großen Stand gehört die Selbstdarstellung der Dominikanischen Republik zu den kleinsten auf der Expo. Doch selbst 300 Quadratmeter sind zu viel, zumindest für das, was der Karibikstaat bietet.

Bunt gestrichene Wände, offensichtlich Nachbauten heimischer Hütten, sollen zumindest ansatzweise karibisches Flair vermitteln. Ebenso bunt sind die Fotos, die an den Wänden hängen. Sie zeigen das Meer, Wälder, Menschen - immer aus einer eher touristischen denn kritischen Sicht. Doch das ist nicht zu beanstanden, ist der Tourismus mit mehr als 2,6 Millionen Gästen im Jahr doch die Konjunkturlokomotive des Landes.

Wenn die Touristenzahl demnächst steigt, wird der Expo-Stand sicherlich am wenigsten dazu beigetragen haben. Auch die fünf blau gekleideten Hostessen, die sich eher gelangweilt die Beine in den Bauch stehen, können oder wollen wenig Begeisterung für ihr Heimatland wecken.

Zwei (leere) Strohhütten, Lautsprechermusik und zwei bunte Karnevalskostüme vor weißer Wand gehören zu den Höhepunkten des Standes. Mit Abstand am schwungvollsten ist allerdings der Namenszug des Landes, der hoch über der Expo-Präsentation hängt.

Bewertung:
Note: 6+
Prädikat: vernachlässigbar
Wartezeit: Worauf?
Verweildauer: maximal fünf Minuten
Erholungswert: Sie suchen einen Ort der Ruhe? Hier ist er!


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