Die Zeit hat keine Ufer

Die Donauwelle ist dazu im Vergleich gigantisch, doch seit diesem Gedicht vollzog sich eine kleine Flut von Gedichten, die eine neue Form von Dichtung erweckt haben. Meine bisherigen Gedichte waren stets objektiv verfasst; d. h., dass sie meist über ein bestimmtes Ereignis erzählten. Doch die jetzigen Gedichte (zumindest die vier nächstfolgenden) beinhielten subjektiven Aspekte. Sie beschrieben nicht mehr etwas, sondern erzählten Gedanken oder eine kleine Geschichte.
Auslöser für diesen Wandel war Herbert Grönnemeier. Vor mindestens einen Monat (Januar 2003) - vor dem Verfassen des Gedichts "Columbia" - hatte ich mir seine neue Maxi-CD "Mensch" gekauft. Wann immer ich seine Songs gehörte, fragte ich mich, was er mit damit ausdrücken will. Zwar bin manchmal mit vielen Fragezeichen im Kopf stecken geblieben und hatte nur eine persönliche Schätzung, doch war das Hören seiner Songs einer von unvergleichlichen Genüsse.
Ich erinnere mich noch gut und gerne aus der Zeit des Astro-Club, als ich noch bei war: Nicole und Agnes hatten damals von ihrem Lehrer eine Aufgabe bekommen, dass sie zur Aussage "Die Zeit hat keine Ufer" ein Bild malen sollen. Sie sollen in diesen Bild wiedergeben, was sie unter dieser Aussage verstehen. Agnes und Nicole hatten mir erzählt, dass sie nicht wussten, was sie unter dieser Aussage verstehen sollten und wie sie gemeint war. Sie sagten, sie haben u. a. Bilder gemalt, wo eine Uhr am Ufer eines Sees lag oder dass eine Armbanduhr in einen Becher voll Wasser eingetaucht wurden ist.
Ich will zwar nicht übertreibend klingen, doch ich wusste damals ganz genau, was mit dieser Aussage - "Die Zeit hat keine Ufer" - gemeint war. Irgendwie kam es dazu, dass ich dann begann, selbst ein Bild über diese Aussage zu malen, was ich darunter vorstelle. übrigens hatte ich Spaß daran, denn Zeichnen mochte ich gerne. Ich begann eine Taschenuhr mit römischen Ziffern zu malen, wie man sie beispielsweise anfangs des 19. Jahrhundert im Jackets trug. Danach zeichnete ich weitere dieser Taschenuhren, die am eine spiralförmige Anordnung auf dem Blatt hatten und immer kleiner werdend zur Bildmitte gingen - eine Art spiralförmigen Tunnel. Zudem war der Stundenzeiger auf den Taschenuhren jeweils um eine Stunde immer weitergestellt gezeichnet worden; d. h. dass die Taschenuhren, die spiralförmig zur Mitte gingen, imemr eine Stunde voraus gingen als die vorhergehende.
Später gab ich das Bild Agnes und Nicole. Sie wollten es ihren Lehrer zeigen un ich gab ihnen das Bild mit. Ich frage mich seit langem, was aus diesem Bild geworden ist. Gut möglich, dass es nicht mehr existiert
. "Die Zeit hat keine Ufer" - damit wählte ich den Titel meines Gedichts und habe zu diesem Thema auch gedichtet. Doch was meint man eigentlich nun mit "Die Zeit hat keine Ufer"? Fragen wir mal ganz doof:: "Was ist ein Ufer?" Ein Ufer ist nämlich die Zone, die ein Gewässer vom Festland trennt; also eine Art "Grenze". Ersetzen wir nun "Ufer" durch "Grenze(n)" und heraus kommt "Die Zeit hat keine Grenzen". Vielleicht leuchtet es nun einigen ein, was die versteckte Bedeutung davon ist. Vom menschlichen Gesichtspunkten her betrachtet, hat die Zeit keine Anfang und kein Ende (abgesehen von der Theorie des Urknall). Es gibt keine Anfang, wo man sagen kann, hier ab diesen Punkt hat die Zeit angefangen zu existierien. Oder aber auch kein Ende, wo die Zeit aufhört, für immer weiter zu ticken. Das und nicht weiteres ist damit gemeint.
Wer kennt den Comeback-Song "Mensch" von Herbert Grönnemeier nicht!? Dort heißt die zweite Strophe:

Am Strand des Lebens,
ohne Grund, ohne Verstand.
Nichts ist vergebens,
ich baue die Träume auf dem Sand.

Die gelb formatierten Zeilen habe ich nun den ersten Vers meines Gedichts mit eingebaut, als Zeichen, das die Songs von Grönnemeier mir geholfen haben, neue Gedichte im subjektiven Sinne zu verfassen:

Am Strand des Lebens,
unerreicht und weit.
Nichts ist vergebens,
auf dem Weg entgegen der Vergangheit.

Was sagt der erste Vers und das gesamte Gedicht überhaupt nun aus? Wie bereits erwähnt wurde, ist die Zeit grenzenlos. Diese Aussage bringe ich hier nun in mein Gedicht mit.
Ich stelle mir das ganze dabei so vor: Eine unbekannte Person befindet sich allein aus einer Insel befindet, die von jeglichen Festland oder anderen Inseln abgeschnitten ist. Die Person findet ein Boot und verlässt mit diesem Boot die Insel.
Natürlich klingt die Geschichte mit der einsamen Person als einzigster Gegenstand in diesem Gedicht saubtrocken. Deshalb sind auch zwei bis drei kleine metapherähnliche Beziehungen eingebaut. Die offenkundigste Beziehung findet man aber zuletztst im allerletzten Vers:

"bin auf off'nem Meer, einsam in der Zeit"

Hier ist nun das "offene Meer" gmeint. Es wird von mir mit der Zeit gleich gesetzt. Es man sich im reellen Leben nun auf einem Schiff mitten im Ozean befindet, merkt man, dass es weit und breit nicht anderes gibt ausser das Wasser. Es gibt also keine Grenzen - abgesehen vom Horizont -, die das Wasser irgendwie in einer Bucht oder einem Golf einengen. So sehe ich auch die Zeit. Es existieren nirgends Grenzen oder Halteschilder, die ein Ende der Zeit definieren.
Eine weitere eingebaute Beziehung findet man im ersten Vers wieder:

"Am Strand des Lebens,"

Den "Strand des Lebens" stelle ich als Wiege der Menschheit; aber auch allen Lebens auf der Erde überhaupt, dar. Der "Strand" ist im entfernten Sinne wie ein "Ufer": Er trennt ebenfalls Wasser von Land. In der Geschichte der Erde war vor einigen Millarden Jahren das Ufer nämlich das Bindestück zwischen dem Leben auf dem Festland und dem Leben im Wasser und die ersten Amphilibien, die aus dem Wasser krochen, waren es, die die Entwicklung des Lebens auf dem Festland erst ermöglicht haben, als sie über das "Ufer" krochen.
Natürlich habe ich hier wieder einmal... sagen wir mal "Spielereien" mit eingefügt. So findet man an den ersten drei Enden jedes Absatzs eine "Station der Zeit". Das sind also die Vergangeheit, die Gegenwart und die Zukunft. Zudem ist das Schiff, das später in "Tempus" unbenannt wurde, eine Anlehnung an den lateinischen Begriff für das Wort "Zeit".



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