Deus Ex Machina 'e'

e-Book mit vier Storys aus Deus Ex Machina zum kostenlosen Download
auf der Homepage des Wurdack Verlags.

Inhalt:

Heidrun Jänchen - Vor dem Sturm
(Platz 12 beim Deutschen Science Fiction Preis 2004)
Robert Kerber - Empfänger
(Platz 14 beim Kurd Lasswitz Preis 2005)
Bernhard Brunner - Die verbesserte Universalfernbedienung
(Platz 13 beim Deutschen Science Fiction Preis 2005)
Armin Rößler - Faust
(Platz 6 beim Deutschen Science Fiction Preis 2005)


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Faust
(Leseprobe)

Faust h�rte wieder einmal die Farben.

Sein Finger strich sanft �ber die unterste Saite. Der Ton bot sich ihm als m�chtiges Blau dar, vermischt mit einem winzigen Hauch von Gr�n, bauschte sich auf wie eine heranrauschende Meereswoge, die drohte, ihn zu verschlingen. Ein anderer Griff, ein harter Kontrast. Ein zartes Rot entstand, das ihm das Gef�hl vermittelte, inmitten eines nicht endenden Blumenteppichs zu stehen, der ihn - seinen K�rper und seinen Geist - vollst�ndig umschloss. Er konnte sogar den bet�ubenden Duft der frisch knospenden Bl�ten riechen. Schnell spielte er eine Reihe von T�nen, dissonant und hart, die in einer raschen, verwirrenden Abfolge ein Farbgewitter �ber ihn hereinbrechen lie�en. Die einzige Konstante blieb die Schw�rze, ein z�her, dunkler Strudel, im Zentrum seiner Wahrnehmung verankert. Neugierig und abgesto�en zugleich hielt er diesen einen Ton. Der schwarze Wirbel sprang ihn an, sog ihn auf, schlug �ber ihm zusammen. Er schauderte. Eisesk�lte l�hmte seine Finger, die undurchdringliche Dunkelheit machte ihn blind. Die Stille lie� ihn f�rchten, auch taub geworden zu sein. Gleichzeitig f�hlte er sich an diesem Ort auf eine seltsame Art und Weise geborgen, heimisch fast, und er �berlegte, wie es w�re, hier f�r immer zu bleiben.

Faust riss sich los. Er spielte vorsichtig einen neuen Ton, ein Licht entstand, schwach und kaum sichtbar erst, dann st�rker werdend und immer heller aufleuchtend. Es verdr�ngte die Dunkelheit, machte sie vergessen und warf ihn selbst zur�ck in die reale Welt. Seine Finger l�sten sich abrupt vom Instrument, als habe er ein gl�hendes Eisen angefasst. Kalter Schwei� stand auf seiner Stirn. Das halblaute Knacken, das die Tras weit hinten im Gaumen erzeugten, bewies ehrliche Anerkennung. Faust gab es die Gewissheit, einmal mehr angekommen zu sein. Nur langsam nahm Faust seine Umgebung wieder wahr. Dann sah er die Frau: mittelgro�, mit schmutzig blondem Haar, das Gesicht zu einem Ausdruck der Verachtung verzogen, von dem sie wohl dachte, dass es ihr gel�nge, ihn zu verbergen. Sein Sch�del meldete sich mit einem schwachen Brummen. Er wusste, dass es st�rker werden w�rde - das Ferm wirkte immer gleich. Hinzu kam die Anwesenheit der Frau. Sie bedeutete Unannehmlichkeiten.

Unsicheren Schrittes begab er sich zur Bar. Die Aufmerksamkeit der Tras an seinem Spiel war bereits erloschen. Sie liebten seine Musik. Aber anhaltende Begeisterung war nicht ihre St�rke. Der Tras an sich lebte f�r den Augenblick. Keinem der drolligen Burschen w�rde es jemals einfallen, ihn um eine Wiederholung zu bitten. Warum auch? Sie wussten, dass er sp�testens am n�chsten Abend auf die B�hne zur�ckkehren w�rde.

Faust stellte sich neben die Frau. Der Wirt deutete sein Nicken richtig und stellte ihm ein Glas hin, zwei Finger hoch mit der bernsteinfarbenen Fl�ssigkeit gef�llt, der er morgen fr�h unter Fl�chen wieder entsagen w�rde, nur um sie am Abend erneut mit Genuss zu trinken. Wenn es im Universum einen Teufel gab - dann hatte er das Ferm erschaffen.

Faust benetzte sich nur leicht die Lippen, lie� sich wie immer von der Tiefe des erdigen Geschmacks �berw�ltigen und sagte euphorisch: "Haben Sie die Farben geh�rt?"


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