Die Erz�hlweise aus der Innenperspektive hat auch zur Folge, dass der Leser bis zum Schluss nicht erf�hrt, durch welche Katastrophe der Untergang der Zivilisation eigentlich herbeigef�hrt wurde, da keine der Romanfiguren hiervon auch nur die Spur einer Ahnung hat. Armin R��ler kann plausibel nachweisen, dass es sich um eine Seuche gehandelt haben muss, die absichtlich von Wissenschaftlern ausgel�st wurde, um die menschengemachten �kologischen Probleme mit einer Radikalkur zu bek�mpfen.
Besonders erhellend sind R��lers Ausf�hrungen zu den Themenfeldern �kologie, Politik und Gesellschaft, denen im Roman ein zentraler Stellenwert einger�umt wird. Im Mittelpunkt steht der Konflikt zwischen den Passauern und den Rosenheimern. Diese beiden Parteien repr�sentieren zwei unterschiedliche Herangehensweisen, wie das �berleben nach der Katastrophe gesichert werden kann. Die Passauer versuchen, so viele zivilisatorische Hinterlassenschaften wie m�glich weiterhin zu nutzen. Dabei begehen sie allerdings eine Reihe von schweren Fehlern. So zeichnet sich die Passauer Lebensweise durch die reine Konzentration auf die technischen Hinterlassenschaften und einen achtlosen Umgang mit Kulturg�tern aus. Des Weiteren schafft das f�r die Technik erforderliche Spezialistentum keine Zusammengeh�rigkeit, sondern teilt die Bewohner der Stadt in Experten und Laien. Am Ende scheitert ihr Versuch am Verschlei� der Ger�te und den zur Neige gehenden Vorr�ten. Die Rosenheimer setzen dagegen auf eine nomadische Lebensweise, die sich allein darauf st�tzt, was die Natur zur Verf�gung stellt. Wichtige Entscheidungen beruhen auf Diskussionen und Gemeinschaftsentschl�ssen. Beides sichert ihnen eine freie, selbst�ndige und zukunftstr�chtige Lebensweise. Die gr��te Gefahr droht ihnen durch die zahlenm��ig weit �berlegenen Passauer, die die Rosenheimer teils durch Verf�hrung mittels technischer G�ter, teils mit Gewalt einzuverleiben drohen. In der dritten Zeitebene, also im Jahr 2112, triumphieren zwar die im Einklang mit der Natur lebenden "Rosnemer" und ihre Verb�ndeten �ber die Stadt "Bassau", aber die Sieger werden am Ende selber sesshaft, was nach der Lesart von R��ler ein gravierender Fehler ist. Denn damit beginnt der tragische Zyklus von Zivilisation, Naturausbeutung und Untergang von neuem.
Der Gro�teil der offenen Fragen wurde mit der Untersuchung von Armin R��ler gekl�rt, allerdings hat er es seinen Lesern nicht gerade leicht gemacht. Der Umstand, dass es sich bei dem Buch urspr�nglich um eine Magisterarbeit handelt, hat deutliche Spuren hinterlassen. Man muss sich �ber weite Strecken durch ein z�hes Dickicht akribischer Analysen k�mpfen, um an die erhellenden Erkl�rungen zu gelangen. Die durchaus anerkennenswerte wissenschaftliche Exaktheit geht damit leider auf Kosten der Dramaturgie. Auch h�tte ein gewisses Ma� an kritischer Distanz zur Romanvorlage der Untersuchung gut angestanden. Der von den Wissenschaftlern herbeigef�hrte Holocaust als �kologische Entscheidung, eine Figur, die Carl Amery in anderen Texten deutlicher ausgef�hrt hat, sollte nicht v�llig kommentarlos stehen bleiben. Fragw�rdig ist auch die Gleichsetzung von Sesshaftigkeit mit �kologischer Entfremdung.
Insgesamt beschr�nkt sich R��ler etwas zu sehr auf die reine Textanalyse. Ein wenig mehr Mut zur eigenen Meinung h�tte seine Untersuchung sicher spannender gemacht. Auf jeden Fall macht sein Buch Lust, den Roman Der Untergang der Stadt Passau erneut zu lesen.