Oberbilker SV 1960

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12. Jul 07

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6.Nord-West-Cup Bad Zwischenahn vom 29.1. bis 1.2.2004

Zum dritten Male fuhr ich zu diesem Open, das neben einem starken Teilnehmerfeld auch exzellente Spielbedingungen zu bieten hat. Für dieses Jahr war sogar eine Live-Übertragung des Spitzenbrettes im Internet angekündigt. Das entsprechende Brett war vorhanden, ein Kabel war auch eingestöpselt (über alle sieben Runden), doch dieses endete hinter einem Heizkörper im Nichts!

Am Start waren 3 GMs (Teske, Slobodjan und einer der drei Dutzend Ivanovs), 6 IMs (Meijers, Senff, Donchenko, Klundt, Cioara und Hermann) sowie 5 FMs (Hedke, Pajeken, Schütte, Steffens und der Berichterstatter). Aus mir unbekannten Gründen traten Hermann nach einer und Pajeken nach 3 Runden vom Turnier zurück (dabei war Pajeken bis zum Schluß vor Ort zum Blitzen und Analysieren).

Bis ins Ziel schafften es schließlich 134 Spieler, unter denen ich an 29 gesetzt war.

In der ersten Runde hatte ich Schwarz gegen Sven Haase (1674), gegen den ich bereits im Vorjahr in Runde zwei gespielt hatte. Auf eine Wiederholung des letztjährigen Königsläufergambits war ich nicht scharf, doch schon nach 1.e4 c5 2.Sc3 verfluchte ich mich für meine Feigheit. Nach langem kompliziertem Kampf konnte ich mich aber durchsetzen.

Runde 2 gab Weiß gegen Joachim Thielemann (1827 aus 211, Platz 16 in Deutschland). Komische Eröffnung, aggressiv rangegangen, nach 18 Zügen gewonnen, alles paletti? Als mein Gegner in der Analyse sagte, er habe auf 11.-Dxg2 verzichtet, weil ihm dies zu gefährlich erschien, bekam ich aber große Augen! Den Zug hatte ich ÜBERHAUPT NICHT gesehen, danach hätte ich alle Brücken hinter mir abbrechen müssen. (1.d4 Sf6 2.Sf3 d5 3.c4 c6 4.Sc3 Lg4 5.Se5 e6 6.cxd5 exd5 7.Lg5 Lf5 8.e4 Le6 9.cxd5 Lxd5 10.Sxd5 Dxd5 11.Lc4? De4+? 12.Kf1 mit schnellem Gewinn)

Die dritte Runde brachte den ersten Brocken, Harald Schmidt (2328, hat ja jetzt Zeit zum Schachspielen). Komische Eröffnung, dreißig Züge mit dem Rücken zur Wand, dann noch zwei Minuten für 10 Züge, doch ausgerechnet da kippt die Partie, und nach der Zeitkontrolle hatte ich klaren Vorteil. Doch die halbe Stunde für den Rest der Partie war einfach zu wenig, ich ließ den Vorteil verpuffen, und schließlich wurde alles abgeholzt.

In Runde 4 riß meine Serie von 31 Spielen ohne Niederlage, aber wie! Mit Weiß gegen IM Andrei Nestor Cioara (2344) baute ich mich ziel- und anspruchslos auf, im 14.Zug kam bereits ein grober Bock, der mindestens die Qualität verlor. Ich gab eine Figur und suchte nach seinem 17.Zug  noch eine dreiviertel Stunde nach einem Dauerschach, als mir dann noch vier Minuten bis zum 40.Zug blieben, ließ ich es sein.

Nach 15 Zügen in Runde 5 gegen Klaus Diehl (2052) glaubte ich schon an die nächste Klatsche, doch mein Gegner entließ mich zunächst aus seinem Klammergriff, handelte sich dann ein schlechteres und bald verlorenes Endspiel ein. Eine grauenhafte Nachlässigkeit von mir brachte ihn jedoch zurück ins Spiel, nur die Tatsache, daß er das entstehende Turmendspiel überhaupt nicht begriffen hatte, führte schließlich zum vollen Punkt.

Wolf-Dieter Paust (2026) verspätete sich um mehr als zwanzig Minuten zu unserer Partie der vorletzten Runde, was sich bitter rächen sollte. In einem Königsinder hatte er nach beiderseitigen Ungenauigkeiten Druck gegen meinen König, aber nichts Entscheidendes. Für die letzten fünf Züge blieb ihm allerdings weniger als eine Minute, und seinen vierzigsten Zug führte er etwa eine halbe Sekunde zu spät aus. Da ich aber noch nie eine Zeitüberschreitung auf einer elektronischen Uhr erlebt hatte, mußte ich erst den Schiri fragen, ob die Anzeige "-30:00" tatsächlich ZÜ bedeutete. Dem war so, also 1-0.

In der letzten Runde ging es mit Schwarz gegen Tobias Jugelt (2414), da machte ich mir natürlich Gedanken, ob es klug war, in der sechsten Runde zu gewinnen, bei einem Remis hätte ich einen deutlich leichteren Gegner bekommen, so um die 2100. Nach nur 6 Zügen war es soweit, daß ich mir ein Pils holen mußte (in der finalen Runde des Vorjahres hatte dieses Manöver selbst gegen Gutman geholfen), denn die Stellung war nüchtern nicht mehr zu ertragen. In der Tat wurde es eine Kurzpartie, nach 18 Zügen mußte Jugelt sich geschlagen geben, hätte ich nur daran gedacht, daß mir dies ermöglicht hätte, noch das Endspiel der Handball-EM zu sehen. GM Teske hatte aus diesem Grund seine eigene Partie gegen Meijers schnell Remis gegeben. Egal, 5,5 Punkte, geteilter 3.-9., man kann nicht alles haben.

Der Blick aus dem Spielsaal auf das Zwischenahner Meer
So sollte ein Turniersaal aussehen, Platz ohne Ende, weiße Tischdecken, gutes Licht.
Nach der turnierentscheidenden Partie in Runde 6. Slobodjans Dame hatte sich verlaufen, und Meijers´ Figuren fielen über den weißen König her.
Die Überraschungspartie der Schlußrunde: Julian Zimmermann schlägt IM Anatoly Donchenko. In der Zeitnotphase war selbst der Schiedsrichter nicht mehr in der Lage, mitzuschreiben, die Zockerei ging vom 30. bis etwa zum 50.Zug!
Nach der Partie: Meijers, Donchenko, Teske. Der Russe ist untröstlich, da er überzeugt ist, auf Gewinn gestanden zu haben (was nicht stimmt!). In der Brettstellung (nach Lg2-h3) wurde Df5-f3 als "langweilig" abgetan und viel Zeit in Tg4xg7+ investiert, was aber nur zum Remis führt.
Der Wertungssieger, IM Viesturs Meijers, mit dem Wanderpokal.

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1.Mai - Turnier 2004 in Wuppertal
Beim traditionellen Wuppertaler Blitz-Turnier am 1.Mai wurde die Mannschaft des "SV Oberbilk" 9. von insgesamt 55 teilnehmenden Teams.

Verstärkt durch die beiden Spitzenspieler Johannes Rudolph und Anna Onischuk an den Spitzenbrettern komplettierte Andreas Hecker die Dreier-Mannschaft des SVO. Erstmals wurde in Wuppertal nicht mehr in Vierer-Teams gespielt, was auf die zuletzt stagnierende Teilnehmerzahl zurückzuführen ist. Auch der Modus wurde geändert. Es gab keine festen Gruppeneinteilungen mehr, sondern ein großes Feld, so dass nach Schweizer System gespielt wurde. Nur für die Rating-Preise gab es noch gesonderte DWZ-Wertungen.
Die Oberbilker Mannschaft (Mit einem DWZ-Schnitt von DWZ 2175 an 5 gesetzt!) begann stark und nach 9:1 Punkten (unter anderem mit einem 2:1-Sieg über Bielefeld mit drei Spielern um DWZ 2300!) kam es in der 6.Runde zum Spitzentreffen an Tisch 1 mit der russischen Mannschaft "Pruli". Aber gegen die stake Besetzung Zaitsev (2517) - Klyuner (2383) - Fridman (2427) war kein Kraut gewachsen und es gab eine 0:3-Niederlage. Vorweg sei gesagt, dass diese Über-Mannschaft ALLE Spiele gewann und in 23 Runden lediglich 5,5 Brettpunkte abgab!
Danach folgte noch ein kleiner Durchhänger und zur Mittagspause lag der SVO auf Rang 10. Im zweiten Durchgang gab es ein paar sehr unglückliche Punktverluste, so dass es am Ende mit 29:17 Punkten "nur" zum 9.Platz reichte, obwohl sicherlich mehr drin war.

Einzelergebnisse:
1.Brett: Johannes Rudolph      13:10
2.Brett: Anna Onischuk       16,5:6,5
3.Brett: Andreas Hecker      12,5:10,5
bei einem Gegner-Schnitt von ca. DWZ 2050.
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11.Willy-Schmitter-Gedenkturnier 2004 bei Schewe Torm (Sven Mühlenhaus)

Die Anfahrt gestaltete sich wegen eines schweren Unfalls vor der Zufahrt zum DRK-Zentrum etwas kompliziert, doch pünktlich zum Meldeschluß trafen Michael Schlüter und ich bei Schewe Torm ein, kurz darauf stieß auch Aizik zu uns. Das DRK-Zentrum war mit 118 Spielern proppevoll, die ersten fünf Bretter waren abgesondert und der Sonne besonders intensiv ausgesetzt.

Michael bewegte sich das ganze Turnier über knapp unter 50% (die Anfangstaktik war: mit Weiß gewinnen, mit Schwarz verlieren, leider hatte er in der ersten Runde bereits Schwarz). Nach der mittäglichen Erbsensuppe hatte er einen Durchhänger, zudem traf ihn das schwere Los des Designated Driver, so daß er nur kurz am Freibier nippen durfte.

Aizik spielte ein solides Turnier, immer in der oberen Hälfte. Durch eine unglückliche Niederlage in der letzten Runde blieb er auf 4,5 Punkten sitzen. Die Tatsache, daß er innerhalb der 50%er die beste Fortschrittswertung hatte, belegt, daß er sich immer im erweiterten Verfolgerfeld befand.

Ich selber kann mit dem Ergebnis zufrieden sein, nicht aber mit der Qualität des Spiels. Zwar blieb ich ungeschlagen, stand aber in fünf Partien glatt auf Verlust (aus diesen holte ich schließlich 4 Punkte). Da ich schon in der zweiten Runde das erste Remis abgegeben hatte, war Wertungsmäßig nichts mehr zu reißen.

Etwas überraschend, aber verdient, holte sich Garri Burschteijn (Post) mit 7,5 aus 9 dank besserer Wertung vor Lars Stark (Erkrath) den Titel. Er war mit satten 5 aus 5 gestartet, ließ dann drei Remisen folgen und setzte sich in der letzten Runde gegen Markus Köhler (DSK) durch.

Der Damenpreis ging an Inna Orlova (Gelsenkirchen) mit 6,5 Punkten, der Jugendpreis an Viktoria Kaplun (Erkrath) mit 6 Punkten.

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Zu Besuch in Mainz

Am 8.August fuhr ich kurzentschlossen nach Mainz, um bei den Chess Classics der Weltspitze über die Schultern zu schauen. Leider konnte ich aus beruflichen Gründen nicht selbst mitspielen, aber für nächstes Jahr ist das auf jeden Fall vorgemerkt. In der riesigen Rheingoldhalle spielten sage und schreibe 542 Spieler im 11-rundigen Schnellturnier (an zwei Tagen). Das Turnier ist unglaublich stark besetzt, ich selber wäre gerade mal an 191 gesetzt gewesen. Die Zuschauerattraktionen waren sicherlich Sergej Karjakin, die amtierende Weltmeisterin Antoaneta Stefanova und Ex-Weltmeister Ruslan Ponomariov, um nur einige zu nennen. 64 GM, 39 IM und 40 FM machen Mainz nach der Olympiade und dem Aeroflot-Open wahrscheinlich zur drittgrößten Zusammenballung von Titelträgern des Jahres.

Einziger Wermutstropfen: an eigene Verpflegung sollte UNBEDINGT gedacht werden, sonst sind für 2 halbe Brötchen und eine Tasse Kaffee mal schnell € 7,30 fällig, und betrunken werden können hier nur Großverdiener.

        

Legende Lajos Portisch, im Hintergrund Antoaneta Stefanova             Die Entscheidungspartie Morozevich - Grischuk

          

Der Dickste gegen den Kleinsten: Karjakin - Epishin                         Jussupow - Graf, das "innerdeutsche" Duell endete remis

Epishin "Groß- und Breitmeistertitel" ist allerdings durch Zoltan Varga (Ungarn) in Gefahr!

         

Der Sieger von Dortmund 2003, Viorel Bologan                                Ex-WM Ruslan Ponomariov gegen Henrik Teske

        

Die Werstener Delegation: Christian Killmann (3 aus 11)                 Ulf Andersson, als "Berta" schon mit über 60.000 Partien im ICC

und Frank Kreusch (5 aus 11)

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Ludwig-Engels-Turnier beim DSV 1854

Eine Woche vor Weihnachten lud der Düsseldorfer Schachverein im Rahmen seiner diesjährigen Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen zum 15-Minuten-Schnellturnier ein. Vielleicht war der Termin aber auch der Grund dafür, dass leider nicht ganz so viele Teilnehmer gekommen waren wie erwartet. Aber auch so war das Feld gut besetzt, und das Turnier nahm einen spannenden Verlauf.
Martin startete zwar mit einer Niederlage (gegen den späteren Turniersieger Lars Stark), kam dann aber immer besser ins Spiel und das ganz ohne Zeitnot! Mit 3,5 aus 5 konnte er sich zwischenzeitlich weit nach vorne schieben, verlor dann aber in den letzten beiden Runden (u.a. gegen FM Wolfgang Koch) und beendete das Turnier mit für ihn ordentlichen 50% - bei einem Gegner-Schnitt von über 1900 DWZ. Bei mir verlief das Turnier bis zur letzten Runde sogar ziemlich gut. Mit einem Start von 3 aus 3 durfte ich in der vierten Runde am Spitzenbrett gegen Christian Koch spielen, allerdings schonten wir beim "Großmeister-Remis" unsere Kräfte. Mit 5 aus 6 stand ich dann vor der Schlussrunde noch auf dem Treppchen, aber etwas unkonzentriert schmiss ich meine letzte Partie im remislichen Turmendspiel leider weg und landete auf dem undankbaren vierten Rang.
Alles in allem waren Martin und ich aber sowohl mit unserer eigenen Leistung zufrieden als auch mit dem Turnier an sich. Vielen Dank nochmals den Verantwortlichen für die angenehme Atmosphäre im Spielsaal sowie für die kostenlosen Getränke und Speisen. Wir kommen gerne im nächsten Jahr wieder!

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7.Nord-West-Cup Bad Zwischenahn vom 3.2. bis 6.2.2005

Einen gewaltigen Zuwachs an Masse und Klasse konnte der diesjährige Nord-West-Cup verzeichnen. 172 Teilnehmer, darunter 7 GM, 8 IM, 10 FM, 1 WGM, 1 WFM gingen in der Wandelhalle des Kurparks in Bad Zwischenahn an den Start. Die kleine Oberbilker Fraktion, bestehend aus Andreas und mir, hatte als Zielvorgaben Elo-Halbnorm (Andreas), bzw. irgendwie an die guten Ergebnisse der Vorjahre anknüpfen (5 aus 7, 5 aus 7 und 5,5 aus 7). Zumindest Andreas konnte sein Ziel erreichen.

Da er zu den wenigen Spielern ohne Elo zählte, bekam er in der ersten Runde mit Markus Lammers (Elo 2215, DWZ 2222) direkt einen Brocken vorgesetzt. In einem Wolga-Gambit hatte Schwarz immer gutes Spiel, Andreas setzte auf Königsangriff und schrieb seinen Damenflügel ab. In dieser ersten Partie wurde schon der Fluch der Zeitnot sichtbar, der Andreas das ganze Turnier über verfolgen sollte. Nach einem groben Patzer seines Gegners hätte Andreas zweimal einzügig gewinnen können, stattdessen bot sich seinem Gegner (der noch genügend Zeit hatte) die Möglichkeit, in ein gewonnenes Damenendspiel abzuwickeln. Auch diese Chance wurde vertan, und Andreas konnte Dauerschach geben.

Ich kam in meiner Schwarz-Partie gegen Thorsten Meyer (DWZ 1955) mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung, konnte nach einem auf einer Fehlkalkulation basierten positionellen Mißgriff diesen ausbauen, der erste Bauer fiel, der zweite wurde bald darauf eingeparkt und das Endspiel nach Hause gebracht.

In Runde zwei sah sich Andreas gegen Sven-Holger Akstinat (Elo 2189, DWZ 1986) einem Morra-Gambit gegenüber. Noch am Vorabend hatte ich die Meinung geäußert: "Alles wegnehmen, zu Not d6 zurückgeben und mit dem Läuferpaar besser stehen." So gewappnet, unterlief Andreas schon früh ein grober Schnitzer, der sofortigen Verlust hätte bedeuten können, doch sein Gegner ließ sich die Chance entgehen und hatte herzlich wenig für den Bauern. Im Endspiel Dame, Läufer und 6 Bauern gegen Dame, Springer und 5 Bauern ließ aber erneut der Zeitmangel das Finden der optimalen Fortsetzung nicht zu, der Mehrbauer ging flöten und ein remises Damenendspiel entstand.

Gegen Hugo Schwarze (Elo 2064, DWZ 1881) hatte ich immer etwas Raumvorteil, nach der unmotivierten Schwächung des Feldes c6 konnte ich dort eindringen, seinen Damenflügel auflockern und beide dortigen Bauern gewinnen. Seine Versuche, am Königsflügel Gegenspiel aufzuziehen, blieben ergebnislos.

In der dritten Runde sah es gegen Norbert Petri (Elo 2119, DWZ 1908) lange Zeit sehr gut für Andreas aus. Die Bauernstruktur des Gegners bot einen kümmerlichen Anblick, doch dann reparierte Andreas diese, um das Springermanöver Sd4-b5-c7-e8xLf6 durchzuführen, ein zu hoher Preis für den gegnerischen Läufer. Die Analyse ergab zwar auch keinen klaren Gewinnplan, doch die schwarze Stellung blieb immer anrüchig. 

Dieses Remis bedeutete auch den ersten verlorenen "Mannschaftskampf", denn gegen IM Thorsten-Michael Haub (Elo 2422, DWZ 2392) war ich chancenlos. Typisch für den Kampf gegen einen Großen: Ein Minivorteil (Läuferpaar), dann werden hier und da Schwächen provoziert, und letzten Endes brachte mich mein Pessimismus um, denn laut Haubs Meinung hatte ich bis zum 25.Zug gut gespielt (da hielt ich meine Stellung schon fast für hoffnungslos), dann schwächte ich allerdings meinen Damenflügel entscheidend und der weiße Angriff drang musterhaft durch.

Im Gegensatz zum ersten Abend waren wir am Freitag zeitig und fast nüchtern im Bett, so daß am Samstagmorgen große Taten folgen sollten. Bei Andreas gab es mit Schwarz gegen Reiner Noack (Elo 2127, DWZ 1986) einen Grünfeld-Inder mit Lg5. Andreas kämpfte mit dem ungewöhnlich g7-g5-g4 um die Initiative, in der Analyse wurde es wild: was ist entscheidend, sein geschwächter Königsflügel oder die Damenflügelmehrheit im Endspiel? Die Abwicklung ins Doppelturmendspiel führte nur zum üblichen Ergebnis, in der Analyse zeigte ich allerdings auch, daß Gewinnversuche für den schwarzen König äußerst gefährlich hätten werden können.

Bei mit setzte es gegen Martin Fleischer (Elo 1876, DWZ 1746) beinahe die zweite Null in Folge: 1.d4 e6 2.Sf3 d5 3.c4 dxc4 4.e3 a6!?. Jetzt wollte ich 5.Lxc4 b5 nicht haben, warum also nicht erst 5.a4? Darauf 5.-Dd5 und ich sah erst nach 6.Dc2 b5, daß ja der Turm a8 gedeckt ist! 7.Sc3 Lb4, und jetzt machte ich Schluß mit Normalschach: 8.Sd2?! Lxc3 9.bxc3 Lb7 10.La3 Sf6 (Se4 ist unangenehm, warum also nicht:) 11.f3 Dg5 12.Kf2 Sbd7 13.e4 Df4! Ups! 14.Ke2 (nach 20 Minuten), doch hier ließ Schwarz langsam die Zügel schleifen: 14.-c6 (14.-c5!) 15.g3 Dc7 (15.-Dh6!) 16.e5, und ich war wieder im Geschäft, erzielte Ausgleich und durfte sogar ein positionelles Damenopfer mit technischer Gewinnstellung bringen.

In der Nachmittagsrunde strebte Andreas gegen Alexander Fuchs (Elo 2099, DWZ 2075) dann mit roher Gewalt den ersten vollen Punkt an. Gegen den Grünfeld-Inder seines Gegners wählte er den Bauernsturm f2-f4, h2-h3, und g2-g4 (ob h3 nun notwendig oder ein Tempoverlust war, ist noch nicht geklärt). Doch wieder war die Bedenkzeit knapp, immer mehr Material verschwand vom Brett und als Andreas´ Einschätzung nach nichts Ausreichendes mehr auf dem Tisch stand, endete auch dieser Kampf unentschieden. Die Analyse ergab allerdings, das noch in der Schlußstellung trotz stark reduzierten Materials Andreas noch weiter auf Vorteil hätte spielen können.

Zu meiner Partie gegen FM Wilfried Bode (Elo 2357, DWZ 2323) gibt es nicht viel zu sagen. Nach 13 Zügen befanden wir uns in einem Katalanen, ohne daß wir beide dies wußten, noch in bekanntem Fahrwasser. Ich besaß nur den üblichen Minivorteil für Weiß, so daß ich sein Angebot gerne annahm.

Am Samstagabend, nach dem Abendessen beim Griechen, fiel Andreas dann einer DoKo-Runde in die Hände und fand erst um drei Uhr mit einem Verlust von 1,80 Euro den Weg ins Hotel. Da die 6.Runde am Sonntagmorgen schon um 9 Uhr begann, gab er nach wenigen Zügen gegen Jörg Potthammel (Elo 2104, DWZ 1892) remis.

Mit Schwarz gegen IM Sebastian Siebrecht (Elo 2408, DWZ 2410) hatte ich ähnliche Probleme wie gegen Haub: objektiv nur leicht schlechtere Stellung, aber viel zu pessimistische Einschätzung. Wiederum hatte ich mich 25 Züge lang sehr gut verteidigt, um dann in rasender Zeitnot (3 Minuten für 10 Züge), ein blödsinniges Turmopfer zu bringen, statt weiterhin den leichten Nachteil zu verwalten.

Daraufhin hatte ich in der Schlußrunde gegen Noack (Andreas´ Gegner aus Runde 4) keine großen Ambitionen mehr, zudem mir auf 1.d4 c5 nur 2.c3 einfiel. Nach 2.-cxd4 3.cxd4 d5 machten wir noch ein paar symbolische Züge und verfolgten lieber die Kämpfe um den Turniersieg.

Für Andreas wäre mit einem Sieg gegen Wilhelm Brandt (Elo 2096, DWZ 1829) sogar noch ein Geldpreis erreichbar gewesen. Die Vorzeichen sahen gut aus: Ausgeruht mit Weiß gegen einen (auf dem Papier) nicht so starken älteren Herren, doch schon nach 5 Zügen griff Andreas (allerdings nicht entscheidend) fehl. In dem entstehenden französischen Stellungstyp spielte Brandt fantastisch stark, erhielt die bessere Struktur, großen Zeitvorteil und schließlich ein Endspiel mit Mehrbauer. Da konnte ich beim besten Willen keinen Pfifferling mehr auf Andreas geben. Was macht er also? Klar, noch zwei Bauern hinterhergeben, um wenigstens König und Türme zu aktivieren. Diese forsche Vorgehensweise verunsicherte Brandt zusehends, auf der Uhr hatte er Andreas bald überholt, zwei der drei Mehrbauern mußte er zurückgeben, und als die Stellung zwar theoretisch immer noch klar besser war, er auf der Uhr aber nur noch drei Minuten gegenüber mehr als zehn für Andreas hatte, nahm er dessen Angebot lieber an, als womöglich noch alles zu verschustern. Somit hatte Andreas es als einziger Teilnehmer geschafft, alle Partien zu remisieren. Dafür gab es zwar keine Zoltan-Ribli-Plakette, doch immerhin noch den vierten Ratingpreis, eine geschmackvolle bordeauxrote Krawatte mit niedlichen Enten drauf. Die muß beim nächsten Mannschaftskampf aber ran!

Andreas bei den verzweifelten (und letztlich erfolgreichen) Versuchen, die Partie der letzten Runde noch zu retten.
Der erfolgreiche Titelverteidiger GM Viesturs Meijers (Nickelhütte Aue), der hier allerdings gegen IM Sebastian Siebrecht (Katernberg) ein klar gewonnenes Turmendspiel zum Remis vergeigte.
Zum ersten Male ohne Schnee: Die Uferpromenade am Zwischenahner Meer. Am Sonntag war hier ein Menschenauflauf sondergleichen.
Co-Sieger IM Gerlef Meins (Werder Bremen) knöpfte dem Favoriten GM Chanda Sandipan (Aljechin Solingen) einen halben Punkt ab.

Vier gegen Willy

Nach der recht erfolgreichen Vorstellung im vergangenen Jahr machten wir uns diesmal gleich mit vier Spielern auf, das 12.Willy-Schmitter-Turnier bei Schewe Torm zu erobern. 122 Teilnehmer bedeuteten einen neuen Rekord, die Setzliste wurde angeführt von Michael Preuschoff (DSK), der mit 6 aus 6 auch losging wie die Feuerwehr. Ein Kurzremis gegen Thomas Trella (Gerresheim) ließ ihn noch aus auf Kurs bleiben, doch eine Niederlage in der vorletzten Runde gegen seinen Vereinskameraden Axel Berndt (die Nr.2 der Setzliste) brachte diesen an die Spitze. Die entscheidende Partie in der letzten Runde zwischen Mirko Dehne (Ratingen) und Berndt bot dann ein Herzschlagfinale. Axel hatte mit zwei Türmen gegen Dame zunächst alles im Griff, mit beiderseits hängenden Blättchen tauschte er aber in ein verlorenes Bauernendspiel ab. Dehne wandelte um, und als es bis zum Matt vielleicht noch drei oder vier Züge gedauert hätte, fiel seine Platte. Damit wurde Axel alleiniger erster mit dem Super-Ergebnis von 8 aus 9. Den ungeteilten zweiten Platz belegte der amtierende Verbandsmeister Thomas Trella mit 7,5 Punkten. Dank seines starken Beginns hatte Michael Preuschoff die beste Fortschrittswertung unter den 7-Punktern. Der Damenpreis ging wie im Vorjahr an Inna Orlova (Gerresheim), der Jugendpreis an Alex Zaika (ebenfalls Gerresheim).

Von unserer Fraktion konnten alle recht zufrieden sein. Michael erreichte die angestrebten 50% (wobei er in der letzten Runde durch Aizik vom Brett gefegt wurde), Aizik zeigte einen tollen Schlußspurt mit 3 aus 3 und endete bei 5,5 Punkten. Bei Martin verliefen die ersten sechs Runden nach dem Schema Weiß gewinnt - Schwarz verliert, bevor er in Runde sieben durch ein blutiges Remis gegen Michael diesen Trend unterbrechen konnte und am Ende bei 5 Punkten landete. Ich selber blieb wie im Vorjahr ungeschlagen, zeigte im großen und ganzen gutes Schach (auch wenn Coach Heiner mir für meine Partie gegen Savchenko den Kopf abreißen würde). Leider war mein Vorteil in der letzten Runde gegen Preuschoff nicht groß genug, um mit einem vollen Punkt noch aufs Treppchen zu gelangen, doch immerhin hatte ich diesmal Losglück und ergatterte einen der 25 € -Preise, die unter den Nicht-Preisträgern verlost wurden.

Die Oberbilker Ergebnisse im Überblick:
Runde Aizik Martin Michael Sven
1 1 - Brunder (1250) 1 - Bronstein, F. (766) 0 - Dolle, Karlo (2110) 1 - Appolt (1609)
2 0 - Busch (2075) 0 - Bröker, Clemens (1987) 1 - Brunder (1250) 1 - Heppner, P. (1895)
3 1 - Bröker, Claudia (1596) 1 - Foth, A. (1197) 0 - Clasen, D. (1939) 0,5 - Polinsky (2001)
4 0 - Willenborg (2136) 0 - Fiege (1962) 1 - Gaul, H.G. (1452) 0,5 - Savchenko, A. (1929)
5 0,5 - Kremer (1601) 1 - Schöwe, Bennett (1539) 1 - Rummelshaus (1818) 1 - Schöwe, Patrick (1927)
6 0 - Müller,T (1676) 0 - Orlova (1934) 0 - Zaika (1918) 1 - Baumgarten (1945)
7 1 - Bender, S. (1535) 0,5 - Schlüter (1679) 0,5 - Lehotzky (1793) 1 - Rybarczyk (2172)
8 1 - Bolterauer (1779) 1 - Abrakunov (1392) 1 - Brenner-Wilczek (1921) 0,5 - Nowik (2077)
9 1 - Schlüter (1679) 0,5 - Heppner, P. (1895) 0 - Chevelev (1865) 0,5 - Preuschoff (2187)

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Sparkassen-Open Dortmund 2005

 

Mehr oder weniger enttäuscht waren Andreas und ich (Sven) mit unserem Abschneiden beim Dortmunder Open. Andreas erreichte immerhin sein Ziel, eine zweite Elo-Halbzahl zu erspielen, so daß er im Oktober erstmals in der Weltrangliste vertreten sein wird. Ganz anders als in Bad Zwischenahn hatte er dem Remis-Teufel fast gänzlich abgeschworen, erst in der letzten Runde hängte er ein Kurzremis dran, um dem Drama ein Ende zu bereiten. Mit 3,5 Punkten aus 9 Partien blieb er unter der angestrebten 50%-Marke, mit seinem Schach war er zufrieden, aber viele gute, bzw. haltbare Stellungen verdarb er in Zeitnot.

Ganz anders gestaltete sich mein Turnier. In fast jeder Partie stand ich schnell verdächtig bis klar schlechter, selbst wenn ich mal "meine" Stellungen auf´s Brett bekam, wurden diese mißhandelt. Nach einer klaren Niederlage in Runde 1 und zwei glücklichen Remisen drohte in Runde 4 der Totalabsturz, nach 15 Zügen war die Stellung aufgabereif. Also klammern, klammern, klammern, die Gegnerin verzettelt sich, Ausgleich und dann Sieg durch Zeitüberschreitung im 40.Zug. In dem Stil ging es weiter, am Ende sprangen immerhin 4,5 Punkte heraus.

 

Nachmittags konnten wir uns dann beim Großmeisterturnier erholen, in der tiefen Stille und Dunkelheit des Schauspielhauses, mit der beruhigenden Stimmer von Klaus Bischoff im Ohr habe ich auch so manches Mittagsschläfchen gehalten.

 

Sieger des A-Open wurde IM Thomas Henrichs mit 7 Punkten dank besserer Wertung vor IM Karsten Rasmussen,  Michail Kolkin, GM Gerhard Schebler und Thomas Keller. Ein totaler Triumph der Naiditsch-Familie schien lange Zeit durchaus möglich, denn Irina Naiditsch spielte ein bärenstarkes Turnier und wurde am Ende sechste mit 6,5 Punkten.

Der "Fall Kolkin" mit dem Verdacht von nach unten manipulierten Elozahlen überschattete das gesamte Turnier. Mehr hierzu unter www.deep-chess.de

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