Quecksilbergehalt
in Ozeanen steigt weiter an
Wirtschaftsaufschwung in Asien sorgt für Verdopplung bis 2050
Washington DC/Wien (pte/02.04.2009/17:00) - Ein Forscherteam um Elsie Sunderland von der Harvard University hat festgestellt, dass die Quecksilber-Werte im Pazifik stark ansteigen. Durch das starke Wirtschaftswachstum in Asien - vor allem im Kohleland China - könnten sich die weltweiten Quecksilbergehalte bis 2050 verdoppeln. Die Zunahme würde auch bedeuten, dass sich mehr Methylquecksilber - das ist organisches Quecksilber - in Fischen anreichert. In dieser Form wirkt Quecksilber mehr als hundert Mal so giftig wie eine gleich große Menge dieses Elementes in anorganischer Bindungsform. Die Studie, die im Fachmagazin Global Biogeochemical Cycles veröffentlicht wurde, kommt zu einer Zeit, in der Forscher und US-Behörden den Quecksilber-Kreislauf der Weltmeere genauer unter die Lupe nehmen, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.
"Das anorganische Quecksilber ist nicht das
Problem", meint Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster http://www.greenpeace.at
im Pressetext-Interview. Das wirkliche Problem sei die organische Form, die
bioakkumulierbar ist und sich in Organen von Lebewesen anreichert. Besonders
betroffen davon sind etwa große Raubfische wie der Thunfisch oder auch Haie, erklärt
der Chemiker. "Methylquecksilber ist einer der gefährlichsten Stoffe
überhaupt", meint der Mikrobiologe Horst Felsch gegenüber pressetext.
"Das Gefährliche daran ist, dass dieses Gift fettlöslich ist",
ergänzt der Umweltmediziner Klaus Rhomberg auf Nachfrage von pressetext.
Ganz klar ist es noch nicht, wie aus dem atmosphärischen Quecksilber, das
einerseits direkt in die Meere gekippt wird, andererseits über Flüsse und
Abgase dorthin gelangt, das organische Quecksilber gebildet wird. Sunderland
hat entdeckt, dass ein beträchtlicher Anteil des Methylquecksilbers sich im
Meer selbst bildet. Dazu müssen die Bedingungen allerdings optimal sein, wie
Schuster auch betont. Offensichtlich bietet totes absinkendes Plankton den
Mikroben ein Substrat und eine Reaktionsoberfläche auf der dieser Wandel zu den
größeren Methylquecksilbermolekülen erfolgt. Aufsteigende Strömungen treiben
diese Substanzen dann irgendwo anders wieder an die Meeresoberfläche. Dort
werden sie schließlich auch wieder von Tieren - und schließlich auch vom
Menschen aufgenommen. In vorangegangenen Studien konnten Forscher feststellen,
dass die höchste Konzentration von Methylquecksilber dort herrscht, wo auch das
Algenwachstum besonders üppig ausfällt.
Methylquecksilber ist die bei Fisch am häufigsten vorkommende Form von
Quecksilber. Zugleich ist es auch die am stärksten toxische Quecksilberform,
die vom Menschen über die Nahrung aufgenommen wird. Allein in den USA stammen
40 Prozent des gesamten Quecksilbers, das vom Menschen aufgenommen wird, aus
Speisefischen. Die US-Gesundheitsbehörde warnt daher Schwangere und Kleinkinder
davor, große Raubfische zu konsumieren. Vor dem zu häufigen Konsum fettreicher
Speisefische wird allerdings ebenso abgeraten.
Pressetext 01.04.2009