Amalgam-Verbot längst überfällig

(Gegendarstellung zur sogenannten Münchner Amalgam-Studie, deren Ergebnisse ungeprüft per dpa im Mai 2008 durch alle Tagezeitungen gingen)

Prof. Dr. Erich Schöndorf, ehemaliger leitender Staatsanwalt in Frankfurt, hielt im November des vergangenen Jahres in Erlangen einen Vortrag über medizin-juristische Aspekte des Amalgam-Skandals. Bekannt wurde dieser Staatsanwalt durch den Holzschutzmittel-Prozess gegen die Firma Desowag. Weniger bekannt ist, dass er auch den Amalgam-Prozess gegen Degussa anstrengte, der mit der Verfügung vom 31.05.1996 eingestellt wurde, nachzulesen unter  http://www.amalgam.homepage.t-online.de/dokument/dokument1.html.

Das war die Finanzgrundlage des Münchner Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse jetzt vorliegen. Mit Aussagen wie „Eine Entfernung des Amalgams ist nicht die einzige Option gegen die Beschwerden“ oder „… eindeutige Aussagen über die Schädlichkeit von Amalgam können nicht gemacht werden“ oder „Mit Sicherheit besteht kein Zusammenhang mit viel Amalgam im Mund und hohen Beschwerden“ oder „Doch lagen diese Werte (gemeint sind die vierfach erhöhten anorganischen Quecksilberwerte im Blut von Amalgamträgern, Quecksilber = Hg) weit unterhalb der kritischen Belastungsgrenze“ hat wohl der Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Prof. Dr. med. dent. Reinhard Hickel die Erwartungen des Amalgam-Herstellers Degussa voll erfüllt.

Dass gerade Münchner Institute und Kliniken mit diesem Forschungsergebnis aufwarten, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sitzt doch der Fundamental-Kritiker der Quecksilberverwendung in der Zahnheilkunde auch in München in der Person des Toxikologen Dr. Max Daunderer. (http://www.toxcenter.de )

Unter dem Niveau der jahrzehntelang geführten wissenschaftlichen Auseinandersetzung werden nun medizinische Allgemeinplätze als Ergebnisse vorgestellt und die Fragen, die an den Problemkern rühren, beiseite gekehrt, als da sind:

  1. Nach welchen Kriterien werden die Werte kritischer Belastungsgrenzen ermittelt?

Dr. Schöndorf bezeichnete Grenzwerte als reine Phantasiewerte, die oft willkürlich hochgerechnet und zum Teil falsch ermittelt werden. So galt für PCB bei Prozessbeginn der gleiche Grenzwert wie für Quecksilber, nämlich 5 µg pro m³ Mundluft und 100 µg pro m³ Luft am Arbeitsplatz (MAK-Wert). Hg ist aber viel giftiger als bisher angenommen.

  1. Wo liegt der Unterschied zwischen einem psychiatrisch zu behandelnden Angstsyndrom und den toxischen Wirkungen einer Hg-Vergiftung?

Ein Münchner Professor hatte im Verlaufe des Frankfurter Prozesses mit der Feststellung erschreckt, MCS (Multiple-Chemical-Sensitivity) sei für ihn nicht existent, sondern ein psychiatrisch zu behandelndes Angst-Syndrom, obwohl im Gerichtssaal Dutzende Schwer-MCS- Erkrankter im Rollstuhl anwesend waren. Auch die sog. „Erlanger Amalgam-Studie“ sieht bei Amalgamvergifteten die eingebildete psychische Belastung im Vordergrund. Fakt ist aber, dass Hg eines der schlimmsten Neurotoxine ist. So muss der Eindruck entstehen, dass Ursache und Wirkungen im Münchner Forschungsbericht willkürlich vertauscht werden. Informationen zur Neuritenzerstörung durch Quecksilber sind zu finden unter http://commons.ucalgary.ca/mercury/


3. Sind die toxischen Wirkungen aus einer sog. Mundbatterie nicht ungleich höher als die

singulär betrachtete Hg-Belastung?


Immer dann entsteht eine Mundbatterie, wenn zwei oder mehr verschiedene Metalle (Zinn,

Silber, Kupfer, Palladium, Gold, Quecksilber) in elektrolytischer Umgebung, wie sie KörPerflüssigkeiten darstellen,  in Kontakt kommen. Zinn wirkt im Vergleich zu Hg toxischer und cancerogener. Amalgambelastete werden demnach schleichend mit allen Schwermetallen der Legierungsbestandteile vergiftet. Jede der mehr als 1000 Goldlegierungen im Dentalbereich hat eine andere Zusammensetzung. Gleiches gilt für Amalgame, die stets mehr als 50 % Hg enthalten.

4. Handelten die Münchner Forscher unredlich, wenn sie nur anorganische Hg-Werte

im Blut von Amalgamträgern berücksichtigten?


Anorganisches Hg ist das flüssige Metall an sich, das bei Zimmertemperatur (20 0C) bereits verdampft. Früher mischten Zahnärzte die Amalgam-Paste aus Metallpulver und flüssigem Hg und drehten daraus kleine Kügelchen mit bloßen Händen ohne Rücksicht auf ihre eigene Gefährdung, die ihres Personals und die der Patienten. Es ist nachgewiesen, dass aus Amalgam-Füllungen im Mund bei Körpertemperatur (37 0C) erheblich mehr Hg-Dampf entweicht. Über die Nasen- schleimhaut gelangt dieser Dampfanteil direkt ins Gehirn, um von dort negativen Einfluss auf alle Körperfunktionen zu nehmen. Interessant ist der englischsprachige Kurzfilm über „rauchende Zähne“, abzurufen  bei http://iaomt.org/videos/.


Der bakterielle Vorgang (methanogenic bacteria TK), der zur Umwandlung des anorganischen Hg im Körper in organische Substanzen führt, blieb bei den Münchner Forschern nach dem Presseartikel zu schließen außer acht. Organisches Hg ist um Potenzen toxischer als das anorganische Hg und richtet im Körper langfristig so immense Schäden an wie sie kurzfristig der US-Chemie- Professorin Karen O. Wetterhahn 1997 widerfuhren. Sie war mit der Erforschung der Toxizität von Schwermetallen beschäftigt und hantierte mit Di-Methyl-Hg, als auf ihre mit einem Latex- Handschuh geschützte Hand ein Tropfen in Daumennähe herabfiel. Trotz sofortiger Säuberung erkrankte sie und starb nach einem halben Jahr. Sie wusste damals noch nicht, dass organisches Hg mehrere Lagen Latex und die Haut durchdringt, obwohl sie Leiterin einer der höchst dotierten Forschungseinrichtungen in den USA war. Ihr unheilbares Leiden ähnelt in seiner Abfolge und den Erscheinungsbildern dem Siechtum, das langfristig Amalgam- bzw. Schwermetall-Vergifteten droht. Informationen dazu sind abrufbar unter

http://www.corrosion-doctors.org/Elements-Toxic/Mercury-methyl.htm .


Noch weiß niemand, wie es unserem Körper gelingt, diese hochtoxischen organischen Verbindungen so zu deponieren, dass wir nicht so schnell sterben wie die Forscherin. Dass sie die Blut-Hirn- Schranke schädigen und überwinden, ist ebenso bekannt wie die dadurch mitbedingt steigende Zahl der ADS/ADHS/ADHD- und Demenz-Erkrankungen bei jung und alt.


Bleibt am Ende festzustellen, dass gerade nach diesem Münchner Projekt ein Ende der Amalgam-Debatte nicht in Sicht ist. Es lassen sich bereits heute mehr als 12 000 Gutachten und Studien von Amalgam-Befürwortern und –Gegnern je nach Bedarf anführen. Betroffene mit immensem Leidensdruck und schmerzlich eingeschränkter Lebensqualität halten die Aussagen aus München für einen weiteren bayerischen Skandal, weil sie Grundlagen für ein Amalgam-Verbot erwartet hatten, zumal europäische Institutionen derzeit darüber nachdenken. Etliche Staaten wie Japan und die Skandinavier erließen bereits Verbote angesichts der akuten Gefährdung der Volksgesundheit auf Generationen. In der Bundesrepublik bleiben bei der von den Münchner Forschern nahegelegten Weiterverwendung von Zahnamalgamen die Hg-Folgeerkrankungen und deren Kosten außer Acht. Amalgam ist längst ein Schlagwort geworden, das uns nicht verleiten darf, die Bandbreite der uns belastenden Toxen und Noxen aus Medizin, industrieller Produktion, Landwirtschaft und Verkehr samt ihrer fatalen Verkettung aus den Augen zu verlieren.


Brigitte Hauck, Selbsthilfegruppe der Amalgam- und Zahnmaterialgeschädigten Kronach, Jakobsberg 2, 96332 Rothenkirchen

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