Stand des EU-Verbotsverfahrens gegen Amalgam:
Thema: EU-Amalgamverbot abgewehrt –
nun bringt der DGZMK-Präsident Komposite ins Zwielicht:
Autor-Beitrag: „Aus Sicht der Wissenschaft ist es
derzeit nicht zu vertreten, den Füllungswerkstoff Amalgam zu
verbieten. Die aktuelle Forschung zeigt, dass Ersatzmaterialien, zum
Beispiel auf Kunst-stoffbasis, bei weitem nicht alle Indikationen von
Amalgamfüllungen abdecken beziehungsweise ersetzen können.
Die biologischen Probleme derartiger Kunststoffmaterialien sind
weitestgehend ungeklärt und bedürfen deshalb intensiver
bio-medizinischer Forschung.“
Das erklärte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Georg Meyer, Universität Greifswald, in einer Stellungnahme an die deutschen Mitglieder des europäischen Parlamentsausschusses für Umweltfragen (ENVI) zur Abwehr eines Beschlusses für ein Amalgamverbot.
Allerdings widersprachen bei einem Symposium der Akademie Praxis und Wis-senschaft (APW) Kollegen – Professoren für Zahnerhaltung von anderen deutschen Universitäten –, dass es sich bei dem Meyer-Statement an die EU-Parlamentarier um eine besonders „exponierte Position handele“, die so nicht mit zu tragen sei.
In der Zwischenzeit – wir
berichteten in der DZW-Ausgabe 09/06 – ist es auf Grund der
Interventio-nen der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der
DGZMK gelungen, den EU-Parlamentsbeschluss zur
Amalgam-Verbotsforderung abzuwehren. Beschlossen wurde im ENVI nur,
die „Medical Devices Expert Group“ anzurufen, um einen
Bericht zur „Sicherheit von Amalgam als zahnärztliches
Fül-lungsmaterial“ zu erhalten.
BZÄK-Präsident Dr. Dr. Jürgen Weitkamp hatte besonders auf den sozialen Aspekt in der Stellungnahme an die Parlamentarier abgehoben: „Die Folge eines übereilten Amalgamverbots wäre zwangsläufig die Zunahme von Zahnerkrankungen in der Bevölkerung, die durch vorzeitigen Füllungsverlust verur-sacht werden. Da die angebotenen so genannten Amalgamalternativen je nach Ausführung (plastische Kunststofffüllung oder Gold- oder Keramik-Einlagefüllung) in ihrem Preis erhebliche Differenzen aufweisen, hätte ein generelles Amalgamverbot mehr oder weniger ungewollt eine soziale Komponen-te, die sich wieder einmal gegen Bezieher geringer Einkommen richten würde.“
Meyer bezweifelt dagegen in seinem „Statement des DGZMK-Präsidenten an die EU-Parlamentarier“, dass es „wirklich ein echtes Ersatzmaterial für den Füllungswerkstoff Amalgam gibt“.
Meyer: „Trotz intensiver
weltweiter Forschung auf diesem Gebiet kommt die aktuelle Literatur
zum Schluss, dass im kaubelasteten Seitenzahnbereich der
Füllungswerkstoff Amalgam eine unübertrof-fene
Langzeithaltbarkeit hat.“ Das sei, so Meyer, „bei
Insidern bekannt, und eine wissenschaftliche Untersuchung, die 2004
im Journal of Prothetic Dentistry publiziert wurde, zeigt, dass die
meisten Zahnärzte in ihrem eigenen Backenzahnbereich
Amalgamfüllungen (neben Gold) haben und auch zukünftig
anstelle von Kunststoffmaterialien bevorzugen würden“.
Meyer weiter: „Wirklich große Sorgen machen uns aktuelle Forschungsergebnisse, welche den biolo-gischen Eigenschaften von Kunststofffüllungen, die wir uns über Jahre hinweg als Amalgamersatz herbeigesehnt hatten, ein denkbar schlechtes Zeugnis ausstellen. Besonders in skandinavischen Län-dern, in denen diese Kunststoffe schon sehr viel länger als in Deutschland auf sehr breiter Basis ein-gesetzt werden, was wegen der dortigen staatlich unterstützten Prophylaxesysteme und der damit ver-bundenen im Durchschnitt sehr kleinen Füllungen durchaus vertretbar ist, beobachtet man eine star-ke Zunahme von Allergien gegen diese Werkstoffgruppe. Zirka 3 Prozent aller Zahnärzte und Hilfs-personal zeigen bereits Allergien gegen die Füllungskunststoffe, die sie in ihrer Praxis einsetzen“.
Meyer verweist weiter darauf, dass eine internationale Autorengruppe – Prof. Gottfried Schmalz (Deutschland), Prof. Werner Geurtsen (USA) und Prof. Dorthe Arenholt-Bindslev (Dänemark) – eine umfassende Publikation zum Thema „Die Biokompatibilität von Kompositkunststoffen“ verfasst hätten, in der von „Problemen“ berichtet wird, „die in der Amalgamfüllungstherapie unbekannt sind“.