Vorwort
Die verlorene Zeit
Zur Sprache
Teil 1
Zur
Einführung in den Problemkreis
Die
Arztpraxis
Der Gang zum Arzt
Woran erkennen Mediziner Simulanten?
Teil 2 Spezieller Teil -
"Krankheitsbilder" leicht gemacht
Niedriger
Blutdruck
Migräne
Gehirnerschütterung
Magenschleimhautentzündung
Durchfall,
Darmgrippe
Blasenentzündung
Nieren-Becken-Entzündung
Chronische Eierstockentzündung
HWS - Syndrom
Lendenwirbelsyndrom
Tennisellenbogen
Verstauchung
Weiche
Leiste
Narbenschmerzen
Sehnenscheidenentzündung
Teil 3 - Allgemeiner Teil,
Tips und Tricks gegen Arzt und Kasse
Tricks & Tips
1
Tricks &
Tips 2
Warum wohl krank?
Psychosomatische Zusammenhänge
Den Trott verweigern
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Gästebuch
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Psychosomatische Zusammenhänge
Wir haben für euch viele solche Krankheiten oder Leiden beschrieben,
bei denen sich Arbeits- und Lebensbedingungen direkt auf den Körper
auswirken. Die intellektuellen Wichser nennen das psychosomatisch. Sie
fangen bei Mißempfindungen wie innerer Unruhe, Lustlosigkeit, Appetitstörungen
an und enden bei schweren organischen Schäden wie z.B. dem Magengeschwür.
Die Übergänge sind fließend, sehr oft können keine
krankhaften Organbefunde nachgewiesen werden. In einer Alltagspraxis haben
ca. 50% der Patienten solche Störungen. Sie entstehen, weil unter
kapitalistischen Bedingungen eine freie Entfaltung des Einzelnen nicht
mehr möglich ist. Die Arbeit eines Fabrikarbeiters z.B. bedeutet
Streß durch Akkord und Schichtarbeit und immer gleichbleibende Monotonie,
bei der er oft nicht weiß, was er herstellt. Der Streß von
Arbeitern ist weit größer als der von Angestellten, was folgende
Untersuchungen beweisen: Sie erkranken doppelt so häufig an Magen-
oder Zwölffingerdarmgeschwür wie Angestellte <Erhebung des
Bundesgesundheitsamtes). Außerdem liegt die Sterbequote bei 35-jährigen
Arbeitern dreieinhalb mal höher als bei gleichaltrigen Beamten.
Es endet immer dann in solchen wirklich schweren Krankheiten, wenn Unterdrückung
chronisch wird.
Aber ihr könnt eure ,Organsprache' nützen, um dem vorzubeugen.
Ihr kehrt dem Chef und dem Krach und dem Gestank am Arbeitsplatz den Rücken,
indem ihr euch krankschreiben laßt, mit dem was euch jetzt belästigt.
Wenn ihr eure früheren ,zipperlein' überdenkt, werdet ihr wahrscheinlich
feststellen, daß sich manche Sachen doch wiederholen. Bei den meisten
Leuten gibt es ein Organ und ein Organsystem, was besonders anfällig
ist und amehesten anfängt, auszurasten, z.B. Magen- oder Kreislaufbeschwerden
oder Rückenschmerzen. Natürlich kann es auch alles drei sein.
Auch das solltet ihr euch zunutze machen und durch leichtere Übertreibungen
ausbauen.
Wir wollen also nicht, daß ihr perfektes Theater lernt - Simulanten
werdet, wie es die Herrschenden nennen würden. Erstens fliegt man
dabei schneller rein und zweitens ist es nicht nötig. Ihr habt Symptome
und ihr habt ein Recht darauf, sie wahrzunehmen und nicht schlimmer werden
zu lassen. Und das nicht nur in der Talsohle der Konjunktur.
Aber auch eins wollen wir sagen. hütet euch davor, eure Symptome
selbst überzubewerten und euch in euer Leiden zu ergeben. Wer krank
macht und wer krank ist, wißt ihr selbst. Gesundheit gibt es nicht
in diesem System. Aber wenn wir unsere Beschwerden gegen die Entfremdung
und Enteignung selber richten, können wir lernen wieder über
uns selbst zu bestimmen.
»Wer krank ist, taugt nichts. Wer nichts taugt, fliegt raus. Wer
krank rausfliegt, protestiert nicht: den Krankheit ist selbstverschuldet,
Schicksal oder Vererbung. Angeblich zahlen wir Sozialabgaben (bis 40%
verglichen mit dem Nettolohn), um uns gegen solche ,Schicksalsschläge'
zu versichern. Was die Kassen für Behandlungskosten, Krankenhausaufenthalt
usw. im Krankheitsfall davon ausgeben. fällt bei deren Umsatz (1968
Krankenkassenumsatz 78 Milliarden Mark; Bundeshaushalt 80 Milliarden)
mit Sicherheit nicht ins Gewicht. Mit unseren Sozialabgaben unterstützen
wir Vater Staat.. . .die Wirtschaft in Krisenzeiten. Wir versichern also
mit unseren Sozialabgaben nicht uns gegen Krankheit, sondern die kranke
Wirtschaft gegen Krisen. Und damit noch nicht genug! Wir verlieren unseren
Arbeitsplatz trotzdem in der Krise, besonders wenn wir viel krank waren!
Wer krank ist, geht zum Arzt.
Seit der Lohnfortzahlung üben die Unternehmer auch noch über
die Hausärzte Druck auf die Krankschreibungen aus und regeln damit
die Zahl der Arbeitskräfte je nach ihrem Bedarf: Während der
Hochkonjunktur sollen die Kranken schneller, während der Wirtschaftskrise
langsamer gesund werden.
Wer so entscheidend mitmischt, ist garantiert auch am Krankwerden beteiligt.
Oder werden die Fließbänder während der Hochkonjunktur
etwa langsamer gestellt??
Stimmt da vielleicht etwas nicht mit der angeblich selbstverschuldeten
Untauglichkeit? Hängt Krankwerden wirklich nicht damit zusammen,
daß wir uns täglich im Arbeitsprozeß verschleißen?
Die Tatsache, daß wir im 8-Stundentag fünf Stunden für
den Profit arbeiten, d.h. unsere Lebenszeit verschleißen, hat uns
zu denken gegeben.«
(aus Patienten-Info Nr.25 des SPK Heidelberg, 1970)
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