Otto Reutter

Die Friedenskonferenz

Ich grüß' Euch, liebe Leute, und sing' Euch heute
ein Lied so urgemütlich, so sanft, so friedlich
Im Haag in Holland war ich, denn immer fahr' ich
dorthin, wo was zu seh'n ist, und wo's recht schön ist.

Jawohl, zur Friedenskonferenz bin ich marschiert
Was dort der Deutsche sprach, das sei hier repetiert
Der Russe kam und fing vom ew'gen Frieden an
Da lachte ihn der Deutsche aus und fröhlich sang er dann:

Such nicht in andern Ländern was abzuändern
Sieh zu, daß Euch der Frieden erst wird beschieden
Ihr übt oft Unterlassung, Eure Verfassung
muß anders werden, Russe, jawohl, das musse.

Die Duma-Sitzung neulich war nicht erfreulich
Da stürzt zu Eurem Schrecke Euch ein die Decke
Die Decke ist Euch eingefall'n, das tut mir leid
Wenn Euch nichts And'res einfällt, dann seid Ihr noch nicht weit!

Nun kam der Herr Franzose von der Grand' Nation,
der sprach: Daß wir den Frieden woll'n, das weiß man schon
Nur der verflixte Deutsche läßt uns keine Ruh'
Der Deutsche aber sprach vergnügt: Schimpf Du nur immerzu.

Dein Schrei'n ist mir, Franzose, ganz tout' mêm' chose
Drum parle noch so ville, je suis ganz stille
Dein Übermut, der gibt sich, denk nur an '70
Drum mach keen Schnedderengdeng hier, reich die la main mir.

Sonst geht's Dir miserabel, ich bin kapabel
und stoß' Dir meinen Sabel in Deinen Nabel
Drum halte Deinen Schnabel, mußt ruhig sein
Du kennst doch auch das schöne Lied: Fest steht de Wacht am Rhein!

Nun sprach der Italiener: Laßt uns friedlich sein
Ich liebe Dich, ich schloß Dich in mein Herze ein!
Da sang der Deutsche, und er lacht ihm in's Gesicht:
Hab' ich nur Deine Liebe, die Treue brauch' ich nicht.

Mein lieber Italiano, mitsamt dem Spanio
Du mußt nicht Frieden predio, das ist Komödio
Ja, selbst Dein Freund Alfonso, der ist auch schon so
Victor Emanuolo läßt uns ganz solo.

Erst drückst Du voll Gefühl, oh, die Hand dem Bülow
Dann gehst Du, das ist hartio, zum Eduardio*
Du wolltest unser Brudrio im Dreibund sein
Du bist ein falsches Ludrio, da fall'n wir nicht drauf 'rein!**



Zum Schlusse kam der Herr John Bull aus Engeland
Ja, aus dem Land der Engel ward er hergesandt,
der sprach: Oh, seid wie ich so lieb, so brav, so gut
Da riß dem Deutschen die Geduld, nun sang er voller Wut:

Jetzt halt man bloß die Luft an, seht bloß den Schuft an
Du willst den Frieden, sagste, den Krieg, den magste
Du sagst, die Schiffe können wir jetzt verbrennen
Oh yes, verbrennst Du Deine, verbrenn' ich meine!

Laß Du nur mich zufrieden, dann hast Du Frieden
Jedoch schlägst Du mich nieder, schlag' ich Dich wieder
Kommst Du mit Deinen Schiffen dort, wo ich bin,
dann ruf' ich aus: Scher' Dich hinaus und schiff woanders hin!

Das war'n des Deutschen Worte am Friedensorte
Das hat den Ander'n allen dort nicht gefallen
Drum gibt's bald ein Gestreite der Friedensleute,
ein Stoßen und ein Schlagen, ein Heul'n, ein Klagen.

Sie schlag'n sich auf den Schädel vor Konkurrenz
(Instrumental, Schüsse)
Das sind die Resultate von der Friedenskonferenz!


*Gemeint ist der syphilitische Hurenbock Albert von Coburg, der sich als König von England - und Kaiser von Indien - "Edward VII" nannte.
**Erstaunlich, daß der Schlagersänger schon 1908 richtig erkannte, was die doofen deutschen Politiker - die halt damals schon nicht viel besser waren als heute - bis 1915 nicht sehen wollten!

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