Der Hampelmann

[Hampelmann mit Narrenkappe vorm Maul]

von Thomas Röper (Anti-Spiegel, 23.03.2022)

Bilder, Links und Anmerkungen: Nikolas Dikigoros

Wladimir Selensky war ein Sympathieträger in der Ukraine. Früher war er ein sehr erfolgreicher Comedian und Schauspieler. Ich selbst habe seine Auftritte mit großem Vergnügen geschaut, denn der Humor seiner Comedy-Truppe "Kvartal 95" war wirklich treffend. Selensky hat der Politik von Präsident Poroschenko den Spiegel vorgehalten, die explodierende Korruption in der Ukraine satirisch kommentiert, den von Poroschenko angeheizten Nationalismus lächerlich gemacht und so weiter.

Selensky hat auch die Hauptrolle in der Fernsehserie "Diener des Volkes" gespielt, die auf den TV-Sendern des Oligarchen Kolomoisky ausgestrahlt wurde. Die Serie selbst gehört übriges Netflix. In dieser Serie hat Selensky einen ukrainischen Präsidenten gespielt, der mit Korruption im Lande aufräumt, die Oligarchen entmachtet, den ungeliebte IWF aus dem Land jagt und die Ukraine in eine blühende Zukunft führt.

Nur wenige Monate vor den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2019 hat Selensky seine Kandidatur verkündet, eine Partei aus dem Boden gestampft, die nach dem Titel der populären Serie "Diener des Volkes" genannt wurde und der der Oligarch Kolomoisky über seine Medien die notwendige Plattform ggeben hat. Selenskys Popularität als Schauspieler und Comedian, der im Wahlkampf Frieden im Donbass versprochen hatte, machte seinen Wahlkampf praktisch zum Selbstläufer. Die Ukrainer waren so gefrustet von ihrer korrupten Politelite, dass sie den Schauspieler mit 72% der Stimmen zum Präsidenten wählten.

Der machtlose Präsident

Selensky war jedoch von Anfang an eine machtlose Figur. Ich bin bereit zu glauben, dass er mit der Vorstellung angetreten ist, dem Land den Frieden zu bringen. Aber Selensky hatte nie eine eigene Hausmacht. Finanziell war er von Kolomoisky abhängig und auch seine Partei und ihre Abgeordneten haben ihre Wahl der finanziellen Unterstützung von Kolomoisky zu verdanken.

Über Kolomoisky wiederum schwebt ein Verfahren des FBI wegen den in der Ukraine üblichen Vorwürfen (Korruption, Geldwäsche, etc.). Kolomoisky weiß also genau, was er tun darf und was nicht, wenn er nicht riskieren möchte, dass das FBI tatsächlich Ermittlungen aufnimmt. Nachdem Joe Biden US-Präsident wurde, hat man Kolomoisky spüren lassen, wer der Herr im Hause ist und ihn mit ersten Sanktionen belegt.

Der Grund dürfte sein, dass Selensky mit Kolomoiskys Erlaubnis versucht hat, sich mit Trump gut zu stellen und eine Zusammenarbeit mit Trump bei den Ermittlungen zu Joe Bidens Korruption in der Ukraine zumindest nicht abgelehnt hat. Das war seinerzeit der Grund für das Amtsenthebungsverfahren gegen Trump.

Biden mag Selensky nicht

Biden hat Selensky in den ersten Monaten seiner Präsidentschaft die eiskalte Schulter gezeigt, und da Selensky nun allein dastand, hat er in seiner Verzweiflung versucht, Zugriff auf Gelder des ukrainischen Gasversorgers Naftogaz zu bekommen und den noch vom damaligen US-Vizepräsidenten Joe Biden eingesetzten Naftogaz-Chef Kobolev gefeuert. Das hat dazu geführt, dass US-Außenminister Blinken nur eine Woche später nach Kiew gereist ist, um dort auf den Tisch zu hauen. (Die Details finden Sie hier.)

Danach war das Verhältnis von Biden zu Selensky noch eisiger. Als Biden zum Abschluss seiner Europa-Rundreise zu NATO und EU im Juni 2021 den russischen Präsidenten Putin getroffen hat, verging kein Tag, an dem Selensky nicht öffentlich um ein Treffen mit Biden gebettelt hätte. Biden hat das ignoriert, dann gnädig ein Treffen für Juli in Washington angekündigt, das aber immer wieder verschoben wurde und erst Anfang September zustande kam und für Selensky eine einzige Demütigung wurde, die so weit ging, dass US-Medien ihn "Präsident Lewinsky" genannt haben.

Selensky hat keine eigene Hausmacht, er ist in der Ukraine weitgehend isoliert und muss bei den USA darum betteln, nicht fallen gelassen zu werden. Selenskys Schicksal hängt damit einzig und allein vom Wohl und Wehe der US-Regierung ab. Vielleicht war er so naiv zu glauben, er könne in der Ukraine etwas zum Besseren wandeln, aber das dürfte lange vorbei sein. Selenksy ist eine Marionette, und das weiß er (inzwischen) auch.

Die unerfüllten Wahlversprechen

Selensky hat keines seiner Wahlversprechen umgesetzt. Die Korruption blüht in der Ukraine weiterhin und Poroschenko wurde für seine Korruption nicht bestraft, wie Selensky im Wahlkampf versprochen hatte. Im Gegenteil, denn um unpopuläre, aber vom IWF geforderte, Gesetze geforderte Gesetze durchzubringen, musste Selensky sogar ein Bündnis mit Poroschenkos Fraktion schließen, weil Selenskys eigene Abgeordnete die Zustimmung verweigerten. Und von einem Frieden hat sich der Donbass unter Selensky weiter entfernt, als unter Poroschenko.

All das hat zu einem schnellen Absturz in den Meinungsumfragen geführt: Selenskys Beliebtheit lag in der Ukraine zuletzt bei kaum mehr als 20%. Vor allem im russisch bewohnten Osten des Landes dürften sich viele von Selensky abgewandt haben, denn er hat den Nationalismus im Land weiter angefeuert und sogar den Gebrauch der russischen Sprache im öffentlichen Raum weitgehend verboten. Das ist besonders bemerkenswert, weil Selensky als Komiker und Schauspieler selbst auf Russisch aufgetreten ist, was in der heutigen Ukraine nur noch sehr eingeschränkt erlaubt wäre.

Die traurige Gestalt

Wer Selensky Auftritte verfolgt, der sieht einen Mann, der große Worte schwingt, aber in der Sache rein gar nichts hinbekommen hat. Selensky durfte Phrasen dreschen, aber mehr auch nicht. Das wurde in den letzten Monaten besonders deutlich, wenn man die Dekrete von Selensky gelesen hat, denn die begannen regelmäßig mit den Worten "Auf Empfehlung des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates ordne ich an..." (Anm. Dikigoros: Das stimmt so nicht. Vielmehr beginnt jede seiner öffentlichen Äußerungen mit dem Satz - dem einzigen, den er fehlerfrei auf Ukraïnisch hinbekommt -: "Ruhm der Ukraïne!" :-)

Die wahre Macht im Land scheint der Vorsitzende des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates zu haben. Selensky Rolle beschränkt sich darauf, zu unterschreiben, was Alexej Danilov, der Chef das Rates, ihm vorlegt. Jedenfalls gab es in der Ukraine keine Initiative, die von Selensky gekommen ist und die durchgesetzt worden wäre.

Selensky hat in der Ukraine keine politische Hausmacht, er hat keine nennenswerte finanzielle Unterstützung mehr, er hat auch keinerlei politische Erfahrung. Er ist ein Leichtgewicht, mit dem die Profis aus den USA und der Ukraine machen, was sie wollen.

Alles nur Show

Selensky darf derzeit medienwirksam vor allen Parlamenten des Westens um Unterstützung betteln und in Videos behaupten, er sitze immer noch in Kiew. Um das zu bestätigen, veröffentlicht Selensky fast täglich Videos, die jedoch manipuliert sind, denn der Greenscreen ist für Profis leicht erkennbar. (Anm.: Das ist sogar Frau Dikigoros aufgefallen, schon lange vor T.R.; ihr Mann hat da nicht so genau hingeschaut - braucht er auch nicht, denn er kennt jemanden, der wiederum einen "Maulwurf" kennt, der den jüdischen Clown auf seiner Flucht von Kiïw über Lemberg nach Warschau begleitet hat :-) Auch ist sein Bart in einem Video schon mal unterschiedlich lang. Oder es werden Videos veröffentlicht, die offensichtlich einige Wochen alt sind, weil Selensky dort mit Menschen zu sehen ist, die schon Wochen zuvor verstorben sind.

Das Theater von Selenskys angeblichem tapferen Durchhalten in Kiew gipfelte in dem angeblichen Besuch dreier europäischer Regierungschefs, die demnach todesmutig in die fast von russischen Truppen eingeschlossene Stadt gereist sind, um sich mit Selensky zu treffen, ohne bei den Russen auch nur um eine kurze Feuerpause zu bitten. Selensky dürfte sich in Wahrheit in der West-Ukraine oder sogar schon in Polen aufhalten (Anm. Dikigoros: so ist es, s.o.), von wo aus er seine Landsleute zur Fortsetzung des aussichtslosen Kampfes auffordert.

Wer Russisch oder Ukrainisch versteht und Selenskys Auftritte anschaut, der kann nicht nachvollziehen, wie die westlichen Medien diesen Clown zu einem "neuen Churchill" aufbauen, der sein Land in einem Krieg angeblich tapfer führt.


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