DER ZUFALL MORDET NICHT
Vom Selbstmord eines Versagers
zum "Opfertod" eines "Widerstandskämpfers"
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Curd Jürgens als General der Flieger Harras
(alias Generalluftzeugmeister Ernst Udet)



HELMUT KÄUTNER   -   DES TEUFELS GENERAL

[Original-Filmplakat von 1955] [Filmplakat, nachcoloriert] [modernes DVD-Cover, nachcoloriert]

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

(von Filmen, Schauspielern und ihren [Vor-]Bildern)

Am 17. November 1971 erschoß sich ein junger Mann, dessen Spitzname "Kugelblitz" lautete, weil er so schnell lief. Sein richtiger Name lautete Ernst. Er war einer von drei Mitschülern Dikigoros', die aus dem Dorfe Hangelar kamen und alle drei Ernst hießen, obwohl sie nicht miteinander verwandt oder verschwägert waren; sie bildeten zusammen mit ihm - der damals noch "Tarzan" genannt wurde - und einem gewissen "Melone" den Kern der äußerst erfolgreichen Basketball-Schulmannschaft. Einmal wären sie sogar fast deutscher Schulmeister geworden, wenn sie nicht in der Schlußsekunde des Endspiels - als ihr Abwehr-Recke Tarzan nach seinem fünften Foul auf der Bank saß und nur noch zuschauen durfte - noch einen Korb kassiert hätten, der aus der 70:69-Führung eine 70:71-Niederlage machte. Aber sie wollten ja alle keine Basketball-Profis werden (obwohl es das in den USA schon gab - Deutschland war davon damals noch meilenweit entfernt), sondern... ja, was eigentlich? Lokomotiv-Führer - der Berufswunsch aller Jungen in der Generation vor ihm - war out; Tarzan hatte zwar noch eine primitive Spielzeug-Eisenbahn (nicht mit Elektro-Anschluß, sondern zum Aufziehen mit einem großen Schuko-Schlüssel), aber richtig fasziniert hat ihn die nie. Auch mit seinen Legosteinen und später mit seinem Märklin-Baukasten brachte er keine großen schöpferischen Leistungen zustande - zum Architekten oder Ingenieur hätte es also nicht gereicht. Und seinen Mitschülern ging es ähnlich. Im Grunde genommen wußten sie alle noch nicht so recht, was sie werden wollten; das war ja auch schwierig in jener Zeit des Umbruchs von der Industrie- zur Dienstleistungs-Gesellschaft (den freilich noch niemand so richtig bemerkt hatte - erst im Rückblick ist man bekanntlich schlauer). Die einzige Ausnahme war der älteste Ernst: Studieren? Das war doch für die Katz'. Zwar setzte die Universität auf Expansion - vor ein paar Jahren war das neue "Juridicum" fertig geworden -, so daß vielleicht sogar Ernst mit seinen bescheidenen Zeugnisnoten (er hatte schon zwei "Ehrenrunden" hinter sich - aber das hatte er mit einigen der größten deutschen Flieger gemeinsam, von Hermann Köhl bis Adolf Galland) die Chance gehabt hätte, irgend einen Abschluß zu machen; aber wer sehen konnte, der sah schon damals, wohin eine verfehlte Bildungs-Politik nach dem Prinzip "Masse statt Klasse" führen mußte: zu einem "akademischen Proletariat", Massen frustrierter Arbeitsloser, die mit großen Rosinen im Kopf angefangen hatten zu studieren und nun aufbegehrten gegen "das Sytem", das ihnen falsche Hoffnungen gemacht und die besten Jahre ihres Lebens mit unnützem Pauken gestohlen hatte. Schon ein Jahr später, bei der 150-Jahrfeier der Universität, hatten die "68er" einen Mords-Krawall veranstaltet und die Fensterscheiben des Hauptgebäudes eingeworfen; die Herren Professoren (Professorinnen gab es noch nicht) hatten die Hosen gestrichen voll und trauten sich erst auf den Toiletten vor dem Festsaal, sie auszuziehen und mit ihren Talaren zu vertauschen - in denen sich draußen niemand hätte blicken lassen dürfen, bei Gefahr für Leib und Leben. Warum sollte Ernst sich das antun? Es gab doch eine gute Alternative: Die Bundeswehr mußte damals über jeden Gymnasiasten glücklich sein, der sich freiwillig meldete - die Regel war, daß man den Wehrdienst verweigerte. Also stand für ihn fest: Er würde Luftwaffen-Pilot werden!

[out: Lokomotivführer] [in: Flugzeugpilot]

Wie kommt man auf einen solchen Berufswunsch? Vermutlich wird man darauf durch die Umwelt geprägt. Und auf was hätte man in einem Kaff wie Hangelar sonst schon geprägt werden können? Bis heute hat es nur eine richtige Straße, die diesen Namen verdient, die "Kölnstraße" (sie führt zwar nicht nach Köln, aber was solls). In der steht auch das einzige Bürogebäude am Ort, der "Udet-Tower" (na ja, "Turm" ist vielleicht etwas übertrieben für die gerade mal fünf Stockwerke), durch den die einzige Einkaufspassage am Ort führt, die "Udet-Passage", hinter der die einzige andere etwas längere "Straße", die "Udet-Straße", beginnt, die praktisch in die Wildnis führt, vorbei an der "Udet-Kaserne" (in der heute eine Außenstelle des Bundesarchivs sitzt, wo dem Vernehmen nach die berühmt-berüchtigten, angeblich von Konrad Kujau verfaßten "Hitler-Tagebücher" verwahrt werden) bis zum "Udet-Flughafen", einer ehemaligen Wiese (daher der Ortsname, der sich aus "Hangar" und "Laar" zusammen setzt), die nur für Segelflieger und kleine Sportflugzeuge geeignet ist. Damals hatte gerade ein Internationaler Großflugtag sage und schreibe 100.000 Zuschauer angezogen (soviel sollten im Raum Bonn erst wieder rund ein Jahrzehnt später zusammen kommen, anläßlich der von roten und grünen Chaoten, pardon "Friedens"-Kämpfern organisierten Anti-Nachrüstungs-Demonstrationen); und jedes Jahr im Herbst veranstaltete der Turnverein Hangelar den "Ernst-Udet-Gedächtnislauf" rund um den Flughafen. Wie sollte "Kugelblitz" Ernst da nicht Pilot werden wollen? Er konnte ja nicht wissen, daß die Luftwaffe ihn wegen seiner schlechten Augen nicht annehmen würde, sonst hätte er wohl schon viel früher Selbstmord begangen. Hätte er freilich gewußt, welch leuchtendem Vorbild er da in seinen Jugendträumen nachgejagt war, dann wäre er wohl heute noch am Leben. Er war nicht der einzige, den jenes "Vorbild" auf dem Gewissen hatte.

[Friedhof] [Grabstein]

Am 17. November 1941 erschoß sich ein nicht mehr ganz so junger, sondern schon ziemlich verlebter Mann, dessen Name für immer mit der Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg, dem Untergang seiner Städte im Luftkrieg und dem Tod von rund zehn Millionen Zivilisten verbunden sein müßte. Nein, liebe Leser, es ist keiner der Namen, an die Ihr jetzt spontan denkt - deren Träger starben erst später... Es war ein abgehalftertes, verlebtes Flieger-As des Ersten Weltkriegs (manche sagen: der beste, der überlebte; aber was besagt das schon? Die besten, von Immelmann bis Richthofen - nach denen heute in Hangelar immerhin zwei traurige Gäßchen benannt sind -, waren gefallen!), den das Schicksal aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen an die Spitze der deutschen Luftrüstung katapultiert hatte, wovon er schlicht gar nichts verstand. (Er war nach 1918 Stuntman und Zirkusflieger in aller Welt gewesen - "the flying fool [der fliegende Narr]" wurde er von den Amerikanern genannt -, hatte auch in verschiedenen Filmen mitgewirkt, u.a. mit Leni Riefenstahl und dem "Bruchpiloten" Heinz Rühmann.) Nein, liebe Leser, Ihr liegt noch immer falsch. Es war nicht der dicke Hermann (der flog seit seiner Verwundung beim Marsch auf die Münchner Feldherrenhalle 1923 nicht mehr selber), sondern der dicke Ernst: Generalluftzeugmeister Ernst Udet, der Totengräber der deutschen Luftwaffe. Seine letzten Worte (die er auch schriftlich hinterließ) waren: "Es war mir unmöglich, mit dem Juden Milch zusammen zu arbeiten." Der Jude Milch, das war sein Vorgesetzter, der stellvertretende Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Feldmarschall Erhard Milch - der gute Gründe hatte, mit Udet nicht zusammen arbeiten zu wollen: Nachdem die deutsche Luftwaffe im Mai und Juni 1940 das in Dünkirchen eingeschlossene englische Expeditionskorps hatte entkommen lassen und damit die erste - und wie sich heraus stellen sollte letzte - Chance auf einen kurzen Krieg und einen schnellen Frieden in Europa (der Holocaust an den Juden war noch nicht angelaufen) verspielt hatte, reiste Udet nach Berlin und erklärte seinem Führer Hitler in völliger Verkennung der Tatsachen: "Der Krieg ist aus! Die ganzen Aufrüstungspläne sind Mist! Die brauchen wir nicht mehr!" Hitler - keineswegs der begnadete Kriegsstratege, für den er sich selber hielt, geschweige denn der "größte Feldherr aller Zeiten", sondern im Grunde seines Herzens eher ein verhinderter Pazifist und Künstler, wie Nero - glaubte ihm (wohl auch, weil er ihm glauben wollte), und so wanderte tatsächlich alles auf den Misthaufen: die Pläne für die neuen Langstreckenbomber und Düsenjäger, für die Walter-U-Boote, für die Raketen und Atombomben... Der Romantiker Hitler in seiner gefühlsduseligen Friedensliebe mißachtete, von Typen wie Udet in seiner grob fahrlässigen Haltung bestärkt, den alten Satz: "Nach dem Sieg schnalle den Helm fester"; er ließ nach dem Frankreich-Feldzug, also mitten im Krieg, abrüsten, so daß die Deutschen das entscheidende Jahr verschliefen, in dem die Alliierten - vor allem die Amerikaner, die noch immer so taten, als seien sie "neutral" - einen Rüstungsvorsprung heraus arbeiteten, der sich als uneinholbar erweisen sollte. Nachdem die Luftschlacht um England verloren war und sich auch der anfängliche Blitzkrieg gegen die Sowjetunion im russischen Winter vor Moskau fest gefahren hatte, griff Udet zur Pistole und erschoß sich - die Schuld auf den Juden Milch abwälzend, der stets tapfer, aber vergeblich gegen die Dummheit seines arischen Generalluftzeugmeisters angekämpft hatte. [Milch nahm ihm das übrigens nicht krumm - im Gegenteil: In einem rührenden Nachruf aus Anlaß von Udets 75. Geburtstag nahm er diesen ausdrücklich in Schutz in entschudigte auch seine bösen letzten Worte mit dem Hinweis auf "seinen stark angeschlagenen Gesundheitszustand, der ihm jede Klarheit nahm" und ihn ja auch zum Selbstmord getrieben habe. Woraus wir schließen dürfen, daß Milch - der selber unter den Spätfolgen der in alliierter Gefangenschaft erlittenen Mißhandlungen litt - ein feiner Kerl war.]


von links nach rechts: der dicke Ernst [Udet] - der dicke Hermann [Göring] - "der Jude" [Erhard] Milch

[Exkurs. (Nur damit der geneigte Leser nicht etwa glaubt, solche Eseleien seien einmalig in der Weltgeschichte oder auch nur in jenen Tagen.) Gut zwei Wochen, nachdem Udet sich erschossen hatte, flog eine japanische Reisegruppe nach Hawaii und versenkte in Perlenhafen beim ersten der drei geplanten Besuche ein paar alte Pötte der US-Kriegsmarine. (Die modernen Flugzeugträger hatte man entkommen lassen.) Der japanische Udet - ein Admiral der Marineflieger namens Chuichi Nagumo - blies daraufhin eigenmächtig den zweiten und dritten Besuch ab und ließ so die riesigen Treibstofflager, die Werften mit ihren Trockendocks und sogar die Hafenanlagen (jeweils die größten im ganzen Pazifik) unversehrt. Wären sie zerstört worden, hätten die USA wohl ihren zwar noch nicht erklärten, aber schon längst gegen Japan (und Deutschland) geführten Krieg - einschließlich der völkerrechtswidrigen Handelsblockade - beenden und Frieden schließen müssen. So aber reparierten sie ihre materiellen Schäden - die personellen Verluste waren ohnehin verschwindend und leicht zu ersetzen - in wenigen Wochen und hatten bald wieder Oberwasser. Nachdem er so die erste - und wie sich heraus stellen sollte letzte - Chance auf einen kurzen Krieg und einen schnellen Frieden im Pazifik (der Holocaust an den japanisch-stämmigen US-Bürgern war noch nicht angelaufen) verspielt hatte, fuhr Nagumo nach Tōkyō und erklärte dem Tennō in völliger Verkennung der Tatsachen: "Der Krieg ist aus! Die Erste Luftflotte brauchen wir nicht mehr! Wir können sie auflösen!" Gesagt, getan. Admiral Yamamoto, der Initiator der Reise, über den Dikigoros an anderer Stelle mehr berichtet, schlug zwar die Hände über dem Kopf zusammen, aber er konnte sich gegen Nagumo ebenso wenig durchsetzen wie Milch gegen Udet. Ein paar Monate später, bei den Midway-Inseln - dem Stalingrad der Japaner - vernichteten die bei Perlenhafen entkommenen US-Flugzeugträger den Rest der japanischen Marineflieger-Elite, die wieder unter dem Kommando des Versagers Nagumo stand und sich beim Auftanken am Deckboden überraschen ließ (die Amerikaner hatten den Funkcode der Japaner geknackt). Damit war der Krieg für Japan praktisch verloren; nach weiteren dreieinhalb Jahren einseitiger Bombardements, in denen Japans Städte starben und in ihnen Millionen Zivilisten, mußte es schließlich kapitulieren. Nagumo hatte bereits im Juli 1944, nach der verlorenen Schlacht um die Marianen-Insel Saipan, Selbstmord begangen, wobei er wie sein kongenialer Kollege Udet eine Pistolenkugel gewählt hatte. (Seppuku, das traditionelle Bauchaufschlitzen japanischer Selbstmörder, wäre ihm zu langwierig und zu schmerzhaft gewesen.) Darin erschöpfen sich freilich die Parallelen; Dikigoros ist jedenfalls kein Denkmal, keine Straße, keine Kaserne, kein Bürohaus, kein Theaterstück und kein Spielfilm bekannt, den die Japaner ihrem größten Versager im Zweiten Weltkrieg gewidmet hätten - sie sind schließlich keine Deutschen. Exkurs Ende.]

* * * * *

Im Jahre 1946 kehrte der jüdische Schriftsteller Carl Zuckmayer nach Europa zurück - ja, liebe Leser, der selbe, der auch den "Hauptmann von Köpenick" schrieb. Er hatte sich längere Zeit in den USA aufgehalten; und was er dort getrieben hatte, erfahrt Ihr in den meisten Biografien und Nachrufen nicht, denn es gereicht ihm und seinesgleichen selbst nach heutigen "gutmenschlichen" Maßstäben zu wenig Ehre. Wie schrieb anno 1933 der schon vor dem Ersten Weltkrieg in die USA emigrierte deutsche Jude Franz Boas - Doktorvater der berühmt-berüchtigten Anthropologin Margaret Mead - anno 1933 in einem offenen Brief an den damaligen Reichspräsidenten Paul v. Hindenburg: "Ich schäme mich, ein Deutscher zu sein." (Wer sich für die Einzelheiten interessiert, kann sie hier nachlesen.) Zuckmayer hätte allen Grund gehabt, diesen Satz in den Mund zu nehmen, vielleicht noch ergänzt um ein "Jude" zwischen "Deutscher" und "zu" (allerdings war er 1946 gar kein Deutscher mehr, sondern hatte die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen); denn er war der Judas der deutschen Emigranten, unter denen es ja weiß Gott, pardon Jahwe, eine Menge krummer Hunde aller Konfessionen gab. (Man denke nur an die schwulen Schmierfinken der Familie Mann, die aus Neid und Mißgunst die Werke der deutschen Schriftsteller, die besser als sie selber geschrieben hatten - also fast aller - vernichten lassen wollten, mit der Begründung, alle, deren Bücher im Dritten Reich nicht verboten waren - also z.B. auch Goethe und Schiller -, seien Nazis oder deren Wegbereiter gewesen. Oder an den zum Katholizismus konvertierten Irrenarzt Alfred Döblin, der kaum in der Lage war, einen fehlerfreien Satz auf Deutsch zu schreiben und 1946 als französischer Besatzungs-Offizier und -Zensor nach Deutschland zurück kehrte, das er 1933 verlassen hatte.) Aber keiner von ihnen verleumdete seine nicht emigrierten Kollegen und andere Künstler in derart schamloser Weise beim amerikanischen MfS, pardon OSS (Office of Strategic Services) hieß das ja bei Roosevelt, wie der IM Carl Zuckmayer. (Pardon, er war ja gar kein IM, sondern OibE, kein freier, inoffizieller Mitarbeiter, sondern fest angestellt, erst beim Kriegsministerium, dann bei der "Stimme Amerikas". Sein besonderer Auftrag: Um "Verständnis" für die Deutschland-Politik der USA zu werben, d.h. erst für den Morgenthau-Plan, dann für das Aushungern und Ausplündern der Besetzten und für das millionenfache Sterbenlassen der deutschen Kriegsgefangenen in den amerikanischen Todeslagern, und schließlich für die "re-education" insgesamt.) Carl Zuckmayer entledigte sich dieser Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit seiner Auftraggeber: 150 Dossiers lieferte er ab, von A wie Albers bis Z wie Zarah Leander; und wen er als "Nazi" denunzierte (wie z.B. den alten Kommunisten Heinrich George oder die eher unpolitische Leni Riefenstahl), den sollte das fast ausnahmslos das Leben, die Freiheit oder zumindest die Karriere kosten. Gewissermaßen nebenbei schrieb er unter dem Titel "Des Teufels General" (der einem französischen Buch - "Ernst Udet, pilote du diable [Pilot des Teufels]" nachempfunden war) ein Theaterstück über einen Luftwaffengeneral, den er "Harras" nannte. (Es hätte nur noch gefehlt, daß er ihn gleich "Harris" genannt hätte, nach dem britischen Air Marshall, der Dresden bombardieren ließ. Aber ganz so geschmacklos durfte man - damals - noch nicht sein, wenn man beim Publikum Erfolg haben wollte.) Er machte indes keinen Hehl daraus, daß damit Udet gemeint war. Zuckmayer schildert ihn als skrupelhaften, dem anti-faschistischen Widerstand nahe stehenden Edelmann, der Mitleid mit den Juden hatte (ausgerechnet der!) und nur durch Verkettung unglücklicher Umstände Hitlers - "des Teufels" - General geworden war; schließlich wählt er aus Verzweiflung über seinen inneren seelischen Zwiespalt den Freitod. Ja, liebe Leser, das kommt davon, wenn man einfach abhaut, sobald es brenzlig wird (Zuckmayer hätte Deutschland nicht zu verlassen brauchen, er wurde ebenso wenig verfolgt wie Milch und andere Juden, die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten), deshalb nicht richtig mit bekommt, was "in jenen Tagen" vor sich geht und sich hinterher anmaßt, alles besser zu wissen, "als wär's ein Stück von mir..."

[Udet als Pilot] [Curd Jürgens als Film-Pilot]
linkes Bild: Pilot des Teufels - mittleres Bild: Ernst Udet - rechtes Bild: Curd Jürgens als "Harras"

Ein knappes Jahrzehnt vergeht. Ein Jahrzehnt, in dem den Deutschen bei Todesstrafe verboten war, zu fliegen - die durften ihren alliierten Besatzern, pardon Befreiern dankbar sein, wenn sie noch zu Fuß gehen konnten, an Krücken, auf Prothesen oder sonstwie. Erst zehn Jahre, nachdem die Wehrmacht die Waffen niedergelegt hat, geruhen die Alliierten gnädig, den Kriegszustand mit den Deutschen für beendet zu erklären (ohne freilich einen Friedensvertrag mit ihnen zu schließen) und ihnen das Fliegen wieder zu erlauben. Fliegen ist also wieder ein Thema. Inzwischen zieht das Kino weit mehr Zuschauer - und damit Geld - an als das Theater. Das weiß auch der linkslastige Helmut Käutner. (Er ist sicher nicht der beste Regisseur, den Deutschland nach dem Krieg hätte haben können, aber der am meisten beschäftigte, denn er ist der Einäugige unter den Blinden, denen die Alliierten kein Berufsverbot erteilt haben oder die nicht wegen ihrer Vergangenheit im Dritten Reich verfemt sind). Er beschließt, Zuckmayers Schmu zu verfilmen und besetzt die Hauptrolle des Generals Harras mit einem Schauspieler, der seither in der Öffentlichkeit den braven, sympathischen Ernst Udet verkörpert: Curd Jürgens. Wie kam es dazu? Curd Jürgens hat in 160 Filmen mit gespielt, in rund der Hälfte Hauptrollen; und wenn Dikigoros in seiner Einleitung zu "Die [un]schöne Welt der Illusionen" schreibt, daß Emil Jannings für keine seiner Hauptrollen prägend wirken konnte, weil er einfach zu viele zu gut gespielt hatte, dann fällt es schwer zu erklären, warum Curd Jürgens beim Publikum bis heute ebenso eindeutig wie einseitig mit dem Harras aus "Des Teufels General" identifiziert wird. [Selbst über seiner Internet-Biografie von rasscass prangt nicht etwa irgendein Privatfoto von Curd Jürgens, sondern eines in Luftwaffenuniform aus dem Film - das selbe, welches auch das von Dikigoros eingangs abgebildete DVD-Cover ziert. (Das könnt Ihr natürlich nicht sehen, liebe Leser, wenn Ihr nur eine Raubkopie dieser Seite vor Euch habt, auf der die Original-Bilder fehlen - nicht wahr, liebe Freunde von der Scharnhorst-Gemeinschaft :-)] Seine Lieblingsrolle war es nicht; er selber fand sich (entgegen allen Unkenrufen der Kritiker) am besten als "Schinderhannes" im gleichnamigen Film von 1958 (wieder nach einem Bühnenstück von Carl Zuckmayer, wieder von Helmut Käutner verfilmt). Und die Problematik von "Des Teufels General" wird in anderen Filmen mit Curd Jürgens an viel dankbareren, da - im Gegensatz zu dem abgehalfterten Ernst Udet - tatsächlich in einem inneren Zwiespalt lebenden Personen, viel besser dargestellt, zum Beispiel an Wernher von Braun (der übrigens dem äußerlich ganz "unjüdisch" wirkenden Carl Zuckmayer ähnelte wie ein Zwillingsbruder dem anderen) in "Ich greife nach den Sternen" - einem Film von J. Lee Thompson aus dem Jahre 1959, der merkwürdigerweise in keiner Dikigoros bekannten Biografie von Curd Jürgens auch nur erwähnt, geschweige denn gewürdigt wird. [Nein, liebe Leser, weder die USA noch die NASA noch Wernher von Braun selber hätten Grund gehabt, den Film verbieten zu lassen - er ist einfach so aus der Geschichte verschwunden, tot geschwiegen als sei er nie gedreht worden.] Dabei war Wernher von Braun nun wahrlich eine historisch viel interessantere Gestalt als Ernst Udet. (Das hat jüngst auch ein junger Journalist aus Bayern erkannt, der ihn wohl gerne posthum zu "Des Teufels Raketenbauer" ernennen würde :-)

Nein, all das kann uns keine befriedigende Erklärung bieten, zumal bei dem dünnen, ja langweiligen Plot, vor allem wenn man weiß, daß zur gleichen Zeit in Deutschland viel spannendere Luftkriegsfilme liefen, wie z.B. "Der Stern von Afrika" mit Joachim Hansen als jugendliches Flieger-As Hans-Joachim Marseille (und - wie in "Des Teufels General" - mit Marianne Koch in der weiblichen Hauptrolle). Aber sowohl der Film als auch der Schauspieler sind heute so gut wie vergessen. (Dabei war Joachim Hansen fast 20 Jahre lang einer der beliebtesten deutschen Schauspieler, der von "Hunde wollt ihr ewig leben" über "Stalingrad" bis "Die Brücke von Remagen" in fast allen deutschen Kriegsfilmen mit spielte, meist zusammen mit dem ebenfalls sehr populären Horst Frank.) Vielleicht war Curd Jürgens der bessere Schauspieler? Vielleicht hat er den Harras besonders überzeugend gespielt? Ja, das hat er, dazu noch an Stellen, die wohl noch heute als "politisch korrekt" durchgehen, ja sogar als "pädagogisch besonders wertvoll" eingestuft würden. Dikigoros denkt vor allem an die eindrucksvolle Szene, als Harras dem ob seines fehlenden Ariernachweises besorgten Leutnant Hartmann einen Vortrag über Völker und Rassen hält: Als Rheinländer könne Hartmann stolz darauf sein, daß er aus der "großen Völkermühle" komme, wo sich Kelten, Römer, Germanen, Juden, Griechen, Ungarn, Schweden, Franzosen und Russen vermischt hätten, Panduren, Kosaken und böhmische Musikanten, und dabei so hervorragende Menschen wie Goethe, Beethoven, Gutenberg und Grünewald hervor gebracht hätten. (Fast nichts davon stimmt: Goethe und Grünewald stammten vom Main und wirkten hauptsächlich an Nebenflüssen der Elbe, und Beethoven ist erst an der Donau zu einem großen Musiker geworden, Anm. Dikigoros, der zwar am Rhein lebt, dessen Vorfahren aber von der Elbe und von der Donau stammen, und der diese Mischung für viel besser hält als die rheinischen Jecken :-) Diese Sätze glaubt man Curd Jürgens, auch wenn man seine Biografie und die seiner Eltern nicht kennt (die meisten seiner Biografen gehen darüber ohnehin etwas leichtfüßig hinweg): Seine Mutter war die Tochter eines "Pied noir" ["Schwarzfuß" - ein Spitzname für nach Algerien ausgewanderte Südfranzosen] und einer "Fellagha" (die zu allem Überfluß auch noch unverkennbar so hieß: Mouissia Noir); sein Vater war ein aus Hamburg, also von der Elbe stammender Rußland-Deutscher, der als Kaufmann in Sankt Peterburg [so schreibt es sich richtig, liebe Leser, ohne "s"!] tätig war und das Glück hatte, noch rechtzeitig vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Kurve heim ins Reich (genauer gesagt nach Bayern, an die Isar) zu kratzen, sonst wäre er 1914 wohl auch deportiert oder ermordet worden, wie die meisten seiner Volksgenossen im Zarenreich. Sein Sohn wuchs übrigens in Berlin, also an der Spree auf. (Der so ziemlich einzige größere deutsche Fluß, mit dem Curd Jürgens gleich gar nichts zu tun hatte, war der Rhein :-) Da wir gerade dabei sind: Sein Beiname "der normannische Kleiderschrank" beruhte nicht auf seiner Biografie, sondern auf einem Übersetzungsfehler: Brigitte Bardot stand mit ihm ein Jahr nach "Des Teufels General" in "Et Dieu créa la femme" [Und Gott erschuf die Frau - in Deutschland als "Und immer lockt das Weib" gelaufen] vor der Kamera und nannte ihn im Scherz "Le trou normand", nach dem Titel des ersten Films, in dem sie selber 1952 mit gespielt hatte. Das meint aber nicht einen "normannischen Kleiderschrank", sondern vielmehr jemanden, der säuft wie ein Loch - und Curd Jürgens konnt nicht nur als General Harras, sondern auch privat einen ziemlichen Stiefel vertragen. [Auch "Normand" alleine bedeutet heute nicht mehr "Normanne" (in Frankreich scheut man Bezeichnungen, die an alte, inzwischen weitgehend zerstörte landsmannschaftliche Identitäten innerhalb, pardon unterhalb der "Grande Nation" erinnern könnten, wie der Teufel das Weihwasser), sondern "zwielichtiger Kerl".] Als er sich 1982, noch nicht 67 Jahre alt, glücklich zu Tode gesoffen hatte und die Stadt Wien ihm bzw. seinen Mitbürgern ein rauschendes Begräbnisfest veranstaltete (ja, der Möchtegern-Rheinländer hatte es vorgezogen, seinen Lebensabend an der Donau zu verbringen :-), entblödete sich die österreichische Luftwaffe nicht, eine Fliegerstaffel riskante Manöver über seinem Grab veranstalten zu lassen, als "militärische Ehrenbezeugung" - für einen, der nie gedient hatte...

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Eigentlich betrachtet es Dikigoros nicht als seine Aufgabe, Inhaltsangaben der von ihm besprochenen Filme zum besten zu geben - die werden seine Leser schon selber kennen. Und ihm geht es ja nicht so sehr um die Handlung im allgemeinen, sondern um das Bild, das der oder die Schauspieler[innen] von bestimmten historischen Personen dem Publikum vermitteln, und was daran falsch ist. Dagegen stört es ihn im allgemeinen nicht, wenn ein Drehbuch-Autor oder Film-Regisseur ein zugrunde liegendes Theaterstück "verfälscht" - solche Änderungen hält er im Grunde für legitim. Nun hat ihn jedoch ein Zuckmayer-fan davon überzeugt, daß es sich in diesem speziellen Falle - auch und gerade in Bezug auf historische Fehler - doch lohnt, einmal auf die Unterschiede der Film- von der Theaterversion einzugehen; und dafür kommt Dikigoros um eine kurze, entsprechend kommentierte Inhaltsangabe nicht herum. Also denn: Berlin, 5. Dezember 1941 (die Daten sind dankenswerterweise eingeblendet). General Harras fährt in ein Nobel-Restaurant, um die Verleihung des Ritterkreuzes mit Brillanten an seinen Freund Friedrich Eilers (dessen Vorbild in der Realität Werner Mölders ist) zu feiern. Unterwegs schließen sich ihm der SS-Gruppenführer (im Theaterstück: "Kulturleiter") Schmidt-Lausitz und der Diplomat Baron Pflungk an, die über die Kriegslage filosofieren: Am besten Amerika raushalten, Separatfrieden mit England schließen und dann Rußland platt machen - Harras ist skeptisch, zumal er schlechte Nachrichten über die Flugzeugproduktion hat: Viele Ausfälle durch technische Fehler. Während der Feier (die von der SS abgehört wird) diskutiert er das mehr oder weniger ratlos mit dem Fabrikanten v. Mohrungen, dessen ältere Tochter Anne mit Eilers verheiratet ist, während die jüngere, "Pützchen", sich als typisches BDM-Mädchen allen Männern - Harras vorweg - an den Hals zu werfen versucht. Der hat aber gar kein Interesse an ihr, sondern verguckt sich statt dessen in "Diddo", die Nichte seiner Verflossenen Olivia Geiss, die wiederum ganz anderes im Sinn hat, nämlich die Rettung eines befreundeten jüdischen Ehepaars (das es im Theaterstück nicht gibt; dafür gibt es da einen amerikanischen Journalisten namens Buddy, der wiederum im Film fehlt - er ist wohl zu deutschfreundlich). Zunächst muß sich Harras aber mal selber retten, denn die SS verfolgt ihn, verhaftet ihn und hält ihn einige Zeit im Gefängnis fest. Warum? Das wird nicht ganz klar. (Vielleicht wegen der Produktionsmängel? Oder weil er nicht SS-Mitglied werden will? Eine Schwachstelle des Films.) Auch nicht, warum er dann plötzlich wieder entlassen wird. Inzwischen ist Amerika in den Krieg eingetreten, d.h. im Film lautet die politisch-korrekte Version: Deutschland hat Amerika den Krieg erklärt. (Daß Roosevelt bereits am 11. September 1941 - exakt 60 Jahre bevor... aber lassen wir das - der US-Kriegsmarine den Befehl erteilt hatte, alle deutschen Schiffe ohne Vorwarnung anzugreifen und zu versenken, wird aus nachvollziehbaren Gründen verschwiegen.) Damit nicht genug, muß Harras dann auch noch erfahren, daß sein guter Freund Eilers mit einer der mangelhaften neuen Maschinen tödlich verunglückt ist; die SS setzt ihn erneut unter Druck, die Ursachen aufzuklären. Da offenbart sich ihm anläßlich eines gemeinsamen Erprobungsfluges sein Mitarbeiter, Ingenieur Oderbruch: Er habe den Fehler gekannt und bewußt nicht abgestellt, aus moralischen Gründen, damit "Hitler-Deutschland" keine Flugzeuge mehr an die Front schicken kann und den Krieg endlich verliert. Das überzeugt auch Harras; und als dann die böse SS kommt, um ihn erneut zu verhaften, schwingt er sich kurzerhand in ein Flugzeug, stürzt sich damit in StuKa-Manier auf seine Widersacher und reißt sie mit in den Tod. (Im Theaterstück stirbt er alleine.) Die letzte Szene zeigt den obersten SS-Führer Himmler, der am Telefon Anweisung erteilt, die Sache als Unfall ("Absturz bei Erprobung eines Flugzeugs") hinzustellen und ein Staatsbegräbnis auszurichten. (Im Theaterstück tut das "nur" Schmidt-Lausitz.) Amen.

Womit fangen wir an? Am besten wie der Film mit dem Datum. Am 5. Dezember 1941 waren sowohl Udet als auch Mölders - der die Brillanten zum Ritterkreuz schon am 15. Juli erhalten hatte - längst tot, und zwar in umgekehrter Reihenfolge: Udet - der übrigens nie von der SS verhaftet und eingesperrt, geschweige denn zum Beitritt gedrängt wurde - hatte sich am 17. November erschossen, und Mölders reiste zu seinem Begräbnis an. Am 22. November schmierte seine Maschine aus ungeklärten Gründen in der Nähe von Breslau ab - exitus. (Die Alliierten stürzten sich auf diese Nachricht und behaupteten, Möders sei als als überzeugter Katholik ein heimlicher Regime-Gegner gewesen und deshalb auf diese Weise "beseitigt" worden. Zu diesem Zweck fälschen sie einen Brief Mölders an seinen Pfarrer Erich Klawitter, der eben das suggerieren soll. Es war übelster Rufmord an Mölders; daß die Bundesregierung sein Andenken ein halbes Jahrhundert später noch tiefer in den Dreck ziehen sollte, mit dem Ziel, es schließlich ganz auszulöschen, konnte damals noch niemand ahnen. Dikigoros kommt darauf unten noch einmal zurück.)
(...)

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Aber wußten das die Kinogänger Mitte der 50er Jahre nicht alle noch? Wie konnte ein solches Machwerk mit seiner offenkundigen Geschichts-Klitterung dennoch ein solcher Kassenrenner werden? Nur, weil Curd Jürgens als Hauptdarsteller so beeindruckte? Nun, vielleicht gibt es noch eine weitere, ganz banale Erklärung für den großen Erfolg ausgerechnet dieses Stoffes: Zuckmayers Theaterstück war damals Pflichtlektüre an allen deutschen Schulen - auch Dikigoros mußte es anschaffen, obwohl sein Deutsch-Lehrer es nie durchgenommen hat -, denn es erfüllte gleich zwei Erfordernisse der re-education, d.h. der Umerziehungs-Politik der alliierten Besatzer und ihrer deutschen Handlanger: Sein Autor war Jude, und sein Inhalt verkörperte in geradezu idealer Weise die Lebenslüge der Zweiten Republik: Hitler war an allem schuld - am Ausbruch des Krieges, an allen Kriegs- und sonstigen Verbrechen, die damals geschahen, an dessen Verlauf, also auch an der Niederlage und an den Folgen einschließlich der Kriegs- und Nachkriegsverbrechen der rachsüchtigen Alliierten. Die übrigen Deutschen dagegen waren - zumindest innerlich - "Widerstandskämpfer", allen voran die Attentäter des 20. Juli 1944, aber natürlich auch alle anderen: die unbekannten Deserteure, die unbekannten Saboteure in den Fabriken... Und genau da setzt "Des Teufels General" ein: Im Film wird behauptet, der brave Anti-Faschist Oderbruch hätte die Flugzeug-Produktion bewußt sabotiert, um den Krieg zu verkürzen und zu verlieren. Natürlich nicht allein, auch wenn er das im Film Harras gegenüber behauptet; aber im Theaterstück sagt er ausdrücklich "wir"; er hat also Mittäter - all die anderen aktiven und/oder passiven Widerstandskämpfer, als die sich die letzten Deutschen jener Generation ja heute gerne fühlen würden. Aber egal wie man das auch dreht und wendet, liebe Leser, das sind und bleiben fromme Lügen. Tatsächlich stand die überwiegende Mehrheit der Deutschen bis zum letzten Tag uneingeschränkt hinter Hitler, auch und gerade die (nicht nur Rüstungs-)Arbeiter, denen es im Durchschnitt noch nie so gut gegangen war wie im Dritten Reich. (Oder jedenfalls noch nie weniger schlecht: Es gab zwar wenig Lohn für viel Arbeit, aber alle hatten einen Job - vor 1933 waren viele Millionen arbeitslos gewesen, und zwar ohne Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe in einer Höhe, wie wir sie heute kennen, die das Leben eines Arbeitslosen erträglich, ja für manche fast erstrebenswert macht.) Aber die Verfälschung, pardon Neubewertung der Geschichte war gewollt - und ist es bis heute, wie die schändliche Wehrmachtsverleumdungs-Ausstellung in jenen Tagen, pardon, da ist Dikigoros doch der Titel eines anderen Käutner-Films in die Tasten gerutscht, in diesen Tagen wieder nur zu deutlich gemacht hat.

Werfen wir dennoch einen kurzen Blick auf die Wahrheit, und zwar diesmal auf die Tatsachen, die sowohl der Film als auch das Theaterstück zu vertuschen suchen: Weder die Arbeiter noch irgendein Ingenieur sabotierten die (nicht nur Flugzeug-)Produktion, sondern unfähige Manager - allen voran Udet - fällten die falschen Entscheidungen, was und wie produziert werden sollte. (Wenigstens das war fast wie heute, nur daß die Nieten noch nicht in Nadelstreifen-Anzügen steckten, sondern in Nazi-Uniformen.) Dadurch wurde der Krieg verloren, nicht durch ein paar "Ausreißer" oder "Montagswaren", wie sie auch in den besten Betrieben vorkamen (und vorkommen); erschreckend viele Torpedos, die von der deutschen Marine bei der Abwehr der englischen Invasion in Norwegen 1940 eingesetzt wurden - als es noch keine Fremdarbeiter und keine "Widerstandskämpfer" in deutschen Fabriken gab - waren Schrott; aber wegen fehlerhafter Torpedos ging kein Feldzug verloren, geschweige denn ein ganzer Krieg. Dafür bedurfte es ganz anderer Fehler von ganz anderem Kaliber. Sicher habt Ihr, liebe Leser, auf der Schule gelernt, daß Hitler seit 1933 zielstrebig auf einen neuen Weltkrieg hin gearbeitet und zu diesem Zweck mächtig aufgerüstet habe. Und das glaubt Ihr? Glaubt Ihr denn noch immer all die Lügenmärchen, die Hitler verbreitet hat? Lest doch mal die Memoiren der Guderian, Dönitz, Galland und anderer, die es besser wissen müssen: Hitler rasselte zwar ständig mit dem Säbel, aber das war alles nur Bluff, auch sein Spruch von "Kanonen statt Butter", darauf angelegt, den Deutschen - und ihren potentiellen Kriegsgegnern - einen Rüstungsstand vorzugaukeln, den es so nie gab: 1939 ging nur 4% der deutschen Industrie-Produktion in die Heeres-Rüstung (und in die der anderen Waffengattungen noch weniger); im ganzen Jahr wurden gerade mal 57 Panzer gebaut - das ist weniger als heute, da wir wohlgerüstet sind. [Das friedliebende Frankreich verabschiedete dagegen im November 1938 - kurz nachdem es Hitler mit dem "Münchner Abkommen" in seiner Blindheit bestärkt hatte - für das Jahr 1939 einen Haushalt, in dem die Rüstungsausgaben sage und schreibe 85% ausmachten, u.a. um 2.000 neue Militär-Flugzeuge zu bauen und weitere 1.000 von den USA hinzu zu kaufen - mehr als die deutsche Luftwaffe damals insgesamt hatte.] Als Großbritannien dem Reich den Krieg erklärte, hatte die deutsche Marine nur 22 hochseetaugliche U-Boote (auf dem technischen Stand von 1918 - also eigentlich nur Tauch-Boote, keine echten Untersee-Boote) statt der 300, die man gebraucht hätte, um gegen die Royal Navy zu bestehen (ebenso wenige sollten einsatzbereit sein, als man Ende 1941, nach fast drei Monaten von der "neutralen" US-Navy geführten Angriffen auf deutsche Schiffe, den USA formell den Krieg erklärte). In den Frankreich-Feldzug ging das deutsche Heer ohne Sturmgewehre und Maschinenpistolen (für solche Schnellfeuerwaffen hätte man gar nicht genügend Munition gehabt), in den Rußland-Feldzug mit gerade mal 200 brauchbaren Panzern (die anderen hatten nur 3,7-cm- und 5-cm-Panzeranklopfgeräte, pardon "Kanonen"; gegen die russischen T 34 brauchte man aber mindestens 7,5-cm-Kanonen) und mit keiner einzigen brauchbaren Panzerabwehrkanone - man behalf sich mit 8,8-cm-Flugabwehrkanonen (die dann im Boden-Luftkampf fehlten) und Sturzkampfbombern. [Nein, liebe anders denkende Leser, Dikigoros verkennt den persönlichen Mut und die fliegerischen Leistungen eines Hans-Ulrich Rudel und seiner Kollegen nicht; dennoch war es rüstungswirtschaftlich ein Irrsinn, mit Flugzeugen Jagd auf einzelne Panzer zu machen!] Wenn es 1939 ein Land gab, das rüstungsmäßig nicht auf einen neuerlichen Weltkrieg vorbereitet war - weil seine Führung keinen wollte, im Gegensatz zu der der Alliierten, die allesamt mächtig aufgerüstet hatten -, dann war es das Deutsche Reich.

[Medaille auf den deutschen Friedensplan von 1936] [Die einzige der Wahrheit entsprechende Darstellung der damaligen Lage: 
Der kriegslüsternde US-Adler fällt der NS-Friedenstaube (mit Hakenkreuz neben der äußersten rechten Schwanzfeder :-) in den Rücken] [Friedensmedaille der UNO 1976]

[Exkurs. Habt Ihr, liebe Leser, etwa auf der Schule oder Universität gelernt, im "Hoßbach-Prokoll" stände das alles ganz anders? Wohl wahr, aber das hat schon sein angeblicher Verfasser, Fritz Hoßbach - ein ehemaliger Adjutant Hitlers -, 1946 in einer eidesstattlichen Versicherung, die er als potentieller Zeuge bei den "Nürnberger Prozessen" abgab, als Fälschung bezeichnet! Da er selber den Widerstandskämpfern gegen Hitler nahe stand, dürfte er auch für linke, anti-faschistische Gutmenschen unserer Zeit glaubwürdig sein, zumal er unter erheblichem Druck der Alliierten stand, das "Protokoll" für echt zu erklären - das einzige Beweismittel für die absurde Anklage, ausgerechnet die Deutschen hätten einen Angriffskrieg vorbereitet. Da Hoßbach keine Falschaussage machen wollte, durfte er nicht als Zeuge auftreten, und auch seine eidesstattliche Versicherung wurde nicht in den Prozeß eingeführt - wohl aber das gefälschte Protokoll, aufgrund dessen dann tatsächlich mehrere deutsche Angeklagte wegen "Vorbereitung eines Angriffskrieges" als "Kriegsverbrecher" zum Tode verurteilt wurden. Kriegsverbrecher waren sie in der Tat, und die Todesstrafe war auch gerechtfertigt; allerdings nicht wegen Vorbereitung eines Angriffskrieges, sondern wegen Nicht-Vorbereitung eines Verteidigungskrieges - den sie zumindest teilweise selber provoziert hatten. Es gibt also noch eine ausgleichende Gerechtigkeit, auch wenn sie bisweilen eigenartige Wege geht! Exkurs Ende.]

Als die Deutschen 1943, nach der verlorenen Schlacht von Stalingrad (auch dort hatte, wie schon bei Dünkirchen, die Luftwaffe versagt, weil sie viel zu wenig verwendungsfähige Flugzeuge hatte), endlich begannen, ernsthaft nachzurüsten, waren die Weichen bereits falsch gestellt: Man produzierte - Dank "Professor" Ferdinand Porsche (dem Erfinder des Volkswagens) - Panzer mit schweren Benzin- statt Diesel-Motoren, Dank Admiral Erich Raeder Übersee-Schiffe (Schlachtschiffe, Schwere Kreuzer und Flugzeugträger, die entweder gleich versenkt oder nicht mehr fertig wurden) statt U-Boote, die diesen Namen verdienten, und vor allem die falschen Flugzeuge: Im Luftkrieg gegen England anno 1940 konnte man die Mitte der 30er Jahre konstruierten - und bis heute völlig zu Unrecht hoch gejubelten - Schrottmühlen von "Professor" Willy Messerschmitt gerade noch einsetzen (obwohl sie den britischen Maschinen schon damals deutlich unterlegen waren); aber im Laufe des Krieges wurde es immer verhängnisvoller, daß Messerschmitt persönlich mit Udet kungelte, um die Rüstungsaufträge zu bekommen und zu verhindern, daß die besseren Modelle seiner Konkurrenten gebaut wurden, z.B. das Düsenflugzeug von Heinkel. So ging die Lufthoheit über Deutschland bald verloren, mit katastrofalen Folgen: Die Rüstungsproduktion konnte zwar großenteils in unterirdische Fabriken verlegt werden; aber Deutschlands Städte starben, und in ihnen Millionen Zivilisten als Opfer der alliierten Terror-Bombardements - und der teuflisch unfähigen Generäle, an deren Spitze der Name Udet steht.

Und die Helden in "Des Teufels General"? Auch die kann man getrost vergessen. Die meisten Deserteure und Attentäter waren keine "Widerstandskämpfer", sondern schlicht Feiglinge, auch und vor allem die Attentäter vom 20. Juli 1944, die nicht das Regime beseitigen wollten, sondern nur Hitler, um an dessen Stelle die Macht zu ergreifen. Solange im Krieg alles glatt lief und sie regelmäßig befördert wurden, waren jene adeligen Offiziere Hitlers bravste Mitläufer gewesen. (Wie auch nicht? Bis zur Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit 1935 hatten die meisten von ihnen es gerade mal zum Hauptmann gebracht und die Aussicht, irgendwann als "Charaktermajor" in Pension zu gehen :-) Doch nach der erfolgreichen Invasion der Alliierten in der Normandie kamen die Ratten aus ihren trous, pardon Löchern, und schickten sich an, den normannischen Kleiderschrank, pardon das sinkende Schiff zu verlassen! Diese "Edelmänner" wollten politisch alles Mögliche und Unmögliche, nur keine Demokratie einführen - allenfalls wieder eine Aristokratie, vielleicht auch eine Monarchie mit einem neuen Kaiser an der Spitze (der alte war gerade drei Jahren zuvor gestorben). Freilich waren sie nicht bereit - anders als es Attentäter anderer Kulturkreise heutzutage sind - ihr bißchen Leben dafür einzusetzen. (Wer hatte gleich gesagt: "Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein"? Es war der erste Jagdflieger, pardon Jäger am Ende des 11. Auftritts des 1. Aufzugs in Schillers "Wallenstein" - aber das ist eine andere Geschichte.) Selbst der schwer kriegsversehrte Oberheilige, pardon Oberst Stauffenberg, der nun wirklich nicht mehr viel zu verlieren hatte, war zu feige (oder zu begierig, sich gleich wieder persönlich in den erhofften Pöstchenschacher nach einem gelungenen Attentat zu stürzen), um bis zuletzt bei seiner Bombe auszuharren und damit ein Gelingen des Anschlags auf Hitler zu gewährleisten. (Er war übrigens kein bloßer Mitläufer gewesen, sondern schon vor 1933 offener Anhänger der NSDAP und heimlicher Ausbilder der SA.) So setzen Theaterstück und Film diesen Versagern, Verrätern und Feiglingen ein völlig unverdientes Helden-Denkmal und stellen "den" Deutschen in ihrer überwiegenden Mehrheit einen Persilschein aus - kein Wunder also, daß der Erfolg dieses Machwerks in Deutschland über[und vergangenheitsbe-]wältigend war. (Dagegen nahm es im Ausland niemand ernst - der Titel der Dönitz-Biografie von Peter Padfield aus dem Jahre 1974 wurde entgegen anders lautenden Gerüchten nicht von "Des Teufels General" inspiriert, sondern lautete im Original: "Doenitz, the Last Fuhrer [Dönitz, der letzte Führer]" - erst der deutsche Übersetzer machte daraus "Des Teufels Admiral". Auch der - von Zuckmayer anläßlich einer Rezension der "Spandauer Tagebücher" geprägte - Ausdruck "Des Teufels Architekt" für Albert Speer wurde von niemandem ernsthaft aufgegriffen.) Udet aber, der Protégé Hitlers, Feind der Juden und Verderber der Luftwaffe, wurde nicht nur von den Offiziellen der BRD-Regierung gefeiert, als Freund der Juden und innerer Widerstandskämpfer gegen den "Teufel" Hitler, sondern auch - und darin liegt der doppelte Treppenwitz dieser Geschichte - von den alten Nazis, die sich nicht enblödeten, ihm zum 50. Todestag eine prächtige Gedenkmedaille von angemessener Dicke und Breite zu widmen, als verdienstvoller Generaloberst der Luftwaffe, der von Hitler mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde.

[Medaille auf Udet als Ritterkreuzträger]

60 Jahre nach Udets Tod wurde vom staatlichen Fernsehen der BRD, der ARD, ein halbherziger Versuch unternommen, ihn zu "Hitlers Krieger" umzufunktionieren. Allerdings geschah dies innerhalb einer an den Haaren herbei gezogenen Serie von einigen etwas amateurhaft wirkenden ARD-"Historikern", allen voran Guido Knopp, dem notorischen Hansdampf in allen Gassen und Sackgassen der Geschichte. (Wenn Dikigoros von frei erfundenen Rängen wie z.B. "Generalflugzeugmeister der Deutschen Armee" und "Untersturmbannführer" hört oder liest, muß er immer schmunzeln, weil das zeigt, von welcher Art und Güte die "Forschungs-Arbeiten" der Knopp & Co. sind und was von ihren "wissenschaftlichen Ergebnissen" zu halten ist; denn Knopp steht ja mit seiner Ignoranz in diesen - und anderen - Punkten keineswegs allein, wie z.B. die Webseiten des "Deutschen Historischen Museums", des "Berliner Instituts für Faschismus-Forschung", des "Lexikons der Wehrmacht" oder des "Lexikon Rechtsextremismus" zeigen. Das sind allesamt aus Steuergeldern finanzierte Projekte mit hoch bezahlten "Professoren" u.a. Staatsdienern als "Betreuern" oder "Beratern", die also nicht einmal die Ränge der von ihr ständig mit angeblich so außerordentlicher "Kompetenz" bekrittelten Wehrmacht bzw. Waffen-SS kennen!) Und außerdem lief das nur auf dem Exoten-Sender "Phoenix"; und so wollte das ganze nicht so recht (und nicht einmal so link :-) in das öffentliche Bewußtsein eindringen - zumal Käutners Film "Des Teufels General" weiterhin in regelmäßigen Abständen auf allen Kanälen wiederholt wurde und wird.

Und nicht nur im Fernsehen. Ein Jahr nach dem TV-Flop "Hitlers Krieger" unternahm Kinowelt den Versuch, den Film "Des Teufels General" aus Anlaß des 20. Todestags des Hauptdarstellers Curd Jürgens auch auf DVD unter die Leute zu bringen. Und es erhob sich - wiederum initiiert durch die ARD, genauer gesagt das Skandal-Magazinchen "Panorama" - ein Sturm im Wasserglas: Da hatte doch Kinowelt das edle Opus um die angebliche Schlüsselszene gekürzt, "zensiert", wie man argwöhnte. Um welche handelte es sich? Nun, Harras und der SS-General stehen vor einem Plakat, das zur Wollsammlung aufruft und auf dem auch das Wort "Vaterland" vorkommt. Buchstabiert Harras: "Ah, Vaterland: V wie Vergasen, A wie Aufhängen, T wie Totschlagen..., N wie Neuengamme und D wie Dachau." Merkwürdig, daß sich Dikigoros - der sich besser verkneifen will, wie er das "Vaterland BRD" heute im einzelnen buchstabieren würde, von Volksverdummung bis Drogenkonsum - an diese Szene gar nicht erinnert. Des Rätsels Lösung: Sie kam auch im Film ursprünglich nicht vor, sondern wurde vielmehr schon im Original heraus geschnitten, und das aus gutem Grund. Nein, Dikigoros will nicht darauf hinaus, daß 1941, als der Film spielt, noch niemand vergast wurde (der "Holocaust" begann erst 1942) und in Dachau (das kein Vernichtungslager war) überhaupt nie - außer in der schmutzigen Fantasie der alliierten Besatzer, die es 1945 mit Gaskammern nachrüsten sollten, "zu Museumszwecken", wie es später hieß, als das heraus kam. Nein, auch nicht darauf, daß im Lager Neuengamme, das die Alliierten 1945 übernahmen und fortführten, noch Jahre lang deutsche Kriegsgefangene tot geschlagen wurden (oder "Selbstmord" begingen). Aber überlegt doch mal, liebe Leser, welch eine Ungeheuerlichkeit diese Szene suggeriert, selbst wenn der Film 1944 spielen würde: Nicht etwa, daß es all diese Dinge im Dritten Reich gegeben hat oder daß es etwa besondere "Spezialitäten" der Nazis gewesen sind, sondern... daß Vaterlandsliebe zugleich bedeutet, all dies zu befürworten! Mit anderen Worten: Wer sein Vaterland liebt, pardon, der Deutsche, der sein Vaterland liebt (bei allen anderen Völkern ist Vaterlandsliebe natürlich völlig in Ordnung), ist damit notwendigerweise für all das verantwortlich, was sich Harras da zusammen buchstabiert. Das geht - oder ging jedenfalls Mitte der 50er Jahre - doch etwas zu weit, das ist Volksverhetzung pur. Deshalb wurde dieser Mist wie gesagt schon damals heraus geschnitten - aber leider nicht vernichtet. So konnten die Mediengewaltigen anno 2002 auf den Plan treten und furchtbar auf die Verantwortlichen von Kinowelt einprügeln. Die gingen denn auch sofort in die Knie, leisteten Abbitte und versprachen hoch und heilig, ab der 2. Auflage diese wertvolle "Schlüsselszene" nachträglich einzufügen - und konnten dadurch verhindern, daß sie die 1. Auflage (immerhin 10.000 Stück) einstampfen mußten. (Und wenn der Film heutzutage im Fernsehen wiederholt wird, ist die bewußte Szene selbstverständlich wieder eingesetzt.) Ja, liebe Leser, diese Mediengewaltigen, die unsichtbaren Zensoren und Diktatoren, sind heute durch die Bank das, was der alte Adenauer "vaterlandslose Gesellen" nannte. Es sind dieselben, die nicht nur den Luftzeugmeister zum "Flugzeugmeister" machen, sondern auch Typen wie Jauch zum Quizmaster, Friedman zum Talkmaster und Gottschalk zum Showmaster, jeweils zur besten Sendezeit und zu Höchstgagen, obwohl der Fernsehzuschauer, wenn man ihn fragen würde - man fragt ihn aber nicht - für keine dieser traurigen Figuren auch nur 50 Pf seligen Andenkens zahlen würde. So weit haben wir es in der BRD gebracht - Jupp Goebbels, der vermeintlich allmächtige Herrscher über die Medien im Dritten Reich, wäre neidisch geworden, wenn er das noch miterlebt hätte.

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Aber was soll das alles mit Hangelar zu tun haben? Vermutlich hatte Käutner doch von diesem Kaff noch nie gehört - hat Dikigoros das nicht ziemlich weit hergeholt? Im Gegenteil, liebe Leser, im Gegenteil, es liegt ganz nahe, und Käutner kannte es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Woraus Dikigoros das schließt? Nun, habt Ihr Euch noch nie gefragt, woher der merkwürdige Name der zweiten weiblichen Darstellerin in "Des Teufels General" kommt? (Die übrigens von Eva-Ingeborg Scholz ganz hervorragend gespielt wird - leider nur eine Fantasiegestalt ohne erkennbares historisches Vorbild, auch wenn es solche Frauen durchaus gegeben haben mag :-) Oder habt Ihr den Namen "Pützchen" sonst schon mal irgendwo gehört? Es ist die Verkleinerungsform von "Pütz", rheinländisch für Brunnen, als Mädchenname völlig ungebräuchlich. Aber... Ein paar Jahre zuvor hatte Käutner den Film gedreht, der ihn so richtig bekannt machte: "In jenen Tagen". Darin spielte eine gewisse Isa Vermehren mit. Diese Dame war im Hauptberuf Lehrerin, und zwar in der (damals noch sehr renommierten - auch eine Cousine von Frau Dikigoros hat sie absolviert) Klosterschule Sacré-Cœur in... Pützchen. Pützchen aber (ein uralter heidnischer Wallfahrtsort; erst als er im 17. Jahrhundert vom Karmeliter-Orden übernommen wurde, begann man, die Entdeckung der Quelle einer christlichen Äbtissin aus dem 10. oder 11. Jahrhundert namens Adelheid zuzuschreiben und die alljährliche Wallfahrt zum Jahrmarkt - "Pützchens Markt" - zu degradieren) ist ein Nachbardorf von... Hangelar. Seht Ihr, die Welt ist klein, und so kommen Filmgestalten zu ihrem Namen. Oder meint Ihr immer noch, daß Käutner von Hangelar nie gehört hatte?

Nachtrag 2008. Da hier so viel von Gott und vor allem vom Teufel die Rede war, muß Dikigoros noch nachtragen, daß in der braven, demokratische BRDDR die Diener[innen] des ersteren immer seltener werden. Längst hat man das Karmeliter-Kloster mangels Nachwuchs geschlossen und die letzten Nonnen ins benachbarte Altersheim abgeschoben im benachbarten Pflegeheim bestens untergebracht - Dikigoros besucht eine von ihnen bisweilen, wenn er abends vom nahe gelegenen Sportplatz kommt, weil sie als einzige immer draußen sitzt und sehnsüchtig nach Gesprächspartnern Ausschau hält, denen sie ihr heiliges Herz ausschütten kann. Soeben ist der letzte Pfarrer in den Ruhestand verabschiedet worden - in der katholischen Kirche herrscht Priestermangel, um nicht zu sagen Notstand. "Aber Sie werden doch sicher einen Nachfolger bekommen," redet ihr Dikigoros gut zu. "Ja, haben wir sogar schon, letzten Samstag, aber das ist ein Schwarzer." - "Na, hätten Sie lieber einen Roten?" versucht Dikigoros zu scherzen. "Sie verstehen nicht, es ist ein Neger, aus Tansania! Ach, was ist nur aus unserem christlichen Abendland geworden; wäre ich doch mit meiner Nichte in die USA emigriert..." - "Wer weiß, was sie dort erwartet hätte," meint Dikigoros, "dort hätten sie vielleicht statt eines Priesters aus Tansania bald einen Präsidenten aus Kenya." - "Also erstens," meint die alte Dame resolut, "ist mir mein persönlicher Priester wichtiger als der Präsident - bei dem brauche ich ja nicht zu beichten -, zweitens haben die Amerikaner es nicht besser verdient, denn sie haben sich die Sklaven ja selber ins Land geholt; und drittens zwingt niemand die Weißen - die ja wohl immer noch die Mehrheit stellen -, einen Neger zu wählen; dagegen kann ich mir meinen Priester nicht selber wählen." - "Pardon, Madame, die Amerikaner haben nie auch nur einen einzigen Sklaven aus Kenya ins Land geholt; die kamen allesamt von der Westküste, das ist eine ganz andere Rasse. Dagegen war Tansania bis wenige Jahre vor Ihrer Geburt eine deutsche Kolonie, Deutsch-Ost-Afrika. Und hatten Sie denn Pater W., mit dem Sie so zufrieden waren, selber gewählt? Vielleicht ist Pater I. gar nicht so übel wie Sie meinen?" - "Zu dem kann ich nicht in die Messe gehen. Wenn es nicht Sünde wäre, würde ich mich umbringen. Gott hat den Negern ihre schwarze Hautfarbe gegeben, damit man sieht, daß sie des Teufels sind. Sind die Menschen denn alle blind geworden?" Die gute Nonne ist selber fast erblindet; aber sie verweigert einen operativen Eingriff - ihre Augen sind von Gott, künstliche Linsen des Teufels. Auf Befragen: sie brauche den Neger nicht zu sehen, sie könne ihn riechen, bzw. nicht riechen - Dikigoros erspart Euch den genauen Wortlaut ihrer Ausführungen -; außerdem höre sie es an seiner Stimme; sie klinge wie die Affenmusik aus gewissen Radiosendern, die auch des Teufels seien - wenigstens bei letzterem kann ihr Dikigoros beipflichten; danach verabschiedet er sich schleunigst unter Hinweis auf den bald schließenden Supermarkt. Nachtrag Ende.

Und die Titelzeile? Die hat sich Dikigoros nicht verkneifen können, denn dieser Satz führt das ganze Konzept sowohl Zuckmayers als auch Käutners (der diesen Satz gestrichen hat) ad absurdum: Anne Eilers, deren Mann mit einem sabotierten Flugzeug tödlich verunglückt ist, steht bei Harras, der sich immer als dessen "Freund" ausgegeben hat, auf der Matte, und fordert Rechenschaft: "Mein Mann ist nicht gefallen. Er ist ermordet worden. Und Sie sind sein Mörder." Ach, das war doch nur ein unglücklicher Zufall, versucht Harras auszuweichen. "Der Zufall mordet nicht," sagt die Witwe, und dann führt sie aus, daß es unanständig sei, eine Sabotage zuzulassen - und sei es nur durch bewußtes Wegsehen oder Nicht-Ahnden, wie Harras es praktiziert -, der die eigenen Leute zum Opfer fallen, und zwar nicht "die Bonzen da oben", sondern diejenigen Leute, die nie jemand gefragt hat, ob sie in den Krieg ziehen wollen oder nicht, die nur ihre Pflicht tun. Ja, liebe Leser, wohl wahr. Man mag über die Attentäter des 20. Juli 1944 denken, was man will; man kann ihnen - wie Dikigoros es tut - Dummheit, Feigheit, Unfähigkeit und zweifelhafte Motive unterstellen; doch wenn der Anschlag auf Hitler denn gelungen wäre und wenn die Alliierten daraufhin tatsächlich Frieden geschlossen hätten (wir wissen aus Churchills Memoiren, daß sie es nicht getan hätten, denn sie kämpften nicht gegen Hitler und die Nazis, sondern gegen die Deutschen), dann könnte man vielleicht noch streiten, ob ihr Handeln entschuldbar war. Aber was die Saboteure aus "Des Teufels General" an der Heimatfront tun, das ist übelster, todeswürdiger Landesverrat und Mord an Unschuldigen - der auch heute noch in jeder Rechtsordnung der Welt, selbst der bundesdeutschen, als Schwerverbrechen gilt. Diesen Leuten Denkmäler zu setzen - wie es heute mancherorts geschieht - ist in höchstem Maße schändlich; und wer ein wenig länger über diesen Film nachdenkt, dürfte das letztlich genau so sehen.

Nicht so Zuckmayer oder Käutner - die freilich die Akzente etwas anders setzen. Zuckmayer macht Frau Eilers nur zur Mitläuferin, die nie groß über den Krieg nachgedacht hatte, bis ihr durch den Tod ihres Mannes die Augen aufgegangen sind, und läßt sie Harras nur vorwerfen, daß er - der nie an die Sache des National-Sozialismus geglaubt habe - ihrem Mann nicht rechtzeitig die Augen öffnete, damit er für die richtige Sache gestorben wäre statt für "die falsche". Käutner dagegen macht Frau Eilers zu einer inneren Widerstandskämpferin von Anfang an, die lediglich den Mund hielt, weil sie ihren Mann nicht belasten wollte. In diesem Punkt ist Dikigoros einmal die Version Käutners weniger unsympathisch - dennoch dürfte sie ebenso falsch sein wie die Zuckmayers. Mölders tat - und seine Frau unterstützte - das, was Zuckmayer dem "Widerstandskämpfer" Oderbruch zugute halten will: Er kämpfte und tötete "für Deutschland", das in einen Krieg auf Leben und Tod verstrickt war, gegen Feinde, von denen es im Falle einer Niederlage nichts Besseres, sondern ganz im Gegenteil noch viel Schlimmeres zu erwarten hatte als vom Nazi-Regime. (Er ahnte es nur; diejenigen, die den Krieg überlebten, wußten es - auch wenn sie im Kino versucht haben mögen, es für anderthalb Stunden zu verdrängen.) Was hält Harras bei Zuckmayer seinem Ingenieur entgegen: "Niederlage heißt Fremdherrschaft, neue Gewalt - und neue Unterjochung." Was entgegnet Oderbruch: "Das dauert nicht. Es wachsen Kinder heran, neue Geschlechter, die werden frei sein." Und, liebe deutsche Leser, fühlt Ihr Euch frei? Seid Ihr es, als einzelne und als ganzes? Glaubt Ihr wirklich, bei einem anderen Kriegsausgang wäret Ihr persönlich unfreier, d.h. noch mehr von Staats wegen überwacht, bevormundet, ausgeschnüffelt und zensiert als Ihr es heute seid? Ja, Dikigoros weiß, daß es den meisten von Euch, zumal den jüngeren, gar nicht um politische Freiheit geht, sondern um das, was heute als "Errungenschaft der 68er" gefeiert wird; aber täuscht Eucht nicht: In Sachen "sexuelle Freiheit" war das Dritte Reich der BRD um Jahrzehnte voraus! Und wenn die Garde der alten Nazis abgetreten wäre (was sie ja schon aus biologischen Gründen einmal mußte :-) dann wären auch deutsche Kinder heran gewachsen - wahrscheinlich mehr als heute, denn auch die Familienpolitik des Dritten Reichs war der der BRD weit voraus -, neue Geschlechter, die "frei" gewesen wären, vielleicht sogar wirklich frei, ohne Anführungsstriche.

Aber, so schrieb Dikigoros ein Leser, ein Film wie "Des Teufels General" hätte doch im Dritten Reich nicht gezeigt werden dürfen, oder? Wohl wahr, aber das spricht nicht gerade gegen das letztere sondern gegen Staaten, in denen er gezeigt werden darf, denn er stellt wie gesagt eine unerträgliche Verunglimpfung Mölders' dar. Wenn Ihr dagegen wissen wollt, was für durch und durch harmlose Filme, die zufällig im Dritten Reich gedreht wurden, seit 1945 in Deutschland verboten sind (wofür es nur einen ersichtlichen Grund geben kann: die Filmgewaltigen in Hollywood fürchteten - und fürchten - sie als Konkurrenz für ihre minderwertigen Schundstreifen), dann googelt mal ein bißchen unter "Post Scriptum Forum" und "Verbotene Filme". Verbrannte Literatur? Nein, so etwas gibt es in der BRD nicht - da darf Unliebsames gar nicht erst gedruckt werden - oder warum werden z.B. die nach wie vor aktuellen Werke des einst weltberühmten (und heute tot geschwiegenen) Reiseschriftstellers Colin Ross nicht mehr aufgelegt? Etwa weil er dem Dritten Reich - bei aller offener Gegnerschaft in einzelnen Punkten wie dem Anti-Semitismus - größere Toleranz gegenüber der veröffentlichten Meinung Andersdenkender bescheinigte als sämtlichen anderen Staaten seine Zeit, allen voran den ach-so-demokratischen USA, wo er lange gelebt hatte? Aber was ist mit der freien Meinungsäußerung in Kunst und Kultur - z.B. im Theater? Nun, liebe Leser, da gab es in Berlin etwa zu der Zeit, in der "Des Teufels General" spielen soll, einen bekannten Kaberettisten, der folgende Nummer zum Besten gab: Er betrat die Bühne mit vier Schweinen, zwei kleinen, einem mittleren und einem großen. Die stellte er dem Publikum wie folgt vor: "Dies ist Familie Mann". Kunstpause. "Dies sind Sohn und Tochter Mann." Kunstpause. "Dies ist Frau Mann." Kunstpause. Dann nahm er sich das größte Exemplar vor: "Und wie heißt dieses dicke, fette Schwein?" Und der ganze Saal brüllte unisono: "Herr-mann! Herr-mann! Herr-mann!" Hermann Göring persönlich sorgte dafür, daß jener Witzbold strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Wollt Ihr mal ausprobieren, liebe Kabarettisten, was geschieht, wenn Ihr auf offener Bühne ähnliche Witze über Helmut Kohl, Kurt Beck oder Sigmar Gabriel reißen würdet? Es wäre im wahrsten Sinne des Wortes witzlos, denn niemand im Saal würde wagen zu lachen, geschweige denn mit zu brüllen - die Spitzel sitzen schließlich überall. Also tut es besser nicht - Ihr wißt doch, daß ein BRD-Kanzler schon mal einen Journalisten wegen "Beleidigung" vor Gericht gezerrt hat, der geschrieben hatte, daß er ein Haartönungsmittel verwendete. Und glaubt doch nicht, daß Ihr ungestraft das Andenken so ehrenwerter Leute wie etwa Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg usw. "verunglimpfen" dürftet, indem Ihr die Wahrheit über sie zum Besten gäbet; nicht mal auf der Bühne eines Kabaretts wäre das möglich, denn gewisse Ikonen des Marxismus - zumal jüdische - sind seit 1945 sakro-sankt, auch nach dem Untergang des real-existierenden Sozialismus hat sich daran nichts geändert. (Tröstet es Euch, daß Ihr dafür die Freiheit habt, Euch fast rund um die Uhr alberne Blödelshows im Privatfernsehen anzuschauen? Na, dann ist ja alles in Ordnung! Es sei denn, die Blödel-Showmaster wechseln ins öffentlich-rechtliche Fernsehen, denn dort kann ihnen sehr schnell ein Maulkorb angelegt werden - bitte klickt auch den weiterführenden Link am Ende des Artikels an, zur Vorgeschichte!)

Ja aber, schreibt Dikigoros ein Leser, saßen nicht auch im Dritten Reich überall Spitzel? Gab es da nicht schon so etwas wie den Vorvorläufer des "Großen Lauschangriffs" à la BRDDR? Wird nicht in Des Teufels General sogar das Restaurant, in dem Harras und seine Freunde feiern, abgehört? Ja, gewiß - aber das ist eben ein Film bzw. ein Theaterstück, das mit der damaligen Realität nicht viel zu tun hat (eher schon mit der heutigen)! Als Dikigoros' Mutter im Krieg Wehrmachtshelferin war, scheute sich ihr Regiments-Kommandeur nicht, ganz offen zu sagen, was er von den Nazis im allgemeinen und von Hitler im besonderen hielt - wohl wissend, daß ihn niemand verraten würde, wie umgekehrt jeder wußte, daß der Herr Oberst keinen Putschversuch unterstützen würde, solange Deutschland im Kampf auf Leben und Tod gegen seine ausländischen Feinde stand, denn er fühlte sich in erster Linie als Deutscher, und erst in zweiter Linie als Anti-Nazi. (Übrigens war er keiner dieser Ewiggestrigen aus der alten preußischen Armee, die das "Dritte Reich" nur ablehnten, weil sie sich nach Kaiser Wilhelm zurück sehnten, und auch keiner dieser Lackaffen von adeligen Berufs-Offizieren, die nur gegen Hitler waren, weil der im Ersten Weltkrieg bloß Gefreiter und ein Emporkömmling war. Er war vielmehr - wie Otto Skorzeny - "nur" Reservist und im bürgerlichen Beruf Ingenieur. Er überlebte den Krieg und die Herrschaft der bösen Nazis - nicht so die Kriegsgefangenschaft bei den gut-demokratischen Alliierten.) Was glaubt Ihr wohl, liebe Leser, was geschähe, wenn gut 60 Jahre später ein Oberst der deutschen Besatzung-Befreiungs-Truppen am Hindukusch offen sagen würde, was er von der Bundesregierung im allgemeinen und von diesem "Verteidigungskrieg" im besonderen hielte? Es stände noch am selben Tag im Internet, am nächsten Tag in der BILD-Zeitung, und am übernächsten Tag wäre der gute Mann abgelöst, wenn nicht schlimmeres. A propos Hindukusch: Wie steht es denn heuer um die "Freiheit" der Deutschen, Deutschlands als ganzem? Glaubt Ihr wirklich, daß die BRD frei von Bevormundung durch ihre alliierten FeindeFreunde ist, frei von wirtschaftlicher Ausbeutung und frei von dem politischen Zwang, Kriege zu unterstützen, die Deutschlands Interessen noch viel ferner liegen - von A wie Afģānistān bis Z wie Zaïre - als der Krieg, in dem die "Helden" dieses Films starben? Wenn das so ist, dann bewundert Dikigoros Euren Glauben; er bezweifelt nur, daß der ansonsten so fromme Werner Mölders ihn geteilt hätte.

Aber nicht nur inhaltlich tut Käutner mit den Eheleuten "Eilers" ihrem historischen Vorbild, den Eheleuten Mölders, Unrecht, sondern fast mehr noch äußerlich: Sie sind grottenschlecht besetzt, nämlich mit der völlig farblosen Regie-Assistentin (!) Erica Balqué (die nie zuvor oder danach irgendeine andere Mehr-als-Statistinnen-Rolle gespielt hat) und dem verlebten Albert Lieven - den uns heutzutage einige als "Hugenotten" namens "Albert Liévin" verkaufen wollen (Dikigoros tippt aber eher auf "Levin", schließlich verließ er Deutschland 1933 und arbeitete während des Krieges als Sprecher für einen britischen Greuel-Propaganda-Sender). Zuckmayer hatte ausdrücklich vorgesehen, daß die Rolle des 28-jährigen Eilers alias Mölders ein Schauspieler von höchstens 35 Jahren spielen sollte; Lieven war aber schon 49 und sah eher noch älter aus - er wäre ein ernsthafter Kandidat für die Hauptrolle in einer wahrheitsgetreuen Verfilmung der Lebensgeschichte von Ernst Udet gewesen. What next? Of course (Dikigoros darf doch ein paar englische Vokabeln einstreuen, nicht wahr? Das tut Zuckmayer auch - Käutner verzichtet leider darauf, er gehörte halt zur Generation "Deutscher sprich Deutsch"; vielleicht hat er deshalb auch die Rolle des US-Reporters Buddy Lawrence im Film vollständig ausgemerzt :-) die Staats-Schauspielerin Olivia ("Olly") Geiss und ihre Nichte "Diddo" - die letzte gute Rolle für die alternde (gleicher Jahrgang wie Lieven :-) Camilla Spira, und die erste sehr gute (Frau Dikigoros meint sogar: ihre beste) für die junge Marianne Koch. Aber welche historischen Vorbilder sollen die beiden darstellen? Dikigoros hat lange gebraucht, bevor er es heraus gefunden hat, und es scheint vor ihm auch niemandem sonst aufgefallen zu sein, denn die Beteiligten haben kein großes Gewese darum gemacht. Der Schlüssel liegt in den Namen: Welche im "Dritten Reich" aktiven Schauspielerinnen wurden denn "Olly" und "Diddo" genannt und gaben sich als Tante und Nichte aus? Antwort: Die Staats-Schauspielerin Helga v. Knipperdolling (die es vorzog, unter ihrem russischen Namen "Olga Tschechowa" aufzutreten) und ihre Tochter Adele (von ihr selber "Ada", von anderen "Dido" genannt)! Olga war eine alte Freundin Udets (sie hatten sich einst über den jüdischen Verleger Ullstein kennen gelernt und seither mehr oder weniger lockeren Kontakt gehalten), und ihre Besetzung mit der Spira - die für den Film so zurecht gemacht wurde, daß sie dem Bild auf der Autogrammkarte, die Dikigoros unten abgebildet hat, stark ähnelte - , war nur angemessen: Tschechowa berichtet in ihren Memoiren, wie sie sich einmal gegenüber den Abgesandten Goebbels' für diese ihre jüdische Kollegin eingesetzt hatte, und überhaupt hatte ihre Familie ja das Eintreten für verfolgte Juden gepachtet: Schon ihre Mutter hatte angeblich eine jüdische Familie vor einem Pogrom in Rußland gerettet (aber das konnten natürlich weder Zuckmayer noch Käutner als Motiv verwenden) und war dafür später ihrerseits von einem jüdischen Revolutionär, der sie wiedererkannte, vor den Bolschewisten gerettet worden. (Ein kleiner Schönheitsfehler ist, daß Marianne Koch dunkelhaarig ist, während Zuckmayer seine "Diddo" blond haben wollte; aber das erwähnt Dikigoros nur am Rande, ebenso, daß es sich viel besser gemacht hätte, wenn "Diddo" alias "Ada" für eine Gardine mit dem letzten Namen Werbung gemacht hätte statt für eine mit dem Namen "Ado" :-) Noch ein Indiz - das man freilich im Film nicht mehr wieder findet: Als Zuckmayer "Des Teufels General" 1945/46 umschrieb, hörte er wohl gerüchteweise, daß Olga Tschechowa gerade in "Die lustige Witwe" Theater spielte und baute diese Operette in sein Stück ein. Käutner muß es dagegen besser gewußt haben: Sie spielte vielmehr in "Die listige Witwe" von Goldini mit, und so beließ er es für die Filmfassung besser bei der "Fledermaus".

[Nachtrag zum historischen Werner Mölders: Im März 2005 konnte sich seine 92-jährige Witwe davon überzeugen, daß der Zufall auch keinen Rufmord begeht, sondern daß dahinter ebenfalls ganz konkrete Personen stecken, in diesem Fall der "Verteidigungs-Minister" (und Wehrdienstverweigerer d. R. :-) Peter Struck (SPD), der das 1973 unter dem Bundeskanzler Willy Brandt nach ihrem Mann benannte Jagdgeschwader 74 der Bundeswehr wieder zum "Jagdgeschwader 74" degradierte. Wenn das denn eine Degradierung war. Manche empfanden es jedenfalls so. Dikigoros hat dazu keine Meinung, denn er findet, daß eine militärische Einheit ihren Stolz aus eigenen Leistungen beziehen sollte, statt sich mit fremden Federn eines längst Gestorbenen zu schmücken; und bis 1973 konnte das JG 74 ja auch ohne den Namen "Mölders" leben. Nein, was ihn stört, ist etwas anderes, nämlich die Begründung: Mölders war Angehöriger der "Legion Cóndor" (Vorsicht, liebe Leser, das ist nur auf den ersten Blick ein "rechter" Link - die Kameraden von der Scharnhorst-Gemeinschaft sind ebenso boshaft und politisch unberechenbar wie Dikigoros - nicht umsonst haben sie einiges bei ihm abgekupfert :-), jener Truppe, die im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten Francos kämpfte. Das ist Sippenhaft übelster Sorte und wäre an sich schon schlimm genug. Was würdet Ihr denn sagen, wenn man die rot-grüne Bundesregierung nach ihrer Abwahl pauschal als "kriminelle Vereinigung" bezeichnen und ihrer aller Namen aus der Geschichte tilgen würde, bloß weil einige von ihnen nach Nürnberger Maßstäben unzweifelhaft Verbrecher waren, da sie Angriffskriege begonnen bzw. unterstützt haben? Was steht schon in der Bibel: "Wenn nur ein Gerechter unter ihnen ist..." (und sei es nur der vom Linksaußen zum Rechtsaußen mutierte Otto S. :-). Noch schlimmer aber ist, daß die "Verbrechen", die man der "Legion Cóndor" heute vorwirft, überhaupt keine Verbrechen waren - zu dem Ergebnis kam sogar eine 1938 vom Völkerbund eingesetzte Untersuchungs-Kommission, bestehend u.a. aus Briten und Franzosen. Dies gilt auch und insbesondere für den Luftangriff auf Guernica im April 1937. Deshalb hat Dikigoros gar keine Sympathie für die Argumentation der Mölders-Freunde, daß der doch an jenem Luftangriff gar nicht persönlich beteiligt gewesen sei, schon gar nicht als Bomber, da er doch Jagdflieger war, und deshalb nicht mit verurteilt werden dürfe. Leute, wenn Ihr nicht den Mut habt zu sagen, daß dafür von Rechts wegen niemand verurteilt werden dürfte - auch nicht die Bomberpiloten -, sondern statt dessen nur mit dem feigen Alibi ankommt: Mölders war ja nicht dabei... dann haltet besser ganz das Maul! Im übrigen dürfte es den Geist von Mölders ein müdes A...runzeln kosten, ob nun irgend eine Schlipssoldaten-Einheit nach ihm benannt ist oder nicht. Dikigoros weiß nicht, was heutzutage an einem Jagdflieger noch "soldatischer" sein soll als an einem Moorhuhnjäger - beide spielen mit Joysticks am Computer, und ihre Opfer dürften dem einen so gleichgültig sein wie dem anderen.]

Dennoch, liebe Leser, laßt Euch bitte von "Des Teufels General" nicht den Blick auf die Tatsache verstellen, daß das alles nur kleine Fische waren. Die großen Verbrecher waren diejenigen, die - wohl wissend, daß eine Welt von Feinden nur darauf wartete, unter irgend einem Vorwand wieder über Deutschland herzufallen und das Reich zu zerstören - vor dem Krieg nicht richtig aufrüsteten, im Krieg nicht richtig nachrüsteten und sich der Gefahr, nach dem Krieg dafür zur Verantwortung gezogen zu werden, durch Selbstmord entzogen. [Schreibt Dikigoros da "Vorwand"? Ja, das tut er, und aus gutem Grund. Gewiß war es nicht nett von Hitler, Polens geplantem Angriff auf Berlin zuvor zu kommen; aber auch Stalins Sowjets (denen kein polnischer Angriff drohte) marschierten zusammen mit Hitlers Truppen in Polen ein - und überdies in Estland, Lettland, Litauen und Finnland -, ohne daß irgend jemand in Paris oder London auf die Idee gekommen wäre, der Sowjet-Union darob den Krieg zu erklären. Aber die britische Regierung hatte bereits mit geheimer Kabinetts-Order vom 30.01.1939 den Krieg gegen Deutschland beschlossen - das war über sechs Wochen bevor Hitler die "Rest-Tschechei" zum "Protektorat Böhmen und Mähren" machte, und über sieben Monate bevor der Polen-Feldzug begann. Damit werden die beiden Lieblings-Vorwände für den Krieg der Alliierten gegen Deutschland als solche entlarvt. Dikigoros verdankt diesen Hinweis dem Verfasser der offiziellen britischen Seekriegs-Geschichte, Kapitän Stephen W. Roskill.] Ach so, liebe jüngere Leser, die Ihr Kinder der re-education seid, Ihr meint, es wäre doch ein Verbrechen gewesen, Deutschland zum Sieg im Zweiten Weltkrieg zu verhelfen, man sollte vielmehr diejenigen, die diesen Sieg verhindert haben, als die eigentlichen Helden und Friedenskämpfer feiern? Na schön, dann denkt diesen Treppenwitz der Weltgeschichte aber bitte auch konsequent zuende, denn dann müßtet Ihr die höchste Auszeichnung für dieses "Verdienst" - den noch zu stiftenden Goldenen Friedensengel mit Brillanten und Schwertern - niemand anderem verleihen als just dem "Teufel" und seinen Generälen, oder besser gesagt: dem obersten Friedenskämpfer Adolf Hitler und seinen Udets.

[Taube statt Kanonen] [Briefmarken] [Drachentöter] [Friedensengel]
von links nach rechts: 1. Hitler kündet großmäulig "Kanonen statt Butter" an - heraus kommt eine Friedenstaube 2. NS-Briefmarke
mit Friedenstaube 3. tapferer Friedensengel erschlägt brav den Rüstungsdrachen 4. von Dikigoros vorgeschlagene Auszeichnung

Nachbemerkung. Nicht mehr viele Menschen wissen, wie wenig daran gefehlt hat, daß Hitler tatsächlich als "Friedensengel" in die Geschichte eingegangen wäre. Als die Ratten vom 20. Juli 1944 das sinkende Schiff verließen, kam es schon nicht mehr darauf an, mit welchem Erfolg oder Mißerfolg sie das taten, denn da hatte Hitler den Krieg bereits verloren. Aber nehmen wir mal an, am 8. November 1939 hätte das tapfere Schreinerlein Georg Elser mit seinem Attentat mehr Erfolg gehabt als Stauffenberg & Co., und wie geplant Hitler, Göring und Goebbels auf einen Schlag beseitigt. Wie wäre die Geschichte dann weiter gegangen? Nun, die Angelsachsen hätten den Krieg gegen Deutschland - zu dem sie wie gesagt omnimodo facturi waren - auf jeden Fall zuende geführt und wohl auch gewonnen. Statt Hitler hätten sie dann eben einen anderen Buhmann aufgebaut. (Vielleicht hätten sie auch so den armen Rudolf Hess nach England gelockt unter Vorspiegelung ihrer Bereitschaft zu Friedensverhandlungen, um ihn dann als "Kriegsverbrecher" einzusperren und schließlich zu ermorden?) Wie aber hätte die Nachwelt das gesehen? Hitler wäre getötet worden, als das von ihm geführte Großdeutsche Reich auf dem Höhepunkt seiner Macht stand, nach dem gewonnenen Polen-Feldzug. Hitler hatte kaum mehr als die Grenzen von 1914 verlangt, den Alliierten großzügig Frieden angeboten und einen Teil seiner Soldaten bereits wieder nach Hause geschickt. (Der Rußland-Feldzug lag noch nicht einmal als Plan "Barbarossa" in der Schublade.) Er wollte keinen Weltkrieg, er wollte den Frieden, nun, da er alles mit mehr oder weniger "friedlichen" Mitteln erreicht hatte, was er außenpolitisch hatte erreichen wollen.

Und innenpolitisch? Was wollte Elser da bewirken? Daß die drei schlimmsten Nazis an der Spitze des Staates beseitigt wurden? Aber wären die, die nachgekommen wären, denn wirklich besser gewesen? Himmler, Bormann, Ribbentrop? So gesehen kam das Attentat sechs Jahre zu spät: Der linke Flügel der NSDAP, die Gebrüder Strasser, die Hitler vorwarfen, die Arbeiter-Bewegung an die bürgerlichen Kapitalisten verraten zu haben, und der Volkstribun Röhm, der Hitler vorwarf, die "alten Kämpfer" seiner SA der Adelsclique der Wehrmachts-Offiziere geopfert zu haben, waren 1934 in der "Nacht der langen Messer" liquidiert worden. Und selbst wenn sie noch am Leben gewesen und an die Macht gekommen wären und alles abgetreten hätten, was das Reich seit 1933 zurück gewonnen hatte, vom Saargebiet und Rheinland im Westen über Deutsch-Österreich und das Sudetenland im Süden bis zum Memelland und Danzig im Osten: Die Alliierten hätten damals mit keiner deutschen Regierung mehr Frieden geschlossen; sie hatten die Vernichtung des Reiches auf ihre Fahnen geschrieben (Churchill persönlich sogar schon vor 1933) und - anders als Deutschland - bereits Milliarden in die Aufrüstung gesteckt, die sich amortisieren mußten. Die "Endlösung der Judenfrage" war zwar noch nicht angelaufen; aber eine andere moralische "Rechtfertigung" hätte sich im Nachhinein immer finden lassen - vielleicht daß sich die Reichsregierung weigerte, die Millionen von den Polen drangsalierten Volksdeutschen und Juden aufzunehmen. (Diese Weigerung war übrigens ausweislich der diplomatischen Akten - als Dikigoros studierte, waren die noch frei einsehbar - und entgegen allen anderslautenden Behauptungen in unseren Geschichts- und Märchenbüchern der eigentliche Auslöser des Krieges gegen Polen). Hitlers Nachfolger hätten also alles verloren, was er zuvor gewonnen hatte - Kommentar überflüssig. [Nein, vielleicht nicht ganz: Gewiß wäre es ein Segen für Deutschland gewesen, wenn Hitler damals einem Attentat zum Opfer gefallen wäre, denn er mag zwar ein großer Friedensfürst gewesen sein, ein äußerst verdienstvoller Förderer von Architektur, Kunst und Musik; aber als Kriegsherr war er ein völliger Versager - jedenfalls sobald es gegen Feinde von einem anderen Kaliber ging als etwa die Polen. Vielleicht hätten seine Nachfolger es doch irgendwie geschafft, den Krieg besser zu führen und die Alliierten irgendwie zu einem Kompromißfrieden zu bewegen, etwa indem sie Deutschland freiwillig auf die Grenzen von 1806 zurück genommen hätten - aber sicher ist auch das nicht.]

[Deutschland in den Grenzen von 1939] [Deutschland in den Grenzen von 1806]

Und wie hätten sich Elsers persönliche Beweggründe vor der Geschichte gemacht? Wäre Elser wenigstens als Mann guten Willens in die Geschichtsbücher eingegangen? Gewiß, er wollte - anders als die Verschwörer vom 20. Juli 1944 - nicht selber an die Macht; er wollte keine Pöstchen für sich oder seine Kumpane - er wollte nur etwas mehr Lohn. Er beklagte, daß der durchschnittliche Stundenlohn der deutschen Arbeiter seit Hitlers Machtergreifung um fast ein Drittel gefallen war. Wohl wahr, liebe Leser, wohl wahr. Aber selbst wenn man die Frage, ob es moralisch gerechtfertigt sein kann, einen Kanzler und seine beiden wichtigsten Minister umzubringen, weil sie eine schlechte Arbeits-, Sozial- und Wirtschafts-Politik betreiben, mit "ja" beantworten würde (was Dikigoros nicht völlig ausschließen will, denn sie kann ebenso viele Menschenleben kosten wie eine schlechte Außen- und Kriegs-Politik, und sei es nur, weil keine Kinder mehr geboren werden), so müßte man noch weiter fragen, ob das damals tatsächlich der Fall war. Durch die Lohnsenkungen hatte Hitler nämlich die Massen-Arbeitslosigkeit beseitigt; und die meisten Menschen - vor allem diejenigen, die zuvor arbeitslos gewesen waren und gehungert hatten - empfanden den niedrigeren Lohn als das geringere Übel. [Heute machen es die Damen und Herren Politiker unter dem Druck der mächtigen Gewerkschafts-Bonzen umgekehrt: Sie setzen immer höhere Löhne und Gehälter für immer weniger Arbeitnehmer durch, wodurch sie die Arbeitgeber zwingen, aus betriebswirtschaftlichen Gründen immer mehr Leute auf die Straße zu setzen und niemanden mehr neu einzustellen - jedenfalls nicht in Deutschland, wo es doch anderswo viel billiger geht. Wenn Löhne und Sozial-Abgaben um ein Drittel herab gesetzt würden, den Arbeitern gewerkschaftlich organisierte Streiks und den Arbeitgebern die Kapitalflucht, pardon Investitionen im Ausland verboten würden, wie im Dritten Reich, hätten wir heuer auch Vollbeschäftigung in Deutschland. Aber wollen wir das wirklich? Solange die Mehrheit der Wahlberechtigten noch zur Kategorie der Arbeitsstellen-Besitzer gehört und die Arbeitslosen an den Wahlurnen eine Minderheit darstellen, ist das alles aus demokratischer Sicht völlig in Ordnung. Man kann doch ausländische Schwarzarbeiter in Deutschland und politische Häftlinge in den Konzentrations-Lagern von Rotchina ausbeuten, pardon das an Mehrwert erwirtschaften lassen, was man dann teilweise als "Sozial-Leistungen" Gnaden halber an die Arbeitslosen in Deutschland ausschüttet.]

Und so muß man wohl das Fazit ziehen, daß Elser von Glück sagen kann, mit seinem Attentat auf Hitler gescheitert zu sein - sonst hätte ihn unweigerlich das gleiche Schicksal ereilt wie einst François Ravaillac. (Für nicht-französische Leser: Der Gewissens[atten]täter Ravaillac brachte anno 1610 aus politischer und religiöser Überzeugung - er berief sich ausdrücklich auf das Recht, ja die Pflicht eines jeden anständigen Christenmenschen zum Tyrannenmord - Henri IV um, den sein Zeitgenosse, der berühmte Benediktiner-Mönch und Theologie-Professor Jacques le Bossu, "das größte Schwein, das sich je auf dem Thron Frankreichs suhlte" nannte, und er - Ravaillac - wurde dafür öffentlich zu Tode gefoltert, während "Henri le Grand" heute als GRÖFAZ gilt - als größter Franzosenkönig aller Zeiten, obwohl auch er ursprünglich nicht aus dem Altreich stammte, sondern aus der Ost-, pardon Südwestmark, Navarra - und als der bedeutendste Herrscher vor Napoleon Bonaparte. Und populär war er überdies: War er doch persönlich anspruchslos, rauchte nicht und trank keinen Alkohol, aß mäßig, kleidete sich einfach und betrieb auch sonst keinen Luxus, war einzig und allein darum besorgt, daß alle seine Volksgenossen zumindest einmal in der Woche Eintopf mit Huhn zu essen hatten. Daß er seine Glaubensbrüder in der "Bartholomäusnacht" verraten hatte, daß er seine "alten Kämpfer" am Tag von Potsdam, pardon am Tag von Paris - das ihm eine Messe wert war - der Adelsclique der royalistischen Offiziere geopfert hatte und daß am Ende des Krieges, von dem einige meinen, daß Henri ihn angezettelt habe, andere, daß seine Feinde ihn hinein zogen, fast ein Fünftel der Bevölkerung Frankreichs tot waren, ist vergessen und vergeben.) Ein erfolgreicher Attentäter Elser stünde heute als der größte Verbrecher der Weltgeschichte da, als ruchloser Mörder des von einem Heiligenschein umgebenen Friedensengels und GRÖSAZ - größten sozialen Wohltäters aller Zeiten - (nein, zum GRÖFAZ hätte er es ohne den Frankreich-Feldzug nicht mehr gebracht :-) Adolf Hitler.

* * * * *

Und noch ein Nachtrag. Wie mißtrauisch die Welt doch geworden ist... leider am falschen Ort und am falschen Objekt! Dikigoros ist es ja gewohnt, daß vieles in diesem Bericht von ihm aufs Tapet gebrachte sowohl in gewissen Internet-Foren als auch in gewissen E-Mails auf Skepsis, ja Unglauben stößt (z.B. seine Hinweise auf die Rüstung der bösen, kriegslüsternen Nazis einerseits und der guten, friedliebenden Demokratenen andererseits; dabei sind die diesbezüglichen Zahlen - noch - frei zugänglich; jeder, der sich die Mühe macht, kann sie also leicht nachprüfen; er hat sie sich nicht aus den Fingern gesogen). Aber kann man denn nicht mal eine harmlose persönliche Einleitung schreiben, ohne daß einem gleich unterstellt wird, man habe sich das bloß ausgedacht, um die These zu untermauern, daß sich die Geschichte regelmäßig wiederhole? Also mal zweierlei, liebe Fans der "Telekom Baskets Bonn": Erstens stand das mit dem Basketballspiel - wie Euch Dikigoros' treue Leser bestätigen können - schon viele Jahre vor dem Juni 2009 im Internet; er kann es also nicht den späteren Ereignissen "nachempfunden" haben. Und zweitens - was hat sich denn da schon groß "wiederholt"? (Mal ganz abgesehen davon, daß Dikigoros nie behauptet hat, daß sich "die Geschichte wiederholt"; er sucht lediglich nach Parallelen, und die schreibt das Leben halt bisweilen :-) Eine Basketball-Mannschaft aus Bonn hat ein Endspiel verloren, zufällig mit dem gleichen Ergebnis und ebenfalls in den letzten Sekunden. (Doch das ist beim Basketball gar nicht so ungewöhnlich, wie manche Nichtspieler glauben mögen.) Aber davon abgesehen kann von einer "Wiederholung" nicht die Rede sein - im Gegenteil: fast alles übrige ist völlig anders. Das beginnt damit, daß 40 Jahre zuvor in beiden Mannschaften nur Deutsche auf dem Spielfeld standen. Das mag Euch, liebe politisch-korrekte Gutmenschen, ganz furchtbar vorkommen, fascistisch, nazistisch, rassistisch und was der Betroffenheits-Adjektive mehr sind; aber seid versichert, damals störte das niemanden - Tarzan auch nicht. Wohlgemerkt, es störte Dikigoros auch nicht, daß beim Endspiel um die "deutsche" Basketball-Meisterschaft von 2009 kein einziger deutscher Spieler mehr auf dem Feld stand - und im Schnitt nur ein Weißer pro Team. Der Rest waren Schwarze. (Die oben zitierte - mittlerweile verstorbene - Karmeliter-Nonne a.D. wäre entsetzt gewesen; sie hätte vielleicht von "des Teufels Korbballspieler" gesprochen :-) Er fragt sich bloß, wozu dieses Spiel in Oldenburg statt finden mußte. Hätte man es nicht - wie überhaupt die ganze "deutsche" Meisterschaft, nicht nur die Endspiele, sondern alle Spiele der "Liga" - in Kinshasa oder Nairobi oder sonstwo austragen können, wo die braven Neger sicher eine viel bessere Leistung gebracht hätten, weil das Klima dort, wo sie von Natur aus hin gehören, ihrer Konstitution viel besser angepaßt ist? Die öffentliche Übertragung, pardon, wir wollen doch nicht den alten Nazi-Spruch "Deutscher, sprich Deutsch" wieder ausgraben, sondern mit dem Zeitgeist gehen, also das Public Viewing des Endspiels auf der Bonner "Museumsmeile" hätte man bei den heutigen technischen Möglichkeiten von dort ebenso gut übertragen können wie aus Oldenburg; es wäre jedenfalls viel billiger gekommen als die armen Neger für viele Millionen aus dem schönen, warmen Afrika ins kalte Deutschland zu holen! (Die Trikots mit "Bonn", "Oldenburg" usw. drauf hätte man ihnen ja für relativ wenig Geld 'runter schicken können :-) Aber bitte, das ist nur eine Frage - etwas für die nächsten Antwort-Mails von den besonders kritischen unter Dikigoros' Lesern. Und wenn Ihr Euch schon die Mühe macht, dann schreibt ihm doch bitte auch gleich, was Ihr glaubt, weshalb die Tele-Zuschauer in Bonn - zu 99% Weiße - nach dem Spiel so geheult haben. Dikigoros als alter Basketballer wüßte eine Menge Gründe - er fürchtet nur, daß es keiner von denen war. Nachtrag Ende.


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