Währungsveränderungen in Deutschland

Münzen sind Zeitzeugen

von Werner Strothotte, Gütersloh

(Die WELT, 25. April 2009)

Per Gesetz wurde am 4.12.1871 dem Währungswirrwahr in Deutschland ein Ende gesetzt und die Mark als Hauptwährung für das gesamte Deutsche Kaiserreich festgelegt. So wie teils heute noch der DM-Zeit nachgetrauert wird, fiel es offensichtlich auch zu Kaisers Zeiten schwer, sich von der Talerwährung zu verabschieden, denn auf einer 1904 herausgegebene Medaille heißt es:

"DEM GUTEN ALTEN THALER ZU EHREN
DES STAATES VERNUNFT
BEDROHT DEINE ZUNFT
DOCH IN VOLKES GEMÜT
DIR ANHÄNGLICHKEIT BLÜHT."

Während der Taler als Reichswährung 120 Jahre Bestand hatte, bescherten uns die folgenden 120 Jahre gleich sieben Währungsveränderungen, bis 2002 der Euro als achte eingeführt wurde. Trotz dieser etwas verwirrenden Währungsveränderungen ist die numismatische "Neuzeit" klar überschaubar, vor allem dank ausgezeichneter Sammler-Kataloge und mehrerer numismatischer Fachzeitschriften, die für alle deutschen Münzen ab 1871 monatlich die aktuellen Marktpreise veröffentlichen. Die wichtigsten Zeitschriften sind "Münzen Revue", "Münzen & Sammeln" und "money trend"; sie sind zum Preis von ca. acht Euro beim Zeitschriften- oder Bahnhofsbuchhändler erhältlich.

So wie Briefmarken praktisch ausschließlich nach dem "Michel" zitiert werden, gilt für alle Münzen ab 1871 der "Jaeger" als das Standardwerk (lieferbar durch den Buchhandel oder Münzen-Versandhandel zum Preis von 24,90 Euro.) Dass die deutschen Münzen ab 1871 das beliebteste Sammelgebiet sind, hat mehrere Gründe.

Für den Sammler, der ein überschaubares Sammelgebiet mit absoluter Preistransparenz und dem Potenzial für eine interessante Kapitalanlage kombinieren möchte, gibt es sowohl bei den Goldmünzen als auch bei den Silbermünzen aus der Zeit von 1871-1945 ein vielfältiges Angebot aller Preiskategorien von zehn bis 100 000 Euro. Besonders die Münzen aus der deutschen Kolonialzeit sind wegen ihrer historischen Aussage und ihrer seit Jahren anhaltenden Wertsteigerung bei den Sammlern besonders gefragt. Die deutschen Münzen ab 1871 sind (noch) zu erschwinglichen Preisen zu haben. So werden 100 Jahre alte Münzen vom Münzhandel bereits für einen Euro angeboten. Für den größeren Geldbeutel gibt es im Angebot aber auch "3 Mark" aus dem Jahr 1916 von Württemberg für 8200 Euro.

Besonders der "Schnäppchenjäger" kann auch heute noch auf Trödelmärkten und in Opas Nachlass interessante Entdeckungen machen. So kostet die 1-Pfennigmünze von 1887 normalerweise zehn bis 20 Euro. Für eine Variante dieser Münze, - mit einem dicken Punkt nach PFENNIG - wurde 2008 auf Auktionen 20 000 Euro bezahlt. Ein bekannteres "Schnäppchen" sind die 50 Pfennig von 1950 G mit der Inschrift BANK DEUTSCHER LÄNDER, deren Marktpreis 300 bis 600 Euro beträgt. Hingegen kostet die 50 Pfennig von 1950 mit der Inschrift BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND nur 50 Cent.

Schon seit 2000 Jahren gibt es Sammler, die Münzen- und Medaillen mit bestimmten Motiven sammeln, wie Herrscher-Portraits, Tiere, Tempel und Kirchen, Götter der Antike oder Krieg und Frieden auf Münzen und Medaillen. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, denn die zeitgeschichtliche Entwicklung nach 1871 eröffneten dem Motiv-Sammler ganz neue Sammelgebiete. So gibt es inzwischen umfangreiche Sammler-Kataloge für Themen wie Luft- und Raumfahrt, Münzen und Medaillen aus Porzellan oder Silbermedaillen des I. Weltkrieges. Der größte Kreis der Sammler mit einem spezialisierten Sammelgebiet dürften aber die "Heimatsammler" sein. Sie sammeln einfach alles, was Bezug zu ihrer Stadt, ihrem Land oder zu einer bestimmten Region hat.

Am begehrtesten sind die numismatischen Zeitzeugen. Hierzu zählen neben den Medaillen vor allem die Notgeldausgaben in Form von Städtenotgeld-Münzen und Notgeldscheinen, die 1917 bis 1922 als Ersatz für das knapp gewordenen Umlaufgeld von Städten, Firmen und Privatpersonen herausgegeben wurden. Das größte Sammelgebiet ist das der Münzen des Auslands. Durch unendlich viele Gedenk- und Pseudoprägungen (auch zum Schaden des Sammlers) ist dieses Sammelgebiet nicht mehr überschaubar. Während der Katalog "World Coins" des US-Verlages Krause für das 20. Jahrhundert auf 2230 Seiten noch etwa 120 000 Münzen mit allen Jahrgängen und Preisbewertungen aufführt, ist diese Anzahl allein für den Zeitraum 2001 bis 2008 um 18 000 Münzen gestiegen. Nach wie vor geben aber viele Länder dieser Welt attraktive und vor allem auch sammelwürdige Münzen in maßvollen Auflagen heraus.


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