Genuas politische Freiheit ist bedroht: Der alte Herrscher Andreas
Doria hat die Stadt einst von den Franzosen befreit und auf seine
Alleinherrschaft verzichtet, indem er dem neuen Kleinstaat eine republikanische
Verfassung gab. Doch nun tritt sein Neffe Gianettino Doria sein Erbe an, der auf
eine unumschränkte Herrschaft nicht verzichten will. Die Bürger von Genua sind
in Aufruhr, denn sie erahnen schon Gianettinos ehrgeizige Pläne. Als Führer
ihrer Opposition wählen sie sich Fiesco, der früher schon für die Rechte der
Republik eintrat. Lange Zeit aber entzieht sich Fiesco seinen Mitverschwörern
und spielt sich als genusssüchtiger Lebemann auf - wohlweislich mit der Absicht,
Gianettino zu täuschen und sich scheinbar auf die Seite des reichen Adels zu
stellen. Fiescos Taktik funktioniert, bald durchschaut er Gianettinos
Machtabsichten und kann dessen Mittelsmann - ein Mohr, der ihn in Gianettinos
Auftrag umbringen sollte - für sich gewinnen. Dieser Mohr verschafft ihm sogar
die Liste mit den Namen der Senatoren, die Gianettino für seine Alleinherrschaft
beseitigen will, und als Gianettino schließlich eine politische Wahl
manipuliert, hat Fiesco genügend Beweise in der Hand, um alle Verschwörer hinter
sich zu bringen. Sie ordnen sich seinen Befehlen unter, nur einer von ihnen ist
misstrauisch. Der Republikaner Verrina wittert hinter Fiescos Auftreten
denselben Machthunger, der auch Gianettino umtreibt: die Herzogskrone für sich
zu gewinnen und Genua zu entmündigen! Verrina, dessen Tochter von Gianettino
brutal vergewaltigt wurde, will kompromisslos die Freiheit Genuas erkämpfen,
koste sie auch den Kopf von Fiesco und Gianettino. In der Tat ist Fiesco
geblendet von Erfolg und Macht, schwingt sich zum Wortführer des Volkes auf,
möchte es aber in Wahrheit seiner republikanischen Freiheit berauben. Wer wird
der Sieger in diesem Land, das politisch aus den Fugen geraten ist: Gianettino,
der ehrgeizige Erbe Dorias, Fiesco, der mit Hilfe des Volkes die Krone erlangen
will oder die Verschwörer, die tatsächlich für die Freiheit der Republik kämpfen?
Der junge Schiller begann nach seinem großen Theatererfolg "Die Räuber" mit der
Arbeit an diesem republikanischen Trauerspiel, obgleich er politisch verfolgt und
durch das Schreibverbot seines Landesherrn gemaßregelt wurde. Er, selbst ein Opfer
der aristokratischen Willkür, setzte sich über alle Zensur, Verbot und Bedrohung
hinweg - und als er schließlich sein neues Stück beendet hatte (1783), musste er
sich mit der harschen Kritik der Öffentlichkeit auseinandersetzen. Bearbeitung
auf Bearbeitung folgte, doch Erfolg hatte das Stück erst nach Schillers Tod.
Seine Aktualität beweist sich heute mehr denn je: Schiller führt den Ausverkauf
der politischen Werte zugunsten der eigenen Interessen vor, zeigt die Macht als
Chamäleon der wechselhaften, politischen Aussagen und zugleich die Ohnmacht
politischer Ideale: "Die Republik ist ins Herz gestoßen. Was sollen wir tun?"
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