Die Geschichte des Pony Express

von Gunar Bodendiek - 30.05.2002

Der am 03. April 1860 gestartete Pony Express war eines der bedeutendsten Abenteuer in der amerikanischen Besiedlungsgeschichte. Junge und mutige Reiter riskierten Ihr Leben für eine schnellere Postbeförderung zwischen Missouri und dem Westen der USA.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begannen amerikanische Siedler westwärts in die neu erworbenen Territorien Louisiana, Oregon und Kalifornien zu strömen. Durch den 1848 einsetzenden Goldrausch nahm die Bevölkerung in Kalifornien besonders schnell zu. So lebten Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als eine halbe Million Menschen westlich der Rocky-Mountains. Die Reise Richtung Westen war jedoch mühselig und gefährlich - führte sie doch durch unbewohnte und lebensfeindliche Gebiete. Aus diesem Grund wurde die Post für die westlichen Territorien nicht auf dem Landweg, sondern per Schiff von New York über Panama nach San Francisco befördert. Sie sollte 3-4 Wochen brauchen, um im Westen anzukommen, doch diese Zeit wurde nur selten eingehalten.

Die Nation sehnte sich nach einer schnelleren Postbeförderung

Besonders wichtige Nachrichten wurden auch auf dem Landweg durch das Militär überbracht. Eine regelmäßige Postbeförderung auf dem Landweg begann aber erst am 15. September 1858 durch die „Butterfield Overland Mail Company“. Sie nutzte eine südliche, 2.800 Meilen lange Route von Fort Smith in Arkansas über Missouri, El Paso und San Francisco. Doch auch hier dauerte es 22 - 25 Tage, oft auch länger, bis die Post ihr Ziel erreichte. Die Kalifornier bekamen ihre Isolation stark zu spüren. Los Angeles beispielsweise erfuhr von der Aufnahme Kaliforniens in die Union erst ganze 6 Wochen später. Der Nation war klar, dass eine schnellere Postbeförderung Richtung Kalifornien unbedingt erforderlich war.

Pony Express Route
Die Route des Pony Express verlief quer
durch den amerikanischen Kontinent.


Drei Unternehmer gründeten den legendären „Pony Express“

Im März 1860 gründeten William H. Russel, ein amerikanischer Transportunternehmer, und seine Partner Alexander Majors und William Waddel die Central „Overland California and Pike's Peak Express Company“ um eine direkte und ganzjährige Postroute, den legendären „Pony Express“, einzurichten. Diese Route führte von St. Joseph in Missouri über Sacramento nach Kalifornien und war damit 800 Meilen kürzer als die bisherige südliche Route. Allerdings war sie auch gefährlicher, denn bis auf wenige Forts und Siedlungen war die Strecke ein unbekanntes, nur von Indianern bewohntes Land.

Russel und seine Partner kauften 500 erstklassige Pferde, bauten 190 Poststationen entlang der Route und rekrutierten junge Reiter und Stationsvorsteher. Die Reiter mussten vor allem leicht, ausdauernd und mutig sein. Viele von ihnen waren erfahrene Grenzsiedler die sich mit den Schwierigkeiten der Strecke auskannten. Die Stationen waren je nach Gelände 10 - 20 Meilen voneinander entfernt und von unterschiedlicher Beschaffenheit. So gab es feste Häuser mit guter Unterkunft aber auch Erdlöcher, die nur mit Brettern abgedeckt waren. Versorgt wurden die Stationen durch Wagen und Kutschen, in denen auch Personen befördert wurden. An jeder Station wartete ein neues ausgeruhtes Pferd. Nachdem ein Reiter mehrere Stationen passiert und 75 bis 100 Meilen zurückgelegt hatte, übergab er seinen Postsack einem neuen Reiter. Laut Vorschrift dürfte solch ein Wechsel maximal 2 Minuten dauern - geübte Reiter schafften es jedoch in gerade einmal 15 Sekunden.


Einige Reiter bezahlten mit Ihrem Leben

Für die Reiter des Pony Express gab es nur eine Aufgabe: Die Post unter allen Umständen auf schnellstem Wege ans Ziel zu bringen. Doch diese Aufgabe war nicht ungefährlich. Oft gab es Unfälle bei denen Reiter oder Pferd verletzt wurden. Auch schlechtes Wetter und Konflikte mit Indianern und kriminellen Weißen erschwerten einen reibungslosen Ablauf. Von Mai bis Juni 1860 musste der Betrieb sogar völlig eingestellt werden, da aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Weißen auch einige Postreiter getötet wurden.

Anfangs gab es eine wöchentliche Lieferung. Ab Mitte Juni 1860 gab es zwei Lieferungen pro Woche, sowohl in westliche als auch in östliche Richtung. Im Sommer wurde die gesamte Strecke in 10 Tagen, im Winter in 12 - 16 Tagen zurückgelegt. Die schnellste Lieferung gelang im März 1861, als Abraham Lincolns Antrittsrede als Präsident der USA in nur 7 Tagen und 17 Stunden Kalifornien erreichte.

Schnell gewann der Pony Express an Popularität. Vor allem von den Kaliforniern wurde er immer sehnlich erwartet, lieferte er doch aktuelle Nachrichten aus dem Osten der USA. Viele Zeitungen aus dem Mittleren Westen und dem Westen führten Rubriken mit der Überschrift „News by Pony Express“ ein. Dieser Titel versprach die schnellsten und aktuellsten Nachrichten die es zu dieser Zeit gab. Dennoch - nach nur 19 Monaten fand der Pony Express ein jähes Ende. Mit der Fertigstellung der ersten transkontinentalen Telegraphenlinie am 24. Oktober 1861 und mittlerweile täglich verkehrenden Überlandkutschen gab es für den Pony Express keinen Bedarf mehr.


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