DIE KONSEQUENZ EINER IDEE

Die sozialen Auswirkungen des Darwinismus im 20. Jahrhundert

von Helen Fryman (Factum-Magazin, 15.02.2000)

Welchen Einfluss übt das Evolutionsmodell auf die Gesellschaft aus? Um diese Frage drehten sich die Ausführungen von Jeff Myers. Der Darwinismus ist eine Idee, die grundlegenden Einfluss nimmt auf Theologie, Philosophie, Wissenschaft und Gesetzgebung. Zunächst definierte Myers «Evolution» durch ein Modell. Darin ist die Materie ewig und es existiert kein Gott, noch ist einer nötig. Dagegen ist das ganze materielle Universum ein zufälliges Zusammenkommen von Atomen, welche bekannten physikalischen und chemischen Gesetzen gehorchen. Das Leben entstand aus toter Materie und die Vielfalt der Lebewesen ist das Resultat von zufälligen Mutationen, die mit der natürlichen Selektion zusammenwirkten.

Zuerst wurden die Konsequenzen der Evolutionstheorie von den Theologen diskutiert. Der Darwinismus verlangte und ermöglichte eine tolerante Theologie. Sowohl Gott als auch die Bibel wurden in Frage gestellt. Eine der ersten Folgen davon war der Atheismus. Darwin war Agnostiker. Er interessierte sich nicht für Theologie. Das gilt nicht für zwei Männer, deren Arbeiten direkt auf Darwin’s Theorie aufbauten und die viele Millionen Menschen betroffen haben und immer noch betreffen: Karl Marx und Friedrich Nietzsche. Beide waren Atheisten, deren Ideen von Darwin’s Theorie gestützt wurden.

Marx erweiterte Darwin’s Selektionstheorie auf den politischen Bereich. Er erklärte Religion zum Opium des Volkes, denn sie ersticke jedes Handeln im eigenen Interesse. Er betrachtete das Bewusstsein des Menschen als göttliche Instanz, als den eigenen Gott. Nietzsche übt – obwohl er im Lauf seines Lebens geisteskrank wurde – bis heute einen starken Einfluss auf die Welt aus. Nach seiner Meinung existiert kein Gott und somit auch keine Wahrheit. Marx wie Nietzsche folgten Illusionen. Beide waren inspiriert vom Darwinismus und zogen daraus logische Schlüsse.

Auch die Theistische Evolution hat ihre Wurzeln im Darwinismus. Danach schuf Gott durch Evolution, er ist ihr Lenker. Der Darwinismus stellt das Christentum so dar, dass es in direktem Widerspruch zu den Naturgesetzen steht. Evolution zerstört auch die Gründe für eine Existenz Jesu Christi, wie das schon mehrere prominente Evolutionisten schrieben. Als Folge wurde versucht, die Evolution mit dem Christentum zu verheiraten. Ausgangspunkt dieser Idee war Nordamerika, wobei Harvard-Professor Asa Gray (vermutlicher Mentor von Henry Ward Beecher) starker Befürworter war. Gray schrieb an Darwin, es sei wichtig, dass eine evolutionäre Theologie entworfen werde, die beide Seiten behandle. Gott habe Schritt für Schritt geschaffen – in Übereinstimmung mit Darwin’s Theorie der natürlichen Selektion.

Glücklich darüber, nicht selbst entscheiden zu müssen, waren viele Leute bereit, die Heirat dieser gegensätzlichen Ideen anzuerkennen. Doch dadurch wurden nicht nur die ersten elf Kapitel der Bibel eigentlich eliminiert, sondern auch sieben der acht Autoren des Neuen Testaments in Frage gestellt. Denn diese beziehen sich auf die Genesis als buchstäblicher Wahrheit. Von daher greift die theistische Evolution die ganze Bibel an. Die Fehlerlosigkeit der Schrift wird in Frage gestellt.

Noch eine Auswirkung auf die Theologie hat der Darwinismus im Bereich des Lebens im Glauben, und zwar bei der Unterscheidung von weltlichem und heiligem Leben. Mit der Annahme der Evolution wurde das Christentum auf den Sonntag verwiesen (in einigen Fällen auf den Samstag), denn der Glaube an Christus hatte nichts mehr zu tun mit dem Leben während der Woche. Der Glaube wurde zur Privatsache, die nur das Gewissen betrifft. Er soll keinen Einfluss nehmen auf jene Dinge, welche ausserhalb der Kirche ablaufen. Dies gilt zum Beispiel für die Wissenschaft.

Im Bereich der Philosophie hatte der etablierte Darwinismus ebenfalls grossen Einfluss, zum Beispiel durch seinen Relativismus. Das bedeutet, dass es keinen ahistorischen Massstab für Rationalität gibt, mit dem sich beurteilen lässt, welche Theorie besser ist. Also gilt: «Der Mensch ist das Mass aller Dinge.» Die letzte Konsequenz des evolutionären Weltbildes ist die Gewissheit, nichts mit Sicherheit zu wissen. Danach hätten sich sogar die Naturgesetze entwickelt und sind unter Umständen im Begriff, sich immer noch weiterzuentwickeln. Es gibt von daher kein Fundament, auf das sich der Mensch verlassen kann. Die Natur wurde nicht geschaffen und es gibt keine Intelligenz, die dahintersteckt. Es existiert nur die Zeit.

In dieser Ablehnung des Absoluten lässt die Evolution die Gesellschaft ohne einen übergeordneten Standard. Entdeckungen werden als Erfindungen erklärt, Erkenntnis ist selektiv und durch den Menschen hervorgebracht. Es gibt keine letzte oder endgültige Realität und es gibt keine spezielle Richtung für den Ablauf der Ereignisse. Das Universum hört dort auf, wo wir es uns denken, und es verändert sich, wenn sich die Theorien verändern. Die Wahrheit wird relativ.

Myers erwähnte, dass sich diese Auswirkung des Darwinismus in den amerikanischen Schulen so eingenistet hat, dass 82 Prozent der Hochschulstudenten meinen, die Wahrheit sei relativ. Wir können für uns selbst entscheiden, was richtig oder falsch ist: «Wir leben in einem freien Land».

Die logische Konsequenz davon ist die Frage, ob unser Universum wirklich ist, wofür wir es halten; und wenn wir das, was wir sehen, als Evolution erklären, dann wird unsere Methode des Sehens selbst absolut. Evolution wird zur absoluten Wahrheit und verändert die traditionelle Sicht der Realität. Mit anderen Worten, wenn der Evolutionist die Evolution als absolute Wahrheit anerkennt, sieht er nur noch Beweise für Evolution. Schöpfung wird dann für ihn definitionsgemäss zur Lüge. Der Evolutionist muss die Beweise für Schöpfung nicht nur ablehnen, er kann sie nicht einmal sehen. Alles, was er sieht, bestätigt Evolution, denn Evolution ist seine Wahrheit.

Myers sagte, dies führe zu einer Verdrängung der Kritik. Jene Akademiker, die Evolution nicht anerkennen, werden ausgestossen und als «bewusst unwissend» bezeichnet. Er zitiert Dawkins, einen der bekanntesten englischen Evolutionisten: «... jeder, der Evolution ablehnt, ist unwissend, dumm, geisteskrank oder böswillig ...» und an die Kreationisten gerichtet: «... sie glauben an die Schrift, wir aber glauben an die Wissenschaft, an die Vernunft».

Einige Evolutionisten sind davon überzeugt, dass keine intelligente Person etwas anderes als die Evolution als Wahrheit anerkennen kann. Myers bezeichnet jeden noch vorhandenen Überrest von christlichem Einfluss auf die heutige Gesellschaft als Rauch einer vergangenen Weltanschauung.

Myers betonte, dass der Einfluss der Evolutionstheorie auf die Wissenschaft dazu geführt habe, diese auf den Naturalismus zu beschränken. Der Naturalismus lehrt, die Lebewesen und der Kosmos seinen allein auf biologisch erfahrbare und materialistisch begründbare Erklärungszusammenhänge zurückzuführen. Gott wird verneint. Alles ist durch Evolution entstanden. Es gibt heute keinen Raum in der Wissenschaft für den Gedanken einer von aussen kommenden Schöpfung oder eines Gesetzes. Die Naturgesetze existieren ohne einen Gesetzgeber und alles hat einen natürlichen Ursprung. Es gibt nicht nur keinen Raum für eine Beziehung zwischen Gott und dem Menschen. Dieser Gedankengang führt letztlich dazu, dass Gott nicht nur ignoriert, sondern gehasst wird, wie dies Asimov demonstrierte.

Schöpfung wird als Herausforderung betrachtet. Sie bedroht angeblich sogar das freie Denken und die Aufklärung. Alles mögliche Wissen wird schlussendlich durch die wissenschaftliche Methode und durch die Beobachtungen der Menschen erworben. Das Ergebnis, wie beispielsweise im philosophischen Bereich, ist so, dass der Evolutionist die Welt anders sieht. An dieser Stelle erhebt Myers allerdings den Finger auch gegen die kreationistische Seite: «Beide Seiten sind schuldig mit der Gesinnung ‘so wollen wir es haben’.»

Nach Myers Ansicht hat die Evolutionslehre auch auf die Gesetzgebung einen Einfluss. Die Gesetze und die Verhaltensregeln, welche von den Behörden erlassen und durchgesetzt werden, müssen eine Basis haben. Gegenwärtig richten sie sich nach wissenschaftlichen Prinzipien. Die Sozialgesetze basieren auf dem Naturrecht und lehnen daher das Höchste ab. Das hat verschiedene Folgen. Zunächst macht sich der Mensch ohne eine höchste Autorität seine eigenen Verhaltensregeln. Die Menschen geben sich gegenseitig selber Gesetze. Es gibt daher keine unfehlbare Methode, um herauszufinden, was recht ist. Autorität und Rechtschaffenheit werden vom Staat bestimmt, der es hoffentlich richtig handhabt. Das unterstützende Argument ist, dass der Mensch in seinem Innersten tatsächlich nett sei. Myers ist damit nicht einverstanden. Er fordert uns auf, in die Welt hineinzusehen, etwa nach Bosnien, China oder in das Innere unserer Städte und deren Kriminalität. Er macht auf die Genozide aufmerksam, die zwar von den Darwinisten nicht bejaht werden, aber mit dem Darwinismus übereinstimmen.

Auf lange Sicht können sie als natürliche Selektion bezeichnet werden. Er führt Haeckel an, der diese Sichtweise förderte. Mit Hilfe einiger verzerrter und gefälschter Zeichnungen – die immer noch in unseren Schulbüchern abgedruckt sind – hatte Haeckel angeblich bewiesen, dass die Entwicklung der Embryos eine Wiederholung der Evolutionsgeschichte sei (siehe auch «factum» 1/99, S. 8–11). Der menschliche Embryo sei daher erst in seiner letzten Phase wirklicher Mensch. Haeckel vertrat sogar die Meinung, dass Neugeborene mit Geburtsfehlern nie zu richtigen Menschen werden können und daher vergiftet werden sollten.

Es gibt Beweise dafür, dass Haeckel mit Hitler bekannt war und dass Hitler Haeckels Sicht in die Tat umsetzen wollte. Myers erinnert sich, einen Professor gefragt zu haben, ob es stimme, dass ein Machthaber einfach deswegen Recht habe, weil er die Macht besitze. Und wenn das stimme, hatte Hitler nur deswegen Unrecht, weil er den Krieg verlor? Der Professor erwiderte, dass wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, so wäre er nicht im Unrecht gewesen. Er habe nur falsch gehandelt, weil er den Krieg verlor.

Myers schloss mit einem Zitat des Evolutionisten Barry Lynn, einem Pastor der Universal Church of Christ. Lynn behauptete schlicht, dass Evolution die einzig mögliche Antwort sei und führte dann den ersten Vers des Johannesevangeliums an, indem er eine kleine Ergänzung einfügte: «Im Anfang war das Wort, und das Wort könnte ‘Entwicklung’ (oder Evolution) heissen.»

Myers setzte dem die Verse entgegen, die tatsächlich im Neuen Testament stehen: «Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dieses geworden, und ohne dieses ist nichts geworden, was geworden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, doch die Finsternis hat es nicht ergriffen.»

Übersetzung: Hansruedi Stutz

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