... denn eher geht ein Kamel durch ein Nadelör, als daß man bei Wikipedia eine brauchbare Kurzbiografie über eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts fände: Die einen sind zu kurz, die anderen zu lang, die einen von bezahlten Claqueuren geschrieben, andere von politisch-korrekten Gutmenschen zensiert, und wieder andere einfach nur schlecht recherchiert.

Und das ist nicht etwa Zufall, sondern hat System. Dikigoros ist noch altmodisch ausgebildet worden, d.h. er hat an der Universität gelernt, was wissenschaftliche Arbeit ausmacht, nämlich das Auffinden von [Primär-]Quellen und [Sekundär-]Literatur und deren "kritische" Auswertung. ("Kritisch" verstanden im Sinne des altgriechischen Wortes, nicht dem neumodischen des Kritikasterns um jeden Preis :-) Denn nur das schafft neues Wissen - alles andere ist bloß wertloses Wiederkäuen.

Primärquellen sind alles, was auch vor Gericht als Beweismittel zulässig ist, z.B. Augen- und Ohrenzeugenberichte, Urkunden, Tatinstrumente u.a. Gegenstände, aus denen man direkte Schlüsse ziehen kann. Sekundärliteratur ist dagegen alles, was andere daraus geschlossen, darüber geschrieben und/oder gedacht haben. (Das ist nur eine allgemeine Definition; wer sich für Einzelheiten interessiert, besorge sich eine alte Auflage von "Werkzeug des Historikers" des Heidelberger Professors Ahasvar v. Brandt, das früher Pflichtlektüre für Geschichtsstudenten an allen ordentlichen deutschen Universitäten war.) Wohlgemerkt, das eine muß nicht grundsätzlich besser, richtiger oder wertvoller sein als das andere. So können z.B. Urkunden gefälscht sein, und Zeugen können lügen - wohl nirgendwo wird so viel gelogen wie in Memoiren, der Primärquelle für Biografien schlechthin. (Dennoch muß man sie - kritisch - auswerten.) Dagegen finden sich in Nicht-Auto-Biografien bisweilen wahre Perlen an Scharfsinn - aber sie sind halt "nur" Sekundär-Literatur. Dikigoros hat zwar eine "wissenschaftliche" Ausbildung genossen; aber er schreibt seine Webseiten nicht so sehr als Historiker denn vielmehr als Chronist des 20. Jahrhunderts, d.h. hauptsächlich der Ereignisse, die er selber - oder seine Frau oder seine Eltern oder seine Schwiegereltern - als Augen- und Ohrenzeugen mit erlebt haben. (Er ist also selber so etwas wie eine "Primär-Quelle" - aber Ihr dürft ihn gerne als "Sekundär-Literatur" zitieren :-)

Wikipedia erhebt den Anspruch, ein "wissenschaftliches" Lexikon zu sein - was es mitnichten ist. Dikigoros glaubte lange, das läge daran, daß man dort nicht wisse, was der Unterschied zwischen Quellen und Literatur ist und deshalb alles unkritisch in einen Topf werfe, in dem dann viele Köche den Brei verdürben. Aber das war ein Irrtum. Irgendwann fiel ihm auf, daß eigentlich nur Sekundärliteratur verwendet wird - vorzugsweise solche, die aus dem www stammt, denn wer ist schon noch so altmodisch, Bücher zu lesen?!? Und am aller vorzüglichsten werden eigene Ergüsse aufgeführt, d.h. ein Wikipedia-Artikel zitiert einen anderen Wikipedia-Artikel (womöglich vom selben Verfasser :-) und bezeichnet das dann als "Quelle"! Zwei solcher Quellen reichen als "Beweis" der Richtigkeit aus, und so tapst das Kamel geduldig im Kreis herum und hinterläßt das, was hinten 'raus kommt...

Dann entdeckte Dikigoros in der Rubrik "Wikipedia policy" einen Artikel, bei dem es selbst ihm den Atem verschlug, denn er zeigte, daß man dort sehr wohl weiß, was eine Primär-Quelle ist - man nennt sie nur anders, nämlich "Original Research". Und deren Auswertung ist strikt verboten! Für Wikipedia-Artikel darf nur "verwertet" werden, was bereits anderweitig veröffentlicht ist - vorzugsweise bei Wikipedia selber, daher also das o.g. Fänomen der Katze, die sich in den eigenen Schwanz beißt, pardon, des Kamels, das in die eigene Sch... tritt. Leute, Wikipedia ist Sch...! Gewöhnt Euch beizeiten an, Eure Schulaufgaben - und was immer Ihr später im Leben noch verfassen müßt - nicht dort abzuschreiben, denn damit macht Ihr Euch nicht nur zu Wiederkäuern, sondern Ihr käut - was das eigentlich schlimme daran ist - im Zweifel etwas falsches wieder. Forscht selber nach, macht Euch Eure eigenen Gedanken und erzieht Euch, wenn es schon Eure Lehrer und Professoren nicht mehr tun, zu selbständig denkenden Menschen!

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