Ich klage an (1941)

Genre:

Drama

Herstellung:

Deutschland 1941

Fassung :

s/w

Regie:

Wolfgang Liebeneiner

Produktion:

TOBIS Film,

Drehbuch:

Eberhard Frowein, Harald Bratt

nach Motiven des Romans "Sendung und Gewissen" von Helmuth Unger und einer Idee von Harald Bratt

Kamera:

Friedl Behn-Grund, Franz von Klepacki

Musik:

Norbert Schultze

Schnitt:

x 

L�nge:

 3 407 m

Filmdauer:

124 Minuten

Urauff�hrung:

28.08.1941 - f

Freigabe ab:

18 Jahre - 

zum damaligen Zeitpunkt: Pr�dikat: K�nstlerisch besonders wertvoll, volksbildend

Darsteller:

Heidemarie Hatheyer (Hanna Heyt), Paul Hartmann (Professor Heyt), Mathias Wieman (Dr. Lang), Christian Kay�ler, Harald Paulsen (Eduard Stretter), Erich Ponto, Albert Florath, Margarete Haagen, Charlotte Thiele, Hans Nielsen, Werner Pledath, Otto Graf, Franz Schafheitlin, Franz Weber, Bernhard Goetzke, Karin Evans, Just Scheu, W.P. Kr�ger, Ernst Sattler, Hellmut Bergmann, Karl Haubenrei�er, Curt Lucas, Hansi Arnstaedt, Leopold von Ledebur, Walter Janssen, Karl Dannemann, Ilse F�rstenberg, Wolfgang Osterholz, Harry Hardt, Hintz Fabricius, Willi Rose, Helmuth Kollek, Werner Siegert, Hans Ulrich Bach, Ernst Legal, Gertrud Roloff, Eva Blut, Carla Werner, Barbara Clemen, Roswitha Koennecke, Paul Rehkopf, Karl Mikulski

Ein Spielfilm �ber das moralisch-juristische Problemfeld von T�tung auf Verlangen. Die gedankliche N�he zur "Vernichtung unwerten Lebens" ist offensichtlich, wird im Film aber nicht thematisiert.

Professor Dr. Thomas Heyt (Paul Hartmann), dessen junge Frau Hanna (Heidemarie Hatheyer) an multipler Sklerose erkrankt, sucht in seinem pathologischen Forschungsinstitut erfolglos nach dem Erreger der Krankheit. Als sich Hannas Leiden rasch und qualvoll, ohne jede Aussicht auf Heilung, verschlimmert und sie zu sterben w�nscht, verabreicht er ihr die erl�senden Arsentropfen.

Der befreundete Hausarzt (Mathias Wieman), der eine T�tung auf Verlangen zun�chst verwarf, bef�rwortet den "Gnadentod" nachtr�glich: �berzeugt hat ihn das Schicksal eines an Gehirnhautentz�ndung erkrankten und von ihm behandelten Kleinkindes, das inzwischen blind, taub und "ganz idiotisch" ist. Heydt wird wegen T�tung seiner Frau angeklagt. Sein Schlusswort vor Gericht steigert sich zur flammenden Anklage gegen � 216 des Strafgesetzbuches, in der er die Vollstrecker �berwundener Anschauungen und �berholter Gesetze anklagt. Daneben werden von den Geschworenen auch andere Beispiele angef�hrt, bei denen T�tung im Falle unheilbarer Krankheit human erscheint.

Der Propagandafilm des Dritten Reichs zur Euthanasiefrage.

Der dramaturgisch geschickt aufgebaute und sehr suggestiv inszenierte Agitationsfilm diente den NS-Beh�rden zur Rechtfertigung ihrer systematischen Vernichtung von Geisteskranken sowie zur psychologischen Vorbereitung eines "Sterbehilfegesetzes".

Das Schlagwort vom �Lebensunwerten Leben� deckt im Dritten Reich Unmenschlichkeiten, die von der Euthanasie bis zum rassisch motivierten V�lkermord reichen.
In diesem Film, der im Auftrage von Staat und Partei geschaffen wurde, dreht sich die Haupthandlung �nur� um die �T�tung auf Verlangen�, deren Problematik aber erheblich ausgeweitet wird.
Man sieht die erste Riege der in jenen Jahren f�r dramatische Rollen verf�gbaren Schauspieler: Heidemarie Hatheyer, Paul Hartmann, Mathias Wieman, Christian Kay�ler, Harald Paulsen, Franz Schafheitlin, Albert Florath, um nur die wichtigsten zu nennen. Und der Regisseur Wolfgang Liebeneiner, der im Dritten Reich auch Propagandafilme wie �Bismarck� und �Die Entlassung� zu verantworten hatte, war ein K�nner seines Faches bei jenen Filmen, die Gef�hle mobilisieren, wie unter anderem seine Nachkriegsfilme �Liebe 47�, �Die Trapp-Familie� oder �K�nigin Luise� zeigen.
Angesichts der Bedeutung des Themas f�r die Nationalsozialisten und des Widerstandes der Bev�lkerung bei den unterschiedlichen Euthanasie-Aktionen, ist es verst�ndlich, das diesem Film das besondere Interesse des Propagandaministeriums galt, das man sich bis in Kleinigkeiten um die Gestaltung der Dialoge und der Aufnahmen k�mmerte.
So kam ein Film zustande, der unabh�ngig vom Nationalsozialismus, seinen Praktiken und seiner Propaganda, die damaligen Besucher wegen seiner Thematik intensiv interessierte ( und er wurde bis Kriegsende flei�ig vorgef�hrt und besucht ), der aber auch heute Besucher mit problematischen Fragen konfrontiert, auf die nicht leicht oder leichtfertig Antworten zu geben sind.

Aus dem Jahre 1935 ist eine �u�erung Hitlers zum Reichs�rztef�hrer Wagner �ber die von ihm geplante "Euthanasie" belegt. Hitler sprach damit etwas an, was von der NS-Propaganda sehr bald der �ffentlichkeit Schritt f�r Schritt vermittelt wurde: 1936 ver�ffentlichte zum Beispiel der Augenarzt Hellmuth Unger (�brigens Pressechef Wagners) seinen Roman "Sendung und Gewissen", der f�r die "Sterbehilfe" eintrat. Dieser Roman wurde dann sp�ter unter der Regie Wolfgang Liebeneiners verfilmt.

(teilweise aus: Lexikon des internationalen Films / Peter Malina: Ihre Grenzen .. / Movies Trier)


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