Bonn - neues Zentrum radikaler Islamisten?

Innenministerium bestätigt Zuzug von verdächtigen Personen

von: Westdeutscher Rundfunk (Oktober 2003)

Anmerkungen und Links: Nikolas Dikigoros

Bonn entwickelt sich nach ARD-Informationen zum Zentrum radikaler Islamisten. Dies berichtete das Fernsehmagazin "Panorama" Donnerstag Abend (02.10.2003). Das NRW-Innenministerium bestätigte den verstärkten Zuzug von Personen, die verdächtigt werden, mit Al-Qaida in Verbindung zu stehen.

Die König-Fahd-Akademie in Bonn-Bad Godesberg

"Unsere Verfassungsschützer haben in der Tat beobachtet, dass vermehrt Personen in den Bonner Raum ziehen, die im Verdacht stehen, etwas mit Al-Qaida zu tun zu haben", erklärte eine Sprecherin des Innenministerium in Düsseldorf. Die Verfassungsschützer beobachteten die Situation besonders genau. Dabei würden sie intensiv mit der Stadt Bonn, dem dortigen Polizeipräsidium und der Bezirksregierung Köln zusammenarbeiten und Informationen austauschen. Über die "König-Fahd-Akademie", eine Privatschule in Bad Godesberg, könne sie nichts genaueres sagen.

Anziehungspunkt "König-Fahd-Akademie"

Nach "Panorama"-Recherchen ist die "König-Fahd-Akademie", ein Anziehungspunkt für viele radikale Islamisten. Die 1994 eröffnete Akademie betreibt neben der Schule eine Moschee. Die Bonner Polizei, so "Panorama", habe "Durchsuchungen aufgrund von länderübergreifenden Ermittlungen" bestätigt. Die betroffenen Personen stünden im Verdacht, Kontakte zu Al-Qaida zu haben. Gegenüber wdr.de erklärte Polizeisprecher Harry Kolbe, es gebe "einen Zuzug bestimmter Personen, die hier Kontakte halten und pflegen." Weitere Einzelheiten wolle er aus "polizeitaktischen Gründen" nicht nennen.

Die Schulbehörde prüft

Die "König-Fahd-Akademie", eine so genannte Ergänzungsschule, ist bereits seit einiger Zeit im Visier der Kölner Bezirksregierung. Die obere Schulbehörde habe sich in der Akademie angemeldet, sagte deren Sprecher August Gemünd zu wdr.de. Sie will überprüfen, ob alle 465 Schüler, darunter 195 mit deutscher Staatsangehörigkeit, zu Recht dort sind. Ergänzungssschulen sind für solche Schüler gedacht, deren Lebensmittelpunkt zukünftig nicht in Deutschland liegen wird. Deutsche und Ausländer, die dauerhaft hier leben, müssen auf eine deutsche Schule gehen - außer sie sind vom Unterricht befreit. Gemünd: "Es könnte sein, dass die zuständigen Schulämter bei der Befreiungspraxis zu vertrauensvoll gewesen sind."

Verdacht: Spenden für Taliban gesammelt

Bei ihren Recherchen stießen die "Panorama"-Reporter auf einen gebürtigen Ägypter namens Sayid M., der seine Tochter auf die Schule der König-Fahd-Akademie geschickt habe. Das Bundeskriminalamt besitzt ein Dossier über den Mann, das der "Panorama"-Redaktion vorliegt. "Er steht im Verdacht, Mitglied in einer kriminellen Vereinigung zu sein, über Kontakte zum Terrornetz Bin Ladens zu verfügen und Spendengelder für die Taliban gesammelt zu haben", so "Panorama"-Reporter Thomas Berndt gegenüber wdr.de.

Ein Sprecher des Bundeskriminalamtes wollte dies zunächst nicht bestätigen. "Selbst wenn es stimmen sollte, geben wir dazu keine Auskunft."

Bereit sein für den Dschihad

Die "Panorama"- Reporter waren Zeugen eines Gottesdienstes in der Moschee. Dabei habe der Imam am 26. September gepredigt, den Kindern müsse das Speerwerfen beigebracht werden, damit sie stark würden, um für den Dschihad bereit zu sein. Dazu Autor Berndt: "Ein Islamwissenschaftler, den wir um eine Einschätzung baten, bewertete die gemachten Äußerungen als Aufruf zur Verbreitung des Islam mittels Waffen und Gewalt."

Die Schulleitung dementierte die Vorwürfe gegenüber dem WDR. Die Moschee sei ein Gebetsraum. Dort werde bestimmt nicht zum Dschihad aufgerufen. [Wo denn sonst? Anm. Dikigoros]

Link zum Thema:


URL:

http://www.wdr.de/themen/politik/nrw/islamisten_bonn/index.jhtml



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