Duško Popov - Der wahre James Bond

(Medienkritik, 18. Dezember 2008)

“Codename Tricycle: The True Story of the Second World War's Most Extraordinary Double Agent”. So heißt ein Buch, das die Biographie eines serbischen Doppelagenten, der gleichzeitig für die Nazis und die Alliierten arbeitete, schildert. Der Autor Russel Miller ist Journalist und hat ein paar Jahre in CIA- und MI5-Archiven recherchiert, um die Geschichte Popovs zu erzählen.

Popov stammte aus einer reichen und einflußreichen serbischen Familie und wuchs in Dubrovnik auf. Er studierte Jura in Belgrad und machte seinen Doktor in den 1930er Jahren an der Universität Freiburg. Dort befreundete er sich mit dem Sohn eines wohlhabenden Hamburger Werftbesitzers, Johan Jesben, der später, während des Zweiten Weltkriegs, bei der Wehrmacht arbeitete. Dieser Hamburger Kommilitone bat Popov um Informationen und so wurde der Serbe urplötzlich Nazi-Spion wider Willen.

Da Popov die Nazis nicht mochte, bot er seine Informationen auch gleich dem englischen MI5 an und wurde so zu einem der berüchtigtsten Doppelagenten des Zweiten Weltkriegs. Unter anderem, warnte er etwa den damaligen Chef des FBI (Edgar J.Hoover) vor einer japanischen Attacke auf Pearl Harbour. Hoover aber mißtraute Popov und hielt ihn für einen zwielichtigen Typen, so dass er dessen Warnungen nicht ernst nahm.

Popov galt als Playboy und unwiderstehlicher Frauenheld. Die Engländer verpassten ihm den Codenamen “Tricycle” (Dreirad), weil er auf Partys meistens gleich zwei Frauen im Arm hatte und man munkelte, dass er auch im Bett zwei Frauen bevorzugte. Erzählungen zufolge hatte er einen unwiderstehlichen Charme und wirkte auf Frauen sehr anziehend. Popov hatte auch unzählige Affären mit Frauen der High Society, unter anderem mit der französischen Schauspielerin Simone Simon, die in einem Horror-Kultfilm (Cat People von Jacques Tournier) eine Serbin spielt, die davor Angst hat, in eine Raubkatze verwandelt zu werden.

Ein MI5-Agent, der neben diversen hochgefährlichen Doppelspionage-Aktivitäten ein ausuferndes Sexualleben mit schönen Frauen hat? Die Parallelen zur James Bond Figur des englischen Autoren Ian Flemming sind offensichtlich. Tatsächlich arbeitete Flemming während des Zweiten Weltkriegs für den britischen Navy-Geheimdienst und soll Popov im Auftrag der Regierung beobachtet haben. Flemming traf Popov zum ersten Mal bei einer Pokerrunde in einem Lissaboner Casino. Diese Begegnung diente Flemming als Inspiration für seinen ersten James Bond Roman Casino Royale.

Als 2006 Casino Royale mit Daniel Craig in den Kinos anlief, strahlte der australische Fernsehsender SBS den ersten Dokumentarfilm über Popovs Leben mit dem Titel Double Agent Popov -- The Original James Bond aus. Hier der erste Abschnitt des Dokumentarfilms:

Links:
The name’s Tricycle, Agent Tricycle (BBC News Online, 9. Mai 2002)
Der Mann, der 007 war (ORF)
Mein Vater, James Bond.
Interview mit dem Sohn Dusko Popovs (Politika, auf Serbisch)
Tricyle (Wikipedia)
Codename Tricycle: The True Story of the Second World War’s Most Extraordinary Double Agent von Russel Miller (Amazon)

Spy, Counterspy
(Autobiographie Dusko Popovs bei Amazon)
Inspirations for James Bond
(Wikipedia)


zurück zu Live and Let Die

heim zu Avez-vous Bourbon?

heim zu Reisen durch die Vergangenheit