"THE WORLD IS YOURS"*
The Shame of the Nation**
Does[n't] Crime Pay?***

*"Die Welt ist Dein" **Die Schande der Nation ***Zahlt sich Verbrechen [nicht] aus?
Paul Muni als Tony Camonte alias Al Capone
HOWARD HAWKS: SCARFACE (1930/32)

EIN KAPITEL AUS DIKIGOROS' WEBSEITE
DIE [UN]SCHÖNE WELT DER ILLUSIONEN

Dreimal stellt Euch Dikigoros auf dieser "Reise durch die Vergangenheit" Personen vor, liebe Leser, die Ihr wahrscheinlich in keinem "seriösen" Geschichtsbuch wieder finden werdet, weil die so genannten "Fach-Historiker[innen]" der Meinung sind, daß sie eigentlich gar keine "Persönlichkeiten der Weltgeschichte" waren. Dennoch haben ihre Geschichten mehr Staub aufgewirbelt - zumindest in den Medien, und das 20. Jahrhundert ist nun einmal das Zeitalter der Medien - als die irgendeines zeitgenössischen "Staatsmannes". Bei Wilhelm Voigt, dem Flickschuster, der zum "Hauptmann von Köpenick" avancierte, und bei Konrad Kujau, dem Antiquitätenhändler, der als "Fälscher der Hitler-Tagebücher" in die Geschichte einging, wird das niemanden sonderlich verwundern - was gab es zu ihrer Zeit schon an bedeutenden (im Guten wie im Bösen) "Staatsmännern", die diesen Namen verdienten? Wilhelm der letzte? Birne? Eben... Aber 1930, als Al[fonso] Capone Chicago beherrschte und "Scarface" gedreht wurde, gab es da nicht Leute ganz anderen Kalibers? In der Sowjet-Union hatte Stalin die Macht schon an sich gerissen; in den U.S.A. hockte Roosevelt in den Startlöchern, im Deutschen Reich Hitler... (Nein, liebe Leser, nicht in den Startblöcken, denn damals schaufelte man sich noch richtige Löcher in die Aschenbahn - aber das ist eine andere Geschichte.) Wer von den vieren war der größte Verbrecher, wer der populärste? Passen diese beiden Adjektive überhaupt zusammen? Und ob, liebe Leser, und ob. Das war nicht zuletzt ein Verdienst der Propaganda mit den neuen, staatlich gelenkten Massenmedien, dem Rundfunk (da waren Roosevelt und Hitler Weltmeister) - Fernsehen gab es noch nicht - und dem Kinofilm, den vor allem Stalin massiv zur Verdummung der Volksmassen einsetzte, und der ihn bis zu seinem Tode so populär machte wie keinen anderen Politiker der Sowjet-Union vor oder nach ihm. Stellen wir den ersten Teil der Frage dennoch um, dann fällt es Dikigoros leichter, sie zu beantworten: Al Capone war der kleinste Fisch, und das sah zumindest das amerikanische Volk genau so, allen voran die Kinogänger, bei denen er der populärste, beliebteste Gangster des 20.Jahrhunderts war. Das war nicht allein, aber auch das Verdienst des Filmes, den Dikigoros Euch hier vorstellen will - und er schreibt bewußt "Verdienst", nicht etwa "Schuld", denn er glaubt, daß "Scarface" in seiner Wirkung richtig liegt, und daß seine Kritiker arg daneben liegen, wenn sie Howard Hawks "Verharmlosung" Al Capones vorwerfen - der kam, ganz im Gegenteil, auf Betreiben der staatlichen Zensurbehörde eher zu schlecht weg als zu gut.

Wenn Ihr "Al Capone" hört (hoffentlich in der richtigen Aussprache, "Caponi", denn so schrieb sich sein italienischer Familienname ursprünglich; seine Eltern änderten das Endungs-"i" in ein "e", als sie in die U.S.A. einwanderten, damit man den Namen nicht "Kaponai" aussprach; daß die Amis daraus "Käpoun" machen würden, bedachten sie nicht), dann denkt Ihr sicher gleich an die "Mafia" (was nicht nur falsch ist, sondern eine geradezu tödliche Beleidigung, denn die Familie Caponi stammte nicht aus Sizilien, sondern aus Castelmare di Stabia, einem Vorort von Neapel - und dort regierte nicht die Mafia, sondern die Camorra :-), an das Chicago der 30er Jahre, an Mord und Totschlag. Aber habt Ihr dabei auch ein bestimmtes Bild vor Augen? Wahrscheinlich nicht, denn Capone verspürte kein Bedürfnis, sein Foto täglich in der Zeitung abgebildet zu sehen, anders als heutige "Prominente". So sind die einzigen authentischen Fotos, die wir von ihm besitzen, solche aus dem Verbrecher-Album, und selbst die wurden nicht gerade in der Öffentlichkeit breit getreten. Das linke zeigt ihn nach einer polizeilichen "Vernehmung", bei der ihm nicht nur das Haar geschoren, sondern auch das Gesicht grün und blau geschlagen wurde. [Daher hatte er seinen Spitznamen "Narbengesicht" aber nicht; den - genauer gesagt die ihm zugrunde liegende Narbe - hatte er sich in jungen Jahren bei einen Kneipenschlägerei zugezogen.] Später setzte man ihm einen Hut auf die zerschlagene Stirn und überschminkte die übrigen Wunden - so entstand das "offizielle" Foto in der Mitte. Und dann kam Howard Hawks und überredete Paul Muni, die Hauptrolle in seinem Film "Scarface" zu übernehmen - daher stammt das Foto rechts. Für Muni, der bis dahin ein eher unbedeutender kleiner Schauspieler am jüdischen Theater von New York gewesen war, sollte das der Einstieg zu einer recht ordentlichen Filmkarriere werden; dabei war der Landsmann Billy Wilders (er war wie dieser im österreichischen Galizien geboren und nach dem Ersten Weltkrieg vor dem polnischen Terror gegen Minderheiten in die U.S.A. geflohen) eigentlich gar nicht glücklich über diese Rolle. Er hielt sich selber für eine Fehlbesetzung, da er nicht "böse" genug aus der Wäsche schauen konnte - ihm behagten seine späteren Rollen als Louis Pasteur, Emile Zola und Benito Juárez weitaus mehr. Doch Muni irrte: Weder den Naturwissenschaftler noch den Journalisten nahm man ihm ab, und als mexikanischer Räuberhauptmann wirkte er geradezu lächerlich. Dagegen war er für den Camonte wie geschaffen; Alfonso Capone aus Brooklyn/New York war gar nicht "der" Kriminelle, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, sondern ursprünglich ein braver Buchhalter ebenso braver Eltern (die nicht nur nichts mit der Mafia, sondern auch nichts mit der Camorra zu tun hatten; der Vater war Frisör, die Mutter Näherin); also jemand der, wenn er denn kriminelle Energie entwickelt, weniger zur Gewaltkriminalität neigt als zur Steuerhinterziehung - oder glaubt Ihr im Ernst, liebe Leser, die amerikanischen Behörden hätten ihn nur wegen letzterer verknackt, wenn sie ihm darüber hinaus irgend etwas anderes hätten nachweisen - oder auch nur halbwegs glaubhaft konstruieren - können?

Und damit sind wir schon bei den Gründen für Al Capones Popularität. Was hatte er denn schon groß getan, um sich beim Volk unbeliebt zu machen? Es herrschte Prohibition - aber die machte nur die Politiker unpopulär bei all denen, die nun keinen Whisky, keinen Wein und kein Vollbier mehr bekamen; die Betreiber von "Speakeasies [Flüsterkneipen]", die dieses Verbot unterliefen und außerdem noch die Gelegenheit zu illegalem Glücksspiel boten, erfreuten sich dagegen allgemeiner Beliebtheit. [Warum auch nicht? Wer sich unbedingt seine Leber ruinieren will, soll das doch tun - viel schlimmer ist die Volksdroge Nikotin, die auch andere, so genannte "Passiv-Raucher", schädigt!] Und mehr war Al Capone zunächst nicht. Als ihm die Konkurrenz auf die Pelle rückte, gab er zunächst als der Klügere nach und ging von New York nach Chicago. Das war bis zum Ersten Weltkrieg eine überwiegend deutsche Stadt gewesen, ähnlich wie Cincinnati, Indianapolis, St. Louis und viele andere amerikanische Großstädte. Durch die Ausrottung der deutschen Kultur seit 1917 (einem der finstersten Kapitel in der Geschichte der U.S.A., wenn nicht dem finstersten, auch wenn es bis heute verdrängt und hinter der ungleich weniger erfolgreichen Ausrottung der "Rothäute" und der Versklavung der Schwarzen versteckt wird) war ein Vakuum entstanden, in das nun die Italiener eindringen konnten; noch heute gibt es in Chicago eine eigenständige italienische Gemeinde, wie man sie sonst nur von Asiaten, Latinos und Schwarzen kennt, die nicht im amerikanischen "Melting Pot" unter-, pardon aufgegangen sind - und wahrscheinlich nie in ihm aufgehen werden. Die Gemeinden der anderen mittel- und osteuropäischen Völker, die Dikigoros noch kennen gelernt hat, sind dagegen untergegangen, nicht nur in Chicago - aber das ist eine andere Geschichte.)

Als man Capone freilich auch dort immer mehr zusetzte, schlug er zurück, und zwar mit überlegener Intelligenz (er ließ sich nie erwischen, sondern immer andere die Drecksarbeit machen). Er bestach die Politiker und die Polizei und nahm der letzteren noch die Arbeit ab, die sie nicht zu leisten vermochte: Er räumte unter der Konkurrenz auf, und zwar gründlich. Na wenn schon. Schockiert Euch das, liebe Leser? Sollte es aber nicht: Wenn der Staat das ihm obliegende legale fysische Gewaltmonopol nicht so einsetzt, daß die Sicherheit seiner Bürger geschützt wird, dürfen sich seine Organe nicht wundern, wenn das von anderen übernommen wird. [Und diese Dienstleistung muß natürlich auch irgendwie durch Umlagen finanziert werden. Wenn der Staat es tut nennt man es "Steuereintreibung", wenn Mafia oder Camorra es tun, "Schutzgeld-Erpressung" - aber der hauptsächliche Unterschied besteht eigentlich nur darin, daß die letzteren es meist für eine konkrete Gegenleistung tun, nämlich den - durchaus gewährten - Schutz, während der Staat das Geld oft einfach nur eintreibt, um es für Prestigeobjekte oder die eigenen Taschen der Politiker zu verplempern, ohne den von ihm abgezockten Steuerzahlern irgendeine brauchbare Gegenleistung zu bieten. Das gleiche gilt für den Unterschied zwischen "illegalen Glücksspielen" und staatlichen "Lotterien".] Auch damit machte Al Capone also beim Publikum keine schlechte Figur. Nur eine Missetat konnte seiner Reputation ernsthaft schaden - und deshalb konstruierten seine Feinde auch genau diese: Steuerhinterziehung. Die sieht das Volk gar nicht gerne, bei Unternehmern ebenso wenig wie bei Politikern - mit welchem "Recht" muß der kleine Mann auf der Straße Steuern blechen, während "die da oben" immer ungeschröpft davon kommen? Zumal in Zeiten der Wirtschaftskrise: Der so genannte "Schwarze Freitag" an der New Yorker Börse im Oktober 1929 war ja nur der Anfang der großen Depression gewesen (die den U.S.A. mehr Arbeitslose bringen sollte als allen anderen Industrie-Ländern zusammen); seitdem war es kontinuierlich weiter bergab gegangen - und es sollte noch weiter bergab gehen, bis Roosevelt nach dem Scheitern seines "New Deals" auf die geniale Idee verfiel, einen neuen Weltkrieg gegen diejenigen Staaten, die ihre wirtschaftlichen Probleme besser in den Griff bekommen hatten, vom Zaun zu brechen, an dem sich die U.S.A. langfristig sanieren sollten.

Aber kommen wir zum Film: Im nächtlichen Chicago wird ein offensichtlicher Gangster in einer Telefonzelle erschossen - von seinem eigenen Leibwächter (dessen Gesicht man freilich nur schattenhaft sieht). Am nächsten Morgen steht in der Zeitung, daß der Tote ein hohes Tier unter den lokalen Gangster war, "Big Louie" Costillo (hinter dem sich der historische "Big Jim" Colosimo verbirgt), und daß dies wahrscheinlich der Beginn eines groß angelegten Kampfes um den illegalen Alkoholmarkt gewesen sei. Tony Camonte liest diese Schlagzeile beim Frisör - da wird er auch schon verhaftet. Aber die Polizei kann ihm nichts nachweisen, und er verweigert die Aussage: "Ich weiß nichts, ich sehe nichts, und ich höre nichts, und wenn doch, dann erzähle ich das jedenfalls nicht den Bullen." Da kommt auch schon sein jüdischer Anwalt Epstein mit einem Wisch, pardon Writ of Habeas Corpus und erwirkt seine Freilassung. Der Polizeichef blafft ihn an: "Eines Tages werden dir deine korrupten Anwälte und Politiker nichts mehr helfen... wir kriegen dich, wie alle anderen auch!" Wer's glaubt... Camonte nicht. Er sucht seinen Boss auf, Johnny Lovo (hinter dem sich der historische Johnny Torrio verbirgt), der sich gerade mit seiner Geliebten Poppy verlustiert (wohlgemerkt ganz harmlos - der Film ist jugendfrei und zeigt nicht nur keine Sexszenen, sondern auch keinen Tropfen Blut, trotz der vielen Morde, dennoch galt er als einer der gewalttätigsten und brutalsten Streifen seiner Zeit - so ändern sich die Zeiten). "Ich stehe in der Zeitung," sagt Camonte stolz. "Sicher in der Rasierklingen-Reklame," spottet Poppy unter Anspielung auf seine Gesichtsnarbe. Lovo bezahlt Camonte für den Auftragsmord an Costillo (damit auch der letzte Zuschauer Bescheid weiß), beauftragt ihn, ein Kreuz aus weißen Nelken für dessen Begräbnis zu besorgen und sich als nächstes die südlichen Stadtbezirke von Chicago vorzunehmen. Aber Camonte hat insgeheim viel weiter reichende Pläne, wie er in der nächsten Szene seinem Freund Guino anvertraut: Er will ganz Chicago, auch den Norden, an dessen Unterweltboss O'Hara (hinter dem sich der historische Dean [oder Dion] O'Banion verbirgt) sich Lovo nicht heran traut - aber den wird er auch noch aus dem Weg räumen.

Die nächste Szene mag der Zuschauer zunächst für weniger wichtig halten, dennoch liefert sie den Schlüssel zum Ende der Geschichte: Tony Camonte ist bei seiner alten Mutter zu Besuch, futtert Spaghetti und erwischt seine Schwester [Fran]Cesca beim Knutschen im Hausflur. Damit sie es nicht nötig habe, sich mit fremden Männern herum zu treiben, gibt er ihr Geld, sehr zum Mißfallen der Mutter, die ganz verzweifelt ist, daß sich offenbar ihr Sohn zu einem Gangster entwickelt hat, und ihre Tochter zu einer Schlampe. Ja, liebe Leser, so ist das, nicht nur in den USA und nicht nur unter Italienern, sondern es scheint eine feste Regel im Schicksal von Immigranten-Familien zu sein: Die Eltern wandern in ein fremdes Land ein, schuften Tag und Nacht, um sich eine neue Existenz aufzubauen, vernachlässigen darob die Erziehung ihrer Kinder und schaffen es daher nicht, ihnen die eigenen alten moralischen Werte zu vermitteln, da die ja im Gastland nicht mehr gelten, und die neuen des Gastlandes übernehmen die Kinder auch nicht. Sie sitzen zwischen allen Stühlen - sprachlich, moralisch, kulturell. Es kommt, wie es kommen muß: Die nächste Generation wird arbeitslos und vielleicht auch schon kriminell, spätestens die übernächste letzteres. Integration? Vergeßt es - wenn sie sich integrieren, dann in das kriminelle Milieu ihrer bereits dort "etablierten" Landsleute. Ohne Lovo kein Camonte, ohne Torrio kein Capone. Und der Witz (über den Dikigoros nicht lachen kann) ist, daß es immer schlimmer wird, viel schlimmer als es zuhause je geworden wäre - aber das kennt Ihr ja auch, liebe Leser, die Ihr im Deutschland des späten 20. Jahrhunderts gelebt habt: Weder in Italien noch auf dem Balkan noch in der Türkei noch irgendwo in Arabien oder Afrika gibt es so viele kriminelle Italiener, Balkanesen, Türken, Araber und Afrikaner wie unter den Immigranten in Mitteleuropa. Jeder weiß es, aber niemand traut sich, es laut zu sagen, geschweige denn, die Konsequenzen daraus zu ziehen.

Camonte und Lovo besuchen eine General-Versammlung der illegalen Bierbrauer, und letzterer ernennt sich großspurig zu deren "Präsident"; anschließend ziehen Tony und Guino los, um den Inhabern der Flüsterkneipen das Zeug zu verkaufen - zu erhöhten Preisen. Wer nicht spurt, wie Meehan, der Inhaber des "Shamrock Café" (offenbar ein irisches :-) wird zusammen geschossen - so steht es jedenfalls am nächsten Morgen wieder in der Zeitung; dem Zuschauer wird das Blutbad erspart. Dämlicherweise schreibt die Zeitung auch, wo Meehan - der überlebt hat - im Krankenhaus liegt; und Camonte stattet ihm dort sogleich eine tödliche Visite ab.

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Ein Jahr vergeht (eine Maschinenpistole schießt die Kalenderblätter ab); Camonte ist offenbar zu Reichtum gekommen, denn er ist mit Klunkern behängt, als er Lovo und Poppy wieder trifft. Er hat offenbar O'Hara im Norden Chicagos provoziert, wie Lovo verärgert bemerkt - und da fährt auch schon ein Wagen vor und lädt eine Leiche ab, einen von Lovos "Mitarbeitern", mit einer schriftlichen Warnung O'Haras, sich aus dem Norden heraus zu halten. Aber Tony denkt gar nicht daran - im Gegenteil: Er schickt seinen Freund Guino aus, um O'Hara umzulegen (die Einzelheiten bleiben dem Zuschauer wiederum erspart); der hat gerade Vollzug gemeldet, als Poppy in Camontes neuem Apartment auftaucht. Warum er sich denn kein schöneres geleistet habe, fragt sie ihn. "Weil mir die Aussicht auf die Leuchtreklame da draußen so gut gefällt," antwortet der. Da hängt sie, mit dem Spruch aus der ersten Zeile der Überschrift: "Die Welt gehört Ihnen. Cook's Tours." - "Eines Tages werde ich sagen: o.k., sie gehört mir," sagt Tony. Poppy ist begeistert und will sich gerade von ihm verführen lassen, als mal wieder die Polizei auftaucht und ihn verhaftet, wegen Mordes an O'Hara. Aber erneut kann sie ihm nichts nachweisen, und Epstein ist wieder nicht weit, um ihn heraus zu holen.

Es folgen Mord und Totschlag am Fließband: O'Haras Leute versuchen vergeblich, Camonte umzulegen, der entkommt, lockt seine sieben wichtigsten Kontrahenten in einer Art Autogarage in die Falle (das berühmt-berüchtigte "Valentinstag-Massaker", das Billy Wilder in "Some like it hot [Manche mögen's heiß]" so unnachahmlich parodieren sollte) und erledigt zuletzt auch O'Haras Nachfolger Gaffney - auf einer Bowlingbahn. Bei einer dieser Auseinandersetzungen erbeutet Tony (bzw. Guino für ihn) eine der neuartigen Maschinenpistolen vom Typ Thomson 21A, mit der man 300 Schuß pro Minute abfeuern kann (daher auch der Spitzname "typewriter [Schreibmaschine]" - 300 Anschläge pro Minute galten damals als Spitzenwert). Er liebt sie "wie ein Baby, das man auf seinen Armen trägt". Die Reaktion auf den Bandenkrieg in Chicago: großes Gejammere allenthalben, aber niemand tut etwas. (Zwischentitel im Film, an die Zuschauer gerichtet: "Was tun Sie dagegen?") Die Polizisten sind empört, die Zeitungs-Redakteure auch - aber natürlich will keiner von ihnen auf die schönen Schlagzeilen verzichten, die ihm dieser Gangster-Krieg beschert, selbst auf die Gefahr hin, daß Leute wie Camonte in den Augen ihrer Leser immer mehr zu "Helden" werden. So auch in den Restaurants: Im "Paradise Club" werden Camonte, Lovo und Poppy geradezu wie königliche Gäste behandelt (merke: Geld stinkt nicht)! [Und die Regisseure, liebe Leser? Die doch wohl erst Recht: Der Ex-Reporter Benjamin Hecht hatte 1927 den Reigen der Gangsterfilme eröffnet mit "Underworld"; bevor "Scarface" in die Kinos kam folgten noch "The Racket", "The Lights of New York", "Doorway to Hell", "Little Caesar" (von Mervyn LeRoy, der 20 Jahre später "Quo vadis" drehen sollte), "The Big House", "Public Enemy", "Quick Millions", "The Secret Six", "City Street" und "Hush Money".] Hinter den Kulissen schwelt es jedoch bereits, und als Camonte wieder nur knapp einem Mordanschlag entgeht (es ist die in amerikanischen Filmen seither unverzichtbare Verfolgungsjagd im Auto), kommt er zu dem Schluß, daß kein anderer hinter demselben stecken kann als eben Lovo. Mit Hilfe seines Freundes Rinaldo stellt Camonte ihm eine Falle und beseitigt auch ihn. Nun ist er wirklich der ungekrönte König der Unterwelt von Chicago - wie soll man nun noch das moralisch gänzlich unerwünschte Happy-end verhindern?

Wie so oft in historischen Filmen greift der Regisseur zum Kunstgriff einer (frei erfundenen) Liebesgeschichte. In diesem Fall hat sich Howard Hawks das so ausgedacht: Tonys Schwester Cesca und Rinaldo haben heimlich geheiratet - wovon Tony jedoch nichts weiß. Der glaubt vielmehr, daß sie mit ihm in wilder Ehe zusammen lebt. Wutentbrannt fährt er hin und erschießt Rinaldo. Nun hat die Polizei endlich einen Grund, ihn zu verhaften - diesmal rettet ihn kein Epstein. Das weiß er auch, deshalb verbarrikadiert er sich in Cescas Wohnung (sie hält zu ihm - die Bande des Blutes sind in Italien dicker als die der Ehe) und leistet Widerstand. Die Polizei stürmt die Bude und erschießt ihn - jedenfalls in der Originalversion. Amen.

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Und die Moral von der Geschicht'? Die hat schon immer viele Leute gestört. Ist Al Capone nicht die geradezu ideale Verkörperung des "American Dream" vom sozialen Aufstieg durch Tüchtigkeit - und sei es Tüchtigkeit im Kriminellen? Zahlen sich seine Verbrechen nicht aus? Lebt er nicht in Saus und Braus, hat Geld, schöne Frauen und auch sonst jeden nur erdenklichen Luxus? Scheitert er nicht letztlich nur an seiner dummen Eifersucht auf die Männer seiner Schwester (die als "typisch italienisch" empfunden wird, also als bloßes "Noch-nicht-100%ig-in-Amerika-integriert-sein")? Oder, noch schlimmer, scheitert er, der es im "Beruf" durch seine Unmoral ganz nach oben gebracht hat, nicht ausgerechnet an seinen "altmodischen" Moralvorstellungen im Privaten? Mit solchen und ähnlichen Argumenten hat man versucht, den Film herunter zu machen, womöglich gar zu verbieten. Aber "Scarface" ist auch ein Musterbeispiel für die Unfähigkeit der staatlichen Zensur. Der Oberzensor fand, daß der Gangster in der Originalversion des Films allzu gut weg käme und zwang Hawks zu einigen Änderungen, die freilich das Gegenteil von dem bewirkten, was sie beabsichtigten: Zunächst einmal wurde der Untertitel eingefügt, den auch Dikigoros hier verwendet hat: "Die Schande der Nation". Eigentlich war es nur der Originaltitel des der Verfilmung zugrunde liegenden Buches von Armitrage Trail; und das Publikum wurde auch gleich - unbeabsichtigt - mit der Nase darauf gestoßen, wer hier die Schande war: Nicht etwa Al Capone, sondern die kriminelle, korrupte Regierung der U.S.A., denn es wurde noch ein Vorspann hinzu gefügt, der die Gleichgültigkeit dieser Regierung anklagt und das Publikum fragt: "Was werden Sie dagegen tun?" Das ist doch genau der Aufruf zur Selbstjustiz, die Capone mangels einer funktionierenden staatlichen Rechtspflege selber übte! Dann mußten ein paar allzu "brutale" Szenen (und eine, in der ein halbnackter Busen zu sehen ist) heraus geschnitten werden (alles Sachen, die heutzutage in jedem Kinderprogramm laufen könnten), und der Schluß mußte völlig neu gedreht werden: Ursprünglich wurde Camonte wie gesagt von der Polizei erschossen; in der Neufassung mußte er ordentlich verurteilt und durch den Strang hingerichtet werden. [Der echte Al Capone wurde 1939 begnadigt und starb 1947 friedlich im Krankenbett an seinem Altersruhesitz Miami - aber das konnte Howard Hawks natürlich noch nicht wissen.] Insgesamt verzögerte sich der Kinostart des Film so um fast zwei Jahre; dennoch - und obwohl er zunächst kein großer Erfolg an den Kinokassen wurde - prägte er das Bild der Amerikaner vom organisierten Verbrechen im allgemeinen und von Al Capone im besonderen nachhaltig.

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Nun hat es nicht an späteren Versuchen gefehlt, die wahre Geschichte von Al Capone auf die Kinoleinwand zu bringen - Roger Corman z.B. drehte 1967 "The St. Valentine's Day Massacre" (mit Jason Robards) und 1975 "Capone" (mit Ben Gazzara), aber beide Filme flopten. Darf Euch Dikigoros dennoch ein wenig mit der historischen Wahrheit belästigen - soweit man diese noch rekonstruieren kann? Beginnen wir mit der Anfangsszene: Al Capone soll also Colosimo im Auftrag von Johnny Torrio umgebracht haben. Nichts davon stimmt, und das hat nichts damit zu tun, daß man es ihm etwa nicht hätte nachweisen können. Sicher ist vielmehr, daß Colosimo - damals die unbestrittene Nummer 1 in Chicagos Unterwelt; er besaß unter anderem das "Cafe Colosimo", den größten Nachtclub der Stadt, wo illegaler Alkoholausschank, Glücksspiel und Prostitution florierten, und zu dessen Kunden Abgeordnete, Richter, Staatsanwälte und Rechtsanwälte, Journalisten und Verleger, wie z.B. Harry Read, Stars aus dem Show-Business, wie z.B. der Opernsänger Enrico Caruso, berühmte Sportler, wie der Boxweltmeister Jack Dempsey, und vor allem der korrupte Oberbürgermeister von Chicago, "Big Bill" Thompson, zählten - von einem gewissen Francesco Ioele ermordet wurde, der sich amerikanisiert "Frankie Yale" nannte und in New York einen Nachtclub mit dem [un]passenden Namen "Harvard Inn" (Yale und Harvard beißen sich immer noch, jedenfalls nach Dikigoros' Verständnis, wie Oxford und Cambridge :-) betrieb, in dem auch Al Capone mal als Barkeeper gearbeitet hatte, bevor er nach Chicago ging (dort hatte er sich seine Narbe zugezogen) - das war aber auch die einzige Verbindung, die er zu jenem Mord hatte. Johnny Torrio war nicht der Typ, der seine Konkurrenten offen ermorden ließ; er war ein "Geschäftsmann" mit weißer Weste; als solcher hielt er auch seine Finanzen sauber, und dafür wiederum brauchte er einen Buchhalter. Er suchte und fand ihn in Al Capone - der für ihn schon als Kind (die Eltern waren Nachbarn gewesen) mal den einen oder anderen Botengang (wohlgemerkt: nichts Kriminelles!) zuverlässig erledigt hatte. Seinen Geschäftssitz hatte Torrio ursprünglich im Stadtteil Levee (daher wohl sein Filmname "Lovo"). Als Bill Thompson abgewählt wurde und sein Nachfolger William Dever Ärger zu machen drohte, verlegte Torrio sein Hauptquartier nach Cicero, das damals noch ein Vorort im Westen Chicagos war. (Etwa auf der Höhe von Chinatown, wenn man die Cermak Road entlang fährt. Heute ist es längst eingemeindet; aber schon damals reichte Chicago sowohl im Norden als auch im Süden weit westlich über seine Grenzen hinaus, bis zur Harlem Avenue, also sogar bis zur Westgrenze seines westlichen Nachbarortes Berwyn; einst eine idyllische Gegend, eingerahmt vom Eichenwald im Norden und vom Bedford Park im Süden - dessen obere Hälfte heute der Midway-Flughafen einnimmt.)

Was war nun mit den vielen Morden, die Al Capone begangen haben soll? Eines seiner ersten Opfer war ein gewisser Howard, der versucht hatte, Al's Finanzmanager (und Freund), den Juden Guzik, um eine beträchtliche Summe zu erleichtern; Capone stellte ihn zur Rede und erschoß ihn in Notwehr; und der korrupte (und unfähige) Staatsanwalt William McSwiggin schaffte es nicht, die Zeugen einzuschüchtern, etwas anderes auszusagen. Dann war da der Fall Dean O'Banion. Falsch ist, daß Capone etwas gegen Iren hatte. (Seine eigene Frau Mary ["Mae"] war eine gebürtige O'Coughlin aus Brooklyn.) Falsch ist auch, daß Torrio sich nicht in O'Banion's Revier einmischen wollte; vielmehr hatte er versucht, ihm die "Rechte" an seiner illegalen Bierbrauerei abzukaufen; O'Banion war zum Schein auf das Angebot eingegangen, hatte ihn aber dann an die Polizei verraten, was Torrio vorübergehend ins Gefängnis brachte - das wurde nicht vergessen, und schon gar nicht vergeben. Richtig ist, daß Al Capone bei O'Banion (der zur Tarnung einen Blumenladen betrieb) für 20.000 US-$ (damals eine irre Summe) blühendes Gemüse für das Begräbnis seines Bruders Frank bestellt hatte (den die Polizei ermordet hatte - darauf kommen wir gleich). Bald darauf starb Michaele Merlo, ein anderer Mafioso (übrigens eines natürlichen Todes - er hatte Krebs), und so war es nur folgerichtig, daß O'Banion wieder einen größeren Auftrag zur Lieferung blühenden Gemüses erhielt. Merlos Erben - einer davon war rein zufällig wieder Frankie Yale - brachten den Auftrag persönlich vorbei, einschließlich mehrerer blauer Bohnen, an denen sich O'Banion für alle Zeiten den Magen verdarb. Al Capone war definitiv nicht unter den Tätern; er und Torrio konnten kein Wässerchen trüben, ebenso wenig die anderen rund 10.000 Bürger Chicagos, die seinem Leichenzug die letzte Ehre erwiesen, als sei er nicht ein Gangster, sondern ein äußerst populärer Volksheld gewesen (vielleicht war er es :-) - und er ertrank förmlich in einem Blumenmeer. Torrio und Capone übernahmen O'Banion's Geschäft - weit davon entfernt, sich darüber uneinig zu sein. Das gefiel freilich einigen Kollegen von O'Banion gar nicht, allen voran dem Polen Earl Wajciechowski (der seinen Namen zu dem pseudo-jüdischen "Hymie Weiss" amerikanisiert hatte) und einem gewissen Bugs Moran. Die beiden überfielen Torrio auf offener Straße und schossen ihn zusammen - wie durch ein Wunder überlebte er.

Torrio wurde auch nicht von Al Capone umgebracht, sondern er zog sich eines Tages - aus Angst vor weiteren Anschlägen - in seine Heimat Sizilien zurück, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Sein "Geschäft" vermachte er Al Capone, der wiederum einen Teil desselben seinem Bruder Francesco ["Frank"] übertrug. Eines schönen Tages schickte der Polizeichef von Chicago, ein gewisser Collins, eine Bande nicht-uniformierter Polizisten (die in Cicero rein gar nichts verloren hatten) los, die Frank Capone auf offener Straße erschossen. Das war glatter Mord; und Al nahm den Rachefeldzug auf. Wohlgemerkt - er hatte den Krieg nicht begonnen, ebensowenig wie den gegen die anderen Gangster. Im Frühjahr 1926 lief ihm Staatsanwalt McSwiggin, besoffen aus einer Bar torkelnd, in die Maschinenpistole. Capone wurde angeklagt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Noch im selben Jahr bot er "Hymie Weiss" Frieden an; der lehnte ab - und lief ebenfalls ins Maschinenpistolenfeuer. Die empörten Chicagoer wählten im nächsten Jahr William Dever ab und machten erneut Bill Thompson zum Bürgermeister. Der war käuflich, und Capone kaufte ihn; damit schien er in Chicago unangreifbar, dennoch verlegte er - vielleicht auf Druck des neuen Polizeichefs, der entweder nicht käuflich oder von anderen gekauft war - seinen Wohnsitz noch im selben Jahr nach Miami, ohne freilich seine Aktivitäten in Chicago und anderswo einzustellen: Im Juli 1928 ließ er in New York Frankie Yale umlegen, und im Februar 1929 (am Valentinstag) erwischte er Bugs Moran's Bande - allerdings nicht ihren Chef, der bis dahin schon rund ein Dutzend Mordanschläge auf ihn verübt hatte. (Was nun daran so aufregend gewesen sein soll, versteht Dikigoros bis heute nicht: 7 Ganoven wurden erschossen - das ist doch gar nichts, so viele kamen damals schon jeden Tag bei Verkehrsunfällen um, und es traf sicher nicht die Falschen.) Seiner Popularität tat das zunächst keinen Abbruch: "90% der Leute trinken und spielen," meinte er, "warum sollten die mir also böse sein?" Als die USA nach dem Börsenkrach vom Oktober 1929 in die Depression abrutschten, richtete er Suppenküchen für die Armen ein.

Aber nun war da ja auch noch die Bundesregierung - und von denen litt niemand Hunger, kein Politiker in Washington hatte es nötig, seinen Sprit von Al Capone zu beziehen oder bei ihm Karten zu spielen. Neuer US-Präsident wurde Herbert Hoover, der Ex-CIA-Chef, und der hatte es zur Chefsache gemacht, Al Capone hinter Gitter zu bringen - legal, illegal, scheißegal. Als Delikt wurde "Steuerhinterziehung" ausersehen. Da kam Hoover zunächst einmal die neue Rechtsprechung des Obersten Bundesgerichtshofs zustatten: Der entschied, daß die Gewinne aus "illegalem Glücksspiel" künftig einkommenssteuerpflichtig seien. Das ist ein interessantes Urteil, denn Gewinne aus "legalem Glücksspiel" blieben weiterhin steuerfrei, und der einzige Unterschied zwischen legalem und illegalem Glücksspiel war ja, daß bei ersterem Steuern bezahlt wurden (vom Veranstalter!); wenn die Gewinne des letzteren also auch versteuert wurden, war es ja nicht mehr illegal, folglich nicht mehr steuerpflichtig, folglich... Aber wen scherten diese Spitzfindigkeiten? Al Capone nicht, denn der hatte eh keine Einkünfte - es lief alles über Strohmänner, was wollte man ihm schon nachweisen? Nun, die Beweise waren mehr als dünn: Ein abgerissener Zettel von irgend einem kleinen Gauner, auf dem der Name "Al Capone" und ein paar Zahlen standen - das war also sein Einkommen. Und dann war da sein Anwalt, ein Winkeladvokat, der ihn unter Verstoß gegen seine anwaltliche Schweigepflicht (die auch in den USA nur entfällt, wenn es um die Offenbarung eines Schwerverbrechens ging - und das ist Steuerhinterziehung nun wahrlich nicht) belastete und auch bei Gericht gegen ihn aussagte. Capone, schlecht beraten (und wohl auch von der Staatsanwaltschaft betrogen, die so tat, als wolle sie ihm einen "Deal" anbieten), plädierte erst auf schuldig, dann auf unschuldig und versuchte - angeblich -, die Juroren zu bestechen. Der korrupte Richter beugte das Recht, indem er die Juroren unmittelbar vor dem Verdict (Schuld- oder Unschuldsspruch) austauschte gegen Leute, die er selber unter Druck gesetzt hatte; außerdem initiierten seine Feinde in der Regierung eine ungeheure Pressekampagne gegen Al Capone, die praktisch einer Vorverurteilung gleich kam. So wurde Al Capone zur Höchststrafe verknackt - freilich ohne am Strick zu enden, geschweige denn von der Polizei erschossen zu werden, wie in den beiden Filmfassungen. Vielmehr kam er ins Gefängnis (erst nach Atlanta, dann nach Alcatraz), wurde aber wegen Krankheit (er soll Sifilis gehabt haben) vorzeitig entlassen und starb friedlich im Bett. Die Gangster-Organisationen von Chicago wurden nicht zerschlagen, sondern verlegten ihre Tätigkeiten anderswohin, rund um die USA. Fazit: Der historische Al Capone war nur der Sündenbock, dessen Fall eine sensationslüsterne und geldgierige Presse - und eine ebensolche Filmindustrie - hoch kochte, um von den Untaten anderer (und der Untätigkeit der Obrigkeit) abzulenken.

[Al Pacino in der Neuverfilmung von 'Scarface']

Hatte Dikigoros geschrieben, daß "Scarface" zunächst kein großer Kino-Erfolg war? Ja, liebe Leser, aber dieser Film hat eine besonders bemerkenswerte Fortsetzungs-Geschichte, und das hängt sicher mit einem anderen Opus zum gleichen Thema zusammen: Anfang der 1970er Jahre brachte Francis Coppola seine "Godfather"-Filme heraus, und die waren - mehr noch als die zugrunde liegenden Romane von Mario Puzo - tatsächlich eine solche Verharmlosung und Verherrlichung der amerikanischen Mafia, daß man sogar munkelte, diese sei für die Produktionskosten aufgekommen. Im Fahrwasser dieses Erfolges brachte man 1979 "Scarface" noch einmal in die Kinos - und siehe da, nun stellte sich auch der kommerzielle Erfolg endlich ein, und das in einem solchen Maße, daß 1981 sogar ein Remake gedreht wurde, mit Al[fredo] Pacino (dem Hauptdarsteller von "Godfather II" - wie dieser stammten seine Großeltern aus Corleone auf Sizilien, und wie Al Capone ist er in New York City geboren und in Brooklyn aufgewachsen; Filmangebote, die nicht in diesen seinen familiären Hintergrund passen, pflegt er abzulehnen) in der Titelrolle. Die meisten Remakes taugen nicht viel, und das liegt oft weniger am Regisseur oder an den Schauspielern, als einfach an den Zeitumständen. Wen hätte ein halbes Jahrhundert nach der ersten Verfilmung noch ein Wiederaufguß der Story von Al Capone interessiert? War die Mafia von damals nicht eher harmlos im Vergleich zu dem, was sich inzwischen auf der Welt abspielte? Was damals als "Schwerverbrechen" galt und Leichen kostete, war doch längst nur noch ein Kavaliersdelikt - wenn überhaupt: Biertrinken war wieder legal, Glücksspiel und Prostitution auch - an allen drei Übeln der Gesellschaft verdiente der Staat prächtig mit; und wie sagte Al Pacino in einer sehr interessanten Passage der Neuverfilmung: "Die Politiker sind doch die wahren Verbrecher." Wohl wahr: Überall in Ost und West, von den USA bis in die BRD, soffen und koksten die großen "Staatsmänner" auf Steuerzahlerkosten herum (im Bundestag gab es zeitweise kein Abgeordneten-Klo, auf dem sich nicht Rauschgiftspuren fanden - man schuf Abhilfe, indem man die Toiletten öfter reinigen und keine Reporter mehr hinein ließ), ließen sich ihre Nutten als "Praktikantinnen" ins Weiße Haus oder ins Parlament kommen, füllten sich die Taschen mit Millionen Schmiergeldern und brachten mißliebige Konkurrenten um die Ecke. Wer wollte sich da noch über die paar Toten vom Valentinstag anno dunnemals in Chicago aufregen?

Ja, unsere Perspektiven haben sich verschoben; inzwischen gibt es weit schlimmere Dinge zu beklagen, und die Neuverfilmung von "Scarface" nahm sie mutig auf und legte gnadenlos den Finger in die Wunde: Nicht die italienische Mafia ist heute das Problem, sondern das kriminelle Pack, das unter dem Etikett "Asylant", "Flüchtling" o.ä. bei uns eindringt, um mit Waffen, Menschen und Rauschgift zu handeln. "Scarface" II nimmt das Beispiel der kubanischen Immigranten auf und stellt es - wie das Vorbild von 1932 - auf einer Schrifttafel an den Anfang des Films: Fidel Castro, Kubas GröFaZ (Größter Führer ["máximo líder" - so sein offizieller Titel] aller Zuckerrohrinseln), hatte anno 1980 Jimmy 'Peanuts' Carter, den dümmsten US-Präsidenten vor Billyboy Clinton, herein gelegt, indem er ihm 25.000 Schwerverbrecher als "politische Flüchtlinge" verkaufte - und das zu einer Zeit, als die USA gegen harmlose Mexikaner, die "illegal" über den Rio Grande kamen, um z.B. als Saisonarbeiter bei der Ernte in Kalifornien zu helfen, mit Gräben, Zäunen, scharfen Waffen und Hunden vorgingen und vor anderen nicht-kriminellen, arbeitswilligen Immigranten etwa aus Europa und Fernost allerhöchste Hürden für eine "Greencard" aufbauten, getreu dem Motto der Gewerkschaften: "Die verderben uns nur die Arbeitslöhne; nicht arbeitende Asylanten nicht." Nein, das taten die kriminellen "Flüchtlinge" nicht; sie machten sich vielmehr mit Fleiß und Begeisterung, dafür ohne jeden Skrupel daran, die schwarzen und grauen Märkte der USA zu erobern. Diesmal beschränkten sie sich nicht auf ein paar Städte wie Chicago, New York und/oder Miami, sondern operierten - und operieren - weltweit ("Globalisierung" nennt man das :-), wo immer Rauschgift angebaut, Waffen produziert oder junge Mädchen in arme Familien geboren werden. In einigen Staaten - z.B. Afģānistān und Bolivien - speist sich das Bruttosozialprodukt inzwischen überwiegend aus Rauschgiftanbau (deshalb fehlt es auch nicht an "Gewerkschaften" und anderen kriminellen Vereinigungen, die den Schlafmohn- und Koka-Anbau als "sozial gerechtfertigt, da einzige Einkommensmöglichkeit für die Armen" verteidigen und über Regierungen, die ihn bekämpfen wollen, mit der bewährten Antifa-Keule herziehen), in anderen - z.B. Thailand und Filipinen - aus Prostitution und Mädchenhandel, in wieder anderen aus Waffenverkäufen - und da geht es nicht mehr nur um ein paar vergleichsweise harmlose Maschinenpistolen wie bei Al Capone... Folglich gipfeln auch die gewaltsamen Auseinandersetzungen nicht mehr in einem halben Dutzend Toten in irgendeiner Hinterhof-Garage, sondern da werden regelrechte [Bürger-]Kriege geführt. "Scarface II" sieht das schon sehr realistisch: Da geht es nicht mehr um Steuerhinterziehung in Millionen-, sondern um Geldwäsche in Milliardenhöhe; und der Slogan "The World is Yours" prangt nicht mehr an einer biederen Leuchtreklame am Haus gegenüber, sondern auf einem Zeppelin, der seine Kreise in der Luft zieht, der Waffe der terroristischen Immigranten in "Black Sunday" - bis zum Düsenflugzeug war die Fantasie der Roman- und Drehbuchautoren bzw. der Regisseure noch nicht vorgedrungen.

Und wenn Ihr das Menetekel an Eurer eigenen Wand noch immer nicht seht, liebe deutsche Leser: Bei uns in Mitteleuropa ist es - nur zwei Jahrzehnte nach Scarface II - noch viel schlimmer: Gegen die russisch-jüdischen, ukraïnischen, polnischen, rumänischen, bosnischen, albanischen, türkisch-kurdischen, arabischen und nigerianischen "Mafiosi" (die diesen verharmlosenden Namen eigentlich gar nicht verdienen) sind Al Capone & Co. doch die reinsten Waisenknaben. In den heutigen Massenmedien (die selber von Kriminellen gelenkt sind) werden diese Nachrichten unterdrückt; aber verlaßt Euch darauf: alles, was dieser Film schildert, spielt sich so oder (meist) noch schlimmer tagtäglich auch bei uns ab; doch es gibt einfach zu viele Politiker (Medienstars, Fußballtrainer usw.), die um keinen Preis auf ihre Nutten oder auf ihren Koks verzichten wollen, als daß irgend einer von ihnen ernsthaft den Kampf dagegen aufnehmen würde. Und die Polizei und die Staatsanwaltschaft - die ja genau weiß, daß die staatlichen Gerichte die Verbrecher eh frei sprechen und wieder laufen lassen würden? Die ziehen, wie im Film, die einzig logische Schlußfolgerung: Sie lassen sich schmieren, drücken bei den Schwerverbrechern beide Augen zu und konzentrieren sich dafür auf die Verfolgung von Parksündern, Geschwindigkeits-Übertretungen und anderen Ordnungswidrigkeiten... So werden Filme wie "Scarface", viel mehr als ein paar alberne Dokumentationen zum "Asylmißbrauch", zur Anklage gegen das große Übel unserer Zeit, die Überschwemmung der Industrieländer von Migranten-Strömen aus aller Welt, vor allem aus der "dritten", wo ein Menschenleben nicht viel gilt, und moralische Erwägungen schon gar nichts, und deren Aufnahme durch die politisch-korrekten Gutmenschen, die bei uns an der Macht sind, mit offenen Armen. Hoffen wir, daß solche Filme ab und zu auch mal von denjenigen gesehen werden, die für den Erlaß - und die Abschaffung - von Asyl- und Flüchtlings-Gesetzen verantwortlich sind, und daß die trotz ihres Kokainkonsums noch so viel Restverstand im Gehirn haben, daß sie wenigstens mal ernsthaft darüber nachdenken.

Nachtrag. Dikigoros hat vergeblich gehofft. Auf Kuba gibt es bekanntlich weit Schlimmeres als ein paar gewöhnliche Kriminelle, wie sie Castro anno 1980 dem doofen Jimmy Carter verkaufte. Nein, einige tausend der gefährlichsten Terroristen der Welt - die Elite der muslimischen Äl-Qaidā - wurden dort von den US-Amerikanern in ihrer Enklave Guantánamo festgehalten. Im November 2008 wählten die Amerikaner in geistiger Umnachtung einen aus Kenya stammenden Krypto-Muslim zum Präsidenten, der versprach, seine Glaubensbrüder alsbald frei zu lassen, wenn sich nur ein Staat fände, der sie aufnähme. Das stand freilich nicht zu befürchten - oder etwa doch? Ihr ahnt es, liebe Leser, um welchen es sich handelt? Richtig geraten: Die schwarz-rote VerbrecherbandeKoalition, die frei nach der ersten Zeile der Überschrift die Macht in der BRDDR ergriffen hatte, erklärte sich bereit, diesem Abschaum der Menschheit politisches Asyl zu gewähren - selbstredend, ohne zuvor das dumme Volk um seine völlig belanglose Meinung zu fragen. Fällt Euch dazu noch etwas ein? Dikigoros auch nicht. Nein, kommt ihm bitte nicht mit "Schande der Nation" - welche Nation sollte das sein? Es gibt keine Nationen mehr, nur noch Steuerzahler, Verbraucher u.a. Untertanen (und natürlich auch ein paar Obertanen, denen die "Republik" genannte Geldwäscherei untersteht). Verbrechen zahlen sich eben doch aus - daran scheinen unsere Politverbrecher jedenfalls felsenfest zu glauben. Finis GermaniaeNachtrag Ende.

[mit freundlicher Genehmigung von Stupedia.org, aus dem Artikel 'Politiker']

* * * * *

Zurück zum Thema dieser Reise durch die Vergangenheit: Natürlich vermochte Al Pacino das Bild Al Capones nicht mehr neu zu prägen - er war wie gesagt auf den "Michael Corleone" im "Godfather" festgelegt; ebenso wenig sollte das drei Jahre später Robert de Niro in "The Untouchables" - dem untauglichen Versuch, einmal die Gegenseite zu verherrlichen, nämlich die Polizei anstelle der Gangster - gelingen; der war und blieb für die Zuschauer im allgemeinen und für seine Fans im besonderen der Box-Weltmeister Jake Lamotta alias "Raging Bull". Und so werden wir wohl auch in Zukunft, wenn wir an Al Capone im Film denken, das Bild Paul Munis vor unserem geistigen Auge haben.


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