Die Methoden


Verhältnismäßig selten wurde bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts die Strafe des Hängens über Frauen verhängt, weil man glaubte, daß diese Todesart gegen Sitte und Anstand verstoße. In jedem Fall wurde angeordnet, weiblichen Galgenopfern die Röcke an den Knöcheln zusammenzubinden, um nicht gegen den Anstand zu verstoßen.
Bei Hinrichtungen am öffentlichen Galgen mußte die Delinquentin mit gefesselten Händen eine Leiter besteigen, auf der ihr ein Strick um den Hals gelegt wurde. Ein schwarzes Tuch oder ein Sack wurde über ihren Kopf gestülpt und ihre Röcke in der schon beschriebenen Form zusammengebunden. Danach verließ der
Henker die Leiter und stieß diese um, so daß die Delinquentin in die Schlinge stürzte. Der Tod trat, wenn beim Fall nicht der Halswirbel gebrochen wurde, zumeist erst nach einigen Minuten qualvoller Erstickung ein. 
 

C.Marasotti,  Blutorgien der Gewalt


 
Dem Verurteilten, der an drei Stricken aufgehängt werden soll, wird eine Schlinge mit einem beweglichen Knoten um den Hals gelegt, während seine Hände von zwei weiteren Stricken gefesselt werden. die dann gleichfalls mit gleitenden Knoten am Galgen befestigt werden. Nun läßt den Verurteilten, der zur Hinrichtung gebracht werden soll, in den Karren des Henkers steigen.
Er wird auf einen Querbalken gesetzt und hat vor sich einen Geisttichen, hinter sich aber den Hen-
ker. Am Galgen angekommen, zu dem eine Leiter hinaufführt, steigt der Henker als erster auf die Sprossen und zieht den Verurteilten an seinen Stricken hinter sich her. Der Beichtvater folgt freiwillig nach, um dem Verurteilten Trost zuzu sprechen. Während er dies tut, befestigt der Henker die Stricke am Querbalken des Galgens und wenn der Geistliche hinabsteigt,stösst der Henker den Verurteilten mit den Knien von der Leiter, so dass dieser frei in der Luft hängt und der gleitende Knoten der Schlinge ihm den Hals zuschnürt . Der Henker hält sich mittels des anderen Stricks am Arm des Galgens fest,springt dem Verurteilten auf die Schulter und beendet die Exekution durch etliche Fusstritte in den Magen des Verurteilten, so dass durch die starken Schwingungen des Stricks der Tod sicher herbeigeführt wird
 

Roland Villeneuve, Grausamkeit und Sexualität
 

Beide Texte beschreiben die "Short Drop" Methode , bei der der Verurteilte  nur kurz fällt und der Tod durch Strangulation herbeigeführt wird . Diese Methode war die übliche bis zum 18. Jahrhundert als in England die Falltür-Methode, als "long drop" bezeichnet eingeführt wurde .

Man sah diese als "humaner" an weil hier die Bewusstlosigkeit des Gehängten schneller eintrat .

Einige Länder blieben aber bei ihrem bewährten Verfahren , so unter anderem Österreich .

In diesem Land hatte man eine ganz eigene Methode entwickelt , das eine Mischung aus Strangulation und Hängen war . Das Opfer hing dabei an einem Pfahl nur wenige Zentimeter über dem Boden und wurde von den Henkersknechten nach unten gezogen und so stranguliert
 
 


Hinrichtung der Kindsmörderin 
Juliane Hummel am 2. Januar 1900
im Hof des Wiener Landsgerichts

(Zeichnung von Pavel)

Juliane Hummel, geboren in Enzesfeld (Niederösterreich), verheiratet, wegen Kindesmißhandlung vorbestraft, war wenige Wochen zuvor wegen Mordes zum Tode verurteilt und nicht begnadigt worden, weil sie ihre 5 Jahre alte Tochter Anna in Tötungsabsicht durch Nahrungsentzug, 
Schläge, Stöße, Anschleudern an harte Gegenstände, fortgesetzt mißhandelt hatte. Das Kind war  durch zahlreiche Verletzungen, Unterernährung und an einer auf diese Mißhandlungen zurückzuführenden Phlegmone der Kopf- und Gesichtshaut und an einer Blutvergiftung
verstorben. Schwarzgekleidet erschien der Henker Wohlschläger zur Hinrichtung. Er schien sehr aufgeregt offenbar weil es die erste Frau war, die er  hinrichten sollte, im übrigen seit 90 Jahren die erste Frau in Wien überhaupt die zum Richtplatz mußte.
Damals war es die Gattenmörderin Therese Kudo gewesen, eine der schönsten Frauen Wiens.  Die Kudo hatte ihren Mann mit Beilhieben getötet und wurde 1809 in einem weißen, tiefausgeschnittenen Atlaskleid hingerichtet.  Juliane Hummel aber kam in Sträflingskleidern zum Galgen. Der zitternde Scharfrichter vollzog die Hinrichtung offenbar so ungeschickt, daß der Tod erst nach minutenlangen Qualen des Opfers eintrat. Der Gerichtskommission wurde dabei übel ...
Aus Tankred Koch, Geschichte der Henker


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