Die letzten Jahre des 19. und das erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts brachten einen verhältnismässig ruhigen und langsamen, aber mit stetem wissenschaftlichem, technischem und wirtschaftlichem Wachstum verbundenen Zeitabschnitt. Die ersten Dampfchaisen (Automobile), Flugzeuge (Eindecker, Zweidecker) sowie Graf Zeppelins Luftschiffe, deren Flugroute sehr oft vom Bodensee rheinabwärts führte, so dass er in unserer Gegend kein Unbekannter war, setzten nicht nur uns damalige Schulbuben, sondern ebensosehr die Erwachsenen in basses Erstaunen. Die Elektrizität breitete sich aus; 1912 wurde unsere Elektrizitätsgenossenschaft Weiach (EGW) gegründet und damit, in sinniger Weise gerade auf Weihnachten auch unser Dorf mit dieser Wunderkraft beschenkt. Etwa zur selben Zeit entstanden die Landwirtschaftliche Genossenschaft und die Milchgenossenschaft Weiach. 1912 trat auf eidgenössischer Ebene das neue Schweizerische Zivilgesetzbuch sowie ein gänzlich revidiertes Obligationenrecht in Kraft. Auch das Vereinswesen nahm einen neuerlichen Anlauf : Männerchor 1891 , Posaunenchor 1903, woraus 1913 eine erste Dorfmusik wurde, Turnverein 1917, Kirchenchor 1930 . Alles schien zum besten zu stehen und sich rasch weiter entwickeln zu können. Die Anno 1907 angenommene und sukzessive durchgeführte neue Militärorganisation, aber auch das bei uns wieder aufstrebende freiwillige Schiesswesen, versprachen für die äussere Sicherheit des Landes zu bürgen. Im Jahr 1904 hatten sich die beiden vorher einander eher konkurrenzierenden Schützenvereine zur heutigen erstarkten Schützengesellschaft Weiach zusammengeschlossen. Im Hasli entstand darauf eine neue Schiessanlage. Vorher hatte man nur einen offenen Schiessstand hinten in der Gegend des Sandbucks benützen müssen.
In diese vermeintliche Ruhe und Sicherheit des angefangenen 20. Jahrhunderts hinein platzte im August 1914 plötzlich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges, der dann bis 1918 auch unser Grenzgebiet in böse Mitleidenschaft zog. Lebensmittelversorgung, Wirtschaft, kulturelles Leben erlitten arge Rückschläge, und das noch lange nach Beendigung der Kriegszeit (Arbeitslosigkeit, Frankenabwertung). Der Generalstreik vom November 1918 zeigte mit erschreckender Deutlichkeit die entstandene Kluft zwischen der vom aufkommenden Marxismus beeinflussten Arbeiterschaft und dem wohlhabenden, alteingesessenen Bürgertum. Auch in unserem Bauerndorf bildeten sich gegen Ende der zwanziger Jahre, allerdings nur vorübergehend, solche Splittergruppen (Sozialisten, Jungbauern, Fröntler). Die zu jener Zeit und am Anfang der dreissiger Jahre um sich greifende starke Arbeitslosigkeit (Stempeln gehen) bildete für diese Bewegungen natürlich einen günstigen Nährboden. Zum guten Glück aber glätteten sich, bei uns wenigstens, die zeitweise hoch gehenden Wogen allmählich wieder. Heute gibt es in der Gemeinde selber keine festorganisierten politischen Parteien mehr.
In einer kantonalen Abstimmung vom 6. Juni 1926 wurde das neue Zürcherische Gesetz über das Gemeindewesen angenommen. Es hatte zur Folge, dass auch in unserer Gemeinde eine neue Gemeindeordnung ausgearbeitet werden musste. In der Gemeindeversammlung vom 26. Februar 1928 wurde sie gutgeheissen. Sie brachte verschiedene einschneidende Neuerungen, unter anderem die Trennung des Rechnungswesens in einen sogenannten Ordentlichen und einen Ausserordentlichen Verkehr. Letzterer umfasst vor allem grössere Hoch- und Tiefbauvorhaben, �die nicht jedes Jahr wiederkehren und sich ohne wesentliche Erhöhung des Steueransatzes nicht aus den ordentlichen Einnahmen der Gemeinde oder allfällig dazu gesammelter Fonds decken lassen�, wie � 127 des neuen Gemeindegesetzes bestimmt. Eine weitere einschneidende Neuerung war die Trennung von Armen- und Kirchenpflege, die bisher ein Gremium gebildet hatten, in zwei gesonderte Behörden. Im Frühjahr 1928 wurde eine ganz frisch zusammengesetzte Kirchenpflege mit 7 Mitgliedern bestellt, während in der fünfköpfigen Armenpflege die bisherigen Amtsinhaber verblieben.
Der technische und wirtschaftliche Aufschwung konnte sich nun weiter entfalten und wurde an der �Landi�, der Schweizerischen Landesausstellung 1939 in Zürich, unter deutlichen Beweis gestellt. Ein Hochgefühl von Stolz über die Leistungen aller Wirtschaftszweige, wie der Landwirtschaft und des Gewerbes unseres Landes schwoll in allen patriotischen Herzen unserer Bevölkerung auf! Da unterbrach der Ende August desselben Jahres ausbrechende Zweite Weltkrieg erbarmungslos diese verheissungsvolle Entwicklung ganz brüsk. Während dieser Zeit von 1939 bis 1945 standen ständig unsere Grenztruppen am Rhein (Gz. Füs. Bat. 269). Väter und Söhne fehlten daheim zeitweise bei den Arbeiten in Feld und Stall, aber auch in Handwerk und Gewerbe. Mütter und Töchter, Grosseltern und Kinder mussten deshalb in die Lücken springen und schwere Arbeit leisten. Unsere Säle und Schulzimmer waren von den Einquartierungen in Beschlag genommen und auch bei Privatfamilien suchten und fanden Offiziere und Unteroffiziere gastliche Aufnahme. Die Lebensmittel mussten trotz der von Professor Wahlen (dem späteren Bundesrat) geleiteten Anbauschlacht wiederum rationiert werden. Im hintem Hard wurden, ähnlich wie 1846/47, nochmals in den Jahren 1942/43 rund 10 Jucharten Wald gerodet, um dann als zusätzliches Ackerland verpachtet und bepflanzt zu werden. Der private Autoverkehr (Benzinmangel) war fast gänzlich, der Eisenbahnverkehr (Kohlenknappheit) sehr stark eingeschränkt. Auch der Strassenverkehr war durch die vom Militär errichteten, anfangs aus Baumstämmen gebauten zahlreichen Tankbarrikaden behindert. Eine solche stand im Bühl beim alten Gemeindehaus, eine zweite an der Kellenstrasse bei der früheren Schmiedewerkstatt und eine dritte an der Strasse gegen Raat beim Mühleweiher. Im kleinen Kaiserstuhl gab es sogar deren ein halbes Dutzend. Die Stämme hiefür hatte man einfach in den umliegenden Sägereien geholt, requiriert nannte man das. Später entstanden dann die zum Teil bis heute verbliebenen Strassensperren aus einzusetzenden Eisenbalken und die, unser Hard und Hasli leider so verunstaltenden Mauern und Drahtverhaue sowie die Bunkerbauten im Griesgraben, im Sädel, im Riemli und im Büchlihau. Wie oft erschreckten uns nachts Dutzende von fremden Bombern, die über unsere Dörfer flogen und unsere Herzen angsterfüllt erbeben liessen: �Geht's wohl ohne Unheil vorbei?� Am 9. November 1944 traf uns das Unheil wirklich ganz in der Nähe! Bomben fielen irrtümlich auf die Umgegend des Kraftwerkes Rheinsfelden und zerstörten oder beschädigten etliche Häuser, trafen den Eisenbahnviadukt über die Glatt, knickten einige mächtige Gittermasten und hinterliessen etliche Bombentrichter. Drei Menschen büssten dabei ihr Leben ein und mehrere erlitten Verletzungen. Auch ein Güterzug der SBB wurde eines Tages irrtümlich von alliierten Flugzeugen beschossen und blieb mitten im Hard hinten stecken. Wie manchmal schreckten, vor allem nachts, die Sirenen des Kraftwerkes die Bevölkerung aus dem Schlaf! Die ziemlich scharfen Verdunkelungsvorschriften, die jede Nacht eingehalten sein wollten, gehörten ebenfalls zu den Unannehmlichkeiten dieser schlimmen Jahre. Und doch dürfen wir dankbar sein, dass es nicht zu Schlimmerem kam. Um die fremden Flieger zu mahnen, dass sie bei uns in �neutraler Luft� flögen, hatte man bei allen öffentlichen Gebäuden (Kirche, Schulhaus, Bahnstation) auf den Dächern grosse, weisse Schweizer Kreuze aufgemalt. Wie unendlich froh war man allseits, als anfangs Mai 1945 die alliierten Truppen (Franzosen) von Waldshut herkommend, im benachbarten Hohentengen einrückten! Alles atmete auf, als jenseits des Rheins auf dem Schloss Röteln, am Kirchturm und am Amtshaus von Hohentengen, aber auch an manchem Privathaus weisse Fahnen oder gar Leintücher auftauchten! Bedeutete dies doch für unsere Bevölkerung diesseits des Grenzflusses das baldige Ende der schweren Grenzbesetzungsjahre. Mit Glockengeläute verkündete man in allen Gemeinden ringsum den ersehnten vermeintlichen Frieden. Auf diesen warten wir allerdings heute noch; kam es doch am historischen bedeutsamen Treffen der beiden Kriegsparteien in Reims bzw. Berlin nur zu einer Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation des geschlagenen Deutschlands, also höchstens zu einem Waffenstillstandsvertrag.
Trotzdem konnte die während fünf Jahren unterbrochene Entwicklung, die Industrialisierung und Mechanisierung, in allen Teilen wieder einsetzen - und wie! Der Nachholbedarf war mächtig. Landwirtschaftliche Maschinen aller Art halten Einzug in jedem grösseren und mittleren Bauernbetrieb; die Elektrifizierung erfasst Kleingewerbe und Haushalt. Sogar Bauersfrauen entschliessen sich mindestens zum kombinierten Kochherd (für Holz im Winter, für elektrische Energie im Sommer), auch die automatische Waschmaschine erobert Haus um Haus. Was aber viel schwerer wiegt, recht viele junge Landburschen und Bauernmädchen verlassen das elterliche Heimwesen, um in die stetig wachsenden Industrieunternehmen der Umgebung und der wieder leicht zu erreichenden Städte als Arbeitnehmer einzutreten. Die steigenden Löhne, der Achtstundentag, die Fünftagewoche und andere vermeintliche Vorteile gegenüber der mühseligen Arbeit in den Klein- und Mittelbetrieben der Landwirtschaft locken sie fast unwiderstehlich. Ein Rückgang der bäuerlichen Bevölkerung tritt deshalb unaufhaltsam ein. Verschiedene Hofbesitzer entschliessen sich sogar dazu, den angestammten Beruf aufzugeben, ihre Wiesen und Äcker zu verkaufen oder zu verpachten und anderweitig Verdienst zu suchen. Um 1926 zählte Weiach 96 Viehbesitzer mit rund 550 Stück Grossvieh; bei der Zählung von 1966 waren es nur noch deren 43, allerdings mit immer noch 490 Stück Vieh; das heisst also, dass über die Hälfte der Kleinbetriebe aufgegeben und zum Teil in die verbliebenen Mittelbetriebe integriert worden sind. Die Zahl der Pferde nahm in dergleichen Zeitspanne von 23 auf 9 Tiere ab. Der Traktor, der Motormäher und andere Maschinen beherrschen nun auch bei uns das Feld. Eine, wenn auch unscheinbare Folge der Umstrukturierung der Bevölkerungsschichten: 1963 wurden die jahrhundertalten Heuferien abgeschafft. Man braucht auf den mechanisierten Bauernhöfen die Kinder kaum mehr zur Mitarbeit. Und seit der Eröffnung und Erweiterung des Kieswerkes nimmt dieser Trend eher noch zu, da Jahr für Jahr weitere Landparzellen im Hard, nicht immer verkauft, aber doch der Weiacher Kies AG zur Nutzung überlassen werden.
Die Begründung dieses Werkes - durch den ehemaligen, 1967 verstorbenen Gemeindepräsidenten Albert Meierhofer-Nauer stark gefördert - bringt wohl einerseits einer ansehnlichen Schar Einheimischer regelmässigen Verdienst und der Gemeindekasse willkommene notwendige Einnahmen; anderseits beeinflusst das Kieswerk zweifellos das Landschaftsbild im weiten Hard und dezimiert, wie angedeutet, die landwirtschaftliche Nutzung desselben erheblich. Eine eigens einberufene Gemeindeversammlung vom 15. April 1961 genehmigte den entsprechenden Vertrag mit der Firma Franz Haniel, Basel, mit grossem Mehr. Schon im folgenden Jahr waren die notwendigen Bauten und Einrichtungen soweit geschaffen, dass der Betrieb aufgenommen werden konnte.
In die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg fallen weitere Errungenschaften, die zeigen, dass eine starke Wandlung in der Bevölkerungsstruktur eingetreten ist. Ein moderneres Denken hatte Platz gegriffen. Darüber geben die seit 1952 vom Verfasser dieser Arbeit zusammengestellten, ziemlich ausführlich gehaltenen jährlichen Dorfchroniken erschöpfend Auskunft. Dieser letzte Abschnitt darf hier wohl etwas kürzer gehalten und nur die wichtigsten Geschehnisse zwischen 1945 und 1970 erwähnt werden.
Gleich nach Beendigung des Krieges wurde die Bahnlinie Winterthur-Koblenz elektrifiziert. Veranlasst durch die grosse Kohlenknappheit und die damit verbundene Abhängigkeit vom Ausland, gewitzigt, aber auch gedrängt wegen der dadurch bedingten starken Einschränkung des Zugverkehrs, wurden die Arbeiten nach einer neuen Methode in beschleunigtem Tempo durchgeführt, wie es in einem Bericht darüber heisst. Dadurch konnte das 26 km lange Teilstück Koblenz-Eglisau schon am 1. Juli 1945 und dasjenige zwischen Bülach und Winterthur 14 Tage später eingeweiht werden. Damit wurde der Bahnverkehr wieder normalisiert. Gegenüber je sieben Zügen wie bisher verkehren heute deren elf in jeder Richtung; daneben fahren drei Eilzüge an der Station Weiach-Kaiserstuhl vorbei, und zahlreiche Güter- und Kieszugkompositionen beleben zusätzlich diesen Schienenstrang.
Das über 100 Jahre alte Schulhaus musste 1946 umfassende Umbauarbeiten über sich ergehen lassen. Es hatte durch die ständigen Einquartierungen von Grenztruppen arg gelitten. Eine gründliche Erneuerung der Schulzimmer, des Treppenhauses und der Toilettenanlagen liess sich nicht länger aufschieben. Dies um so weniger, als wegen der höher gewordenen Schülerzahlen schon kurz vor dem Krieg (1936) eine dritte Lehrkraft notwendig geworden war, was dazumal auch die Umwandlung der unteren Wohnung in ein drittes Lehrzimmer bedingte. Nochmals später, im Jahre 1964, erlitt die obere Lehrerwohnung dasselbe Schicksal. Die Arbeitsschule für Mädchen musste hier untergebracht werden. Sie hatte ganz früher, bis etwa 1947, in viel zu knappem Raum im alten Gemeindehaus gehalten werden müssen. 1961 entstand der westlich vom Schulhaus liegende Sport- und Spielplatz.
Auch für die Politische Gemeinde galt es jetzt einige längst fällige Aufgaben zu realisieren. Dank der Aussicht auf die vermehrten Einnahmen war ja die Möglichkeit dazu eher vorhanden. Verhielten sich die Stimmbürger bisher gegenüber grösseren Projekten und Ausgabenbeschlüssen verständlicherweise immer äusserst zurückhaltend, so verfiel man jetzt beinahe ins Gegenteil; der Nachholbedarf schien ins Unermessliche zu steigen. Einer ganzen Reihe von Projekten wurde fast oppositionslos zugestimmt. Diese sich bald nach �Friedensschluss� anbahnende Entwicklung erforderte auch, dass 1946 die vollamtliche Stelle eines Gemeindeschreibers, Steuerbeamten und Gutsverwalters geschaffen und bereits 1947 das heutige schmucke Gemeindehaus an der Hauptstrasse erbaut wurde.
Eine vom Gemeinderat 1966 vorgelegte Zusammenstellung über die zahlreichen neuesten Bauvorhaben des Jahrfünfts (1966 bis 1970) zeigt folgende Summen:
Gesamtvorhaben |
3 734 000 Franken |
Davon bereits finanziert |
894 000 Franken |
Schon projektiert |
470 000 Franken |
Vorgesehen für den Endausbau |
2 370 000 Franken |
Inbegriffen in diesen Zahlen dürften nachstehende Projekte sein: Weiterführen der in den fünfziger Jahren begonnenen Arbeiten der Abwasserkanalisation, Abwasserreinigungsanlage, Grundwasserpumpwerk am Rhein, Trottoirbau vom Unterdorf bis zum Schulhaus und damit verbunden die Erneuerung der Strassenbeleuchtung auf dieser Strecke, Beitritt zum Verband für Kehrichtabfuhr Zürcher Unterland, Beteiligung am Trottoirbau und neuer Strassenbeleuchtung an der Bahnhofstrasse, Einführung von Bauordnung und Zonenplan, Errichtung eines Parkplatzes beim Schulhaus. Dazu kamen 1966 der Kauf des Liebert-Hauses und 1969 die Renovation des Gemeindehauses.
Auch neue Verordnungen mussten auf verschiedenen Gebieten geschaffen und der Bürgerschaft zur Genehmigung vorgelegt werden. So wurde am 21. Dezember 1957, um den neueren Gegebenheiten im Gemeindehaushalt eher zu entsprechen, die Gemeindeordnung von 1926 gründlich revidiert. 1967 war die Gemeinde genötigt, eine abgeänderte Verordnung über die Wasserversorgung zu erlassen. Die Eröffnung des Grundwasserpumpwerkes an der Rheinhalde hatte bald gezeigt, dass die bisherigen bescheidenen Verbrauchertarife bei weitem nicht mehr ausreichten, um auch nur einen Teil der Betriebskosten zu decken. Nun wurden Wassermesser eingebaut und das Wasser zu 40 Rappen pro m3 abgegeben sowie ein Grundtarif pro Wohnung erhoben. 1968 folgte eine verschärfte Polizeiverordnung, die in den Artikeln 17 bis 20 bereits Bestimmungen über den Schutz vor Belästigungen durch Gewerbebetriebe und über die Wohnhygiene enthält. Auf den 1. Mai desselben Jahres erfolgte die Einführung des Kehrichtabfuhrwesens. Am 13./14. Juli konnte zur Freude der kulturell interessierten Bewohner das Ortsmuseum Weiach zum erstenmal für den Besuch geöffnet werden.
Die Bautätigkeit stieg im letzten Jahrzehnt ebenfalls an, wurden doch zwischen 1960 und 1970 rund 24 Neubauten (meist Einfamilienhäuser) und 12 grössere Umbauten registriert, während in den vier Jahrzehnten von 1920 bis 1960 kaum deren ein Dutzend zu zählen waren. Während es im Jahre 1930 nur drei Besitzer von Autos gab, zeigt eine Zählung von 1967 in unserm Dorf folgendes Bild: 53 Privatwagen, 4 Jeeps, 3 Lastwagen, 3 VW-Busse.
Im Sektor Wald wurde die Haggenbergstrasse erweitert. Die Primarschulpflege befasste sich mit der Erstellung des Lehrerwohnhauses in Neureben und dazu erneut mit der Planung einer Tumhalle. Auch der Kindergarten an der Riemlistrasse, ein Geschenk der Weiacher Kies AG, sowie die Teilhaberschaft am Bau des Oberstufenschulhauses in Stadel brachten dem Schulgut vermehrte finanzielle Belastung. Endlich wagte sich die Kirchenpflege daran, der Kirchgemeinde die Gesamtrenovation bzw. die Restaurierung der Kirche mit einem Kostenvoranschlag von 677000 Franken zu beantragen. An der Gemeindeversammlung vom 25. November 1965 wurde dieser Antrag bei 16 Stimmenthaltungen mit 57 Ja zum Beschluss erhoben. Die Politische Gemeinde bewilligte an die Baukosten einen festen Betrag von 80000 Franken, dies als Entgelt dafür, weil Kirchenuhr und Glocken der gesamten Bürgerschaft zu dienen haben. Sie konnte dies um so eher leisten, als die Einnahmen des Gemeindegutes in den letzten Jahren eine beachtliche Steigerung erfuhren. So entnehme ich als Beispiel der Jahresrechnung 1968 folgende grössere Einnahmenposten:
Ordentliche Gemeindesteuern |
Fr. 17 572.-- |
Grundstückgewinnnsteuern |
Fr. 585 380.-- |
Handänderungs- und Liegenschaftensteuern |
Fr. 21714.-- |
Staatsbeiträge |
Fr. 69 752.-- |
Eine Übersicht der finanziellen Entwicklung des vergangenen Halbjahrhunderts, von 1919 bis 1969, gibt die nachstehende Tabelle. Da das Gut der Politischen Gemeinde aber zeitweise keine direkten Steuern erheben musste (dank der Einnahmen aus Wald und Pachtland), habe ich zum Vergleich hauptsächlich die Zahlen der Schulgutsrechnungen gewählt. Für die Erträge der Waldungen hingegen benützte ich die Angaben der Forstrechnungen der betreffenden Jahre.
Gemeindegut |
1919 |
1929 |
1939 |
1949 |
1959 |
1969 |
100% Staatssteuerertrag |
- |
7889 |
6151 |
20330 |
25230 |
152700 |
Gesamtsteuerfuss |
|
190% |
225% |
180% |
180% |
175% |
Ertrag der Waldungen |
21491 |
2995 |
8492 |
35657 |
43772 |
25430 |
Primarschulgut |
1919 |
1929 |
1939 |
1949 |
1959 |
1969 |
Schulsteuer |
-91 |
75% |
110% |
90% |
60% |
80% |
Steuereinnahmen |
3396 |
5917 |
9665 |
16506 |
15134 |
132382 |
Gesamteinnahmen |
7822 |
10167 |
12567 |
20427 |
29762 |
181959 |
Gesamtausgaben |
7448 |
7894 |
12345 |
18870 |
29754 |
138265 |
Nach dieser Schilderung der mannigfaltigsten Gemeindeaufgaben der letzten Jahrzehnte interessiert gewiss manchen späteren Leser, welche Männer zur Hauptsache die Geschicke unseres Gemeindewesens leiten und teilweise bestimmen müssen.
Für die Amtsdauer 1966/70 sind es folgende Mitglieder des Gemeinderates:
Ernst Baumgartner-Brennwald, Präsident
Ernst Bersinger-Bernhard, Vizepräsident
Gottlieb Griesser-Oeschger, Chälen
Arnold Meierhofer-Meier, Bergstrasse
Otto Meierhofer-Spühler, Oberdorf
und als Hüter und Betreuer der gesamten Gemeinderatskanzlei amtet Hans Meier-Forster, Gemeindeschreiber.
Abb.: Unser herrliches Hard vor der Kiesausbeutung. Swissair Photo AG, Zürich
Abb.: Neues Gemeindehaus mit Feuerwehrlokal
Abb.: Dorfansicht Richtung Norden, 1964. Photo Werner Friedli, Brüttisellen