Einige Anmerkungen zum Lesen/Hören von Hubbard-Texten

Wenn man versucht, Hubbard w�rtlich zu verstehen, kommt man nicht sehr weit (h�chstens so weit, wie seine Kritiker).

Zu oft sind seine Aussagen �bertrieben, sarkastisch, humorvoll, witzig oder auch widerspr�chlich.

 

Humor:

1.    Gabe eines Menschen, der Unzul�nglichkeit der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. (DUDEN)

2.    gute Laune, fr�hliche Stimmung (DUDEN)

3.    Die F�higkeit, das, was lustig, erheiternd, komisch, am�sant oder absurd ist, wahrzunehmen, anzuerkennen oder auszudr�cken. (WEBSTER's)

4.    Humor ist Zur�ckweisung. Die F�higkeit, zur�ckzuweisen. Die F�higkeit, etwas wegzuwerfen. Das ist Humor. (LRH, 8ACC-27, 5411CM05)

Was mich wieder daran erinnert: Scientology ist nicht die Scientology-Kirche. Scientology ist ein Gedankengeb�ude. Und was jemand (der sich damit besch�ftigt hat) unter Scientology versteht oder von Scientology h�lt (oder auch nicht), reflektiert lediglich seine F�higkeit, die dargebotenen Ideen zu erfassen, zu verstehen, zu hinterfragen, f�r sich auszuwerten oder zur�ckzuweisen.

Nat�rlich gibt es auch schwarzen Humor (das Grauen, Grauenhaftes einbeziehender Humor) und Galgenhumor (gespielter Humor, eine Art von vorget�uschter Heiterkeit, mit der jemand einer unangenehmen oder verzweifelten Lage, in der er sich befindet, zu begegnen sucht). Das ist aber nicht das, was ich meine. Ich meine schlichten Humor. 

Hubbards Sprache

Manchmal ist Hubbards Sprache brutal, manchmal blumig oder lyrisch, manchmal gro�kotzig. Das gleiche gilt f�r seine Beispiele. Und dann ist da noch die (f�r manche offenbar sehr gro�e) H�rde, seine Meinungen und Kommentare von den Tatsachenbehauptungen zu unterscheiden. Und er pr�sentierte ja nicht allzu selten sehr merkw�rdige Meinungen!

Will man Hubbard verstehen, muss man Hubbard verstehen WOLLEN! (Das gilt �brigens nicht nur f�r Hubbard!) Erst dann erkennt man, wann er Ernst macht, wann Spa�, wann er etwas aus taktischen Gr�nden sagt, wann er etwas f�r wirklich wichtig h�lt... Und meine Idee dazu ist:

Leute ohne Humor k�nnen Scientology nicht verstehen, weil sie L. Ron Hubbard nicht verstehen.

Leute, die L. Ron Hubbard nicht verstehen, k�nnen Scientology nicht verstehen, weil sie keinen Humor haben.

Beispiel 1: 
"Leute, die erkl�ren, wie verkehrt alles ist, und die Gr�nde daf�r haben und ES NICHT IN ORDNUNG BRINGEN, sind die wirklich verr�ckten Leute in diesem Universum.

Die einzigen noch Verr�ckteren sind diejenige, die ausgesprochen gl�cklich dar�ber sind, dass alles fehlschl�gt und schiefgeht, und keine Einw�nde dagegen haben.

Und die einzigen, die noch schlimmer sind als diese, sind die Leute, die ununterbrochen daf�r sorgen, dass Dinge schief gehen, und die verhindern, dass irgendetwas richtig l�uft und die sich allen Bem�hungen instinktiv widersetzen." (HCOB 19.8.67 "Das h�chste Kriterium")

Beispiel 2:
"Die am weitesten verbreitete "Geistesst�rung" ist angeblich Schizophrenie. Dies ist verwandt mit "Schere" (engl. scissors), und bedeutet "zwei" + "Kopf". Andersgesagt, ein "Zweik�pfiger". Und in diesem Fall sind zwei K�pfe nicht besser als einer (Witz)." HCOPL 3.4.72 "Arbeiten")

Beispiel 3:
"50 Prozent (der Gewinne) bekommt man durch Auditing, 50 Prozent durch Training und 50 Prozent durch Anwendung. Durch Training lernt man, wie man es MACHT. Also macht Training 100 Prozent aus."
(LRH ED 258 INT)

Hubbard war nie ein Heiliger oder eine wandelnde Serenit�t. Es war auch nie sein Ziel, anderen einen Weg dorthin zu zeigen. Was er wollte, war eher: Einen Weg zeigen, wie man aus der Rolle eines kleinen R�dchens in der Gesellschaft �ber die Rolle des Geschlagenen zur Rolle eines Zuschauers und endlich zur Rolle eines Spielers aufsteigen kann. Von der grauen Apathie des Alltags zum vergn�glichen Spielen mit dem Leben.

Hubbard kann man nicht durch rosarote oder schwarze Brillen hindurch verstehen. Scientology ergibt mit beiden Brillen keinen Sinn. Man kann das ganze Konzept nur erfassen, wenn man seine Brillen absetzt - auch wenn es manchmal weh tut. 

Wortwahn oder Wortwahl?

Es gibt nicht wenige Leute, die versuchen, w�rtlich zu verstehen. Aber leider ist es nicht einfach, zu vermitteln, was "konzeptionelles Verstehen" bedeutet.

Wie aber soll ich Hubbard denn verstehen, wenn nicht w�rtlich? Erschlie�en sich seine Aussagen nicht aus dem, was er w�rtlich niedergeschrieben hat? Und ist es nicht ein Widerspruch in sich, jemanden nicht w�rtlich zu nehmen, dem die Sprache scheinbar so wichtig war, dass er Begrifflichkeiten definierte (Wortkl�rung), um eine exakte Sprache zu schaffen?"

Eine Antwort auf diese Frage findet sich in der Einleitung zum DUDEN, Bd. 11 (Redewendungen und sprichw�rtliche Redensarten):

"Die Sprache besteht aber nicht aus einer einfachen Aneinanderreihung von W�rtern, und die Bedeutung eines Satzes ist nicht eine Summe von Wortbedeutungen. Das Wort ist stets nur ein Teil eines gr��eren Zusammenhangs, Teil einer sprachlichen Mitteilung oder einer dichterischen Offenbarung..."

Das Wort wird auch durch den Satz definiert, in dem es steht. Der Satz wird auch durch den Absatz definiert, in dem er steht. Der Absatz wird auch durch die Schrift definiert, in der er steht. Die Schrift wird auch durch das Gesamtwerk definiert, in dem sie steht. Deshalb ist es auch nicht sehr lauter, etwas zu zitieren, das seinen Sinn verliert oder einen anderen Sinn bekommt, wenn man es aus dem Kontext rei�t.

Zum besseren Verst�ndnis w�re es auch nicht schlecht, der geneigte H�rer/Leser w�rde auch auf folgendes achten: Botschaften aus der Kategorie der Metakommunikation. Explizite Hinweise dar�ber, wie man etwas verstehen soll (z.B. "Witz!"). Konnotationen, die bei Sprecher und H�rer durchaus sehr verschieden sein k�nnen (verbindet er �hnliche Inhalte damit wie ich?).

Ein Blick in das W�rterbuch hilft oft auch, denn es kann ja sein, dass der Sprecher/H�rer ein Wort in einer der Bedeutungen benutzt hat, die dort aufgelistet sind, um von einem breiteren Kreis verstanden zu werden.

Hubbard ist nicht der einzige, der W�rtern bestimmte Definitionen verleiht. Das ist ein gesellschaftlich ganz normaler Vorgang.

Im DUDEN steht ja auch nicht, was ein Wort "in Wahrheit" bedeutet, sondern hier wird nur aufgelistet, in welchen Definitionen es derzeit verwandt wird (wobei auch manch veraltete Definitionen aufgef�hrt sind). Darum erscheinen auch immer neue Begriffe und die Bedeutung vorhandener �ndert sich (wer versteht denn heutzutage unter Sekte 'kleinere Glaubensgemeinschaft, die sich von einer gr��eren Religionsgemeinschaft, einer Kirche abgespalten hat.'? - Dieser Begriff hat doch eher den Wert und Inhalt eines Schimpfwortes bekommen.)

Jede kleinere Gruppe hat ihre eigene Sprache mit ihren eigenen Definitionen. Nur bei den Scientologen da macht man ein riesen Fass auf - jetzt nicht w�rtlich zu verstehen - und schreit "Neusprak!"

Das Wort "geil" als Ausdruck f�r 'in begeisternder Weise sch�n' haben meine Eltern jedenfalls nicht gekannt. Wer hat denn da "geil" umdefiniert?

Bei der Besch�ftigung mit dem Christentum (der Bibel, den Worten Jesu) steht man vor einem �hnlichen Problem, das vielleicht sogar noch ein wenig gr��er ist: Da gibt es die Frage: Welche Schriften geh�ren denn eigentlich zur "wahren Bibel"? (Da haben Katholiken und Protestanten unterschiedliche Auffassungen). Dann die Frage: Welche �bersetzung ist "die wahre"? Hei�t es zum Beispiel: "Tut Busse, denn das Reich der Himmel ist nahe!" (Z�rcher-Bibel) oder "�ndert euer Leben. Gott will jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!" (Die Gute Nachricht) oder "Bereut, denn das K�nigreich des Himmels ist nahe!" (Thompson Chain-Reference Bibel, jeweils Matth�us 3:3) oder wie ist diese kannibalistische Aussage zu verstehen: "wer meinen Leib isst und mein Blut trinkt, der hat das Leben f�r immer" (Johannes 6:54)?

Jeder Dolmetscher wei�, dass es nicht m�glich ist, eine 1:1 Wort-f�r-Wort-�bersetzung zu machen, und das nicht nur, weil jede Sprache grammatikalische Eigenheiten besitzt. "Fuck off!" hei�t eben "Verpi� dich!", weil hierzulande die Idee, die dahinter steht - und um die geht es ja schlie�lich - mit anderen Worten ausgedr�ckt wird!

Und das ist der Kern: es geht immer um die Idee, die gemeint war. Bei einem Kommunikationsvorgang, bei dem man versucht zu verstehen (und das ist ja leider nur allzu selten), geht es darum, die Idee des anderen zu erfassen. Und wenn der andere schlau ist, versucht er seine Idee mit Worten auszudr�cken, von denen er denkt, dass der andere mit ihnen eine �hnliche der gar gleiche Bedeutung verbindet wie er. Und wenn er wissen will, welches Wort oder welche Wortkombination (welches Bild) in einer bestimmten Sprachgesellschaft seine Idee vielleicht am besten "transportieren" k�nnte, dann schaut er in einem entsprechenden W�rterbuch nach.

Und wenn Hubbard zum Beispiel das Wort "Problem" (DUDEN: u.a. Schwierigkeit, schwierig zu l�sende Aufgabe) definiert als "ist der Konflikt, der sich daraus ergibt, dass es zwei entgegengesetzte Absichten oder Richtlinien gibt. Ein Problem ist nur so lange ein Problem, wie keiner Absicht oder Richtlinie der Vorrang gegeben wird. Nur solange beide gleichwichtig, gleichstark oder gleichberechtigt sind oder so eingesch�tzt werden, bleibt die Sache unentschieden und in der Schwebe." dann macht er das, um auch eine M�glichkeit zu zeigen, wie man damit umgehen kann.

Und wer diese  Definition nicht nachvollziehen, nicht verstehen kann, der sollte es auch nicht tun!

 

Widerspr�chlichkeiten

Aus meiner Sicht hat z.B. jede der folgenden Behauptungen ihre Berechtigung:

1. Scientology ist eine Religion. 
2. Scientology ist keine Religion.

Die Aufl�sung des Widerspruchs der ersten beiden Aussagen liegt meines Erachtens im jeweiligen Kontext, in dem Religion definiert ist (Religion hat viele verschiedene Bedeutungen und Konnotationen).

Wenn behauptet wird, dass Scientology eine Religion sei, wird Religion mehr im Sinne von "intensives Besch�ftigen mit Weisheit", "studieren geistiger Erscheinungen", "forschen nach der Natur des Geistes" verstanden.

Wenn behauptet wird, dass Scientology keine Religion sei, wird Religion mehr im Sinne von "glauben statt schauen und wissen", "unwissenschaftlich und primitiv", "Methode, um andere zu kontrollieren" ("a religion is that thing which is given as a package to a people about which they are not supposed to reason, and under thought and duress is used to control that people onerously." - LRH) verstanden.

Aber wer kann schon diese Art von scheinbarer Widerspr�chlichkeit begreifen?

Jedenfalls nicht die Leute, die keine Ahnung davon haben, was man tun muss, um jemand anderen zu verstehen.

Jedenfalls nicht die Leute, die von ihrem wortw�rtlichen "Verst�ndnis" nicht zu einem konzeptionellen Verstehen gelangt sind.

Jedenfalls nicht die Leute, die glauben, dass ein Wort in jedem Kontext dieselbe Bedeutung hat.

Und interessanterweise sind das dieselben Leute, die Scientology nicht verstehen.

PS: "Science without religion is lame; Religion without science is blind." (Albert Einstein)

PPS: F�r mich ist es eine Selbstverst�ndlichkeit, mir dar�ber im Klaren zu sein, dass Worte nur Schall und Rauch sind (Symbolisierungen von Gedachtem). Dass das Ausr�cken einer Idee (sprechen - schreiben - Symbole benutzten) mit einem Verlust an Wahrheit gekoppelt ist.

�hnlich, wie es in meinem Tao Te King von Laotse ausgedr�ckt ist: "Tao, kann es ausgesprochen werden, ist nicht das ewige Tao. Der Name, kann er genannt werden, ist nicht der ewige Name. Das Namenlose ist des Himmels und der Erde Urgrund."

(In meinem anderen Tao - andere �bersetzung - hei�t derselbe Vers: "Die Bahn der Bahnen ist nicht die Alltagsbahn; der Name der Namen ist nicht der Alltagsname. Unnambarkeit ist Wesen des All�berall." - Hei�t das jetzt was anderes? Was ist jetzt die Idee, die gemeint war?)

Die Verantwortung f�r Verstehen liegt auf beiden Seiten: Der, der eine Idee �u�ert, sollte sie so ausdr�cken, dass der, an den diese Idee geht, versteht, was gemeint war. Und der, der mit der �u�erung konfrontiert ist, sollte sich bem�hen, herauszufinden, was gemeint war.

Zu einfach machen es sich meines Erachtens die, die die �u�erung von jemandem nicht verstehen, sich auch keine M�he geben, herauszufinden, was gemeint war und dann schlussfolgern: Der Andere hat Unrecht! Als n�chstes sieht man, wie sich beide gegenseitig ins Unrecht und sich selbst ins Recht setzen.

Da denke ich dann immer an den Spruch: "Der Grund, weswegen die meisten neuen Ideen oder Gedanken nicht zum Tragen kommen, liegt in folgender Tatsache: Man diskutiert nicht solche Themen bei denen der andere mindestens in einigen Punkten �bereinstimmt." (Probleme der Arbeit, S. 80)

 

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